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Der Pfad des Vergessen... Luveena - eine Chargeschichte - Druckversion

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Der Pfad des Vergessen... Luveena - eine Chargeschichte - Galenya - 09.11.2007

Stand: 05.12.2007, Kapitelzahl: 14
Kapitel 1 - Blind in der Dunkelheit

Der Schmerz ließ sie erwachen. Kein starker Schmerz war es, nein, eher einer von der Sorte von Schmerzen, die zwar schwach sind, jedoch permanent da. Und sich daher nicht verdrängen lassen. Der Boden unter ihr wankte leicht, immer stetig, von einer Seite auf die Andere. Wie getrieben von einer ungeheuren Kraft. Sie griff sich mit einer Hand an den Hinterkopf. Hier war das Haar etwas feucht. Blut? Sie führte die Hand ans Gesicht und öffnete endlich die Augen. Doch es blieb dunkel. Erschrocken setzte sie sich auf. Grelle Lichtblitze schossen in ihrem Kopf umher. Sie war noch bewusstlos, bevor sie auf dem harten Holzboden aufschlug.

Auf dem Oberdeck des Schiffes wurde gearbeitet. Die Wellen waren hoch und den knapp fünf Dutzend Menschen fiel es sichtlich nicht leicht, die große holzerne Galeone durch die Wellenberge zu segeln. Der Regen prasselte unnachgibig auf das Deck, während der Sturm unaufhörlich an den stolzen weißen Segeln zerrte. Doch mehr waren nicht übergeblieben. Der Krieg war hart gewesen und hatte vielen tüchtigen Seemännern alles abverlangt. Die Seewolf, wie man die Galeone genannt hatte, war noch glimpflich davon gekommen. Zwar hatte sie einen ihrer Maste einbüssen müssen, doch den gröten Schaden trug die Mannschaft, deren Zahl deutlich geschrumpft war.
Die übrig gebliebenen Männer wünschten sich nichts weiter, als endlich wieder einen Schritt ans Land tun zu können, ohne die schwankenden Balken unter den Füßen. Ihr Familien wieder sehen. Ja, das war der Wunsch eines jeden. Doch der Sturm wollte sie scheinbar vorerst nicht gehen lassen.

Die Orkin unten im Lagerraum war inzwischen wieder zu sich gekommen. "Wo bin ich?" fragte sie sich, dann stellte sie die Frage laut in den Raum. Doch keine Antwort kam. "Ich bin blind" mutmaßte sie, tastete sich dann etwas über den Boden. Holzbalken. Immernoch schwankte es heftig, doch sie dachte, dass es an ihrem angeschlagenen Zustand liegen würde. Vorsichtig stand sie auf, die Hände schützend vor sich haltend. Einige Meter wankte sie so, bis sie auf Wiederstand stieß. Holzplanken. Sie tastete sich an ihnen entlang, bis sie bemerkte, dass dies ein geschlossener Raum war. Sie war gefangen. Und offensichtlich erblindet. Doch wer war sie eigentlich? Aufseufzend ließ sie sich wieder auf den Boden sinken. Sie ertastete ein paar gefüllte Säcke, hiner denen sie sich kauerte. Eine Hand hielt sie gegen ihre Stirn. "So leer..." stammelte sie. Was war nur passiert...

Der Sturm hatte sich gelegt. Der schmächtige Mann oben im Krähennest traute seinen Augen kaum. "Land in Sicht" rief er glücklich. Und tatsächlich. Die hoffnungsvoll geweiteten Augen der übernächtigten Seemänner sahen tatsächlich einen dunklen Streifen am Horizont. Sie hatten es geschafft. Den Krieg und auch den Sturm überstanden.

Die Orkin erwachte von einem Sonnenstrahl, der ihre Nase kitzelte. Sie öffnete die Augen, fast in Erwartung dass es Dunkel bleiben würde. Doch das blieb es nicht. Die sah den Holzboden, hob den Blick an den Schiffwänden entlang. Der Sonnenstrahl hatte sich seinen Weg in den Schiffsbauch durch die offene Luke an der Decke gebahnt. Eine Leiter war dort angelegt. "Ich bin nicht blind!" die Erkenntnis kam leise geflüstert über die blassen Lippen. Sie schlich langsam an die Luke, verharrte, lauschte. Doch es schien niemand in der Nähe zu sein. Langsam trat sie die ersten Stufen empor, und wurde von der Sonne schier geblendet. Blinzelnd sah sie sich um. "Ein Schiff..." Die Seewolf lag ruhig und verlassen da. Auch am Ufer war niemand zu sehen. Langsam gewöhnten sich die Augen der Orkin an die ungewohnte Helligkeit. Sie stieg nun auch die letzten Stufen hinauf und sah sich langsam um. Das Meer lag beinahe unschuldig ruhig da und nur ein leichtes Lüftchen wehte, kaum in der Lage die mächtigen Segel zu blähen.

Die Schritte der Orkin hallten laut auf den mitgenommenen Balken der Galeone. Dies war die letzte Reise des stolzen Schiffes, das musste die Orkin erkennen. Die einst weißen Segel waren vergilbt und durchlöchert, der Rumpf offenbarte einige tiefe Risse. Dass das Schiff noch nicht gesunken war, lag an der Sandbank, auf der es lag. Wasser sickerte hinein. Seetüchtig, das war die Seewolf nicht mehr. Sie hatte gekämpft, ihre Mannschaft sicher an Land gebracht. Doch zu mehr war die Galeone nicht mehr in der Lage. Ihr Ziel war erreicht.

Einer der Menschen hatte eine kleine Axt in den abgebrochenen Mast geschlagen. Unheimlich schimmerte die Waffe. Die Orkin trat einen Schritt auf sie zu, sie fast ehrfürchtig betrachtend. Die Klinge war schön halbmondförmig gebogen und schlicht, ohne Verzierungen. Zögernd streckte die Orkin die Hand nach dem hölzernen, schwarzen Griff aus und zog die Waffe aus dem Holz. Sie betrachtete die Waffe, hielt die üppige Klinge vor ihr Gesicht. Das sich sogleich auf der blitzenden Klinge spiegelte. Überrascht blickte die Orkin das Gesicht an, das ihr da entgegenblickte. Grüne Haut, große, blassgrüne Augen mit einer fast winzigen Pupillen, sowie üppige, blasse Lippen. Dazu kraeftig rotes Haar, zu dicken Strängen gefilzt und zu einem buschigen Zopf gebunden. Ein Ork, keine Frage. Lange blickte sie in diese ihr unbekannten Augen, die doch ihre eigenen waren. "Luveena" flüsterte sie. Auch wenn sie nicht wusste, warum ausgerechnet dieser Name ihr ins Gedächtnis kam. Wer war Luveena? Ein Feind? Vielleicht jemand aus ihrer Familie? Angestrengt überlegte sie, die Stirn kraus ziehend. Doch da war nichts. Hatte sie eine Familie? Einen Stamm? Wo kam sie her? Wer war sie? Doch in ihrem Kopf war nur eine weite, gähnende Leere. Wieder blickte sie ihr Gesicht in der Waffe an. "Luveena". Ein paar Male wiederholte sie den Namen, immernoch auf das fremde Gesicht starrend, bis sie endlich begriff. DAS war Luveena. SIE war Luveena.

Langsam liess Luveena die Axt sinken, steckte sie gedankenverloren in ihren Gürtel. Dann trat sie auf die Reeling zu, dem unbekannten Land vor sich einen langen, unergründlichen Blick schenkend. Was hatte sie zu verlieren. Wenn man keine Vergangenheit hat, braucht man doch wenigstens eine Zukunft- um diese wiederherum zur Vergangenheit werden zu lassen... Mit einem Ruck setzte sie sich in Bewegung, trat festen Schrittes auf die Holzbalken, die von der Reeling zum Land gelegt waren.

Das Holz der Galeone ächzte leise, als sie an Land trat. Traurig klang dieses Ächzen, ein Geräusch voll von Endgültigkeit. Doch das hörte Luveena nicht mehr. Entschlossen waren ihre Schritte, fort vom Meer, ins Landesinnere. Die große Galeone blieb auf der Sandbank zurück. Alleine. Geschlagen. Tot. Doch ihren letzten Passagier hatte sie an Land entlassen. In ein neues, unbekanntes Leben.
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Kapitel 2 - Die Taverne

Lange war sie unterwegs, bis endlich die ersten Häuser auftauchten. Keine Seele kreuzte ihren Weg, auch als sie schließlich durch die Tore der kleinen Stadt ging. "Dion" stand auf einem Schilde geschrieben. Sie sah sie um, doch niemand war zu sehen. Aus einer hölzernen Tür kam freudiges Lachen. "Taverne" verkündete ein weiteres Schild. Neugierig trat sie ein.

Die Stimmen gehörten einem untersetztem Zwerg mit silbergrauem Bart, der an der Bar die Gläser polierte. Eine dickliche Zwergin lachte gerade lauthals über einen seiner Witze. Luveene blickte umher, bis ihr Blick dann auf dem einzigen Gast hängen blieb, einem Dunklen, der den leeren Bierkrug vor sich anstarrte, als würde er ihn am Liebsten heilig sprechen. Luveene zog eine Augenbraue fragend hoch und schlenderte dann zu einem leeren Tisch, die Zwergin, welche die Schankmaid war mit einem kurzen "He Da!" aus dem Gespräch reissend. Sie bestellte ein Butterbier und blickte kaum auf, als auch schon der Dunkle ihr gegenüber saß und sich, durch den Alkohol leicht nuschelnd, als Meras vorstellte.

Die Schankmaid kam und brachte den bestellten Humpen Butterbier, den Luveena mit einem tiefen Schluck bis zur Hälfte leerte. Die lange Reise hatte sie durstig gemacht. Der Dunkle betrachtete in der Zeit den Humpen der Orkin wie einen liebgewonnenen und allzulang vermissten Freund. Luveena setzte an etwas zu sagen, als eine Orkin die Taverne betrat. Sie schien etwas oder jemanden zu suchen, den ihr Blick irrte in jede Ecke der Taverne. Sie war der erste Ork, den Luveena sah, bzw. erinnerte sie sich an keinen.

Die Fremde war nun an Luveenas Tisch angekommen. Luveena warf einen kurzen Blick auf Meras, dessen trunkener Kopf nun auf den Tisch gesunken war. Dann erhob sie sich. "Wen suchst du?" fragte sie. "Xorak" antwortete die Fremde, die sich gleich darauf als Niatek vorstellte. Sie hatten eine Weile geredet, da Niatek sich nicht vorstellen konnte, das Luveena zuvor noch keinem Ork begegnet war. "Du warst wohl noch nie im Dorf" stellte Niatek fest, "Von welchem Stamm bist du?" Doch auch auf diese, etwas misstrauisch gestellte Frage konnte Luveena ihr keine klare Antwort geben. "Ich weiss es nicht" sagte sie bedauernd.

An dieser Stelle wurden sie unterbrochen, denn der Türrahmen der Taverne verdunkelte sich, als ein großer, schwer gerüsteter Ork eintrat. Er trat sogleich zu Niatek und ein Blick auf das Wappen an seiner Rüstung verstärkte Luveenas Vorahnung, dass die beiden sich kannten- das Wappen war das Selbe. Perlys, wie Niatek den Ork nannte, stellte sich höfflich vor, so höfflich wie es für einen Ork nur möglich ist. "Erklär ihr doch bitte den Weg ins Dorf" bat Niatek ihn und verabschiedete sich kurz, verließ dann die Taverne. Und Perlys begann zu erzählen, sprach von düsteren Tälern, Bergen und Monstern, bei dessen Erwähnung Luveena fast wie automatisch an ihre kleine Streitaxt griff. Sie war Shamanin, keine Kämpferin. "Nichts, vor dem sich ein Ork fürchten müsste." versicherte Perlys. Doch dessen war sich Luveena nicht sicher. Zweifelnd blickte sie zu Meras, dessen Finger sich wie zufällig an den Griff ihres Humpens verirrt hatten.

"Was treibst du dich mit einem Dunklen rum?" fragte Perlys, den nun langsam sehr betrunkenen Meras mit einem geringschätzigen, beinahe hochnäsigen Blick betrachtend. "Nun, er ist der einzige den ich kenne." erklärte Luveena, "Doch er tut nichts ausser trinken. Und vertragen tut er auch nichts." Perlys lachte. "Schwächlinge sind sie, diese Dunklen." Luveena nickte eifrig. "Nicht wie Orks." Mit einer herrischen Geste haute sich Perlys vor die breite, gepanzerte Brust. "Kha!" Luveena war sich sicherer wie nie zuvor: Sie musste dieses Ork-Dorf finden. Dankend verabschiedete sie sich von Perlys und warf Meras einen letzten Blick zu. Doch der Kopf des Dunklen lag abermals auf den hölzernen Brettern des Tisches. Er schlief, tief und fest. Luveena wandte sich ab. Ja, sie musste aufbrechen. Sogleich.
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Kapitel 3 - Eine weite Reise später

Es war keine drei Tage später, als Luveena endlich in der frühen Abenddämmerung im Dorf ankam. Sie war erschöpft und ihre Beine schmerzten, von dem langen Fußweg, so auch von einigen blutenden Wunden, die ihr ein Kampf mit einigen hungrigen Wölfen eingebracht hatte. Völlig zerschlagen ließ sie sich auf einer Steintreppe nieder und begann, die Wunden zu versorgen. So müde war sie... Schwer sank der Kopf der Orkin gegen die Steinwand...

Als Luveena erwachte, war es hellichter Tag. Sie fühlte ein eigenartiges Kribbeln auf dem Hinterkopf, ein Kribbeln, das man verspührt, wenn Auge auf einen gerichtet sind. Sie hob den Kopf und blickte sich um. Eine Wache, zweifelslos ein Ork, blickte spöttisch auf sie hinab. "Gut geschlafen?" Sie knurrte leise: "Wie lange liege ich nun hier?" "Fast zwei Tage! Langsam müsstest du wach sein!" Luveene knurrte wieder, dieses Mal leicht unwirsch und rappelte sich auf. Die Wunden an ihren Beinen hatten aufgehört zu schmerzen, sie fühlte sich wach und erholt. Sogleich trat sie ein paar Schritte auf den Platz zwischen den Gebäuden zu, als sie ein ihr bekanntes Gesicht erblickte.

Niatek stand im Schatten eines der Häuser. "Gor lák!" rief sie freundlich. Niatek schaute sie erfreut an. "Gor lák Luveena. Wie ich sehe hat Perlys den Weg hierher gut beschrieben." Luveena nickte. "Wie lange bist du schon hier?" fragte Niatek weiter. "Seit zwei Tagen" sagte Luveena etwas zähneknirschend, jedoch verschweigend, was sie in diesen zwei Tagen getan hatte. "Ich habe aber noch nicht viel gesehen." "Hat Perlys dir etwas über die verschiedenen Stämme erzählt?" fragte Niatek. Bedauernd schüttelte Luveena den Kopf. Auffordernd nickte Niatek ihr zu. "Dann kommt, ich kenne eine Stelle an der es sich besser reden lässt." Luveena folgte ihr und sie kamen an eine Stelle, an der mehrere Baumstämme als bequeme Bänke aufgestellt waren. Ein riesiges Bierfass stand neben den Bänken. Dankbar setzte Luveena sich, nachdem sie ihr großes Büffeltrinkhorn mit Bier gefüllt hatte. Und Niatek begann zu erzählen. Sie erklärte Luveena, wie die verschiedenen Stämme zustande gekommen sind.

"Der Legende nach wurden die Orks einst von Paagrio geschaffen. Er schuf den ersten Vorfahren der Orks, Ash, aus seiner Glut. Dieser erste Vorfahre hatte, so die Sagen, sechs Kinder, aus denen die sechs Stämme der Orks hervorgingen: Atuba, Duda-Mara, Hestui, Gandi, Neruga und Urutu." Luveena hörste gebannt zu, doch keines dieser Namen sagte ihr etwas. Niatek erkannte die Sorge in den Augen der Orkin. "Spreche zu Paagrio. Du wirst deinen Stamm erkennen. Vielleicht wird es etwas dauern, aber du wirst ihn erkennen." Dann erklärte sie, dass jeder Stamm ein Totemtier hatte und appelierte Luveena zur Vorsicht. "Traue nicht jedem. Solange du zu keinem Stamm gehörst, bist du angreifbar." Luveena runzelte die Stirn. "Woher weiss ich wem ich trauen kann?" "Eigentlich kannst du jedem in diesem Dorf trauen. Und jedem, der dieses Zeichen trägt." Sie deutete auf das Wappen an ihrer Brust, dass Luveena auch an Perlys gesehen hatte. "Nur traue keinem Duda-Mera."

Sie wurden unterbrochen, als ein schlanker Ork-Shamane auf sie zu trat. Er begrüßte Niatek mit einem Kuss, so dass Luveena schmunzeln musste. Nachdem sie sich vorgestellt hatte, bot sie an, die beiden alleine zu lassen, doch der Shamane, der sich als Xorak vorstellte, winkte ab. "Noch sind wir nicht dort, wo du stören würdest." lachte er. Wenig später, nach eingen freundlichen Worten deutete er Luveenas neidischen Blick richtig. "Hast wohl kein Männchen, wie?" Luveenas Lächeln gefrohr schlagartig. Hatte sie eines? Angestrengt dachte sie nach. Doch da war nichts. Vor ihrem Erwachen im Bauche des Schiffes war ein einziges schwarzes Loch. Keinerlei Erinnerungen. Hatte sie wohlmöglich ihren Liebsten vergessen? Doch Xorak berschwichtigte sie schmunzelnd: "Also ich könnte mein Weibchen nicht vergessen." Luveena nickte eifrig. "Wenn es einen gäbe, hätte ich ihn bestimmt nicht vergessen." Ihre Stimme klang hoffnungvoll. "Ihr findet schon ein Männchen." versicherte Xorak. Luveena lächelte still, während ihre Gedanken langsam davon wanderten. Hatte es jemanden gegeben? Der vielleicht sogar auf sie wartete? Wo kam sie her? Und wen hatte sie zurück gelassen?

Gesprächsfetzen drangen an Luveenas Ohr. Von einem Drachen namens Anthara und einer Truppe, die ausziehen wollte, ihn zu töten. Unsanft aus ihren Gedanken gerissen blickte sie zu Niatek und Xorak, die sich angeregt unterhielten. "Stike wird sicher dabei sein, ihn zu töten." Luveena erkannte den Namen, der im Gespräch nun schon einige Male gefallen war. "Stike? Er muss ein mutiger Krieger sein." sagte sie, mehr zu sich als zu den beiden anderen. Xorak lachte leise auf: "Kha- schon jemanden in Aussicht?" Luveena winkte lächelnd ab. "Nein, wie denn? Ich kenne ihn ja nicht einmal!" Doch Xorak war sich sicher: "Du wirst ihn kennenlernen."

Als Luveena sich schließlich abwandte, kreisten ihre Gedanken bereits um den Umbekannten. Vielleicht konnte ihr dieser Stike weiterhelfen ihren Stamm zu finden? Und auch wenn sie es sich nicht eingestehen mochte, nach dem was sie über diesen Stike gehört hatte, war sie auch ein bisschen neugierig.
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Kapitel 4 - Geschichten eines Drachens

Als Luveena wieder auf Niatek traf, hatte sie Stike natürlich noch nicht gefunden. Niatek jedoch war zuversichtlich, dass Luveena ihn noch finden würde. Im weiteren Gespräch erzählte sie von einem geplanten Kapfzug gegen den grausamen Drachen Anthara, der Wunden verursachen konnte, die sich nicht mehr schlossen. "Es wäre mir eine Ehre, an der Seite der Wehr Kakais in den Kampf gegen diesen Drachen ziehen, wenn ihr noch eine Shamanin gebrauchen könnt." versicherte sie. Niatek war zuversichtlich. "Wende dich am Besten an die Dunkle Taarna- oder an Stike. Er wird die Wehr in diesem Kampf anführen." Luveena schmunzelte, als sie sich verabschiedet hatte und auf dem Weg in die Stadt Giran war. So war ihr selbst gestellter Auftrag noch immer der Selbe.

In der Stadt angekommen fiel Luveena sofort das Pergament ins Auge, welches dort an einem Baum nahe der Taverne angebracht war.
[Bild: waffen.jpg]
"Da ist es also" murmelte sie leise, das Pergament von dem Niatek ihr bereits erzählt hatte. Sie schmunzelte.. Etwas spukte in ihrem Kopf, eine Formel für einen Trank... wenn sie sich doch erinnern könnte... Da war etwas... Vielleicht konnte ein Gespräch mit einem anderen Shamanen ihrem Gedächtnis auf die Sprünge helfen?
Kurz entschlossen griff sie in ihren Beutel und förderte Pergament und Feder zu Tage. Dann begann sie einen Brief zu schreiben, an die Dunkle Taarna...

"Geehrte Taarna,
ich hörte von Eurem geplanten Schlachtzug gegen den mächtigen Drachen Antharas und möchte Euch hierzu meine Hilfe anbieten. Ich zweifle nicht im Gerinsten daran, dass die gemeldeten Krieger in der Lage sind, dem Biest seinem angestammten Schicksal zu zuführen, doch ich denke. Dennoch ist etwas Shamenen-Magie und Heilkunst vom Vorteil. So biete ich meine Dienste an, an der Seite der Wehr Kakais dem Drachen in den wohl sicheren Tode zu verhelfen.
Gehabt Euch wohl,
die Shamanin
Luveena"


Sie drückte das Pergament einem vorbeieilendem Boten in die Hand. "An die Dunkle Taarna" sagte sie.

(geliehen von Taarna)
Als Taarna das Haus der Gemeinschaft in Dion betrat, reichte Jamal ihr ein Schreiben. Taarna nahm es mit hinein und las es.
"Hm, eine Schamanin, nun es sind sehr gute Kämpfer und Magier, warum also nicht?!" Schnell griff sie zu Feder und Pegament und verfasste eine Antwort:

"Gor Lak Luveena.
Mit Freuden nahm ich heute Euer Schreiben zur Kenntnis und heisse Euch in den Reihen der Freiwilligen herzlich willkommen. Jemanden mit Euren Fähigkeiten können wir sehr gut brauchen, besonders da es uns an Heilkundingen dermassen mangelt, dass Yathallar Alantha vom schwarzen Lotus und ich schon Krieger in den wichtigen Kenntnissen der Heilkunst eines Kriegsmedicus einweisen müssen. Doch ist es nicht nur der reine Nutzen der mich veranlasst Euch willkommen zu heissen.
Ich bewundere den Mut eines jeden, der keiner Gemeinschaft, Clan oder Haus angehört und sich meldet ohne zu wissen wieviele Kämpfer teilnehmen und somit dem eventuellen Tod ohne Zögern entgegentritt.
Ihr schreibt, dass ihr gerne an der Seite der Wehr an dieser Schlacht teilnehmen wollt. Daher würde ich gerne Euer Schreiben der Schamanin Lia vorlegen. Bitte lasst mich kurz wissen ob Euch das Recht ist und wie wir Euch erreichen können.
Gez. Taarna, Zanjur d'Shilen.


Taarna versiegelte das Schreiben und gab es Jamal. "Bitte lasse es der Absenderin des Schreibens welches du mir vorhin gabst zukommen."
(/ende geliehen von Taarna)

Lange musste Luveena nicht auf eine Antwort warten. Sie hatte es sich gerade au das dritte große Butterbier in der Taverne gestürzt, als Jamal bei ihr eintraf. Sie nahm das Schreiben entgegen und überflog die Zeilen. "Lia..." Sie grübelte. Den Namen hatte sie bereits gehört. Bestimmt hatte Niatek ihn erwähnt. Jamal wandte sich zum gehen, doch Luveena rief ihn zurück. "Teilt der wehrten Dame Taarna mit, dass ich einwillige, mein Schreiben der Schamanin Lia vorzulegen."
Jamal wandte sich nun ganz ab und Luveena schaute ihm lange gedankenverloren nach, während bereits das erste Fünkchen Kampfeslust in ihren Augen blitzte...


- Taarna - 12.11.2007

Eine sehr schöne Geschichte. Ich bin gespannt wie sie weiter geht.
Gut dass sie das Dorf gefunden hat und somit in guten Händen ist.

*Erhobenen Daumen als Platzhalter setz damit du weiter schreiben kannst* ;-)


- Galenya - 20.11.2007

Kapitel 5 - Sich nicht schließende Wunden

Es war nur einige Tage später, als Jamal Luveena in Giran abpasste. "Taarna erwartet Euch!", sagte er und wirkte gehetzt. "Sie hält sich in Dion auf." Von der Eile Jamals mit Neugierde gepackt, lieh sich die Orkin bei einem Händler ein großes und starkes Pferd, dass fähig war, sie zu tragen. Denn obgleich eine Shamanin deutlich schmaler und leichter ist, als eine orkische Kriegerin, wiegt sie dennoch viel mehr, als ein Mensch.
Das Pferd, ein grosser und muskolöser Schimmelhengst schritt rasch aus, so dass der Weg nach Dion überraschend schnell ging. Am Stadttor übergab Luveena das Pferde einem der Stallburschen und betrat schließlich die Stadt. Taarna sah sie schon von Weitem, als sie Richtung Marktplatz ging. Sie war umringt von Menschen und Elfen, was Luveena leicht die Lippen schürzen ließ. Unwürdiges Blut! Dennoch trat sie rasch näher, sich sichtlich beherrschend.
Die Dunkle grüßte freundlich, ebenso die Elfen und Menschen. Doch Luveena erwiederte lediglich Taarnas Gruß. Dann setzte sie sich zu der Dunklen, die Lichten und Menschen genau im Auge. Taarna begann zu erklären, was das Problem bei dem geplanten Kriegszug war: Anthara, der gefürchtete Drache, konnte Wunden verursachen, welche sich wie von Geisterhand streubten, sich zu schließen. Niemand wusste, warum. Luveena hatte bereits davon gehört, dennoch war sie nicht gerade begeistert, dieses Gerücht bewahrheitet zu wissen. Sie überlegte laut: "Vielleicht Zinnkraut zur Stillung der Blutung. Und etwas Moos.. nur welches? Vielleicht etwas wundheilendes aus Moosbirke und gelber Kamille..." Taana unterbrach ihre Gedankengänge. "Ihr kennt Euch aus im Mixen von Tränken und Salben?" Bescheiden neigte Luveena den Kopf: "Ich glaube es war einst so..." Taarna wirkte hoch erfreut. "Das kann uns eine große Hilfe sein! So helft mir doch, die Krieger in Kreuterkunde und Heilkunde auszubilden!" Nach kurzem Zögern willigte Luveena ein, in Gedanken noch bei den benötigten Zutaten für die Salbe. Und bei denen, die scheinbar unwiederkehrlich aus ihrem Gedächtsnis gelöscht worden waren.
"Bitte, schaut Euch die Wunden an, die Anthara verursacht." bat Taarna. Sie deutete auf einen Elfen, der, wie sie sagte, von dem Drachen verletzt worden war. Der angesprochene Elf saß etwas hinter der Gruppe, hatte silbernes Haar. Ein Ohr schien ihm zu fehlen und er wirkte für einen Elfen eher klein. Der hochgewachsenen Shamanin kam er beinahe winzig vor. Ein Wappen, welches einen schwarzen Drachen zeigte, prangte auf seiner Rüstung, als sei es stolz über eben jenen Platz. Der Elf schien tief und fest zu schlafen. Auch nach mehreren Versuchen Taarnas und der anderen Elfen war er nicht aus seinem Schlaf zu reissen. Seine Haut hatte eine eigenartige, ungesunde Blässe. Er schien sehr geschwächt. "Elsyrion", rief eine der Elfen wieder. Doch er rührte sich nicht. Luveena erhob sich. "Ich werde es mir ein anderes Mal anschauen. Doch nun werde ich mich ans Mischen und Testen der Salbe machen." Taarna und auch die Anderen grüßten sie freundlich zum Abschied, doch wiederherum verabschiedete Luveena nur die Dunkle. Bei einem Tierhändler kaufte sie eine abgerichtete, große und nachtschwarze Krähe, die sie auf den Namen "Noctis" taufte. Der Vogel nahm bereitwillig auf der Schulter der Orkin Platz und schielte auf den Beutel Fleischstücke, den Luveena ebenfalls erworben hatte. Dann machte die Shamanin sich auf zum Stall. "Bringt das Pferde bitte nach Giran." bat sie den Stallknecht und drückte dem Jungen einige Goldstücke in die Hand, die sie sich in den vergangenen Tagen durch das Verkaufen von Heiltränken verdient hatte. Dann ging sie auf das Teleportal zu. Ein Pferde würde ihr bei ihrer geplanten Reise kaum eine Hilfe sein...
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Kapitel 6 - Ein Pergament an die Wehr Kakai's

Sie saß lange auf einem der einsamen Hügel des Ork-Dorfes. Vor ihr lagen einige Kräuter. Die Salbe gegen die durch Anthara verursachten Wunden wollte einfach nicht gelingen. "Wenn ich mich doch an das Rezept erinnern könnte..." knurrte sie leise und frustriert. Doch in ihrem kopf war nichts, was darauf hindeuten könnte. Nur Leere.
Sie dachte an Niatek und ihre Worte. "Jeder gehört einem Stamme an" hatte sie gesagt. "Du wirst merken, welcher der deine ist". "Wenn es doch so einfach wäre.." Luveena versetzte den Kräutern vor sich einen bitterbösen Blick. Dann kramte sie in ihrem Beutel nach einem Pergament und der Kokaburra-Feder, begann mit feuerroter Tinte aus einem kleinen, schmucklosen Fässchen zu schreiben...

An ...

Zögernd setzte sie die Feder ab. An wen sollte sie dieses Pergament schreiben? Vielleicht... würde ihr "Bote" den richtigen Ork finden, um dieses Pergament auszuwerten... Also schrieb sie kurzentschlossen weiter. Die Schrift war zwar krakelig doch für die Verhälnisse eines Orkes recht gut leserlich...

Ich grüße die Wehr Kakai's, Téjakar Oróka!
ich, eine Shamanin von noch jungen Jahren suche eine Guilde der starken Rasse der Orks. Wo ich aufgewachsen bin, weiss ich nicht, doch ich kam vor ein paar Monden in dieses Land. Über mich weiss ich kaum mehr als meinen Vornamen und dass ich scheinbar einmal eine mächtige Shamanin bin. Nach einigen Gesprächen mit den Orks Niatek, Perlys und Xorak erblühte in mir eine Art Vertrauensbasis für die Wehr Kakai's. Von dieser Guilde erhoffe ich Schutz und dass ich unter diesem Schutze vielleicht die Vollständigkeit meiner vergangenen Fähigkeiten wieder erlangen werde, sowie endlich Klarheit finde, wer ich war und wer ich geworden bin. Im Gegenzug biete ich unzerrütterliche Treue, sowie meine Fähigkeiten als Shamanin, die bald wieder vollständig sein sollten.
Gor agór - Luveena


Sorgsam rollte Luveena das Pergament und pfiff kurz zweimal hintereinander. Ein kleiner Punkt am Himmel wurd langsam immer größer, bis man schließlich einen schwarzen Vogel erkennen kann. Die Krähe Noctis ließ sich zu den Füßen der Orkin nieder und nahm einen Klumpen Fleisch aus ihrem Beutel entgegen. Luveena tätschelte den Vogel leicht das nachtschwarze Gefieder und reichte ihm dann die Pergamentrolle. Leise flüsterte sie mit rauher Stimme einige fremdartige Laute und schließlich krächzte der Vogel laut auf und erhebte sich. Lange schaute Luveena ihm hinterher, bis ihre Augen ihn nicht mehr auszumachen vermochten.
Nachdenklich wandte sie sich wieder den Kräutern zu. Etwas... schien sich in ihren Kopf zu drängen. Schnell griff sie in ihren Beutel und zog Mörser und Pastill hervor. Einen letzten kurzen Blick schickte sie in die Richtung, in die Noctis verschwunden war. Denn nahm sie die Kräuter auf und begann eilig damit, sie zu zerstampfen.

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Kapitel 7 - Im Kloster der Stille

Stolz betrachtete Luveena ihr Werk als Noctis zurückkehrte. Die Salbe schien sehr zähflüssig und hatte eine hellgrüne Farbe. Neben der Orkin lagen einige Salamanderköpfe, allesamt mussten prachtvolle Tiere gewesen sein. Sie waren von unterschiedlicher Färbung, einer rot, einer braun. Ein dritter war von einem hellen Blau, der Vierte war ebenfalls blau, jedoch dunkler. "Feuer, Erde, Wasser und Luft", murmelte Luveena. Sie hatte die Tiere einem vorbeireisenden Händler abgekauft und bereits zerlegt. Die Shamanin wirkte müde, so als hätte sie die ganzen zwei Tage in denen die Krähe unterwegs war, gearbeitet.
Noctaris landete neben den Füßen der Orkin und ließ eine Pergamentrolle fallen. Die kleinen schwarzen Augen betrachteten hungrig die Salamanderköpfe. Luveena öffnete das Pergament und überflog die Worte.

Wehrte Luveena, bitte finde dich im Kloster der Stille ein. Lia

Niatek hatte ihr bereits von Lia erzählt, erklärt, welch hohen Rang sie in der Guilde inne hatte. Hastig raffte Luveena ihre Habseligkeiten zusammen und deutete der Krähe an, auf ihrer Schulter Platz zu nehmen. Dann machte sie sich auf den Weg zum Portal.

Als Luveena das Kloster betrat, schauderte sie. Der Staub lag zentimetertief auf dem Boden. Auch Noctaris schien der Ort nicht zu gefallen. Unwirsch flatterte sie mit den Flügeln, so dass eine ordentliche Menge Staub aufwirbelte und Luveena laut niesen ließ. Sie lauschte. Kampfgeschrei und Schwerterklirren klang leise an ihre Ohren.
Schnell schritt sie weiter durch den niedrigen Gang, bis dieser in eine Halle mit hohen Wänden mündete. Eine Treppe führte in den Raum hinunter. Lia saß auf den obersten Stufen, die Hand auf ihren rundlichen Bauch gelegt und blickte dem Treiben zu. Einige Orks lieferten sich einen wilden Kampf mit einigen Mönchen, die der geballten Kampfeskraft der Oroka offensichtlich nicht lange stand halten würden. Auch Niatek war unter ihnen. Die Shamanin kämpfte behände mit einer kleinen Axt. Wie wirkte konzentriert. Der Schweiß rann über ihr Gesicht, während sie sich einem geflügelten Monster stellte, das Luveena an das erinnerte, was die Menschen "Engel" nennen würden. Weiße Federn schwebten durch den Raum, tanzten im Luftzug und blieben teilweise an den schweissnassen Gesichtern der Kämpfenden hängen.
Langsam blickte Luveena wieder zu der vor ihr sitzenden Oroka. Leise räusperte sie sich, allerdings eher, um in dem Staub ihre Stimme zu wecken, als um Aufmerksamkeit zu erregen. Lia wandte sich um. "DU musst Luveena sein." sprach sie und wirkte nicht überrascht, die Shamanin zu sehen. Luveena nickte leicht.
Rasch erfuhr Luveena, dass hier gerade die Kämpfer für den Kriegszug gegen den Drachen Anthara ausgebildet wurden. Die Kraft der Oroka sollte gezielt eingesetzt werden, Genauigkeit und Schnelligkeit perfektioniert werden. Und es sah gut aus. Ein Mönch nach dem anderen fiel unter den zornigen Klingen der Orks. Schon bald zogen sie weiter, in einen Raum, der hinter diesem lag und noch größer wirkte.
Luveena pustete eine Feder beiseite, die sich vorwitzig auf ihrer Nase platziert hatte. "Kakai wünscht mit dir zu sprechen." Luveena nickte. "Schicke mir bitte einen Boten, wann ich mich bei ihm einfinden soll." Sie wurden unterbrochen, da einige andere Oroka eintraten. Auch sie trugen das Abzeichen der Wehr, wie Luveena erfreut feststellte. Eine Kriegerin mit geschultertem Zweihandschwert war unter ihnen, sowie zwei weitere, männliche Krieger. Während sich der eine schwer auf einen Stock stützte, stand der andere aufrecht und strahlte so offensichtliche Macht aus, dass Luveena keinerlei Zweifel an seiner Identität hatte. Stike.
Sie musterte die drei freundlich und begrüßte sie. Schliesslich blieb ihr Blick auf dem Krieger haften, der sich auf den Stock stützte. Ihm fehlte ein Arm und auch an seinem Bein klaffte ein Schnitt. Beide Wunden sahen frisch aus, der Armstumpf blutete leicht. Die Wunde schien nicht heilen zu wollen. Der Krieger setzte sich und nahm von der Kriegerin, die sich als Oonevia vorstellte, eine Salbe an und schmierte sie großzügig auf den Stumpf. Sein verzerrtes Gesicht zeigte, dass es weh tun musste.
Lia lenke das Thema auf den Drachen. "Anthara ist ein Erddrache. Mit Hilfe der Erdenergie scheint er Wunden zu vergiften." Luveena runzelte leicht die Stirn. Ihre Gedanken huschten zu den Salamandern. Dennoch sagte sie nichts, da der Gedanke längst nicht ausgereift war. Wunden die sich nicht schlossen.... Langsam schaute sie zu dem verletzten Ork. Er cremte noch immer seinen Armstumpf ein, der noch immer blutete. Wunden sie sich nicht schlossen... Luveena begann leicht zu lächeln.

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Kapitel 8 – Throglogg

Nach einer kurzen Zeit verabschiedete sich Lia. Die Kämpfer waren langsam müde geworden und außerdem gab konnte man keine noch lebenden Mönche sehen, gegen die sie kämpfen konnten. Luveena hatte es sich neben dem verletzten Krieger auf dem verstaubten Boden bequem gemacht und sah Noctis dabei zu, wie sie durch den Raum flog und spielerisch nach einzelnen, in der stickigen Luft schwebenden Federn schnappte.
Niatek trat zu ihnen. Sie wirkte abgekämpft. Der Schweiß rann über ihr Gesicht, der Atem ging sehr schnell. „Wie geht es deinem Arm, Throglogg?“ fragte sie den verletzten Krieger neben Luveena. Er blickte zu ihr auf und Luveena musterte ihn erstmals genauer. Dass er ein gestandener Krieger war, war einfach zu erkennen. Zwar wirkte er nicht so extrem breitschultrig und muskelbepackt wie die anderen Krieger, den Luveena begegnet war, sondern deutlich schmaler. Dennoch strotzte sein Körper vor Kraft und es fiel nicht schwer, die stählernen Muskeln unter der bequemen Robe auszumachen. Die durch die frischen Wunden hervorgerufene Schwäche sah man ihm deutlich an. Das Abzeichen an seiner Brust ließ erkennen, dass er ein Leutnant der Wehr war. Sein Gesicht war eher schlank. Ein dünner, dunkelbrauner Bart zog sich an seinem Unterkiefer entlang. Ebenso dunkel war auch sein Haar, welches ungefähr Schulterlänge haben musste. Die Strähnen waren einzeln eingedreht und am Hinterkopf zu einem buschigen Zopf gebunden.
Throglogg verzog etwas gequält das Gesicht als Antwort auf diese Frage. Luveenas Blick huschte auf den Armstumpf. Der Arm war in der Mitte des Unterarmes abgetrennt. „Das sieht nicht gut aus.“ kommentierte sie den Zustand des Stumpfes. Und das sah es wirklich nicht. Scheinbar war nicht genug Haut übrig geblieben, als dass man die Wunde hätte nähen können. So klafften die Wundränder weit auseinander und noch immer blutete und nässte die Stelle leicht. Und schmerzfrei war sie ganz bestimmt auch nicht. „Wer war das?“ fragte Luveena leise, obgleich sie nicht mit einer Antwort gerechnet hatte, kam eine. „Es geschah bei einem Kampf um meinen Rang…“ Ein anderer Ork, der sich zuvor als Thandorak vorgestellt hatte, fügte hinzu: „Es war ein Unfall…“ Luveena nickte leicht, betrachtete die Wunde genauer. „Sie ist ausgebrannt worden.“ Obwohl dies keine Frage war, antwortete Throglogg. „Kha… zum Nähen war nicht genug Haut da…“
„Wenn du mir vertraust… würde ich es gern probieren.“sagte Luveena. Nach einem kurzen Zögern nickte Throglogg. „Kommt mit in unseren Handelsposten“, bot Niatek an, dort ist es nicht so staubig wie hier. Luveena nickte und begann eilig, ihre Sachen zusammen zu raffen.

Die Reise in die Stadt Rune war nicht sonderlich beschwerlich. Die drei Oroka mussten lediglich ein Port-tor durchqueren. Der Handelsposten war eine Halle, die gänzlich mit Fellen ausgelegt war. Es standen einige Fässer mit Garchcht an den Wänden, außerdem dieverse Kisten. Luveena deutete Throglogg an, sich auf einem der Felle nieder zu lassen. Bereitwillig folgte der Krieger ihren Anweisungen, währen sie Niatek bat, einige Dinge heran zuschaffen. Es dauerte nicht lange, bis sie mit den Sache zurück kam: viele Leinentücher, ein Eimer voll Wasser und zwei Flaschen Garchcht zurück. Luveena reichte Throglogg eine der Flaschen und breitete unter seinem Armstumpf einige Leinentücher aus. Der Krieger nahm einige tiefe schlucke des starken Orkschnappses und schüttete dann mutig und ohne Zögern den Rest der Flasche über die Wunde. Keinen Wimpernschlag später heulte er erstickt auf. Luveena schmunzelte leicht über den übertriebenen Mut des Leutnants, benetzte eines der Tücher ebenfalls mit dem Alkohol und begann vorsichtig und mit sicheren Bewegungen, die Wunde zu reinigen. Schon begann sie wieder zu bluten. Nicht heftig, doch heftig genug, dass Blut in die Tücher rann. Throglogg grunzte leise auf. „Feuer zu Feuer“ murmelte Luveena leise und griff in ihren Beuten und nahm einige Gegenstände heraus. Einen langen, roten Faden und eine spitze und stabil aussehende Holznadel. Niatek zerkaute in der Zeit einige Kräuter. „Zur Betäubung“ sagte sie, verteilte die Masse dann auf der Wunde. Luveena nickte und begann dann zu erklären: „Diese Fäden sind Muskelfasern des Feuersalamanders. Da die Wunde mit der Macht des Feuers zuletzt berührt wurde, kann ich probieren, direkt in das Fleisch zu nähen. So werden sich die Fasern nach einigen Tagen auflösen.“ Throglogg nickte leicht, während Niatek die Kräutermasse wieder von der Wunde entfernte. „Das.. kann jedoch sehr wehtun…“ bemerkte Luveena, Throgloggs Gesichtszüge genau betrachtend. „Nun fang schon endlich an.“ schmunzelte er als einzige Antwort. Die Shamanin nickte leicht, beugte sich dann mit ernster Mine über seinen Arm, die Nadel langsam ansetzend und mit etwas Kraft durch das Fleisch stoßend. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie der Krieger die Faust ballte. Dennoch zog sie die Faser zur anderen Seite herüber und stach die Nadel auch hier durch das Fleisch am Wundrand. Je weiter sie mit ihrem Werk kam, desto mehr Blut rann in die Tücher. Niatek stand langsam auf. „Ich werde nun gehen.“ Die Orkin sah sehr erschöpft aus. Luveena nickt leicht, nicht von ihrer Arbeit aufblickend. Throglogg reagierte gar nicht. Als die schwere Tür hinter Niatek ins Schloß fiel, war Luveena bereits bei den nächsten Stichen angekommen. Es ging langsam voran. Zwischendurch knurrte Throglogg laut auf und schlug mit der Faust heftig auf den Boden. Doch schließlich hatte Luveena es geschafft und zog vorsichtig, aber mit Kraft die Wundränder mit den Fasern zusammen. Der Leutnant gab ein ersticktes Keuchen von sich und seine Faust ruckte wieder in die Höhe, verharrte allerdings dort, als Luveena die letzten Enden der Faser mit ihrem Dolch durchtrennte. Vorsichtig säuberte sie die vernähte Wunde mit einem in Alkohol getränktem Tuch. Dann schmierte sie eine dünne Schicht der Salbe auf die Wunde, welche Oonevia ihr gegeben hatte und begann, den Armstumpf mit den übrigen Tüchern zu verbinden. Als sie fertig war, sank Throglogg erleichtert zurück und schloss die Augen. Sein Atem ging ruhig und gleichmäßig. Langsam stand Luveena auf, ihn kurz betrachtend. Sie schien bemüht, ihre Gedanken zu ordnen. Natürlich, wenn der Versuch mit den Muskelfasern klappen sollte, war sie dem Geheimnis gegen die durch Anthara verursachten Wunden näher als zuvor. Andererseits sagte ihr Gefühl ihr, dass sie allein über eine Genesung ihres Patienten schon deutlich erfreuter sein würde, als es für eine Shamanin üblich war…
Sie nahm den Beutel und befestigte ihn wieder an ihrem Gürtel. Die blutigen Leinentücher nahm sie ebenfalls an sich, um sie draußen zu entsorgen. Kurz zögerte sie und deckte dann ein dickes Fell über den scheinbar schlafenden Leutnant. „Gor Agor, Throglogg“, sagte sie leise, wandte sich dann ab und trat ins Freie. Draußen war die Sonne gerade untergegangen, es schien eine ruhige, sternenklare Nacht zu werden. Tief sog Luveena die frische Luft in ihre Lungen. Den traurigen Blick, den der Leutnant Throglogg ihr zu warf, sah sie nicht mehr. Auch nicht, als sie die Türe langsam zu zog…


- Rider1 - 25.11.2007

*winkt*

*Platzhalter von dem der hier n ganzes Kapitel bekommen hat*

*drueck*


- Galenya - 25.11.2007

Kapitel 9 – Der Oberste aller Orks

Luveena sah Throglogg am folgenden Tag wieder, als sie durch Rune schlenderte. Er wirkte recht nachdenklich und ruhig, jedoch auch erfreut, die Shamanin wieder zu sehen. Throglogg bot Luveena für die Nacht an, im Handelsposten der Wehr Kakais zu schlafen und nach kurzem Zögern willigte sie schließlich ein.
Doch ein langes Schlafen war der Shamanin nicht gegönnt. Früh am nächsten Morgen weckte Noctis sie, indem sie gegen ihre Hand pickte. Verschlafen blickte Luveena den Vogel an, der ein Pergament in den Krallen trug. Müde überflog sie die Zeilen. Das Pergament stammte von Kakai persönlich, dem Obersten aller Oroka, auch Paagrioherr genannt, da es ihm als einzigem erlaubt ist, Zwiesprache mit Paagrio zu halten. Er wurde durch einen Rat der sechs Stämme zum Oberhaupt der Orks gewählt. Und er rief Luveena zu sich. Sobald es ihr möglich war. Langsam stand die Shamanin auf, deutete der Krähe an, auf ihrer Schulter Platz zu nehmen. Luveena blickte zu Throglogg, der sich neben ihr unter einigen Fellen zusammengerollt hatte. Sie musste lächeln, denn noch immer hörte die die Worte, die er ihr am Vortag sagte. „Du bist nicht alleine, Luveena…“ „Das bist du auch nicht.“ hatte sie erwidert, und spürte langsam, wie sie es gemeint hatte. Vorsichtig stieg sie über die anderen Oroka hinweg, die sich im Laufe der Nacht zum Schlafen im Handelsposten eingefunden hatten und stieß leise die Tür auf. Das sanfte Lächeln ruhte jedoch noch immer auf ihrem Gesicht, als sie am Portal angekommen war…

Kakai saß auf seinem Thron, als Luveena den Thronsaal betrat. Er wirkte nicht überrascht sie zu sehen. Ihr Blick glitt über den muskelbepackten Körper des alten Kriegers, bis hin zu seinem markanten Gesicht, eingerahmt von zu dünnen Zöpfen eingedrehten schulterlangen Haaren, die ebenso dunkelbraun waren, wie sein buschiger Bart, der für einen Ork sogar etwas üppig wirkte. Die Shamanin verneigte sich respektvoll. „Du musst Luveena sein?“ die Frage klang eher wie eine Feststellung. Luveena nickte. „Und du möchtest dich der Wehr anschließen?“ wieder klang es nicht wie eine Frage. Doch sie nickte abermals. „Dann sage mir… Wer ist die Shamanin Luveena. Und was zeichnet sie aus? Was ist ihre Motivation? Ihr Wissen, ihre Macht, ihre Weissheit?“ Kakai bettete sein Kinn auf seine Faust und schaute sie wissbegierig an. Luveena atmete tief durch, offensichtlich bemüht ihre Gedanken zu ordnen. Was wusste sie eigentlich über sich? Und wie konnte sie es in wenige aber wirkungsvolle Worte packen? Kakai blickte sie weiterhin seelenruhig an, sein Blick wirkte beinahe geduldig. Luveena konnte deutlich sehen, wie wichtig ihm diese Frage war und dass sie sich nicht schämen musste, wenn sie für die Beantwortung etwas Zeit brauchte. Das gab ihr dann auch den nötigen Mut zu einer Antwort. „Nun, es ist Wissen, Macht und Weissheit in einem. Sowie die Tatsache, eben diese, dass die Rasse der Oroka nicht geschaffen wurde, um unterdrückt zu werden, sondern um zu unterdrücken. Nein… eher: um zu herrschen.“ sie atmete tief durch, „Mein Ziel ist es, dafür zu kämpfen.“ Kakai lupfte eine Augenbraue, seine Augen verengten sich kaum merklich, als er sie genaustens musterte, offenkundig am Sinnieren. Luveena wartete geduldig, bis er schließlich die Stimme erhob. Leise, aber in einem tiefen Bariton, so dass sie eindrucksvoller wirkte, als ein Schreien bei so manchem anderen: „Nun, Shamanin Luveena, unsere Ziele ähneln einander. Ziele, für die es sich zu leben, zu kämpfen und auch… zu sterben lohnt.“ Er blickte sie leicht fragend an. „Kha…“ das eine Wort entfleuchte ihr wie aus einer Automation heraus, ohne dass sie wirklich etwas dagegen hätte tun können. Ebenso könnte sie nichts dagegen tun, dass etwas in ihren Augen plötzlich aufzuglimmen schien.
„Und wie selbstbewusst ist die Shamanin Luveena?“ Kakais Blick wurde forschend. „Nun, ich weiß dass ich eine hohe Shamanin bin und mein das Führen von kleinen Äxten beherrsche. Ebenso wie einen starken Willen…“ Er wirkte beruhigt. „Ich brauche Leute wie dich, die stark und selbstbewusst sind. Und die gleichen Ziele teilen.“ seine Miene wurde erster denn je, „Trotzdem und vielleicht genau darum frage ich dich: Warum willst du der Wehr beitreten? Luveena war nicht überrascht über diese Frage, eher darüber, dass sie erst so spät kam. Obgleich dessen war ihre Stimme sehr sicher, als sie antwortete: „Weil ich in der Wehr meine Ziele und Ideale verfolgt sehe und ich dem meine Fähigkeiten, ja mein Leben einzusetzen versprechen kann.“ Kakai nickte dankend, als wären dies die Worte, die er hören wollte. Er beugte sich etwas vor, um sie direk ansehen zu können. Sein Blick war noch immer forschend genau in ihre Augen gerichtet, so dass sie nicht fähig war, auch nur zu blinzeln. „Eine Frage liegt mir noch auf dem Herzen, Shamanin…“ Luveena wartete ab, ihr Blick ein stilles Fragen. Kakai stand langsam auf, die Fäuste an beiden Seiten sinkend ging er gerade soweit auf sie zu, dass es für sie nicht unangenehm wurde. Luveena hielt noch immer tapfer seinem forschenden Blick stand. „Ich habe nun ein Bild von der Shamanin Luveena…“ stellte er leise fest. „Aber wird sich an dieser Luveena etwas ändern, wenn sie sich an ihre Vergangenheit erinnert?“ Die Frage war berechtigt und Luveena wusste, dass sie sie noch vor ein paar Tagen nicht klar hätte beantworten können. Doch jetzt konnte sie es… „Nein.“ sagte sie mit fester, sicherer Stimme, „Denn ich kenne meine Ziele. Und ich werde sie beibehalten.“ Er nickte abermals dankend und hob dann die linke Faust, auf der sein Kinn so lange ruhte und öffnete sie. Zum Vorschein kam ein Abzeichen. Luveena erkannte das Wappen der Wehr darauf. Als er weitersprach, war Kakais Stimme fast feierlich. „Dann sei meine Kriegerin und kämpfe an meiner Seite für das Volk der Oroka.“ Luveena verneigte sich leicht. „Ich werde nicht enttäuschen.“ sprach sie leise und dankbar. Dann befestigte sie das Abzeichen gut sichtbar an ihrer Rüstung. Kakai beugte sich abermals vor, legte ihr die Rechte auf den Oberarm und drückte diesen sanft. „Trage es mit Stolz! Und zeige den Leuten da draußen was es bedeutet, Mitglieder der Wehr zu sein.“ Luveena nickte leicht und verneigte sich noch einmal zum Abschied. „Das werde ich.“ versprach sie und trat dann nach einigen Worten der Verabschiedung die Treppe herunter ins helle Sonnenlicht.
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Kapitel 10 – Von Zwergen, Alkohol und Einsamkeit

Throglogg fand Luveena in Giran. Die Shamanin ging langsam über den Markt und suchte an den Ständen nach einigen Utensilien für das Gegengift. Er sah erholt aus, obgleich die frisch genähte Wunde des Armstumpfes noch immer etwas nässte. Und er wirkte erfreut sie zu sehen. Zur Begrüßung legte er ihr seine Rechte auf die Hüfte, welche er auch dort liegen ließ, bis Thandorak auf die beiden zu trat und vorschlug, in die Taverne zu gehen.
Die drei Oroka hatten kaum ihr Bier bestellt, als sich zwei Zwerge zu ihnen gesellten. Throglogg und Thandorak schienen sie zu kennen. Den einen sprachen sie mit dem Namen Skal an. Kaum waren die Zwerge auf der Bildfläche erschienen, begann auch schon der Alkohol zu fließen. Luveena zählte recht schnell drei volle Humpen Bier vor sich, obgleich sie den ersten kaum ausgetrunken hatte. Solche Großzügigkeit war sie von Zwergen wahrlich nicht gewohnt! Trotz des massig vorhandenen Alkohols blieb das Gespräch äußerst wortkarg. Die Zwerge grummelten sich in ihrer Sprache etwas zu und bald unterhielten sich auch die drei Oroka mehr auf orkisch als auf der Sprach Adens. Die Stimmung war angespannt und auch Skal tat dem Ganzen nicht unbedingt einen Gefallen, als er Luveena neugierig fragte, ob sie und Throglogg ein Paar wären. Bei Luveena traf diese Frage jedoch ins Schwarze. Ihr fiel plötzlich auf, dass sie sie sich selbst noch nicht gestellt hatte. Ebenso wie die Frage, ob sie sich etwas derartiges vorstellen konnte oder sogar wünschte. „Sehen es so aus?“ fragte sie stutzig, etwas gebrochen in der Sprache der Hauptstadt. Skal wirkte erbost. Offensichtlich hatte sich der Zwerg eine andere Antwort erhofft. „Ja oder nein?“ polterte er. Luveena setzte zu einer Antwort an, doch Throglogg war schneller. Der Krieger hatte dem neugierigen Zwerg ansatzlos seinen Humpen voll Bier über das Haupt geschüttet. Skal war nun mehr beschäftigt, sich das kostbare Getränk aus dem Bart zu lutschen. Derweil baute sich der andere Zwerg wütend vor den Oroka auf. „Was sollte das?“ wollte er erbost wissen. „Stehen du auf um Oroka in Augen sehen zu können?“ spottete Luveena. Throglogg sah die Lage scheinbar ernster. „Wollen du kämpfen mit eine Krüppel?“ provozierend wedelte er mit seinem Armstumpf, seinen Worten so Nachdruck verschaffend. Luveena stand auf, Throglogg am Arm nehmend. „Komm…“ sagte sie leise auf orkisch um die Lage zu entschärfen. Doch Throglogg stellte sich stur, stieß sie unwirsch weg. Die Augen der Shamanin begannen Funken zu sprühen. Grußlos wandte sie sich ab, pfiff dann nach ihrer Krähe. Noctis, die auf dem Zaun einige Meter entfernt saß, ließ sich auf der Schulter der Orkin, als diese schon die Türe zum Ausgang auf stieß.
Throglogg erreichte Luveena, als sie schon fast auf dem Marktplatz angekommen war. Sie wirkte aufgebracht. Der Krieger zog sie etwas beiseite. Auch er wirkte aufgewühlt. Er murmelte rasch einige Worte der Entschuldigung und etwas davon, dass es seine Ehre angekratzt hätte, wäre er ihrer Aufforderung gefolgt. „Ich wollte dich nicht weg stoßen…“ beteuerte er immer wieder. Doch Luveena war zu verletzt, um jenen Worten Glaube zu schenken. „Du hast mich weg gestoßen, also gehe ich.“ sprach sie scharf, wandte sich dann ab. „Ehre…“ murmelte sie leise. Hatte er diese nicht schon selbst angekratzt, als er sich vor einem Zwerg als Krüppel bezeichnete? Sie zögerte kurz als hoffe sie, er würde sie zurück rufen. Doch das tat er nicht. Ein Beben zog sich durch den schmalen Körper der Orkin. Mit übertieben festen Schritten ging Luveena über den Marktplatz. Noctis krächzte heiser auf. Noch nie hatten sich die scharfen Krallen des Vogels in ihrer Schulter so beruhigend angefühlt…

Immer wieder tauchte sie ihre Hand in das Wasser des Sees und ließ einige Tropfen in das steinerne Gefäß rinnen, bevor sie die darin liegenden Kräuter mit dem Mörser bearbeitete. Luveena saß auf einer kleinen Insel vor den Stadttoren Girans, den Blick ab und zu auf eine große und beeindruckende Statue richtend. Obgleich der Seemensch, den sie darstellte, zweifelslos aus kaltem Stein war, wirkte die Statue eigenartig lebendig. Luveena saß nun schon einige Stunden hier, doch der Pflanzensaft den sie für einen Trank mischte, wollte nicht gelingen. Zu weit fort kreisten die Gedanken der Shamanin. Noctis landete neben ihr, flog jedoch nach einigen Minuten wieder fort. Scheinbar war es ihr zu langweilig, der Orkin beim Tränkemischen zuzusehen.
Obgleich es ihr Ziel war ungestört zu sein, erregte Luveena Aufmerksamkeit. Throglogg stand vor den Stadttoren. Er war ein Stückchen spazieren. Noch immer humpelte er leicht und musste sich auf seinem Stock abstützen. Sein Blick haftete sich auf die Krähe. Er erkannte den Vogel sofort, denn kaum eine Krähe war so groß und von solch nachtschwarzer Färbung, wie Noctis. Die wachen Augen des Kriegers folgten dem Vogel bis hin zur Insel. Zielsträbig trat er ans Ufer des Sees und legte den Gehstock ab, ohne zu zögern ins Wasser springend. Er fluchte leise, als er feststellen musste, wie schlecht das Schwimmen mit nur einem Arm klappte, denn der Stummelarm erwies sich hier, wie so oft, als nutzlos. Unendlich langsam kam er voran… Als er an Land stieg, fuhr auch sein Blick zu der riesigen Statue, dann jedoch auf die am Ufer hockende Shamanin. Leise trat er auf sie zu und kniete hinter ihr nieder, sie mit dem ihm gebliebenen Arm an sich ziehend.
Luveena zuckte erschrocken zusammen, da sie ihn nicht hatte kommen hören. Langsam drehte sie sich um und musterte ihn. Die Augen, die sie anblickten, waren von einer so tiefen Ehrlichkeit, dass sie leicht erschauderte. „Hast du mir verziehen?“ fragte er mit leiser Stimme. Der Blick mit dem Luveena ihn ansah, war sehr kühl. „Willst du dass ich wieder gehe?“ Throglogg klang so traurig, dass sie es nicht fertig brachte, ihn fort zu schicken. Sie schüttelte leicht den Kopf. Doch er schien diese Geste falsch zu verstehen und zog sich dichter an seinen Körper. „Ist das deine Antwort auf die Frage des Zwerges?“ fragte Luveena leise. Doch Throglogg antwortete nicht. Das reichte auf, um den schon fast verschwundenen Widerstand in Luveena wieder vollends auflodern zu lassen. Was sollte sie mit einem Ork an ihrer Seite, der nicht wusste, was er wollte? Und was sie für ihn war? Sanft aber bestimmt schob sie ihn beiseite. „Lass mich allein.“ verlangte sie mit kühler, gefühlloser Stimme, die den Emotionen die sich wirklich in ihr abspielten nicht gerecht wurde. Throglogg erhob sich. Die Shamanin wandte sich ab, widmete sich mit übertriebenem Eifer wieder den Kräutern in der Steinschale. So sah sie nicht die einzelne Träne auf dem Gesicht des Kriegers, als er sich langsam abwandte und schließlich ging…


- Mondin - 25.11.2007

Weiter so

*Platzhalter*


- Galenya - 05.12.2007

Kapitel 11 – Die Atuba mit dem kalten Herzen

Luveena war tief in Gedanken und sehr aufgewühlt, als sie das Restaurant Elmor verließ. Und das nicht ohne Grund, denn wieder war sie ihrer Vergangenheit ein großes Stückchen näher gekommen. Throglogg war zu ihr gestoßen, doch die Stimmung zwischen ihnen war eisig wie eh und je. Sie hörte noch immer seine Worte: „Manchmal sind es andere Dinge die verletzen“. „Welche Dinge?“, hatte sie gefragt und sie sah noch immer sein erschrockenes Gesicht vor sich. „Du hast mich verstanden?“ Luveena war sehr verwirrt gewesen. „Natürlich hab ich das!“ Throglogg erklärte: „Ich habe in dem Dialekt der Atuba gesprochen.“ Sie wusste was das bedeutete. Sie hätte eigentlich garnichts verstehen können.
Die Shamanin zog den rot-orangenen Umhang fester um ihre Schultern, als ein Schatten auf sie fiel. Es war Throglogg. Der Krieger hatte sie scheinbar schon länger beobachtet. Er kniete neben ihr nieder, blickte ihr fragend ins Gesicht. Doch Luveena war sehr durcheinander, blickte fast durch Throglogg hindurch. Langsam ließ er sich neben ihr nieder, legte vorsichtig die Rechte auf ihren Rücken und nahm sie nach kurzem Zögern ganz in den Arm, sie tröstend anblickend. „Atuba…“, sprach sie leise mit einem seltsam klingenden Unterton in der Stimme. „Kha, so scheint es.“ Antwortete Throglogg. Langsam blickte sie ihn erstmals wieder direkt an. „Bitte… erzähle mir etwas über unseren Stamm.“ Throglogg atmete tief durch. „Ein Atuba ist kaltherzig und objektiv. Er läßt sich nie…“, er verbessere sich, „…meistens nicht von Gefühlen beeinflussen. Nach außen hin zumindest.“ Er blickte sie an. „Hast du das Gefühl, so zu sein?“ „Ich weiß es nicht. Ich weiß einfach… zuwenig über mich selbst.“ Ihre Stimme wurde immer leiser. Er erzählte weiter: „Unser Totemtier ist der Wolf, dessen kaltes Herz berechnend seine Beute reißt.“ Er blickte auf. Ein großes, Wolf mit grauem, fast silbernem Fell war zu ihnen getreten, ohne dass Luveena es bemerkt hatte. „Ich habe ihn aufgezogen.“ Erklärte Throglogg. Luveena musterte den Wolf beinahe liebevoll, streckte dann eine Hand aus, an der er gleich zu schnuppern begann. „Welch ein schönes Tier.“ sprach sie leise. Throglogg hob den Blick wieder auf die Shamanin. Auch sie blickte auf. „Sein Name ist Nazgrel. Es bedeutet grauer Wolf.“ Sie nickte leicht, tätschelte dem Tiere dann das Fell. „Wenn du möchtest, überlass ich ihn dir.“ bot Throglogg an. „Das würdest du tun?“ ihre Stimme war leise und sie musterte ihn ruhig, jedoch ausgiebig, fast als wollte sie etwas in ihm erkennen. „Kha.“ bestätigte er, sogar gerne. Dann, endlich nach langem Zögern ließ Luveena ihren Kopf an seine Schulter sinken. Der Krieger verharrte still, schloss nach einigen Momenten die Augen.
„Atuba… so ist es also.“ flüsterte sie und es klang beinahe erleichtert. Er schwieg lange, sprach dann leise. „Kommst du mit mir, Luveena?“ Langsam löste sie den Kopf von seiner Schulter, blickte ihn an. Es war, als würde alles Geschehene plötzlich auf sie einbrechen. „Damit du mich wieder von dir stoßen kannst?“ fragte sie kühl. Die Wut durchzuckte deutlich sichtbar den Körper des Kriegers. Schnell erhob er sich und ging davon, ohne sich noch einmal umzusehen. Luveena senkte langsam den Blick, eine Hand vergrub sie im warmen Fell des Wolfes. Sie hatte ihm weh getan und das wusste sie. Doch noch mehr Ungewissheit konnte sie einfach nicht ertragen. Es gab Fragen zu klären. Wer war sie? Woher kam sie? Und was wollte sie eigentlich? Throglogg würde wiederkommen. Das hatte sie in seinen Augen gesehen.

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Kapitel 12 – Endlich

Und das tat er bereits einen Abend später. Die Shamanin saß im Dorfe der Orks. Es war eine kalte Nacht und sie hatte sich am Lagerfeuer nieder gelassen. Nazgrel hatte sich wärmend auf ihren Füßen niedergelassen und sie hatte die Hände in seinem dichten Fell vergraben. Der Wolf war ihr nicht mehr von der Seite gewichen, seitdem Throglogg sie verlassen hatte.
Der Krieger trat grußlos auf sie zu und schien nicht überrascht, sie anzutreffen. „Hälst du mir immer noch vor, dass ich dich weggestoßen habe?“ fragte er ruhig. Langsam blickte Luveena auf. Auch sie war sichtlich nicht überrascht ihn zu sehen. „Ich halte es dir nicht vor.“ Sie sprach sehr leise, „doch wie soll ich je Vertrauen zu dir haben wenn ich damit rechnen muss, dass es wieder passiert? Da du vor dieser Frage jedes Mal flüchtest, anstatt mir eine Antwort zu geben?“ Fröstelnd zog sie die Schultern hoch. Er hielt ihrem Blick erstaunlich lange an, bis es dann schier aus ihm heraus brach: „ Das ging alles so schnell. Woher weiß ich, ob du nicht noch ein Männchen hast? Irgendwo, an das du dich nicht mehr erinnerst?“ Luveena blickte ihn an, lange und wortlos, bevor sie endlich wieder etwas sagte. „Komm her“. Er zögerte etwas. „Bitte….“ Setzte sie an, doch da schien er sich einen Ruck zu geben und trat langsam auf sie zu und kniet neben ihr nieder. Luveena fasste seine Rechte und legte sie sich behutsam an die Brust, direkt über ihr Herz, das augenblicklich schneller schlug. „Es gibt keinen anderen.“ Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, „Spürst du es? Da bist nur du.“ Der Krieger antwortete leise: „Kha, ich spüre es…“ Luveena ließ seine Hand los, sehr langsam, als würde sie die Entscheidung ganz bei ihm lassen. Die Hand ruhte noch einige Zeit an ihrem Platz, bis Throglogg schließlich ganz an die Shamanin heran rückte und den Arm um sie legte. „Bitte beantworte meine Frage.“ Luveenas Stimme klang als habe sie Angst, er würde sofort wieder aufspringen. Doch er tat es nicht, sondern blickte sie sanft an und sprach leise, jedoch mit liebevoller Stimme: „Ich habe mich entschieden, Luveena.“ Sie hielt unbewusst den Atem an, bis er schließlich weitersprach, „Ich habe mich für dich entschieden.“ Sie erschauderte leicht, jedoch dieses Mal nicht ob der Kälte, als er sie schließlich vorsichtig küsste. Endlich.

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Kapitel 13 – Das Ende eines großen Kriegers

Sie waren lange schweigend gegangen, als Throglogg endlich das Wort ergriff. „Gestern war ein Treffen mit Stike und mir, zusammen mit einigen Zwergen. Die Zwerge sollen einen maschinenarm für mich bauen, der mich wieder voll einsatzfähig im Kampf gegen den Drachen machen soll.“ Luveena blickte ihn erfreut an. „Das klingt doch wunderbar!“ Doch auf seinem Gesicht war nicht ein Hauch der Freude zu erkennen, die sie fühlte. „Ich bin dem Ganzen eher skeptisch. Aber ich weiß nicht, wozu Zwerge fähig sind.“ Er blickte sie besorgt an. Luveena hob eine Hand an seine Wange. „Es wird funktionieren.“ Versicherte sie, „Zwerge sind zu stolz auf ihre Techniken, um grobe Fehler zu machen.“ Sie zögerte leicht, bevor sie weitersprach: „Ich weiß, es ist schwer für dich, doch versuche etwas mehr zu vertrauen.“ Der Blick des Kriegers schweifte über die Berge im Horizont. „Vertrauen?“ Vorsichtig nahm er ihre Hand in seine. „Ich weiß nicht, was das ist.“ Er klang fast bedauernd. „Du wirst es erfahren.“ Versicherte sie leise, seine Hand sanft drückend. Er rang sich ein Lächeln ab, wechselte dann abrupt das Thema: „Warst du schon einmal hier?“ Luveena schloss leicht die Augen, blickte ihn dann fast bittend an: „Throglogg, du bist ein großartiger Krieger. Willst du das aufgeben, nur weil du den Zwergen nicht traust?“ Throgogg schüttelte leicht den Kopf. „Ich will doch nur das Richtige…“ „Dann hab etwas mehr Mut. Du bist nicht Weniger, nur weil dir ein Arm fehlt.“ Sie lächelte ihn sanft an, jedoch auch traurig, denn sie hatte seinen Entschluss bereits in seinen Augen gelesen. Er schluckte. „Mit dir bin ich weitaus mehr als vorher… jedoch bin ich kein Krieger mehr.“ „Aber du bist noch immer der Selbe…“ Er unterbrach sie scharf und ließ ihre Hand plötzlich los: „Was weißt du schon? Du kanntest mich doch bis vor Kurzem gar nicht! Du kennst noch nicht einmal dich selbst!“ Sie senkte den Blick. Das tat weh, und das wusste er. Aber sie wusste auch, dass sie ihm nicht helfen konnte, wenn sie sich dies anmerken ließ. Langsam hob sie den Blick und schaute ihm direkt in die Augen und sprach in der sanftesten Stimme weiter, die sie zu Stande brachte: „Aber ich kenne dich jetzt. Und jeder, der dir nur kurz in die Augen sieht, sieht den Mut, die Unerschütterlichkeit und den unbändigen Stolz, den man nur in den Augen eines großen Kriegers findet. Doch ich sehe in ihnen auch, wie weh es dir tut, dass dies nun vorbei ist.“ Throglogg wandte das Gesicht ab, damit sie nicht sah, dass ihm Tränen in die Augen traten. Sie hatte Recht. Mit Allem. Und er hatte Recht damit, dass diese Zeit nun vorbei war.
Luveena wandte den Blick ab, um ihn mit seinen Gedanken etwas alleine zu lassen. Ihn nicht zu beeinflussen. Sie hatte gesagt, was sie zu sagen hatte, nun war er dran. Doch sie wusste auch dass sie ihm nun Zeit geben musste. Schließlich erhob er sich und ging langsam in Richtung Rune. Luveena blieb allein zurück und wartete lange in Gedanken versunken, bis sie ihm schließlich folgte.

Sie fand in im Handelsposten. Er saß auf einigen Fellen, eine Schale mit Wasser vor sich, in der er ein Tuch tauchte. Langsam führte er es ans Gesicht, immer und immer wieder, ohne Luveena zu bemerken. Das Wasser nahm langsam eine rote Färbung an. Luveena kniete neben Throglogg nieder, legte ihm eine Hand auf die Schulter. Unendlich langsam wandte er sich ihr zu, seine Augen waren sehr traurig, die rote Kriegsbemalung verschwunden. „Du hast dich also entschieden?“ sprach die leise, es war eher eine Feststellung als eine Frage. Er nickte, schaute sie jedoch besorgt an. „Und jetzt? Was soll ich jetzt machen? Ich habe mein Leben lang nichts anderes getan, als Krieger zu sein. Ich hatte noch nicht einmal ein dauerhaftes Weibchen…“ Sie nahm vorsichtig seine Hand. „Doch jetzt habt ihr Eins.“ Sein Blick war sehr besorgt. „Obgleich ich meine Kriegsbemalung entfernt habe?“ Sie lächelte ihn sanft an. „Es ist deine Entscheidung, welchen Weg du wählst… Doch ich werde ihn mit dir gehen.“ Unendlich erleichtert sah er sie an und zog sie dann fest an sich. Seine Lippen formten ein kaum hörbares „Danke.“ Luveena senkte den Blick. Die Shamanin wusste: Die Zeit des Kriegers Throglogg war ein für alle Mal vorbei.


- Viridis - 05.12.2007

So...ich hab zwar noch nicht alles durch (geht so schnell immer ^^),
aber gefällt mir schon sehr gut was ich bis jetzt gelesen habe Wink

ich kann mich mondin nur anschliessen...weiter so :o)


*platzhalter für künftige kapitel mach*


- Galenya - 05.12.2007

Kapitel 14 – die Essenz des Drachens

Luveena war in ein Buch über das Mixen von Heilkräutern vertieft, als der junge Mann sie ansprach. „Ich habe einen Brief für euch von Bischöfin Nyander. Ihr seid doch die Schamanin Luveena?“ Sie bejahte dies und nahm den Brief entgegen. Sie grübelte kurz, bis ihr einfiel, was diese Bischöfin wohl von ihr wollte. Vor ein paar Tagen war das letzte Offizierstreffen vor dem Kampfeszug gegen den Drachen Anthara. Sie hatte den Heilkundigen von ihrem Plan erzählt, den Erdsalamander für das Heilen der Wunden zu benutzen. Die Heiler, insbesondere die Bischöfin Sanna waren von der Idee sehr angetan gewesen und hatten alle ihre Unterstützung zum Brauen des Heiltrankes versprochen. Die oberste Magierien Drigania hatte Krieger ausgesandt, um alle Erdsalamander zu jagen, die sie finden konnten. Es ging also voran. Sie hatte Sanna eine Probe des Salamandergiftes gereicht. Und dieser Brief schien die Antwort darauf zu sein. Neugierig öffnete Luveena das gerollte Pergament…

Seid mir gegrüßt werte Luveena
Ich habe inzwischen das Gift des Salamanders an denjenigen weitergereicht, von dem ich dachte er könne euch helfen. Jedoch fürchte ich euren Namen in meinen Brief an ihn erwähnt zu haben. Ich hoffe ihr werdet mir diese Nachlässigkeit verzeihen, denn ich hätte es besser wissen müssen.
Seiner Antwort konnte ich entnehmen, dass er vielleicht etwas haben könnte was euch weiterhelfen könnte. Es ist fürchterlich sich mit ihm auseinanderzusetzen, denn er gibt nie freiwillig Wissen preis und scheint immer nur die Hälfte zu sagen. Jedoch verlangt er euch persönlich zu sehen, wenn er helfen soll.
Ich würde es euch jedoch nahelegen diese Einladung auszuschlagen. Wie dem auch sei, nannte er das jenseitige Ende der Brücke beim Osttor Adens, vor den Grabstätten als Treffpunkt und Morgen zur 6. Stunde als Zeit.
*die Schrift wird leicht unregelmäßig*
Sein Name ist Aradner Nyander und er sagte er würde Grün tragen, also geht davon aus jemanden in grün von Kopf bis Fuß zu treffen, er übertreibt derartige Sachen.
Lasst mich euch jedoch warnen, auch wenn er zu meiner Familie gehört, so ist er nicht vertrauenswürdig.
Erwartet hinter jedem Angebot das er euch macht weitere versteckte Kosten die ihr nicht zu zahlen bereit seid.
Achtet auf euch!
gezeichnet
Sanna Nyander
Bischöfin Indurons


Schnell rafte Luveena ihre Sachen zusammen und begab sich zum Portal.
Aradner wartete bereits auf sie. Wie Sanna angekündigt hatte, war der Nekromant ganz und gar in grün gekleidet und erkannte sie sogleich, als sie über die Brücke auf ihn zu schritt. Er musterte sie, auffallend intensiv, so wie ein Schlachter ein Tier mustern würde, bevor er das Messer ansetzte. Luveena war dieser Mensch nicht geheuer. Dennoch rang sie sich ein freundliches Lächeln ab, als er sie begrüßte. Der Nekromant zeigte sich dankbar für die Giftprobe, die Sanna ihm gereicht hatte. „Ich habe dreierlei Dinge für Euch, doch zuerst müsst Ihr mir folgen.“ Nachdem Luveena ihm mehrere Male versprechen musste, den Ort an den er sie führen würde, für sich zu behalten und außerdem nie wieder zu betreten, bat er sie, ihm zu folgen. Sie gingen zum Friedhof. Er entzündete eine Fackel und sie stiegen eine Leiter herunter in einen etwa 2 Schritte breiten und 6 Schritte langen Raum. Das Labor war vollgestopft mit merkwürdigen Gegenständen. Luveena blickte sich neugierig um. Die Luft war stickig und voller fremdartiger Gerüche, die sie nicht einordnen konnte. An der Wand hing der Kadaver eines Drachenbabys, jedoch fehlten ihm die Flügel. Gerade als die Shamanin sich die Frage nach dem Verbleiben dieser stellte, erblickte sie die Flügel des Drachens. Sie waren einem Hund auf dem Rücken genäht worden, der in einem Käfig am Boden hockte und heftig hechelte. Luveena verzog das Gesicht und blickte sich weiter um. Auf einer schmalen Werkbank sammelten sich alle möglichen Instrumente. Die Shamanin musste sich gestehen, dass sie nicht wenige davon noch nie gesehen hatte, geschweige denn ihnen Namen zu zuordnen. Auch eine große Fleischereiaxt lag dazwischen, Scheren verschiedener Größe, Skalpelle und Messer. Luveena fühlte sich unangenehm an einen Folterkeller erinnert. In einer Ecke stand eine lebensgroße Strohpuppe. Aradner zog in diesem Moment eine Kiste hervor und begann, darin herum zukramen. „Ah, da habt ihr beide euch versteckt!“ rief er erfreut und förderte eine kleine Schatulle und ein Fläschchen zu Tage. Die Kiste schob er mit dem Fuß beiseite. Dann wandte er sich Luveena zu, deren Blick immer noch auf der sonderbaren Strohpuppe lag. Er reichte ihr eine kleine Flasche. „Hier ersteinmal da gereinigte und verstärkte Gift des Salamanders. Es müsste nun kaum noch von dem Gift des Drachens zu unterscheiden sein.“ Luveena nickte dankend und nahm die Flasche entgegen. Dann sprach der Mensch weiter. „Als ich das Gift verstärken wollte, bin ich über etwas Interessantes gestolpert. Ich habe es zuerst destillieren wollen. Allerdings wurde das Gift da durch nicht wirklich stärker. Also überlegte ich, ob vielleicht in dem Gift selber etwas ist, dass es schwächt.“ Luveena nickte, doch ihr Blick huschte immerwieder auf die Steinplatte, die oben über der Leiter gelegen hatte. Es war ihr, als hätte sie sich bewegt… „Ich habe also die übliche Prozedur zum renigen von Substanzen angewandt und siehe da: Das Gift war stärker geworden.“ Forschend schaute Luveena ihn an. „Was ist Eure Verwendung für solch ein starkes Gift?“ „Nun Ihr müsst wissen, dass ich schon seit langem nach einer Art des Verwundens suche, die nicht durch Handauflegen oder ein paar Salben zu heilen sind...“ Luveena erschauderte. Der Drang, die Leiter einfach heraufzuklettern und zu flüchten wurde von Minute zu Minute größer. Der Hund mit den aufgenähten Flügeln winselte leise und schmerzerfüllt und verstärkte diesen Drang in der Shamanin nur noch mehr. Doch Luveena ermahnte sich. Sie war mit einem Ziel hier her gekommen. Das Leben der orkischen Krieger könnte von diesen Informationen abhängen. Und sie war der Lösung des Problemes so unendlich nahe… „Wo war ich?“ unterbrach Aradner ihren Gedankengang. „Beim… Reinigen des Giftes.“ „Ach ja! Ich denke, dass die Lösung zum schwächen des Giftes in dem ist, was ich herausfinden konnte.“ Er holte einen Bottich mit übel riechendem Inhalt hervor. Mit Hilfe einer Zange füllte er etwas in eine kleine Flasche und reichte sie ihr. „Ja das musste es im Großen und Ganzen gewesen sein. Ich möchte Euch jedoch davon abhalten, dieses an jemandem zu testen.“ Er ging zur Rückwand des Raumes und hebt ein Leinentuch hoch, unter dem eine Leiche lag. Sofort vom Leichengeruch umgeben, hielt sich Luveena einen Zipfel ihres Umhanges über Nase und Mund. „Ich habe es schon getestet, seht her.“ Die Shamanin trat näher, auch wenn ihr dieser kleine Schritt eine Menge Überwindung abverlangte. Was sie dann sah, ließ sie zusammenfahren. Die Haut der Leiche war am Bein tiefschwarz verkohlt. „Wenn man die Haut hier berührt, zerbröselt sie einfach.“ Fügte Aradner hinzu. Luveena trat einen Schritt zurück. Der Nekromant lachte leise. „Aber das nur als Rat. Das dritte Geschenk, das ich für Euch habe…“ er deutete auf die kleine Schatulle. „…werde ich Euch nicht umsonst überlassen. Sagt, Luveena, seit Ihr bereit mir einen kleinen Gefallen zu tun?“ Sie nickte sogleich. Dann trat er auf die Schatulle zu und öffnete sie, nahm eine kleine Flasche hervor. „Was ist das?“ frage Luveena neugierig und erfreut, den Blick von der Leiche zu nehmen. „Man nennt es die Essenz des Drachen. Damit hatte ich zuvor experimentiert. Ich habe es von einer Zwergin erstanden, welche lange Zeit im Drachental jagte. Es hat mich Unmengen gekostet.“ Luveena blickte das Fläschchen gebannt an, denn sie hatte von jener Substanz gehört. „Es ist nicht mehr viel übrig.“ Sprach Aradner weiter, „Ich könnte mich von einem Tröpfchen trennen, jedoch nicht umsonst.“ Wiederholte er. Luveena nickt, leicht fragend. „Der Handel soll einfach sein.“ Versicherte Aradner, „Ich benötige nur einen Tropfen eures Blutes.“ Die Augen der Shamanin verengen sich an dieser Stelle. „Was habt Ihr vor?“ fragte sie. Aradner begann zu lachen und weist mit einer Geste um sich herum. „Was denkt Ihr denn, was ich vor habe!“ Luveenas Blick wurde lauernd. „Was unterscheidet mein Blut von dem Andere?“ „Nun, es ist orkisch. Und an das Blut eines Orkes heran zukommen ist nicht sehr einfach, wie Ihr wohl wisst. Vor allem nicht, ohne Aufmerksamkeit zu erregen.“ Luveena schmunzelte leicht, jedoch nach wie vor angespannt. „Da habt Ihr wohl Recht.“ Zögernd griff sie an den Dolch an ihren Gürtel, doch Aradner machte eine abwehrende Geste. „Ich würde es vorziehen, wenn ihr diesen Dolch verwendet.“ Er wollte ihr einen recht einfachen und schmucklosen Doch reichen, „Er ist nicht vergiftet, darauf gebe ich mein Wort.“ Doch Luveena schüttelte mit dem Kopf und sagte schlicht: „Ich bevorzuge meinen eigenen Dolch.“ „Nun, man kann an einem Abend nicht alles bekommen was man will, nicht wahr?“ bedauerte Aradner, doch der Unterton in seiner Stimme behagte Luveena nicht. Der Nekromant reichte ihr ein sauberes Fläschchen. Die Shamanin öffnete es und schnitt einen kurzen Schnitt über ihre linke Handfläche, ohne auch nur eine Mine zu verziehen. In der Zwischenzeit füllte Aradner einen winzigen Tropfen der Essenz in ein weiteres Fläschchen. Der Mensch schien beinahe den Atem anzuhalten, um nichts der kostbaren Flüssigkeit zu verschütten. Luveena hatte ihr Fläschchen nun mit Blut gefüllt und verschlossen und wickelte ein Leinentuch um den Schnitt. Dann tauschten sie die Fläschchen. „Passt auf, dass es nicht der Kälte zugesetzt wird.“ Riet er. Sie nickte und wandte sich nach einigen kurzen Worten des Dankes und des Abschiedes der Leiter zu. Vor Aradner kletterte Luveena rasch empor und sog dann, draußen angekommen, fast dankbar die frische Luft ein.
Zufrieden machte sich die Orkin auf den Weg zum Handelsposten um dort ihre Forschung voran zu treiben. Sie war der Lösung so nahe…


- Rider1 - 06.12.2007

*knuddl*