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Shadow of the dancing Spider // Geschichte des Naddaxal - Druckversion

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Shadow of the dancing Spider // Geschichte des Naddaxal - Thanathos - 06.01.2007

Mit einem feinen Lächeln streckte sich Naddaxal und stand auf. Der junge Dunkelelf gähnte herzhaft und schritt langsam zum Fenster. Er schaute hinaus und hatte einen guten Überblick über die kleine Stadt, die in der natürlich Höhle vor langer Zeit entstanden war. Zufrieden blickte er über die verschiedenen Häuser und konnte in dem grünlich wirkendem Feenfeuer schemenhafte Wesen ausmachen, die ihrer Geschäfte in der Stadt nach gingen. Dies war seine Heimat.
Er hatte hier die Grundausbildung absolviert und würde nun bald Kämpfer seines Hauses werden. Der schlanke Dunkelelf hatte sich viel vorgenommen. Er wollte ein herausragender Kämpfer für sein Haus werden und seine Familie und sein Haus stolz auf sich machen. Heute hatte er sogar eine Audienz bei der Mutter Oberin. Sie würde ihn auf seine kommenden Aufgaben vorbereiten und ihn als Kämpfer in der Truppe des Hauses willkommen heißen.
Wieder streckte er sich und seufzte leise. Dieser Tag war ein besonderer Tag. Die Kämpfer, die auserwählt worden waren, in den Dienst des Hauses zu treten, hatten einen Tag für sich und durften in der Behausung ihrer Eltern wohnen.
Naddaxal drehte sich herum, als es an der Tür klopfte und sein Vater eintrat. Er war ein hochrangiger Kämpfer des Hauses und legte große Erwartungen in seinen Sohn.
"Ah, ich sehe, du bist auf. Sehr gut. Zieh dich an und mach dich frisch. Die Audienz bei der Mutter Oberin wird bald beginnen."
Naddaxal nickt erfreut und war im nächsten Moment wieder allein. Mehrere Augenblicke später ging er zusammen mit den anderen Rekruten durch einen langen Gang. Vor einer großen Flügeltür, vor der mehrere Wachen standen blieb er stehen. Er hatte diese Türen erst einmal gesehen und war ein weiteres Mal schier verzaubert von der Kunstfertigkeit, mit der Ornamente und viele weitere Bildnisse der Göttin Shilen an die Wände und die schweren Flügeltüren gebracht wurden. Die Wachen bedachten die Rekruten nicht mit einem Blick. Sie gehörten zum Teil zu der Leibgarde der Mutter Oberin und bestanden aus den besten Kämpfern, die das Haus zu bieten hatte. Naddaxal hätte zu gerne diese Kämpfer einmal in Aktion gesehen, hatte er doch fast unglaubliche Geschichten über die Taten der Leibgarde gehört.
Schließlich wurden die schweren Flügeltüren von blassen und hageren Menschensklaven aufgezogen und die Rekruten konnten in den großen Saal eintreten.
Der Saal strahlte einen fast dekadenten Prunk aus. Die Decke gestützt von Statuen, die die Göttin Shilen in verschiedensten Posen darstellte. Der Boden bestand aus schwarzem Marmor, durchzogen von weißen Adern. Überall an den Wänden hingen aufwendige Gemälde. Am Kopfende des Saales war der erhöhte Thron der Mutter Oberin, gefertig aus den Knochen vergangener Gegner und anderen Dingen, die Naddaxal nicht erkennen konnte. Ebenso waren teure Teppiche und samtene Kissen, als Sitzgelenheiten ausgelegt. Die reich verzierten Kohlebecken verströmten ein angenehmes Licht und eine noch angenehmere Wärme.
Langsam schritten die Rekruten durch den Saal. Naddaxal betrachtete die Wachen, die sich zwischen den Statuen aufgestellt hatten. Fast zwanzig Schritt vor der Mutter Oberin knieten die Rekruten nieder und durften sich dann nur noch mit gesengtem Haupt der Mutter Oberin bis auf zehn Schritt nähern. Neben der Mutter Oberin standen die höchsten Priesterinnen des Hauses und stellten ihre gesamte Macht in Form ihrer Kleidung zur Schau sowie die Waffenmeister.
Die befehlsgewohnte und harte Stimme der Mutter Oberin hallte laut durch den Saal.
"Willkommen, Rekruten. Ihr sollt mein Haus mit Eurem Leben verteidigen. Ihr seid es, die ich auserwählt habe, Shilen und mir zu dienen und ich vertraue euch die Sicherheit und die Leben dieses Hauses an. Hiermit stelle ich euch offiziell in den Dienst des Hauses Barra d'lil salkin orbb*. Ich heiße euch im Namen Shilens willkommen." Die Mutter Oberin stand auf. "Möge Sie Ihre schützende Hand über uns und unser Haus halten!"
Das war für die Rekruten das Zeichen, um aufzustehen und den letzten Satz der Mutter Oberin zu wiederholen.
Naddaxal platzte fast vor stolz, als die Zeremonie vorbei war und er zusammen mit den Rekruten hinaus ging. Plötzlich entstand jedoch Unruhe bei den Rekruten, denn nicht alle durften den Saal verlassen. Naddaxal und zwei weitere Rekruten mußten im Saal bleiben. Ratlos sahen sie einander. Davon stand nichts in den Schriftrollen geschrieben.
"Tretet erneut vor!", hallte die Stimme der Mutter Oberin durch den Saal. Naddaxal stieg die Hitze in den Kopf, wie die aufsteigende Lava eines Vulkans. Eine Mischung aus Angst und Neugierde kroch seinen Rücken hoch, als er und die zwei anderen Rekruten wieder zwanzig Schritt vor der Mutter Oberin niederknieten. Die Mutter Oberin stand auf und ging die Treppen zu den Rekruten hinunter. Naddaxal fing an, zu schwitzen, als er ihre Schritte hörte.
"Ich habe von euren herausragenden Taten gehört. Deswegen habe ich für euch etwas ganz Besonderes. Ich will nicht, dass die künftigen Waffenmeister meines Hauses eine Ausbildung, wie jeder andere Dunkelelf auch bekommen. Nein. Ihr bekommt eine besondere Ausbildung. Ihr werdet zur Oberfläche wandern und im Dorf der Dunkelelfen in der Nähe des Tempels der Shilen eure Ausbildung beginnen. Ich möchte, daß ihr Wissen ansammelt. Wissen über die Wesen, die sich dort oben aufhalten. Wissen über ihre Taten, ihre Geschichte, ihre Worte. Egal welchen Wesen ihr begegnen werdet."
Der Schlag eines Ogers hätte nicht sanfter sein können. Naddaxal schluckte schwer und traute sich nicht, den Kopf anzuheben und die Mutter Oberin anzublicken. Er fing an, zu zittern und biß die Lippen aufeinander. Er würde von hier weg müssen. Aus seiner geliebten Stadt. Weg von seinen Freunden. Zur Oberwelt. In die Sonne. Naddaxal's Mundwinkel zogen sich angewidert nach unten. Die Mutter Oberin blieb vor ihm stehen und sah ihn aus gnadenlosen Augen an. Naddaxal indes hielt den Blick weiterhin gesenkt und fixierte eine weiße Ader im schwarzen Marmor.
"Dir gefällt die Prüfung nicht, die ich dir im Namen Shilens auferlege?"
Es war keine Frage.
"Doch, ehrenwerte Mutter Oberin. Natürlich." Naddaxal's Emotionen glichen einem Wirbelsturm. Er biß die Zähne zusammen. Mit einem stahlharten und kalten Griff schlossen sich ihre hageren Finger um sein Kinn und drückten seinen Kopf in die Höhe, so daß er die Mutter Oberin anschauen mußte. Ihre Züge wurden alt. Durch ihr Haar zogen sich bereits einige graue Strähnen, die sich von dem strahlenden Weiß abhoben. Ihre purpurnen Augen fixierten ihn mit einem berechneten und kalten Blick. Sie war sicherlich hübsch gewesen, doch die Züge hatten ihrem Gesicht einen abgrundtief bösen Unterton verliehen.
Die Mutter Oberin beschaute Naddaxal's Gesicht, als wenn sie sich ein Tier auf dem Markt aussuchen würde.
"Duraun, mir scheint dein Sohn ist verweichlicht. Er sollte wohl hier bleiben und eine andere Ausbildung bekommen."
Naddaxal schloß die Augen und sammelte sich. Er atmete tief durch und vermied es, in das Gesicht seines Vaters, der die Augen weit aufgerissen hatte, zu schauen.
"Nein. Ich werde die Prüfung, die Ihr und Shilen mir auferlegt bestehen."
Sofort ertönte ein Knallen durch den Saal, als die Mutter Oberin Naddaxal mehrere schallende Ohrfeigen verpaßte.
"Ich habe dir nicht erlaubt, deine Stimme zu erheben, Dalhar**!"
Naddaxal's Wangen brannten wie Feuer.
"Ich bitte untertänigst um Verzeihung, ehrwürdige Mutter Oberin. Doch ist die Prüfung die Richtige für mich. Es ist eine Ehre für mich, diese Aufgabe zu bewältigen."
Naddaxal biß die Zähne aufeinander und schaute der Mutter Oberin trotzig und mutig direkt in Augen. Diese nickte auf einmal und ließ von ihm ab, während Naddaxal's Vater erleichtert aufatmete.
"Sehr gut Naddaxal Ranon'Vlos. So enttäusche Shilen nicht."
Er senkte seinen Blick wieder zu Boden.
"Ich werde Ehre über unser Haus bringen."
"So geht nun und bereitet euch auf eure Prüfung vor. Es wird ein Fest im Kreise eurer Freunden und Familien abgehalten. Also genießt die Zeit, denn ihr werdet unsere Stadt für eine lange Zeit nicht mehr sehen."

Naddaxal saß auf dem Rand einer Kuppel, die einfach zugänglich war. Er hatte früher oft mit seinem Freund Thanathos dort gesessen. Sie hatten zusammen die Grundausbildung absolviert und waren enge Freunde geworden. Auch dieses Mal blieb er nicht lange allein dort sitzen, denn schon bald gesellte sich Thanathos zu ihm. Der Dunkelelf setzte sich tonlos neben Naddaxal und reichte ihm einen Weinschlauch. Dankbar setzte er an und nahm einen großen Schluck.
"Na da hast du ja ein großes Schauspiel abgezogen, mein Freund. Das war ja ganz schön mutig", grinste Thanathos ihn an. Naddaxal lächelte als Erwiderung schief und betrachtete gedankenverloren den Weinschlauch.
"Ich weiß auch nicht, was mit mir los war."
"Nichts desto trotz scheinst du Eindruck bei der Mutter Oberin hinterlassen zu haben. Das erzählte meine Mutter mir zumindest." Die Mutter von Thanathos war eine der Hohepriesterin des Hauses.
"Tatsächlich?"
Thanathos grinste wieder und auch Naddaxal wurde von seinem Grinsen angesteckt. Von wegen Dunkelelfen würden nie lächeln.
"Ja, sie sagte, daß die Mutter Oberin sehr zufrieden mit dir war. Sie sieht es gerne, wenn die Männer wissen, wo ihr Platz sind und sie dennoch den Mut aufbringen können, der Mutter Oberin stand zu halten."
Naddaxal nickte und schürzte die Unterlippe vor. Dann lächelte er seinen Freund an.
"Du kommst doch heute Abend zu der Feier, oder?"
Als Antwort bekam er ein klares Lachen. "Glaubst du, ich werde mir das entgehen lassen?"
Beide tranken den Wein, redeten miteinander und schauten über die Stadt, die Naddaxal bald würde verlassen müssen.

*Shadow of the dancing spider
** Kind
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Prüfend schaute Naddaxal über sein Gewand. Feine Silberfäden durchzogen das schwarze Leder und waren mit einer beispiellosen Kunsterfertigkeit zu einer Spinne geformt worden, deren Beine über den Gesamten Oberkörper liefen und auf dem Rücken wieder zu einer Spinne zusammenflossen. Mit vorgeschobener Unterlippe und schief gelegtem Kopf betrachtete er sich in dem großen Spiegel. Die langen Haare waren zu einem Zopf geflochten und reichten bis fast über den Rücken. Schließlich legte er sich mit einer schwungvollen Bewegung seinen Piwafwi um, den traditionellen Umhang. In Gedanken versunken ging er die Stufen in den kleinen Saal hinunter, in dem seine Familie und seine Freunde Abschied von ihm nehmen sollten. Der Abend verging für ihn wie ihm Fluge. Es wurden Reden und Lobpreisungen für Shilen gehalten. Ebenso wurden ihm einige Geschenke überreicht, die ihm für die Reise nützlich sein würden. Die Stimmung wurde zunehmend ausgelassen. Sein Vater Duraun bedachte ihn jedoch selten mit einem Blick. Die Ereignisse bei der Mutter Oberin hatten ein Donnerwetter, das Seinesgleichen suchte, hinter sich her gezogen. Naddaxal ließ es stoisch über sich ergehen. Jetzt schaute er hin und wieder in das ernsthafte Gesicht seines Vaters. Stunden später lag Naddaxal in seinem Bett und starrte an die Decke. Wenn er die Augen schloß, drehte sich alles um ihn herum. Vielleicht hätte er den letzten Humpen Wein doch nicht trinken sollen. Schließlich schlief er ein.

Ein donnerndes Klopfen riß Naddaxal aus seinem tiefen Schlaf und dröhnte wie die Hammerschläge eines Zwergenschmiedes in seinem Kopf. Er kniff die Augen zusammen und versuchte das Wummern aus seinem Schädel mittels schierer Willenskraft zu verbannen.
"Ja...was ist denn?", tönte seine heisere Stimme.
"Mach dich langsam fertig, Sohn. Heute Nachmittag beginnt deine Reise."
Naddaxal seufzte. Dabei hatte er sie doch schon vergessen. Der Alkohol hatte das Bevorstehende gut weggewischt, jedoch war es nur eine Frage der Zeit, bis ihn die Wirklichkeit wieder einholen würde.
Der junge Dunkelelf setzte sich auf und rieb sich die Schläfen. Er hatte davon gehört, daß Zwerge ein Vielfaches an Bier und Met vertragen könnten und wollte nicht wissen, wie er sich dann fühlen mußte. Es ging ihm schon schlecht genug.
Seine Beine trugen ihn unsicher in das Eßzimmer seiner Eltern. Ein magerer Menschensklave hatte ihm eine Schale mit einem ekelhaften Brei hingestellt. Naddaxal versuchte den Würgereiz zu besiegen. Nach dem ersten Löffel mußte er sich jedoch die Niederlage eingestehen, als mit vorgehaltener Hand vor dem Mund aus dem Haus stürmte und sich in einem Kübel übergab.
"Gabs bei dir auch den Brei?", grinste Thanathos. Auch er hatte am Abend ausgiebig gefeiert, was man deutlich an den rotgeränderten Augen erkennen konnte.
Den Kopf immer noch in dem Kübel hob Naddaxal die rechte Hand und streckte den Daumen nach oben, was von würgenden Geräuschen begleitet wurde. Thanathos lachte hell und trat auf ihn zu. Der junge Dunkelelf richtete sich langsam wieder gerade auf und wischte sich mit einem aufwendig bestickten und seidenen Tuch über die Lippen. Dann schaute er das Tuch an, schüttelte den Kopf und warf es in den Kübel.
"Hier, trink das. Dir wird's dann besser gehen."
Thanathos reichte eine zierliche Phiole mit einer grünlichen Flüssigkeit in der Hand seinem Freund herüber. Dieser betrachtete die Phiole skeptisch. Schießlich öffnete er sie jedoch und leerte den Inhalt mit einem Zug. Angewidert kniff er die Augen zusammen und schüttelte den Kopf, als eine erneute Welle der Übelkeit über ihm zusammenbrechen wollte.
"Was zur Sonne ist das?"
"Das hilft gegen die Kopfschmerzen und die Übelkeit. Du möchtest lieber nicht wissen, was da drinnen ist."
"Das glaub ich dir gerne." erwiderte Naddaxal nickend. Aber die Übelkeit und die Kopfschmerzen verflogen tatsächlich. Er fühlte sich zwar alles andere, als neu geboren, jedoch konnte er zumindest ein paar klare Gedanken fassen. "Was führt dich eigentlich hierher?"
Thanathos' Gesicht wurde ernst. "Mir ist da etwas zu Ohren gekommen, von dem du wissen solltest."
"Achja...?" Naddaxal versuchte so beiläufig, wie möglich zu klingen, obwohl er einen kleinen neugierigen Unterton nicht vermeiden konnte. Thanathos nickte. Seine Heiterkeit war wie weggewischt.
"Du weißt ja, daß Gulmyr als Vierter Reisender vorgeschlagen, er jedoch nicht akzeptiert wurde."
Naddaxal nickt und ein Grinsen schlich sich auf seine Lippen.
"Ja, er hat gezetert, wie eine Lichtelfe, der man ihre Flöte gestohlen hat."
"So lustig ist das nicht. Er führt irgendwas im Schilde. Ich weiß jedoch nicht, was es sein wird. Ich habe nur gehört, daß er etwas plant. Du und die anderen müssen vorsichtig sein."
Naddaxal winkte ab. "Ach, mach dir um den keine Sorgen. Er ist ein Aufschneider."
"Hoffentlich hast du recht.", entgegnete Thanathos ihm besorgt.
"Natürlich habe ich recht!", lachte Naddaxal ihn an. "Und nun komm, laß uns frühstücken."
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Der Tag bis zum finalen Abschied verlief seltsamerweise rasend schnell. Naddaxal hatte das Gefühl, daß vom Morgen bis zum frühen Nachmittag nur ein Blinzeln verging. Schon standen seine Gefährten und er am Ausgang der Stadt. Vor ihnen war eine Traube Priesterinnen sowie eine Patrouille, die die kleine Gruppe bis zum Rand des bewachten Gebiets begleiten sollte.