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Thyrael - Das Schicksal kennt kein morgen - Druckversion

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Thyrael - Das Schicksal kennt kein morgen - Uziel - 14.12.2006

Ich denke, ich war gerade sechs Sommer alt, als mich mein Vater, ein einfacher Dorfschmied, zu meinem ersten großen Turnier mitnahm. Ich war wie gebannt und verfolgte die hünenhaften Streiter und jede Ihrer Bewegungen. Ich war fasziniert davon, wie die schiere Kraft der muskulösen Schwertarme von einem absolut klaren Blick und Verstand koordiniert wurde. Wie Stahl und Fleisch eins wurden und sich am Ende der Energie zu einer tödlichen Waffe wandelten. Jeder dieser Streiter hinterließ tiefe Eindrücke in mir und die unterschiedlichen Waffengattungen waren ebenbürtig im Tanz ihrer Meister. Das Licht der Sonne gleißte von den Panzern und Kettenhemden wieder, die nur für diese Momente poliert worden waren. Ich weiß heute nicht mehr, wer dies Turnier am Ende gewann, oder wer am Ende vom Platz getragen werden musste. Aber eines wurde mir an jenem Tage klar, ich würde ein Krieger sein. Ein Meister der Waffen. Alle meine Energie wollte ich eben dort hinein stecken, einer von diesen Männern zu werden, denen die Gefahr Brot ist und der Kampf süßer Wein.
Nachdem ich meinem Vater mit leuchtenden Augen und den verspielten Worten eines Kindes eröffnet hatte, was mein Begehr war, seufzte er nur und erklärte mir mit sanfter Stimme, dass wir dafür nicht reich genug waren. Ein Mann wie er müsse zehn gute Jahre arbeiten um eine Ausbildung an einer Kriegerakademie zu bezahlen...So musste ich mich also damit abfinden, der Lehrling des Schmieds zu werden, auch wenn es mir nicht passte.
Es lag nicht an meinem Vater und so hatte ich keinen Grund, ihm etwas nachzutragen. Im Gegenteil, er war sehr geduldig mit mir und obgleich ich in Kindsjahren etwas schwächlich war, was dem Schmiedehandwerk freilich nicht sehr zuträglich war, blieb er mir stets ein geduldiger Lehrer. Auch meine Mutter schien mit mir zufrieden zu sein. obgleich beide nicht wussten, dass ich mich insgeheim doch immer in der Waffenkunst übte. Abends, wenn mein Vater die Esse reinigte und meine Mutter das Essen bereitete, schlich ich mich in eine nahe Scheune und übte mich mit einem Holzschwert, indem ich die Bewegungen der Turnierhelden, die mich noch immer fesselten und nicht losließen, eifrig und innig nachzuahmen suchte.
Die Jahre gingen dahin und so kam der Tag, da ich ein Mann werden sollte und achtzehn Sommer zählte. Schon früh ging ich wie gewohnt in die Schmiede und schürte das Feuer in der großen Esse. Die Glut musste bald heiß genug sein. Ich blickte mich um und verrichtete noch einige Kleinigkeiten, bis ich schließlich anfangen wollte einen Satz Hufeisen zu fertigen, die ein Nachbar am Vortag in Auftrag gegeben hatte. Ich war schon völlig in die Arbeit vertieft und hörte das monoton klirrende Hämmern auf dem Amboss gar nicht mehr, als ich kurz absetzte und erstaunt die Mittagsglocken vernahm. Ich sah mich verdutzt um und musste feststellen, dass mein Vater nicht da war; ...den ganzen Tag nicht da gewesen war!
Ich machte mir plötzlich Sorgen. Das war nun ganz und gar nicht seine Art. Ich lief ins Haus und suchte nach meiner Mutter, doch auch das Haus war leer und nicht einmal im Herd war ein Feuer gemacht worden. Das war mehr als merkwürdig. Ich lief zu einem der Nachbarhöfe und fragte mit zitternder Stimme nach meinen Eltern, aber niemand wusste etwas, hatte sie weggehen oder kommen sehen. Ich war völlig überfordert und malte mir die unheimlichsten Träume aus, sah sie im Wald unter Monstern und wilden Tieren um Hilfe winselnd und sterbend....Ich schreckte auf und beschloss, mich in den Wäldern umzusehen. In all dieser Not hatte ich jedoch keine Waffe zur Hand, außer meinem alten Holzschwert, das mir so lange zur Übung gedient hatte. Also erst in die Scheune und das Schwert holen, dann in den Wald. Ich sprintete die wenigen Meter bis zum Scheunentor und trat die kleine Zwischentür hastig auf, nur um meinen Vater und meine Mutter mitten in der Scheune stehend und breit grinsend vorzufinden. Beide hatten hölzerne Schwerter in der Hand und fuchtelten sich damit vor den Gesichtern herum. "Ich bin der stolze Ritter Thyrael!" Sagte mein Vater grinsend und wedelnd, "Und ich bin der furchtbare schwarze Ritter!!!" lachte und prustete meine Mutter, bis sie beide die Schwerter fallen ließen und sich um den Hals fielen und küssten. "Das war zu köstlich!" rief meine Mutter "Oh, ja, verzeih uns den Unfug, Junge" sagte mein Vater. Dann plötzlich sah er mich ernst an, der ich noch immer mit offenem Munde in der Türe stand.
"Junge, du warst lange eine große Hilfe für mich und obgleich dir anderes den Sinn stahl, bliebst du bei uns und machtest deine Eltern stolz. Aber heute nun ist der Tag gekommen, an dem du gehen musst. Du bist schon ein wahrer Mann und wenn du jetzt nicht mit deiner Ausbildung beginnst, dann wird es nimmermehr werden." Ich blickte ihn fragend an. Er hielt einen Augenblick inne und sagte dann "Alles Gute zum Geburtstag, Junge. Bleib, wie du bist. Du bist schon ein Held, nur viele wissen es noch nicht." Dann wies er auf ein Tuch, das offensichtlich etwas verbarg. Ich stürmte auf das Geschenk los und riss das Tuch unter den gespannten Blicken meiner Eltern zur Seite und zum Vorschein kamen eine Lederne Rüstung und ein Schwert. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Gleich zog ich die Rüstung an und ließ das Schwert mit holpriger Eleganz durch die Lüfte gleiten und begriff, dass ich noch viel zu lernen hatte. Nun erst sah ich, dass in dem Tuch auch ein Schreiben lag, das mir folgendes verkündete:

Mith Brif und Sigel besthaetigt die hochkaiserliche Krigsakademie hirmit die Aufname des Ueberbringers dises Schribes in einem der hisigen Posten, je nach Platsz und Bedarf an Mannen, zu einer Ausbildung zum Recken des Reiches.

Ich war überwältigt und sah meinen Vater erstaunt an. "Aber du sagtest doch, dass es..." er fiel mir ins Wort "ja, es hat sogar zwölf gedauert, aber, wenn es noch immer ist, was du willst, dann sei es drum. Aber nun musst du dich sputen, mein Junge, denn sonst kommst du zu spät zu deinem Schicksal..." Ich umarmte meine Eltern und brach in Tränen aus. "Wir werden immer stolz auf Dich sein, ganz gleich, was passiert." sagte meine Mutter und ich machte mich auf den Weg.

Endlich stand ich dann einige Tagesreisen später an einer Pforte zu einem der befestigten Außenposten der Kaiserlichen Kriegsakademie und ein widerlicher Wachtmann in einem Häuschen fauchte mir im Dunst seines fauligen Atems entgegen "Und wer wollt Ihr bitte sein, Bürschchen", ich sagte: "Mein Name ist Thyrael, aber ich bin nicht, ich werde." Er grinste auf eine abartige Art und Weise: "Na dann tretet ein, Bürschchen, Euer Schicksal erwartet Euch!"
Ich war sehr gespannt....