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Vor 19 Tagen - Wolf - 07.03.2012

Klirrende Kälte hatte dafür gesorgt dass das kleine Bauernhaus westlich von Gludio aussah wie eine kleine Festung aus Eis und Schnee. Stalaktiten aus Eis ließen Fenster und Türen aussehen wie die geöffneten Mäuler eines Monsters. Der Morgen dämmerte bereits und rötliches Licht zeigte sich im Osten am Horizont. Die Werwölfe sahen in diesem Licht besser als Menschen und sammelten sich hinter einigen Hecken bis auf gelegentliches Knurren und Jaulen war es still. Sie hatten die ganze Nacht über um das Haus herum geheult so laut sie konnten und warteten nun darauf dass der Bauer übernächtigt aufstehen und über den Hof zum Stall gehen würde.
Sicher hätten sie die Türen auch aufbrechen und den Bauern töten können, doch Hariak hatte ihnen erklärt, dass Gludio und Umgebung nun als ihr Territorium zu betrachten sei, alles was nicht durch bewaffnete Truppen durch ihren Zugriff geschützt war gehörte ihnen.
Der Bauer erschien, über der Schulter trug er ein langes schlankes Schwert, unerwartet. Knurrend wandte Glau sich an seine Gruppe.
"Denkt daran, nur stellen, nicht reißen. Was vom Vieh heute Nacht erfrohren ist gehört uns, wenn es keine toten Tiere gibt schnappt Euch eine Kuh oder ein Pferd und dann Rückzug." Unmut und Blutlust schlug ihm entgegen. Menschen waren gefährliche Beute, vorallem wenn sie etwas verteidigten was ihnen am Herzen lag. Den Bauern am Leben zu lassen behagte einigen Stammesmitgliedern nicht.
"Dann los" Glau stieß ein kurzes lautes Heulen aus und setzte sich in Bewegung. Der Bauer hatte gerade den Stall geöffnet als sich ein gutes Dutzend Werwölfe aus verschiedenen Richtungen aus den Hecken löste und auf ihn zuhielt. Der Mann biss sich auf die Lippen. Er hatte in zwei, drei Schlachten gedient bevor er sich aufs Land zurückgezogen hatte. Die Erfahrung sagte ihm, dass er vielleicht zwei, maximal drei von den Bestien mitnehmen könnte, bevor er selbst starb.
Überraschend, dass sie überhaupt hier auftauchten, Gludio war dieser Plage gut Herr gewesen. Er holte tief Luft und wappnete sich dagegen, angesprungen zu werden, Adrenalin durchflutete ihn als er sich mit dem Rücken zum Stalltor postierte.
Die erste Bestie war mit riesigen Sprüngen herangehetzt und schlug einen Haken als er nach ihr schlug. Überrascht trat der Bauer zurück, dies Kreaturen handelten nicht so wie er es gewohnt war. Dann war er umstellt und er merkte deutlich dass sie versuchten, ihn von dem Tor wegzutreiben, da das bedrohliche laute Knurren ausschließlich von rechts kam. Widerwillig überließ er ihnen den Raum und sah hilflos mit an, wie drei von ihnen im Stall verschwanden. Knurren und Gackern ertönte, sein Schwein schrie. Tränen traten ihm in die Augen als er daran dachte, dass die Vorräte seiner Familie noch bis zum Ende dieses außergewöhnlich harten Winters reichen mussten.
Das Knurren verklang und die Meute zog sich mit einem letzten drohenden Knurren zurück. Einer der Werwölfe, ein kräftig gebautes Männchen stieß ein langgezogenes Heulen aus welches aus der Ferne beantwortet wurde. Diese ganze Sache war schon beängstigend genug aber dass diese Monster nun damit begannen, sich abzusprechen... Verzweifelt ließ er sein Schwert sinken.


Vor 18 Tagen - Wolf - 08.03.2012

Es war also soweit, der Winter forderte seinen Tribut. Zwei der alten Wölfe waren über Nacht erfroren. Glau biss die Zähne zusammen und knurrte frustriert den nächst rangniederen Werwolf an. Wenn sie nur in Häusern leben würden wäre es nicht dazu gekommen. Die kleinen qualmenden Feuer die sie in nachts entfachten waren für gewöhnlich am Morgen erloschen, als ob die Kälte ihnen nachts die Energie entzog. Seine Glieder waren steif von der Kälte und er näherte sich einer der Feuerstellen. Die uralte zahnlose Wölfin, die solang er es kannte immer einen Knochen aus dem Maul hängen hatte schob mit den gichtigen Händen die Asche und Kohle beiseite, auf der Suche nach dem Lebensfunken, der das Feuer vielleicht wieder erwecken konnte.
Mürrisch hockte er sich neben sie in den Schnee.
"So kalt war der Winter schon lange nicht mehr." beklagte sie sich und sah ihn mit ihren vom Alter milchig gewordenen Augen an. "Früher, als wir uns noch frei bewegen konnten,jaja..." Ihre rostige Stimme verklang und sie streckte ihren Buckel. "Ich werde das Ende des Winters nicht sehen."
Glau wollte widersprechen, doch seine Zähne schlugen nur klappernd aufeinander als er die zusammengebissenen Kiefer zur Antwort öffnen wollte. Die Alte lachte grätig und blies in die Asche, es glühte schwach. Glau rückte näher. "Wenn ich noch Zähne hätte würde ich mir jetzt ein saftiges Menschenkind holen." Speichel tropfte aus ihrem Maul als sie wohl in Erinnerungen schwelgte. Dann lachte sie erneut: "Heute könnte ich es nur zu tode lutschen." Welch widerwärtiger Gedanke, Glau hatte noch nie Mensch gekostet. Seit er auf der Welt war, waren Menschen als Beute tabu gewesen, sie zu berauben war eine Sache, sie zu töten eine andere, aber ihr Fleisch zu fressen? Sein Fell sträubte sich.
"Heißes Blut, hmmm. Weiches saftiges Fleisch, süßes Knochenmark..." Ihr Magen knurrte, es klang frustriert. Sie stieß mit einem Stock solange in der Asche herum, bis diese wütend glühte und begann dann den Inhalt ihrer Umhängetasche darauf zu leeren. Es qualmte zuerst, dann begann es zu knistern und schließlich legte sie dürre Zweige nach.
Das erste Feuer des Tages, Glau verbrannte sich fast die Finger daran und der Geruch verbrannten Fells breitete sich aus.
Hariaks näherte sich, Glau erkannte ihn an dem schweren Tritt der vier Pfoten. Die vierbeinige Form die er zu bevorzugen schien. Über seinem natürlichen Fell waren noch zwei erbeutete Felle festgebunden und er wirkte nicht so als ob er so fror wie Glau. "Wie sehen die Vorbereitungen aus? Hat Beleli schon eine Entscheidung getroffen, was das nächste Ziel ist?" Seine Stimme war rau wie immer, sein Atem roch nach frischer Beute. Er war nachts viel abseits des Rudels unterwegs und jagte hauptsächlich für sich selbst.
Beleli war herangeschlichen gekommen: "Nach Hariaks Informationen soll sich südlich von Dion bald ein Heer sammeln. Mit Glück finden wir dort reichlich Aas und Waffen sodass wir unsere Kräfte besser einteilen können." altes Fleisch also, Glaus Eingeweide rebellierten und sein Rückenfell sträubte sich, was ihm einen fragenden Blick von Hariak und ein rostiges Lachen von der alten Wölfin brachten. Beleli fuhr fort: "Ich werde zwei Späher entsenden, die auskundschaften sollen wie die Situation ist und wie wir sie zu unserem Vorteil nutzen können." Hariak nickte und machte Platz als der Schamane ans Feuer gehumpelt kam, auch er war nichtmehr der jüngste und eines seiner Beine machte ihm seit dem letzten Überfall Probleme.
"Dann bedienen wir uns heute beim Waisenhaus?" Die Ohren der alten Wölfin die für gewöhnlich immer schlapp herunter hingen stellten sich auf und ihre milchigen Augen richteten sich auf den Roten, sie schmatzte und ihr Magen knurrte lang anhaltend. Hariak ließ ein Grinsen aufblitzen und schüttelte verneinend den Kopf: "Den Waisenkindern wird meist gespendet wenn sie in der Stadt unterwegs sind. Wenn wir uns deren Holzvorräte unter den Nagel reißen werden sie keine Schwierigkeiten haben, sie aufzufüllen. Wenn wir nachts lautlos zuschlagen werden sie erst später bemerken das Holz fehlt." Die Ohren und der Kopf der Alten sanken wieder herab.
Beleli legte die Ohren an: "Du sagst uns alles in der Gegend gehört ohnehin uns, aber wir stehlen bei Nacht und Nebel Essen, Kleidung und Holz wie gewöhnliche Landstreicher."
"Die Menschen sind jetzt durch den Konflikt abgelenkt dessentwegen sie ihre Armeen zusammenziehen, du kannst du soviel Blut vergießen wie du willst. Wir besitzen noch keine Waffen mit denen wir eine Söldnertruppe die größer als 10 Mann ist schlagen können. Wenn du das Blut wehrloser vergießt werden sie mehr als 10 Mann schicken, nur um zu verhindern dass du es wieder tust. Im Moment sind wir vielleicht lästig... Aber beizeiten werden wir mehr sein und stärker. Ihr wisst alles was ihr wissen müsst. Sowohl über die Menschen als auch wie ihr mit ihnen umzugehen habt."

--- Tag 17 ---

Die Nacht verbrachten die Werwölfe damit, Holz zu stehlen und es in ihren Hein zu schleppen. Am Mittag des nächsten Tages erschienen die ersten Waisenkinder in Gludio und baten bei Passanten, Händlern und Wohlhabenden um etwas Geld und Holz zum Wärmen des Waisenhauses.

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ooc: An diesem Abend hat es nicht gestürmt oder geschneit sodass die Spuren der Werwölfe ein gutes Stück weit verfolgbar wären ehe sie sich zwischen den Heinen verteilen.


- Wolf - 04.04.2012

Die restlichen Tage

Der Winter verlief harsch und frostig, sortierte die Schwachen, Kranken und Dummen aus und ließ die Starken, Gesunden und Schlauen den Frühling erleben.
Schweigend standen Glau und Beleli neben dem Haufen aus Blättern, Grabbeigaben und den Resten des erbeuteten Holzes. Darauf lag der Leichnam des Schamanen. Der Winter hatte nun auch sein Leben gefordert und wenig mehr übrig gelassen als ledrige Haut mit einigen Fellfetzen und spröde dürre Knochen, die schon unter leichtem Druck nachgaben und brachen. Seine letzte Handlung hatte daraus bestanden, Glau die Ehre zu erweisen das Amulett zu tragen. Schwer wog es in Glaus Pranke als er es anhob und betrachtete. Das war es also, der Sinn seines Lebens würde ab jetzt daraus bestehen, Schamane zu werden und Lösungen für Probleme zu finden die die Werwölfe mit roher Gewalt nicht lösen konnten. Er würde sich auf die Reise machen lernen, Geister zu beschwören, Medizin zu brauen, bei anderen Stämmen vorsprechen und die Geschichte seines Volkes lernen.
Eine Ahnung von Überlegenheit die ihn in Zukunft erfüllen würde durchflutete ihn und er straffte die Schultern.
Hariaks schwere Gestalt gesellte sich zu ihnen. Der vor ihm kommende Rangniedrigste Wolf war bei ihm und trug eine brennende Fackel. Keiner von ihnen hatte etwas zu sagen, bis auf Hariak hatten alle Wölfe des Rudels den Schamanen seit ihrer Kindheit gekannt, als er noch einen Namen gehabt hatte. Ein weiterer kurzer Blick in die Runde, fragend, dann steckte der Wolf das Grab in Brand. Rauchend zuerst, dann heißer und rauchloser leckten die Flammen über Holz, Blätter, Haut und Knochen. Lodernd und hell schien sich die Seele des Schamanen ein letztes Mal in die Geisterwelt zu erheben und der Scheiterhaufen brach krachend in sich zusammen. Mit zunehmendem Tempo zerfiel die dunkle Masse die einst der Schamane gewesen war und hinterließ nur Hitze, Kohle und Asche nach einigen Stunden.
Die Wölfe versammelten sich am Ende der einfachen Zeremonie im Zentrum des kleinen Hains und Beleli sprach zu ihnen.
"Der Winter war außergewöhnlich hart und wir haben viele Familienmitglieder verloren. Der Preis für das Überleben war hoch und es ist an der Zeit den Rest davon zu entrichten. Wir brauchen frisches Blut in unseren Reihen, neues Wissen und Verbündete wenn wir überleben wollen. Die Menschen werden sich unserer vielleicht erinnern und wieder Jagd auf uns machen. Darauf sollten wir uns vorbereiten, hört also meine Worte." Hängende Ohren und Köpfe hoben sich als sie die Rituellen Worte vernahmen denen meist eine Ankündigung folgte die das Rudel verändern und neu formen würde. Goldfarbene Augen richteten sich auf den Alpha.
"Am morgigen Tag ist Mutter Mond voll und die Sterne stehen wie sie sollten um ein Ritual abzuhalten. Glau wird der neue Schamane des Rudel sein." Zustimmendes Bellen und Jaulen antwortete ihm.
"Am Tag darauf werde ich neue Aufgaben verteilen und das Rudel in alle Himmelsrichtungen zerstreuen. Diejenigen die für lange Reisen zu alt, zu jung oder zu geschwächt sind werden hierbleiben und die Haine darauf vorbereiten, neue Wölfe aufzunehmen wenn wir zurückkehren." Teilweise Zustimmung, teilweise Ablehnung schlug ihm entgegen. Das Bellen und Heulen legte sich jedoch nach einigen Augenblicken wieder.
"Der Ranghöchste der hierbleibt wird solange meine Stelle einnehmen und für Wachstum und Gedeihen sorgen so gut es geht. Keine Kämpfe mit den Menschen, keine Jagden in der Nähe ihrer Städte und Höfe. Wir werden vielleicht wieder kämpfen können wenn es mehr von uns gibt und zurückerobern was uns einst gehörte. So sind die Worte. Wenn jemand Einspruch erheben will so mag er sich mir zum Kampf stellen." Brennend lag Belelis Blick auf den Wölfen die gegen eine Spaltung des Rudels waren. Keiner wagte es und Beleli nickte zufrieden.
"Dann beginnt jetzt mit den Vorbereitungen auf das Ritual."

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ooc:
Die Werwölfe überlebten den Winter indem sie von dem stehlen was die Region um Gludio hergab. Sie organisieren sich und stellen sich aufgrund ihres neuen Wissens schnell auf zukünftige Strategie- und Taktikänderungen der Menschen ein wenn sie kämpfen.

Sehr viele Werwölfe haben den Winter ohnehin nicht überlebt, von ursprünglich etwa 20 sind mit den drei Hauptcharakteren noch etwa 8 andere übrig die sich zu halb/halb in stark und schwach teilen.

Leider hatte ich nicht die Zeit und Ausdauer, im selben Tempo zu schreiben wie das Event sich entwickelt hat. Es war mir eine Freude, zu sehen wie die Leserzahlen hochgingen und ich bedanke mich hiermit für die Aufmerksamkeit. Ein kleines Nachspiel gibt es noch hier