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Eine Novembernacht
#1
Stolz und majestätisch ragen die Baumkronen der hochgewachsenen Linden in den Himmel, vor dem alten
Gutshof, welcher ihnen einst seinen Namen verdankte – Lindström. Der Duft ihrer im Frühling blühenden
Knospen erfüllt die Luft der Ebenen schon seit mehreren Generationen bis in die Gegenwart und erzählt
längst vergangene Geschichten, welche an gute und an schlechte Zeiten erinnern. Eine dieser Geschichten
geschah in einer milden Herbstnacht im November vor etwa dreiundzwanzig Jahren und zählt zu einem der
wohl 
rätselhaftesten Vorfälle Gludios.


[OOC: Alle Angaben wie die Zeit und das Alter beziehen sich auf die Vergangenheit, also wie es vor 23 Jahren war.]

Zur Gutsanlage Lindström gehörte nicht nur das mit dichtem Efeu bewachsene Herrenhaus und ein großer
Stall, sondern auch eine Scheune, einige Hektar Land und ein Austragshaus, welches nur wenige Meter vom
Haupthaus entfernt stand. Gutsbesitzer war der damals sechsundvierzig-jährige Ortwin Lindström, der mit
nur jungen zwanzig Jahren den Hof seines Vaters übernahm, da dieser im Zuge eines schweren Unfalls eine
Querschnittslähmung erlitt und sich nicht mehr in der Lage sah, den Hof weiterzuführen.

Vor [damals] zwanzig Jahren ehelichte er seine [nun] vierzigjährige Frau Waldis Lindström, geborene Tjäder.
Sie gebar ihm zwei Töchter – die [nun] siebzehnjährige Hannah und die [nun] vierzehnjährige Albina und
einen Sohn – den [nun] achtjährigen Laurence, auch Lauri genannt. Zusammen lebten sie im Herrenhaus. Im
Austragshaus, lebten die Eltern des Ortwin – Adelgund Lindström, geborene Wintar, und Öyvind Lindström.
Zur Familie gehörte überdies der graugewolkte Wolfspitzrüde Flóki.

Die Familie galt als recht wohlhabend. Neben den Gutsanlagen und einigen paar Vieh – Rinder, Schweine
und Hühner, zählten noch Besitztümer in Form von Wertgegenständen wie Gold- und Silbermünzen und
Schmuck und Papiere in Form von Pfandbriefen zu ihrem Vermögen. Die Lindströms lebten verhältnismäßig
zurückgezogen und galten als sehr geizig – böse Zungen behaupteten sogar, der Ortwin heuerte, um Geld zu
sparen, für wenige Wochen auch teilweise illegale Hilfsarbeiter für seinen Hof an.

Regelmäßig, meist am fünften Tag einer Woche, besuchte Ortwin am frühen Abend bis spät in die Nacht
seine Lieblingstaverne, welche circa sieben Gehminuten vom Gutshof entfernt in „Town of Gludio“ lag.
Zuletzt berichtete er seinen Kameraden über merkwürdige Vorkommnisse auf dem Hof – ein Schloss am
Herrenhaus wurde aufgebrochen und ein Schlüssel, der die Türe zur Scheune öffnete, wurde entwendet,
jedoch wurden weder Bargeld, noch Schmuck oder andere Wertgegenstände gestohlen. Seitdem habe er
ständig das Gefühl beobachtet zu werden, zudem ihm sein Sohn Laurence erzählte, er habe die Tage nach
dem Einbruch Schritte auf dem Dachboden wahrgenommen. Auf Anraten seines Bekanntenkreises lies der
Ortwin seine gesamte Gutsanlage durchsuchen, jedoch leider ohne den Erwerb eines einzelnen Hinweises auf
den Täter oder der möglichen Anwesenheit eines Fremden.


Nach einem letzten Tavernenbesuch des Ortwin am zweiten Samstag des Monats November, ließen sich der
Bauer und auch der Rest der Familie nicht mehr blicken. Nur die angeheuerte Hilfskraft, die zweiundvierzig-
jährige Magd Rosalinne Stenberg, die ungefähr zwei Wochen zuvor nach Gludin reiste, um ihre Schwester zu
besuchen, wurde im Dorf gesichtet. Sie war es auch, die letzten Endes, nach ihrer Rückkehr an den Hof, die
in der Scheune mit Heu und Stroh bedeckten Leichname der Lindströms Ortwin und Waldis auffand. Wenig
später fand man auch die Leichname der Töchter Hannah und Albina in ihren Kammern, die Eltern des
Ortwin wurden tot im Keller des Austragshauses aufgefunden. Allesamt wurden sie, wie später die
Ermittlungen ergaben, mit einer Harke erschlagen, wobei noch immer ungeklärt ist, wer und wie viele Täter
beteiligt waren und aus welchen Beweggründen die Tat stattfand, da scheinbar alle Wertgegenstände und
Wertpapiere zurückgelassen wurden. Ebenfalls ist nichts über den Verbleib des Sohnes des Ortwin, Laurence
Lindström, bekannt – weder tauchte er zum Unterricht in der Schule auf, noch wurden die sterblichen
Überreste des Knaben gefunden. Es kursierten Gerüchte darüber, dass der Sohn mehrere Tage inmitten der
leblosen Körper der Familie gelebt haben soll, da Augenzeugen berichteten, man habe die Nächte nach der
Tat im Kamin des Herrenhauses Feuer brennen sehen. Andere behaupteten wiederum, dass Laurence die
Flucht ergreifen konnte und der oder die Täter auf seine Rückkehr warteten, um auch ihn zu töten. Neben des
reichlichen Gemunkels über den Verbleib des Sohnes des Ortwin, kursieren auch viele verschiedene Ideen
über das mögliche Tatmotiv und die damit in Verbindung zu bringenden Täter, welche eine skurriler als die
andere zu sein scheint. Als Hauptverdächtiger galt ein Freund des Gutsbesitzers, der Rainer Fischer, der über
viele Jahre hinweg einen großen Schuldenberg bei den Lindströms anhäufte – jedoch konnte man ihm nichts
nachweisen. Ein ebenfalls mögliches, aber eher bizarres Motiv sollte Marius Stenberg, ein Verwandter der
Rosalinne Stenberg, liefern – wenige Wochen vor der Tatnacht habe er bei dem Ortwin um die Hand seiner
ältesten Tochter Hannah angehalten haben, doch dieser verneinte. Auch heute, rund sechzehn Jahre später, ist
nichts über das Motiv, noch über den oder die Täter, noch über den Verbleib von Laurence Lindström
bekannt.

Die Besitztümer des Ortwin gingen dem Besitz des Landesherren über, da alle möglichen Erben tot oder
verschollen waren. Der damalige Gutshof fand als Waisenhaus für Mädchen eine neue Funktion.

[OOC: Dies ist eine Geschichte zu der Familie Lindström, die jeder in Imoriath kennen könnte. Sie stellt
außerdem eine kleine Vorgeschichte zu November, aka Laurence Lindström. der sich heute Eirik Skjeggestad
nennt und mittlerweile 31 Jahre alt ist, dar. Sein Brot verdient er sich heute hauptsächlich als Helfer in einer
Taverne und mit zwielichtigen Geschäften als Assassine unter dem Decknamen November – weil ihn die
Vorfälle in dieser einen Novembernacht zu dem gemacht haben, was er heute ist.]
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