Imoriath Forum

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Auftrag der Engel
© by Saphier (Atlenam) and Yuuki (Myraja), Jänner 2007. Alle Rechte vorbehalten. Jede Art der Vervielfältigung – auch auszugsweise – ist ohne Erlaubnis des Clans verboten

Er lag mitten auf der Wiese und blickte zum Mond, welcher die herrlichsten Farben angenommen hatte. Durch den leichten Nebel und die Wolken hindurch schien der Vollmond mystisch, in bläulichen und grünlichen Farben als hätte man ihn mit Feenstaub verzaubert. Eine sanfte Brise der erfrischenden nächtlichen Sommerluft wehte ihm seine weißen Haare ins Gesicht. Regungslos lag er da und ließ den Wind seine Spielchen treiben. Starr, mit wässrigen Augen blickte er weiterhin zum Mond hinauf und lauschte den Geräuschen der Nacht. Nur das leichte streicheln seines Zauberstabes, welcher neben ihm lag, lies erkennen das er noch lebte. Er war in Gedanken versunken und bemerkte nicht mal das die Wolken nun den Mond völlig verdeckt hatten und es auf einmal ganz dunkel wurde. Eine weitere Minute lag er noch wie betäubt am Boden als er plötzlich mit trauriger Stimme ein Wort flüsterte. ~Wieso?~ fragte er erneut, ~Wieso?~. Er richtete sich auf und wischte sich eine Träne aus dem Auge. Er sah die hügelige Wiese herunter und fragte wieder ganz leise mit dieser traurigen Stimme ~Wieso?~, wobei ihm wieder Tränen aus den Augen quollen. Er ergriff seinen Zauberstab und stand auf. Ohne zu wissen wohin, fing er an zu laufen. Der Wind trocknete ihm die Tränen aus dem Gesicht. Sein Atem wurde zusehends schwerer und sein weiches Gesicht nahm immer mehr und mehr harte Züge an. Er biss die Zähne zusammen und kniff die Augen leicht zu. Unweit vor sich sah er durch die Tränen in seinen Augen eine riesige Spinne die auf Beute lauerte. Er packte seinen Zauberstab fester und rannte auf die Spinne los.

Blitzartig schlug sie ihre Augen auf und griff instinktiv nach ihrem Zauberstab. Ein Geräusch hatte ihre Sinne geweckt und sie aus ihrem Schlaf gerissen. Flink und ohne zu zögern balancierte sie sich durch die Baumkrone des Baumes, auf welchem sie Rast gemacht hatte. Wie ein Schatten bewegte sie sich in dem Geäst. Ihre dunkle Haut, die schwarze Kleidung und ihr schwarzer Stab taten den Rest damit sie unerkannt blieb. Sie schob ein paar Äste zur Seite und erkannte einen jungen Mann, der auf den Baum zulief. Ihr Blick verfinsterte sich augenblicklich als sie erkannte wer es war. ~Ein Lichtelf~ flüsterte sie leise, ~Ein widerwärtiger Elf~. Sie fing an zu grinsen und klammerte sich fester an ihren Zauberstab, ~Ich hasse diese Naturliebenden...~ sagte sie und überlegte dann welchen Begriff sie nutzen könnte. ~Kuschelelfen! Ich hasse diese Naturliebenden Kuschelelfen~ meinte sie schließlich gehässig.

Er blieb stehen und fixierte die Spinne mit seinem Blick. ~Tolo, gûl anim! ~ rief er und erhob seinen Zauberstab, ~Ryss en-ethuil, anno nin `alu lîn! ~ rief er weiter der Spinne entgegen. Gewitterwolken hatten sich über dem Ort gesammelt und der Himmel bebte und blitze. Mit einer Schwungvollen Bewegung richtete er seinen Zauberstab auf die Spinne wo gerade in diesem Moment ein gewaltiger Blitz einschlug und sie verkohlt zu Boden sinken lies. Der Blitz hatte sich durch die Spinne gebohrt und Teile ihres Leibes quer über den Platz geschleudert. Voller Wut blickte er den verkohlten Torso an und fing wieder an, mit seinem Zauberstab in der Luft zu wirbeln. ~Noer e-laer, anno nin vellas lîn! ~ rief er wieder laut und Feuerbälle schossen aus dem Zauberstab. Erst als alle Beine die sich noch bewegt hatten verkohlt am Boden liegen blieben und der Wind langsam die Asche des Kadavers weggeweht hatte lies er seinen Zauberstab sinken.

Sie blickte auf ihn herab und war zutiefst verwirrt, den so hatte sie sich nie einen Lichtelf vorgestellt. Auch wenn das ihr erster Lichtelf war den sie je gesehen hatte, so hatte sie schon aus spötterischen Liedern und Sagen vom Leben der „Hellen“ gehört und fragte sich nun ob sie diese Wesen, von denen sie ja selber abstammen solle, falsch eingeschätzt hatte. ~Ich spüre Zorn. Zorn wie ihn ein Ork nur selten haben könnt~ sagte sie leise zu sich selbst.

Er ließ seinen Zauberstab zu Boden fallen und Tränen quollen ihm wieder aus den Augen. Er ließ sich auf die Knie fallen und verdeckte mit seinen Händen sein nasses Gesicht. Er griff wieder zu seinem Zauberstab, erhob sich und ging schweren Ganges zu einer alten, großen erhabenen Eiche wo er sich an ihren Stamm lehnte und schluchzend fragte ~ Wieso? ~.

~Was heißt da Wieso? Du hast die Spinne getötet! Ihr jetzt nachzuheulen bringt nichts!~ kam eine Antwort unerwartet aus der Blätterkrone der Eiche. Erschrocken richtete er sich ruckartig auf und hielt den Zauberstab in Angriffsposition. ~Wer ist da?~, fragte er und versuchte jemanden in der Baumkrone zu entdecken. ~Wer ich bin?~, fragte sie zurück, ~Das geht dich nichts an!~ antwortete sie sogleich wieder. ~Lacho, calad~, flüsterte er und hielt den Stab in die Luft. Dieser begann sofort zu glühen und erhellte den Ort in gleißendem Licht, doch die Baumkrone der alten Eiche war einfach zu dicht, das er jede Stelle erhellen hätte können. Er senkte den Stab wieder und fragte ~Was willst du?~. ~Von dir?~, kam es ihr verwundert von den Lippen, ~Du hast nichts was ich hätte haben wollen!~, antwortete sie lachend. ~Wieso kommst du nicht runter und zeigst dich?~, fragte er. ~Dir zeigen? Nein Danke!~, antwortete sie. ~Wie du willst!~, meinte er gleichgültig und setze sich. Er schloss seine Augen und versuchte sich zu sammeln.

~Ich bin neugierig! Was hast du mit „Wieso“ gemeint? Mir ist bewusst das du damit nicht die Arachnia gemeint hast~, rief sie nach ein paar Minuten des Schweigens hinab. ~Das ist meine Sache! Lass mich allein!~ rief er wütend zurück. ~So sag es mir und ich lasse dich in Ruhe, wir sind allein niemand wird es sonst erfahren. Es wird dir wie ein neuer Anfang vorkommen wenn du es jemand erzählst und deine Seele erleichterst! ~ rief sie hinab. Er schloss wieder seine Augen und Atmete tief durch.
~Allein... Ja, allein. Jeder Anfang ist schwer…vor allem wenn man alleine ist~ flüsterte er und öffnete seine Augen. ~ Der kalte und unbarmherzige Krieg hat vieles zerstört, die ach so standhaften Wälle…Häuser und Familien. So viel Blutvergießen…wofür nur, oh Eva? So viele haben so vieles verloren – war dies alles für den Krieg wert? Gekämpft haben wir bis zur letzten Sekunde, so verzweifelt…schlussendlich hat es wenig gebracht…wir waren in der Unterzahl und den meisten blieb vor Schreck nur das Zusehen des schrecklichen Massakers … Selbst uns standen die Gegner gegenüber…doch wir überlebten, ...gerade noch…~ sagte er traurig und sah zum Horizont wo sich die Berge mit dem Himmel vereinten und ein solch schönes Bild boten wie er es lange nicht gesehen hatte. ~Wo war ich, ach ja .. der Krieg~ sagte er traurig und blickte wieder zum Boden. ~ Man sprach von einem angeblichen glorreichen Sieg…doch dies war die schlimmste Lüge Imoriaths. All die Leute feierten, doch sie hatten keine Ahnung, dass deren tapfere Krieger und Magier qualvoll im Sterben lagen und ihre letzten Atemzüge machten. Sie wussten nichts…gar nichts…~ sagte er wütend und schlug gegen den Stamm der Eiche.
Nach kurzem Schweigen fing er wieder an zu erzählen, ~ Auch mir hat der Krieg was genommen an dem ich noch immer sehr hänge… die zahlreichen Gegner griffen uns an und vor meinen Augen wie hingerichtet, fiel die Liebe meines Lebens zu Boden~ Tränen schossen ihm aus den Augen doch er riss sich zusammen und setze fort, ~Ohne die Chance zu helfen wurde sie aus dem Leben gerissen … und so wurde ich alleine gelassen. Auch heute noch taucht ein dichter Nebel vor meinen Augen auf, wenn ich mich an die schönen Zeiten erinnere und dieser lässt mich in Einsamkeit und Verzweiflung verweilen…~, er atmete wieder tief durch und begann dann wieder zu erzählen.
~ Ich sollte das nächste Opfer sein und ich wollte mich erst gar nicht wehren ...nur damit ich wieder bei meiner Liebsten bin... wieder vereint... in alle Ewigkeit, auch wenn das den Tod bedeuten würde …~ sagte er hingerissen aber doch mit einem traurigen Unterton.
~Doch es sollte nicht sein ... ich wurde von einer Gestalt beschützt… in strahlendes Licht gehüllt und mit reinweißen Schwingen tauchte das Wesen vor mir auf ... In dessen Händen hielt es ein flammendes Schwert. Dieses Wesen in Gestalt einer schönen Frau brachte einige Gegner zur Strecke und blickte mit einem Lächeln, das mir bekannt vorkam zu mir herab. Plötzlich hörte ich eine Stimme in meinen Gedanken und sogleich verschwand die Gestalt wie sie auch gekommen war. Alles was übrig geblieben war, war eine leuchtende Feder und mir schwebte die Stimme durch den Kopf „Beschütze das Leben so, wie du meines beschützen wolltest…“~, er seufzte leise und sagte ~So nun kennst du die Geschichte~.
Sie blickte auf ihn herab und zu ihrem entsetzen empfand sie keinen Hass mehr gegen ihn, es war eher Mitleid welches sich in ihrem Herzen ausbreitete, ein Gefühl welches sie fast zu vergessen gelernt hatte. ~Traurige Geschichte!~ rief sie und sprang vor seine Füße.
Geschockt eine Dunkelelfe vor sich stehen zu haben griff er nach seinem Kristallenen Stab und richtete sich blitzartig auf wobei er die „Dunkle“ rammte sodass sie zu Boden fiel, ~Eine Dunkle~ rief er und richtete den Zauberstab auf sie. ~Ich kann dich verstehen, wir waren mal im Krieg, aber auch ich habe Freunde und Familie verloren. Es mag komisch klingen das von einer Dunklen zu hören aber du hast Recht – Krieg ist nicht der Weg den unsere Völker gehen sollten~ sagte sie und wischte sich das Blut von ihrer Lippe da sie gegen eine Wurzel gestoßen war als sie fiel. Er wusste nicht wie er sich verhalten sollte da es ihn ziemlich überraschte so was von einer Dunkelelfe zu hören...


(Viele Jahre später)


Die Sonne war gerade aufgegangen und er ging die Treppen zum steinernen Einhasad-Tempel empor, welcher in den Berg eingearbeitet war. Kurz vor dem Portal blickte er nach oben wo sich die Säulen vereinten und in den Himmel ragten. Dann betrat er den Tempel und ging den Säulengang entlang. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor doch nun stand er vor der Schwelle zum Altarraum.

Er zögerte kurz und betrat die prächtige Halle. Der Hohepriester kniete vor einer großen Statue eines Engels. In ihrer Hand hielt das dargestellte Wesen ein Schwert und ihre Flügel aus weißem Marmor leuchteten im Sonnenlicht welches sich durch das Fenster brach. Der Hohepriester erhob sich und erblickte ihn. ~Ich habe dich schon erwartet mein Sohn~ sagte der Priester mit freundlicher Stimme, was einem Fremden komisch erschienen hätte da der Elf älter war. ~ Hohepriester Gregory, ich muss beichten~ sagte er und blickte zur Statue, bei welcher in einem Glaskasten eine leuchtende Feder aufbewahrt wurde. ~So folge mir mein elfischer Freund~ sagte Gregory und führte ihn in einen Nebenraum. Gregory nahm ein Gefäß welches mit heiligem Wasser gefüllt war und nahm dem Elf die Beichte ab, nicht auf menschliche Weise, sondern auf elfische. ~Möge Corax hinwegwehen den Schmerz, aus des Elfen reinen Herz. Deine Sünden sind dir vergeben – Möge dich Eva auf deinen weiteren Reisen beschützen~, dabei benetzte er die Lippen des Elfs mit dem Wasser aus dem Gefäß.

Er ging wieder in den Altarraum. Kniete sich vor die Statue und blickte zur Feder welche er dem Priester zur Aufbewahrung gegeben hatte. Dann verließ er den Tempel und blickte zum Himmel wo er das Antlitz seiner Geliebten erblickte die ihn anlächelte und er erinnerte sich daran was er an jenem Abend der Dunkelelfin gesagt hatte.
Er schloss die Augen und hörte sich innerlich sagen „ Nun…sind meine Freunde und ich in Goddard zuhause und reisen zu vielen Orten um Bündnisse einzugehen und um neue Gefährten zu finden – die unseren Weg folgen und denen helfen, die Hilfe brauchen … Zu Ehren der Engel, Ordo Angelus


( *fortsetzung folgt* )