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Normale Version: Die Schlacht um Tor Dwarf
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Die Schlacht um Tor Dwarf

Einige Wochen waren bereits vergangen, seit die Streitmacht der Zwerge nach Schuttgart zurückgekehrt war. Auch die Kämpfer der Dornars de Delves gingen größtenteils schon wieder dem täglichen Handwerk nach, sei es in Giran, der Handelsniederlassung in Schuttgart oder als Besatzung des westlichen Forts am Grenzaußenposten zum Schutz der Handelswege.

Doch was war geschehen? Wohlstand und Genügsamkeit hatten das Zwergenvolk unaufmerksam werden lassen. Die Orkkriege waren lange vorbei und die Erinnerung daran lebte nur noch in den Erzählungen der Alten wieder auf. So kam es, dass sich zunächst nahezu unbemerkt Räuberbanden, Gesindel und garstige Kreaturen im Zwergenland breitmachen konnten. Wenige zunächst, doch angelockt vom Reichtum der Zwerge und durch die Aussicht auf leichte Beute nahm die Zahl der Unholde rasch zu und wuchs bald die Stärke eines kleinen Heeres heran. Immer wieder wurden Handelskarawanen überfallen und umliegende Gehöfte und kleinere Ortschaften in der Nähe von Schuttgart überfallen und geplündert.

Zunächst beschränkte sich der Magistrat von Schuttgart darauf, stärkere Bewachungen für die Karawanen abzustellen und auch in den umliegenden Ortschaften kleinere Garnisonen einzurichten. Doch schnell erwies es sich, dass diese, obwohl im Kampf gut ausgebildet und stark bewaffnet, den immer häufiger zuschlagenden und gut organisierten Banden zahlenmäßig hoffnungslos unterlegen waren.

Lange Zeit blieb auch der Unterschlupf der Plünderer verborgen. Spuren führten ins Nirgendwo, endeten an Gewässern, steilen Klippen oder in den weiten eisbedeckten Steppen. Inzwischen hatte sich die Lage in Schuttgart zugespitzt. Immer mehr Zwerge, ja ganze Sippen, suchten in den Mauern von Schuttgart Schutz und der Unmut der Bevölkerung wuchs, ob der Erfolglosigkeit des Magistrats. Auch die erfahrenen Sucher der Dornars de Delves, die inzwischen um Mithilfe gebeten wurden, verloren ein ums andere Mal die Fährten.

So war es eher ein Zufall, der die Sucher schließlich zum Unterschlupf der Feinde führte. Wieder hatten die Plünderer zugeschlagen und eine Handelskarawane auf dem Weg nach Schuttgart überfallen. Erneut hatte es zahlreiche Verluste gegeben und wieder wurde niemand von den Räubern am Leben gelassen. So fanden Skal und Ise auch nur Leichen und brennende Wagen vor, als sie auf den Ort des Geschehens stießen. Schaudernd wandten sich die beiden zunächst ab und erst als sie ihre Wut ob der Grausamkeiten etwas gezügelt hatten, begannen die beiden die umliegende Gegend zu untersuchen. Doch auch diesmal fand sich kein Hinweis, keine Spur, bis Skal, Raubein und Trunkenbold der Gilde, plötzlich den Kopf hob. „Ich rieche Binaps!“ Den guten aus Dion, den Peppina immer liefert!“ Ise schüttelte verständnislos den Kopf. „Wie kannst Du JETZT an Schnaps denken? Siehst Du denn nicht, was unseren Brüdern und Schwestern widerfahren ist?. „Still!“ Skal hob abwehrend die Hand und began schnüffelnd noch einmal die Umgebung. “Hier! Schau Dir die Tropfen im Schnee an! Das ist Binaps! Ich kann ihn riechen. Ich würde ihn sogar kilometerweit riechen! Sie haben unter anderem ein kaputtes Faß geklaut. Hier, schau!“ Wie ein Spürhund nahm Skal die Fährte auf und Ise folgte ihm immer noch kopfschüttelnd.
„Du riechst wohl die Tavernen in Schuttgart“ rief Ise leise, als ihm klar wurde, dass sie in Richtung auf die große Stadt marschierten. „Ich rieche Binaps und er stammt von der Karawane!“ entgegnete Skal unwirsch. „Und nun sei still! Die Toten waren noch warm, wir sind ihnen nah auf den Fersen.“

Die beiden hatten Caron´s Kerker hinter sich gelassen und die Höhle des Bösen fast passiert, als sie vor sich schattenhafte Gestalten erblickten. „Dort laufen sie“ flüsterte Skal. Lautlos folgten die beiden Sucher den Unholden bis sie plötzlich vor sich die Zinnen einer großen uralten Burg aufragen sahen. „Ews vel Dormark. Das ist Tor Dwarf, der Zwergenfels“ raunte Ise. Sie haben sich in dem alten Zwergenschloss eingenistet. Vorsichtig schlichen sie um die Mauern als Ise Skal auf die Schultern tippte. „Schau, das Tor.“ „Was soll damit sein?“ Es ist stark und fest! „Na und? Große Burgen haben nun mal große Tore“ raunte Skal unwirsch. „Aber dieses Tor ist neu. Die Burg ist seit hunderten von Jahren unbewohnt. Es heißt die Geister vergangener Schlachten gehen dort um. Niemand hat sich seitdem hierher getraut. Kein Wunder, dass das Gesindel hier unentdeckt geblieben ist. Aber das Tor- es ist NEU! Es IST der Unterschlupf von diesem Gesindel. Laß uns Meister Fejodor aufsuchen, damit er dem Magistrat berichten kann…

Nur wenige Tage später ward ein Heer aufgestellt. Hunderte von Schilden, Äxten und Speeren glänzten in der Herbstsonne, als die Streitmacht aus den Toren herauszog um dem Feind gegenüberzutreten. Groß war der Jubel unter den Zwergen, als mächtige Belagerungsmaschinen über die Straßen rollten. Hofften doch viele, bald wieder nach Hause zurückkehren zu können. Doch schon bald machte sich Ernüchterung breit. Viele Tage schon wurde die Festung belagert und obwohl man dem Feind nun zahlenmäßig weit überlegen war, gelang es nicht, die Burg einzunehmen. Seit Jahrhunderten verlassen, waren die Türme und Mauern immer noch stark und fest, die Keller der Burg wahrscheinlich mit Proviant und Vorräten aus den Raubzügen prall gefüllt. Einst von den Zwergen als eine Einheit aus dem Berg gehauen, konnte die Burg selbst mit kleiner Besetzung immer noch weit größeren Heeren trotzen.

Weitere Heerschauen wurden abgehalten, Boten wurden in alle Landesteile entsandt, um die Zwerge zu den Waffen zu rufen. Die Dornars de Delves stellten ihre Gildenhallen in den Städten als Unterkünfte zur Verfügung, die Schmiede der Binge arbeiteten Tag und Nacht, um Waffen und Rüstungen herzustellen. Mehrere Wochen vergingen, als ein zweites Heer die Stadt verlies. Wieder war der Jubel groß, doch die Zinnen der Burg und die Schar der Feinde hielten auch weiter dem Ansturm der vereinigten Zwergenstreitmacht stand, denn inzwischen war früh der Winter angebrochen und die großen Belagerungsmaschienen waren entweder eingeschneit oder ließen sich auf dem gefrorenen und mit Eis bedecktem Boden kaum noch bewegen.

Auch Fejodor und viele Kämpfer der Gilde hatten sich an der Belagerung beteiligt. Als die Krieger der Dornars eines Abends vor den Zelten an den Feuern saßen, sprang Araki plötzlich auf. „Meister Fejodor“ rief sie „ihr wisst doch sonst immer Rat. Die Mauern der Burg verspotten uns und aushungern können wir sie auch nicht. Schnee und Eiseskälte setzen unseren Kämpfern zu. Was sollen wir tun?“ „Vielleicht wäre besser gewesen, wir hätten uns in der Vergangenheit mehr mit dem Umgang mit Waffen beschäftigt, als in Büchern zu lesen“ grummelte Skal. „Das sagt ihr, weil ihr immer noch nicht lesen könnt und den Schnaps einem geschrieben Wort vorzieht“ entgegnete Fejodor zornig. „Und jetzt haltet die Klappe und…“ Plötzlich hielt Fejodor inne. „Nun, vielleicht ist die Schrift doch manchmal die bessere Waffe“ sprach er leise zu sich selbst. „Ich muss dringend nach Schuttgart“ rief er im Aufspringen. „Gebt auf euch Acht, ich bin in wenigen Tagen zurück!“ Verdutzt schauten seine Getreuen ihm nach, als er zu den Stallungen lief, seinen Reitdrachen sattelte und dann in der Dunkelheit verschwand…

In Schuttgart angekommen eilte Fejodor sofort in große Bibliothek und begann die uralten Schriften zu studieren, die seit Generation dort lagerten. 2 Nächte und einen ganzen Tag las er Geschichten und Berichte, die seit Urzeiten niemand mehr gesehen hatte. Endlich rollte er die letzte Pergamentrolle wieder zusammen, schaute auf die vielen abgebrannten Kerzenstummel und machte sich wieder auf den Weg.

„Wie ist die Lage“ war seine erste Frage, als er wieder im Feldlager eintraf. „Nichts hat sich getan“ entgegnete Nadi. Vom obersten Feldherrn bis zum einfachen Soldaten herrscht Ratlosigkeit. Das Heer beginnt zu murren. Es gibt mehr Wunden durch Erfrierungen, als durch Speere und Pfeile der Feinde.“ „Bringt mich zum obersten Feldherrn. Vielleicht wird doch das geschriebene Wort die Gegner vernichten.“ „Wo seid ihr gewesen und was habt ihr herausgefunden, Meister Fejodor?“ Doch dieser winkte ab. Alles zu seiner Zeit und nun lasst uns gehen.

„Maphr segne eure Wege“ sprach Fejodor, als er das Zelt des Kommandeurs betrat. „Mahal Samryn Mer“ entgegnete der Feldherr müde. Wollt ihr unsere Feinde mit Pergamentrollen erschlagen? sprach dieser, als er die Rollen sah, die Fejodor auf den Tisch legte. „Nein, aber vielleicht werden uns diese alten Schriften zum Sieg verhelfen. Leider gibt es keine Aufzeichnungen und Pläne über den Bau der Burg, doch zahlreiche Berichte aus alten Schlachten.“ Und? Entgegnete der Feldherr interessiert. „Es gibt Fluchtunnel. Zwei an der Zahl, jeweils an der linken und rechten Bergflanke. Sie sind wohl seit langem vergessen und ich bezweifle, dass unsere Gegner davon Kenntnis haben. Gebt mir die Erlaubnis, meine Sucher auszuschicken. Wenn jemand die geheimen Eingänge findet, dann die Sucher meiner Gilde.“
Nun gut, so schickt eure Männer aus. Ich zweifele zwar an den Legenden, doch sollten wir keine Möglichkeit außer Acht lassen.“

„Ich danke euch.“ Mit einer Verbeugung verließ Fejodor das Zelt. „Nadi, ruft die Sucher zusammen. Vor allem Ronus, Ise und Gallgorix. Und vergesst auch Miffida, Phlora, Vanysinia, Bronkol, Tofh und Braku nicht.“
Nachdem Fejodor die Sucher eingewiesen hatte wurden 2 Trupps gebildet, die in der aufkommenden Nacht nach den Stollen suchen sollten. „Macht der Gilde alle Ehre, ich verlasse mich auf euch“ sprach Fejodor mit ernster Stimme. „Vielleicht ist es die einzige und letzte Möglichkeit, diese Schlacht zu beenden.“

Stunden ungeduldigen Wartens vergingen und der Morgen graute bereits, als beide Gruppen fast gleichzeitig wieder im Feldlager eintrafen. „Wir haben einen Stollen gefunden“ berichtete Gallgorix. „Verschneit war er und selbst ohne Schnee kaum zu entdecken. Nahezu unsichtbar ist er, kaum von der Felswand zu unterscheiden. Der Stollen endet in den Verliesen des Schlosses, weiter sind wir nicht vorgedrungen.“
„Auch wir haben den Tunnel entdeckt“, sprach Bronkol. Viele Kisten und Fässer verstellten den Ausgang in der Burg. Ich glaube er führt in die großen Vorratskeller.“
„Gut gemacht, tapfere Zwerge. Lasst uns dem Oberbefehlshaber Bericht erstatten.“

Nachdem ein ausführlicher Angriffsplan entworfen wurde, gelang es schließlich die Burg einzunehmen. Zwei Gruppen drangen in die Gewölbe vor und stifteten zunächst große Verwirrung unter den Besetzern. Im Durcheinander der ersten Gefechte stahlen sich mehrere Zwerge davon und öffneten unbemerkt das große Burgtor, sodass nun auch die Hauptstreitmacht nahezu ungehindert in die Festung eindringen konnte. Viele Feinde wurden getötet, nur wenigen gelang die Flucht in die Nacht. Als der Morgen dämmerte, wehte die Fahne von Schuttgart über der alten Burg und fortan sollte wieder Frieden im Land herrschen.

Es war schon spät, doch in der Giraner Gildenhalle brannte immer noch Licht. Wochen waren ins Land gezogen, doch Abend für Abend saßen die Zwerge der Dornars de Delves am Kaminfeuer und erzählten stolz von der großen Schlacht am Tor Dwarf. So auch an diesem Abend, als plötzlich die Tür der Gildenhalle geöffnet wurde und Fejodor eintrat. Augenblicklich sprangen alle auf. „Da seid ihr ja endlich.“ „Was gibt es Neues zu berichten?“ Hattet ihr eine gute Reise?“ „Was hattet ihr noch so lange in Schuttgart zu tun?“ Fragen über Fragen prasselten auf den Leiter der stolzen Zwergengilde ein. Abwehrend hob Fejodor die Hände. „Begrüßt man so den Dornar Dwarkar?“ entgegnete er lachend. Bringt mir einen großen Humpen Zwergenbier, die Reise war anstrengend und entbehrungsreich. Und jeder mag sich auch einen Humpen füllen, denn ich habe wahrlich Neuigkeiten und heute wollen wir feiern.“

„Feiern? Eigentlich hatte ich eure Rückkehr herbeigesehnt“ rief Araki mürrisch. „Diese nichtsnutzige Bande feiert seit Wochen und die Essen in den Schmieden sind fast erkaltet.“ „Recht habt ihr, Araki. Es soll wieder geschafft werden. Hände wie Schreiberlinge habt ihr alle bekommen und es wird Zeit, dass ich dort wieder Schwielen sehe“ sprach Fejodor mit einem wissenden Lächeln. „Doch nun hört, ich will euch nicht lange auf die Folter spannen.

„Zunächst das Wichtigste: Es ist wieder Frieden im Land. Der Magistrat von Schuttgart hat das ganze Land von Mirantan bis zum alten Labor, von Eislabyrinth bis zu den Grüften der Schande durchkämmen lassen. Eine kleine Gruppe von dem Gesindel wurde noch aufgespürt und sitzt nun in den tiefsten Kerkern der Stadt. Ansonsten ist wohl kaum einer mit dem Leben davongekommen.
Aber nun zum Wichtigsten: Der Magistrat hat lange beratschlagt, wie man einer solchen Gefahr in Zukunft begegnen kann. Natürlich ist es nicht möglich alle Verstecke und Unterschlüpfe in unserem Land zu bewachen oder zu zerstören. Doch zumindest von der alten Burg soll nie wieder Gefahr ausgehen. Zum Dank für unsere Hilfe hat der Magistrat uns deshalb die Festung und das umliegende Land als Lehen zugestanden…“ Riesiger Jubel brandete auf, als Fejodor die Worte verkündete. Die Humpen wurden gehoben und viele begannen, vor Freude vor dem flackernden Kaminfeuer zu tanzen.
„RUHE!“ donnerte die Stimme von Fejodor durch die Halle. „RUHE! Ja, wir haben das Schloss und ertragreiche Ländereien zur Verwaltung bekommen. Doch werden auch große Pflichten und Aufgaben auf uns zukommen. Das Land muss bestellt werden, die Burg wieder aufgebaut und in einen wehrhaften Zustand gebracht werden. Zudem muss eine starke Besatzung die Festung schützen und es wird Monate, ja vielleicht sogar Jahre dauern, bis alles geschafft ist.
Aus allen Städten in den wir Niederlassungen haben werden fleißige Hände gebraucht, um den Anforderungen gerecht zu werden. Auch aus Giran werden wir jeden halbwegs entbehrlichen Kämpfer, Baumann, Schmied und Sucher entsenden und ich beauftrage hiermit den Zwergenrat, alles für den grossen Aufbruch in die Wege zu leiten. Desweiteren werden wir viele neue Hände brauchen ich verkünde hiermit die Aufstellung einer 2. Garde für die Gilde. Doch wisset: nicht nur Zwerge sollen in diese Garde aufgenommen werden, sondern auch Angehörige anderer Rassen, so sie denn treu zur Gilde stehen und uns bei unserer großen Aufgabe unterstützen…