Zitat:Original von Sokol
Die potenziellen Witwentröster sabbern bestimmt schon ob des traumhaften Jagdreviers.
Nicht witzig. -.-
Jeder geht mit dem Tod eines Menschen aus seinem Umfeld anders um. Manche überwinden den Verlust nie. Sicher wird es immer schwarze Schafe geben. Die gibt es überall. Aber die wenigsten Witwen oder Witwer haben überhaupt einen Kopf für eine neue Beziehung. Sie sind mit einem der schmerzhaftesten Prozesse überhaupt beschäftigt: klarzukommen mit dem Verlust, die innere Leere nicht überhand nehmen zu lassen und selten ist da jemand der überhaupt versteht wie es in dir aussieht, wie es sich anfühlt. Man sagt dir, das Leben gehe weiter und du solltest daran teilhaben, aber keiner sagt dir, wie du das machen sollst ohne das es sich falsch anfühlt, ohne das es dir wie ein Verrat vorkommt. Keiner versteht so richtig wie leer, wie unendlich still dir dein Haus vorkommt, wie kalt plötzlich die Räume wirken. So mancher schüttelt sogar den Kopf wenn dich beim Klang einer Melodie oder eines bestimmten Geräusches, beim Anblick von Gegenständen die Tränen kommen, du sie einfach nicht zurückhalten kannst, weil die Erinnerung dich einfach überflutet. Wie kann ja nur so kindisch sein... das Leben geht doch weiter... Oh ja... das tut es, gnadenlos, unaufhaltsam und alles in dir wehrt sich dagegen, findet es unfair. Wenn es nach dir gehen würde, würdest du am Liebsten die Welt anhalten, die Zeit zurückdrehen.
Ich finde es nicht skuril. Ich finde es logisch, sinnvoll. Nur weil der Tod in vielen Gesellschaften gerade zu ein Tabuthema ist, man Trauernde einfach sich selbst überlässt weil man einfach nicht weiß wie man mit ihnen umgehen kann oder soll, ist es skuril, makaber oder geschmacklos?
Es wird sicher Stilblüten treiben, die man selbst nicht gutheißen mag. Aber jeder geht nun mal anders mit dem Thema an sich oder dem eigenen Verlust um. Aber es ist nichts falsches daran einen Ort zu haben zu dem man gehen kann und mag er noch so "virtuell" sein. Vor dem Grab stehst du alleine, jeder für sich, schweigend. Wenn du den Weg dahin überhaupt schaffst, den Anblick überhaupt erträgst.
In Zeiten der Klein- und Kleinstfamilien, wo Verwandtschaft und verständnisvolle Freunde über den halben Globus verstreut sein können, wo man alleine durch die plötzlich stillen Zimmer tigert, ständig in der Erwartung des vertrauten Geräusches oder Anblicks, weil der Partner um diese Zeit eigentlich immer nach Hause kam oder im Arbeitszimmer seiner Arbeit nachging und da ist absolut gar nichts mehr... Nein, es ist nicht skuril. Es mag marktwirtschaftliche Gründe dahinter stehen aber den Hinterbliebenen kann es das füllen einer Lücke bedeuten, die in unseren ach so tollen zivilisierten Gesellschaften entstanden ist: Begleitung, wissen nicht allein zu sein. Es wird mein Haus nicht mit Leben füllen, die Einsamkeit einfach wegwischen können aber es mag ein Halt sein, der mir hilft mich wieder aufzurichten, einen Weg zu finden. Alles ist besser als alleine zu sein und irgendwann nur noch mitleidige aber verständnislose Blicke zu kassieren.
greetz Kevin