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Social Networking für Verstorbene - Kathira - 07.05.2008
Irgendwie nimmt das Social-Networking-Gedingse obskure Formen an, siehe hier:
>Zeitungsartikel<
>Tributes.com Website<
Zitat von der Seite:
Zitat:Create an Obituary Alert to be informed via e-mail when people that matter to you pass away.
Aber wenigstens kann das Ganze im Gegensatz zu den unsäglichen MySpace, Facebook oder VZ-Stuss nicht als Singlebörse missbraucht werden...
RE: Social Networking für Verstorbene - Sokol - 07.05.2008
Die Überschrift ist aber auch arg missverständlich. *g*
Dachte zuerst wirklich an ein Netz für Verstorbene à la MyGhost ("Spukst du noch oder gruschelst du schon ?"). Es stellte sich dann aber doch als Community für Hinterbliebene heraus.
Zitat:Original von KathiraDie potenziellen Witwentröster sabbern bestimmt schon ob des traumhaften Jagdreviers.
Aber wenigstens kann das Ganze im Gegensatz zu den unsäglichen MySpace, Facebook oder VZ-Stuss nicht als Singlebörse missbraucht werden.
RE: Social Networking für Verstorbene - Sheeran - 07.05.2008
Zitat:Original von SokolNicht witzig. -.-
Die potenziellen Witwentröster sabbern bestimmt schon ob des traumhaften Jagdreviers.
Jeder geht mit dem Tod eines Menschen aus seinem Umfeld anders um. Manche überwinden den Verlust nie. Sicher wird es immer schwarze Schafe geben. Die gibt es überall. Aber die wenigsten Witwen oder Witwer haben überhaupt einen Kopf für eine neue Beziehung. Sie sind mit einem der schmerzhaftesten Prozesse überhaupt beschäftigt: klarzukommen mit dem Verlust, die innere Leere nicht überhand nehmen zu lassen und selten ist da jemand der überhaupt versteht wie es in dir aussieht, wie es sich anfühlt. Man sagt dir, das Leben gehe weiter und du solltest daran teilhaben, aber keiner sagt dir, wie du das machen sollst ohne das es sich falsch anfühlt, ohne das es dir wie ein Verrat vorkommt. Keiner versteht so richtig wie leer, wie unendlich still dir dein Haus vorkommt, wie kalt plötzlich die Räume wirken. So mancher schüttelt sogar den Kopf wenn dich beim Klang einer Melodie oder eines bestimmten Geräusches, beim Anblick von Gegenständen die Tränen kommen, du sie einfach nicht zurückhalten kannst, weil die Erinnerung dich einfach überflutet. Wie kann ja nur so kindisch sein... das Leben geht doch weiter... Oh ja... das tut es, gnadenlos, unaufhaltsam und alles in dir wehrt sich dagegen, findet es unfair. Wenn es nach dir gehen würde, würdest du am Liebsten die Welt anhalten, die Zeit zurückdrehen.
Ich finde es nicht skuril. Ich finde es logisch, sinnvoll. Nur weil der Tod in vielen Gesellschaften gerade zu ein Tabuthema ist, man Trauernde einfach sich selbst überlässt weil man einfach nicht weiß wie man mit ihnen umgehen kann oder soll, ist es skuril, makaber oder geschmacklos?
Es wird sicher Stilblüten treiben, die man selbst nicht gutheißen mag. Aber jeder geht nun mal anders mit dem Thema an sich oder dem eigenen Verlust um. Aber es ist nichts falsches daran einen Ort zu haben zu dem man gehen kann und mag er noch so "virtuell" sein. Vor dem Grab stehst du alleine, jeder für sich, schweigend. Wenn du den Weg dahin überhaupt schaffst, den Anblick überhaupt erträgst.
In Zeiten der Klein- und Kleinstfamilien, wo Verwandtschaft und verständnisvolle Freunde über den halben Globus verstreut sein können, wo man alleine durch die plötzlich stillen Zimmer tigert, ständig in der Erwartung des vertrauten Geräusches oder Anblicks, weil der Partner um diese Zeit eigentlich immer nach Hause kam oder im Arbeitszimmer seiner Arbeit nachging und da ist absolut gar nichts mehr... Nein, es ist nicht skuril. Es mag marktwirtschaftliche Gründe dahinter stehen aber den Hinterbliebenen kann es das füllen einer Lücke bedeuten, die in unseren ach so tollen zivilisierten Gesellschaften entstanden ist: Begleitung, wissen nicht allein zu sein. Es wird mein Haus nicht mit Leben füllen, die Einsamkeit einfach wegwischen können aber es mag ein Halt sein, der mir hilft mich wieder aufzurichten, einen Weg zu finden. Alles ist besser als alleine zu sein und irgendwann nur noch mitleidige aber verständnislose Blicke zu kassieren.
greetz Kevin
RE: Social Networking für Verstorbene - Kathira - 07.05.2008
Okay..Ich fand es persönlich sehr obskur und von daher habe ich es unters Skurrile gepostet.
Mir ist Trauer und der Verlust eines Menschen der einem nahe steht ebenfalls bekannt, sehr sogar. Auch dass so etwas aufgearbeitet werden muss. In vielen Fällen gibt es natürlich auch Verwandte/Bekannte die nicht um die Ecke wohnen und Anteil nehmen wollen aber nicht so einfach können.
Aber trotzdem stösst mir dieser Ansatz auf, einerseits wegen des kommerziellen Hintergrundes, andereseits aufgrund des Social Networkingskonzept. Gerade das obige Zitat von wegen "Benachrichtung bei Tod eines Bekannten/Verwandten" zeigt auf weshalb. Ein Newsletter wenn ein guter Freund oder ein entfernter Verwandter stirbt? Ja, das ist es was mir im neuen Weltbild des Internetzeitalters noch gefehlt hat. Neben Konzertterminen, Flirtnachrichten, Spam und dergleichen auch eine Nachricht zu bekommen "Hallo XYZ, dein Freund/Verwandter ABC ist tot. Willst du jetzt eine Beleidsbekundung abgeben? Nur einen Mausklick entfernt. Willst du der Familie gleich noch Blumen schicken? Klicke hier.[...]" - Natürlich überzogen, aber mir graust es schon beim Gedanken daran sich einzutragen um zu erfahren wann jemand stirbt.
Auch wenn der Tod als Tabuthema behandelt wird, ob diese Lösung als Aufarbeitung dienlich ist, ist wohl Geschmackssache. Offen mit dem Tod umzugehen ist für mich eine Sache, ihn auf so eine Art in die Öffentlichkeit zu zerren, eine andere.
Vielleicht ist es auch einfach ein persönliches Ding oder eine Angst die mich dazu bewegt hat das hier reinzustellen. Ich wüsste nicht viel mit Beileidsbekundungen oder tröstenden Kommentaren von fremden Leuten auf so einer Seite anzufangen. Es wären zu intime Sachen für mich. Eine Beleidsbekundung oder ein tröstendes Mail von jemanden Bekannten/Verwandten der keine anderen Kontaktdaten hat, ja. Aber eine Website auf der Mal eben ein Vorname eingegeben werden kann und schon kann man eben seinen Kommentar dalassen oder einfach durchsehen welche Leute denn so verschieden sind oder woran oder wie ihre Hinterbliebenen den Abschied gestalten...
Ich stehe trotzdem zu meinem Thread - wer es nicht als Skurrilität sehen kann oder will, mag sich doch aufgefordet fühlen über das Thema zu sinnieren und vielleicht auch seine Meinung zu posten.