09.01.2008, 14:08
Viele sagen so etwas wie "dem Tod kann man nicht entkommen" oder "er wird dich holen wann immer es ihm beliebt". Doch es liegt auf der Hand, dass auch jener sich irren.
Der Himmel strahlte blau und und die Vögel zwitscherten. Fast schon sarkastisch schien die Sonne Jissandres Antlitz mit ihren Strahlen zu berühren. Sie hatte Glück gehabt, dass ausgerechnet unter dieser Brücke nicht ausgetrocknetes Gestein sich barg, sondern ein sogar recht tiefer Fluss verlief. In Ohnmacht fiel sie noch im Flug. Die dumpfen Schmerzen im Nacken und im nächsten Moment die der Kälte ließen sie das Licht sehen. Doch Bewusstlosigkeit ereilte sie ebenso schnell wie die Erkenntnis, dass sie gerettet werden würde.
- "Ja ich will."
- "Nicht du *ein Grinsen zeichnet sich auf den Lippen Jissandres ab*, ich muss das sagen, Schatz!"
Ein kurzes aber herzhaftes Lachen der Beiwohnenden und ein etwas unsicherer Blick seitens des Mannes waren zu sehen, bevor Jissandre sich zu ihm lehnte und ihn küsste. Doch verschwand Stennon mit mal. Dunkle Leere. Plötzlich strömt Wasser hinein soweit das Auge reicht. Furcht gemischt mit Trauer...
- "was soll denn nicht in Ordnung sein," fragt eine Jissandre sehr bekannte Stimme.
- "Das weißt du! Du hockst immer in deinem Kämmerlein!"
- "Und du bist nie zu hause, sondern ständig unterwegs"
- "um DIR die Edelsteine zu besorgen!"
- "Nicht mir! Meinst du ich verkaufe sie und lebe davon?! Davon kannst du dir deine Klamotten leisten und diese Rüstung, die keiner trägt," erwiderte eine Mannesstimme.
Tatsächlich hatten sie sich so oft gestritten. Doch sie vermisste kaum jemand anderen so sehr wie ihn.
Wieder drehte sie den Kopf leicht als jemand sie leicht am Rock zog. Sie blickte hinab. Ein kleines Gesicht, unschuldig blaue Augen und ein breites Lächeln starrte sie an. "Ma-ma.."
- "Schatz! Er hat gesprochen.. er hat Mama gesagt. Ist das nicht wundervoll? Schatz?"
- "Ja .. natürlich ist es das. Moment .. ich muss noch dieses Pulver damit .." Und es blendete wieder aus.
Sie zitterte. Was hatten diese Erinnerungen zu bedeuten? Warum gerade diese?
Erneut erklang eine männliche Stimme:
- "Nein! So kann es nicht weitergehen. Ich .. will mich meiner Arbeit widmen. Ich kann nicht in Ruhe arbeiten. Immer willst du mich herumkommandieren?!"
- "Ich herumkommandieren? Du bist nie da... weder für mich noch deine Kinder. Alles was du jemals siehst sind die vier Wände deines Elixierzimmers und die Phiolen und Reagenzien *weinend* liebst du mich denn überhaupt noch?" Die Lippen des Mannes, von dem man eigentlich nur eine Silhouette und seinen Gesichtsausdruck deutlich sah, bewegten sich zusammen mit einem Ausdruck von Unzufriedenheit bevor er verblasste und Jissandre wieder ins Tiefe Wasser fiel.
Als ihr die Luft beinahe wegblieb, spürte sie plötzlich weiches Gras unter ihrem Rücken und kaum drehte sie den Kopf, fand sie sich auf einer wunderschönen Wiese vor, auf einem riesigen Tuch.
- "Der Sonnenuntergang ist wirklich wunderschön, nicht wahr?"
Bevor sie antworten konnte, rannten ihr die Tränen als sie das fröhliche Gelächter der Kinder hörte, die in einer nicht all zu großen Ferne spielten. Sie hatte beinahe Angst den Kopf zu drehen doch Neugier siegte über Angst und so wurde sie mit einer liebevollen Umarmung belohnt.
Jissandres Stirn war von Schweiß bedeckt. Sie lag auf einer Decke in einer Hütte. Es war warm. Sie öffnete leicht ihre Augen, schloss sie aber sofort wieder als das - eigentlich schwache - Abendlicht Schmerzen verursachte. Wo war sie? Was war geschehen?
- "Ihr seid wach." Der Mann, der in einer tiefen aber wohlklingenden Stimme sprach, rückte etwas näher. "Mae Govannen, mein Name ist Eluryon, Adaneth. Ihr könnt von Glück reden, dass ihr noch lebt. Wer seid ihr?"
Erst jetzt schoss der Schmerz aus ihrem Bein hoch. Sie versuchte zu sehen, was den Schmerz verursachte, doch hielt der Mann sie sachte fest und lächelte, zumindest glaubte sie das vom Tonfall sagen zu können.
- "Es ist sonderbar, dass ihr vom Sturz nicht gestorben seid... nicht ertrunken seid .. und auch dem Gift, welches euer Bein... mae eigentlich euren Unterkörper schon vergiftet hatte.. nicht erlegen seid. Ich musste das Fleisch etwas aufschneiden, um es zu entgiften - nicht groß, jedoch tief. Aber nun ist es verbunden. Ihr solltet ruhen. Ich dachte schon ihr würdet nicht mehr aufwachen."
- "Danke, dass ihr mich gerettet habt. Mein Name ist Jissandre. Ich," wollte sie fortfahren, als sie sich wieder zurücklehnte und sich über ihre Stimme wunderte, die unheimlich krächzte. Wie als würde der Elf spüren, dass Jissandres Hals trocken war und auch die Lippen etwas bröselten, fiel er ihr ins Wort:
- "Hier *er reichte ihr einen Becher Wasser* trinkt dies und ruht euch aus. Ich freue mich, dass ihr zu euch gekommen seid."
- "Ihr dachtet ich würde niemals mehr aufwachen?"
- "Immerhin schliefet ihr seid drei Mondumläufen."
- "Drei Mondumläufe," entfuhr es ihr und sie öffnete die Augen wieder etwas. Sie sah jedoch nur die Silhouette eines Elfen, umhüllt von zarten Kerzenlicht, welches seinen Schatten über Jissandre hinweg auf die Wand malte.
Sie spürte einen kalten Windzug und öffnete mit Mühe ihre Augen. Der Körper wirkte taub und sie schien nur schwer klare Gedanken fassen zu können. Sie setzte sich auf und sah sich ihren Körper an, rümpfte dann die Nase. Sie blickte sich im nächsten Moment im Zimmer herum. "Nichts besonderes," dachte sie als sie einen wunderschönen Tisch, einen filigran ausgearbeiteten Stuhl und ein Bett sah. Die Tür stand halb offen und man hörte draußen etwas plätschern.
Jissandre versuchte sich aufzurichten. Sie verzog ob der unangenehmen Schmerzen im Bein das Gesicht, stand jedoch auf. Torkelnd und sich an der Wand abstützend, ging Jissandre dem Licht entgegen und hielt sich schließlich die Hand vor die Augen, da es so hell war, dass es sie blendete.
- "Ihr solltet doch noch liegen."
- "Das kann ich nicht .. ich .. ich muss nach Hause.. die Elixiere, die Oroka ... und verzeiht mir .. aber ich will mich waschen!" Der Elf nickte.
- "Hinter dem Haus gibt es Wasser.. und auch eine Wärmevorrichtung. Aber seid vorsichtig mit euch... euer Körper ist noch geschwächt durch das Gift, welches euch befallen hatte".
Trotzig entgegnete Jissandre, dass sie schon zurechtkommen würde. Nach einem langen angenehmen Bad, kam sie zurück ins Haus und suchte ihre Sachen. Die Sachen, die sie hatte, konnte sie unmöglich anziehen. Doch was war das. Sie nahm ein Oberteil einer Robe, die ordentlich gefaltet auf dem Bett lag, und faltete sie auseinander. Ohne groß zu überlegen, schlüpfte sie in sie hinein.
- "Sie steht euch vorzüglich," meinte der Elf ruhig.
- "Meinet ihr?"
- "Mae.. das sehe ich." Hektischer wurden ihre Bewegungen, als sie ihr Schwert nicht finden konnte.
- "Mein Schwert... mein Schwert .. habt ihr es gesehen?"
- "Law.. ich habe schon viel Mühe gehabt euch aus dem Wasser zu fischen.. verzeiht."
Betrübt setzte Jissandre sich hin und dachte nach. Wie sollte sie ohne Schwert das Feuer bändigen? Immerhin war ihre Art die Zauber zu sprechen beinahe gänzlich anders von der üblichen. Sie zeichnete Runen mit dem Schwert in der Luft und sobald diese ganz waren, fingen sie an zu brennen.
Sie stand auf und ging hinaus. Vor einigen Bäumen lagen Äste, die der grausame Wind vom Vortag hat den Bäumen abgebrochen. Sie sammelte jene zu einem kleinen Haufen und konzentrierte sich, mit der Hand die üblichen Runen zeichnend. Zuerst misslangen ihr die Runenzeichnungen gänzlich, später fielen die Zauber mal stark, mal ganz schwach aus. Sie wusste nicht warum. Zwar schaffte sie es die Äste zu entzünden, doch was nützte ihr die Magie, wenn sie sich nicht auf die Stärke des Zaubers verlassen konnte?
- "Ich werde heimgehen," meinte Jissandre am selben Abend zum Elfen.
Dieser schmunzelte etwas und nickte, sprach dann aber:
- "Ich wusste, dass ihr dies früher denn später in Erwägung ziehen würdet. Lasset mich euch einen neuen Verband anlegen und dann könntet ihr los." Jissandre willigte ein, lächelte dann aber und meinte, dass sie die Nacht noch gerne hier verbringen würde, um morgen mit den ersten Sonnenstrahlen in Richtung Dion zu ziehen.
Am darauffolgenden Tag war Jissandre zwar ausgeschlafen, jedoch aber um so hungriger. Sie war es nicht gewohnt ohne Proviant zu reisen. Nun .. zu sagen sie war gänzlich ohne unterwegs, wäre zu lügen... jedoch konnten die paar Äpfel und Birnen sie kaum sättigen. Als der Bauch so stark knurrte, dass es sie beinahe in die Knie zwang, erblickte Jissandre ein kleines Häuschen, welches unscheinbar zwischen den großen Bäumen und den dahinter verlaufenden Bergen stand.
- "Rettung," schoss es ihr durch den Kopf und sie sammelte all ihre Kraft, um es dorthin zu schaffen.
Kurze Zeit später saß sie mit dem Zwergen, der sich als Reorin vorstellte, am Tisch. Seine Frau sei entführt worden und seither wäre er auf der Suche nach ihr. So schilderte Jissandre ihm ihre Geschichte und der Zwerg meinte sie könnte hier nächtigen wenn sie wollte, denn es war später Nachmittag und der Weg nach Dion war weit. Sie nahm das Angebot dankend an.
Die Nacht war kalt. Selbst unter der aus Wolfspelz gefertigten Decke spürte Jissandre den kalten Luftzug, der im Haus herumwirbelte.
- "Den Zwergen scheints nicht zu stören," dachte Jissandre schmunzelnd.
Sie stand auf, um nach zusehen woher der Luftzug kam. Als sie aufstehen wollte, rutschte sie beinahe aus. "Eis?!" schoss es Jissandre durch den Kopf und sie zauberte sofort einen kleinen Fulmiball um ihre Hand, den Raum dadurch hell erleuchtend. Als sie durch den nächsten Raum glitt - gehen konnte man auf dem Eis kaum - sah sie ein wundersames Kunstwerk aus Eis, welches im Mondschein glitzerte.
Es war doch Oren, nicht Schuttgart. Was war hier nur los? Als sie im nächsten Moment den Zwerg auf seinem Heu entdeckte, pochte ihr Herz mit einem Mal schnell und der Körper bereitete sich auf Abwehr vor. Der Zwerg war erfroren - gänzlich. Seine Augen, die weit aufgerissen waren, sein Mund zu einem O geformt, als würde er etwas sagen wollen. Doch gerade als Jissandre nach weiteren Merkmalen suchen wollte, lief es ihr buchstäblich kalt den Rücken herunter. Sie zitterte etwas und drehte sich langsam um. Was sie dann sah, lies ihr den Atem in den Lungen gefrieren. Eine Banshee sah sie an - furchtlos, boshaft und provokant. Sie breitete ihre Arme aus, um Jissandre zu umarmen. Jissandre hingegen war vor Angst wie versteinert, fing sich aber im letzten Moment und ließ den Fulmiball, der immer noch in ihrer Rechten leuchtete, zu einem Feuerball werden, den sie der Banshee entgegen schleuderte.
Hektisch und schweißgebadet aus dem Alptraum erwachend, setzte Jissandre sich auf und sah sich kurz danach um. Alles war wie gewohnt. Das Schnarchen des Zwergen war laut und gleichmäßig, das Feuer im Kamin loderte noch.
- "Was war das eben gewesen," fragte Jissandre sich, während sie den Boden und den Raum neben ihr musterte.
Mit einem Mal ging das Feuer aus. Ein dauerndes Knacken wie das Brechen eines Eisbergs erging durch das gesamte Haus. Dieses Mal zögerte sie nicht und sprang in ihre Stiefel. Als sie in den nächsten Raum rannte, sah sie eine finstere Gestalt, die halb über den Boden schwebte, und gerade versuchte die eigene Hand an des Zwergen Brust zu legen. Zähneknirschend lies Jissandre den Fulmiball zu einem Feuerball werden und schleuderte diesen sogleich auf diese Gestalt.
Erzürnt wandte sich die Gestalt um und schon im nächsten Lidschlag war jene vor Jissandres Augen. Es war sie. Diese totbringenden Augen, der kalte Atem. Doch dieses Mal waren Jissandres Beine nicht wie am Boden festgefroren. Der Umarmung entgehend, sprang Jissandre zu ihrer linken und ergriff blind ein Schwert. Ohne zu zögern zeichnete sie einige Runen in der Luft, die sogleich Feuer fingen und auf die Banshee zuflogen. Ein lautes, kaum zu ertragendes Geräusch entging dem Unwesen und es schmolz unter der Hitze dahin.
Die ersten Sonnenstrahlen drangen durch das Fenster in die kleine Hütte und der Zwerg wachte auf. Er sah Jissandre auf einem Stuhl sitzen, das Schwert der Elemente am Griff fest in ihrer Hand, und stutze etwas. Hatte sie nicht geschlafen?
- "Langbein," rief er Jissandre zu, als er versuchte sie wach zu rütteln.
"Langbein," wiederholte er seinen Ausruf erneut und versuchte sie nun etwas energischer aufzuwecken.
Doch es tat sich erst was als sie seine Fahne zu riechen bekam. Nach Atem ringend und hustend stand Jissandre schließlich auf und begutachtete müde den Raum.
"Das Schwert," meinte er zu Jissandre, "warum habt ihr das? Was ist passiert?"
- "Eine Banshee... sie wollte euch töten. Ich habe es aus irgendeinem Grund vorher gewusst und als es geschah, ergriff ich dieses," erklärte Jissandre und deutete auf das Schwert in ihrer Hand.
- "Es hat euch erwählt, Jissandre. Ihr versteht dies nicht. Jedes Schwert hat eine Seele, etwas, was man nicht schmieden kann. Doch man kann es formen und es sich zum Freund machen. Doch es gibt auch unter ihnen Eigensinnige - so wie jenes in eurer Hand," erzählte Reorin immer noch erstaunt zum Schwert blickend.
"Es hat euch als seinen Träger auserwählt. Es ist eines der besten Schwerter, die ich in meinem Leben geschmiedet habe. Nehmt es," meinte er. Jissandre starrte ihn verblüfft an, doch er setzte fort:
"Nehmt es! Ihr sagtet doch ihr habet euer Schwert verloren. So nehmt dieses. Und nun lasst uns etwas frühstücken," meinte der Zwerg mit Mal gut gelaunt und öffnete ein neues Fass Bier.
- "Für mich bitte nicht. Habt ihr auch etwas Essbares?"
- "Sicher. Ach und .. *er schaute Jissandre ernst aber doch gelassen an* Danke für die Rettung, Langbein. Müssen wohl jene gewesen sein, die meine Frau mitnahmen."
Jissandre lächelte nur und bereitete ein leichtes Frühstück vor.
Am Vormittag befand sich Jissandre bereits auf der Reise von Oren südwerts als sie einen Dunklen am Horizont sah. Besser gesagt: er ging mittig und versperrte ihr somit den Weg. In einer üppigen Robe und einem prunkvollem Gewand tastete er den Weg vor ihm mit einem Schwert ab. "Grüße, Dunkler. Könntet ihr mir den Weg frei machen, sodass ich passieren kann," fragte Jissandre etwas ungeduldig, konnte sie ihn doch an keiner Seite überholen. "Jetzt bleibt er auch noch stehen," dachte sie im nächsten Moment als jener seine Vorwärtsbewegung unterbrach und zur Abwechslung schlicht stehen blieb. Er drehte sich kurz darauf langsam um und hob den Kopf etwas in ihre Richtung, öffnete die Augen nicht, nicht einmal zu Schlitzen. Sie stieg vom Reittier herab und ging ein paar Schritte auf ihn zu, die Zügeln des Reittieres in ihrer Hand.
- "Vendui' rivvil. Xas ich könnte. Ich weiß aber wer ihr seid und das Schicksal ist es, welches uns aufeinander treffen lies, welches euch nicht an mir vorbeireiten lies"
Etwas ungläubig blieb Jissandre an ihrem vollgepacktem Reittier stehen. Was murmelte der Dunkle da? Schicksal?
- "Was meinet ihr," fragte Jissandre.
Der Dunkle schmunzelte und durch das Gewand, welches ihn gut verdeckte, blinzelte eine üppige Robe. Nur seltsame Laute, nicht weit mehr als ein Flüster, begleiteten den Wind im nächsten Moment als dieser sich auf einmal zu einer Böe entwickelte. Sie wurde stärker und stärker und Jissandre wurde etwas zurückgedrückt. Doch mit einem Mal schwebte etwas vor ihr, etwas Helles. Ja.. etwas Kreuz-artiges. Sie schaute hastig zu ihrer linken zum Sattel.
"Das Schwert," dachte sie laut, jedoch kaum hörbar.
- "Ah," meinte der Dunkle zufrieden und lies den Wind im selben Augenblick vergehen.
"Ich wusste es. Ich wusste, dass ich euch begegnen würde. Doch warum kämpft ihr nicht? Los, kämpft," rief der Dunkle grinsend und rief einen Wirbelwind, der von hinter ihm durch die Wälder sich seinen Weg zu Jissandre bahnte.
Die Einladung würde sie sicherlich kein zweites Mal erhalten. Ganz gleich was die Absichten des Dunklen waren - sie musste den Wirbelwind aufhalten bevor dieser sie und ihr Reittier erreichte.
Sie ergriff den Knauf des Schwertes und die Gravuren leuchteten etwas auf als sie sich konzentrierte. Das Schwert tauchte von dem eben noch kalten bläulichen Licht in ein tief rotes und dann feuriges Gelb. Sie zeichnete die Runen in der Luft in Windeseile und öffnete ihre Augen sogleich. Die Runen verschwanden mit einem Mal. Zwar schien der Dunkle dies nicht zu sehen, doch spürte er etwas und grinste. Jissandre grinste ebenfalls, denn mit einem Mal schoss aus dem Boden unter ihm ein Feuerstrahl in den Himmel. Ein zweiter. Ein dritter. Vierter. Fünfter. Während er den ersten vier auswich, musste er für die folgenden seinen Zauber abbrechen.
Hatte sie nun gewonnen?
- "Xas... das Schwert in eurer Hand wird jedes Feindes Tod sein. Ich bin überwältigt."
- "Sagt mir lieber was ihr wollt und warum ihr mich angreift," herrschte Jissandre ihn an.
Lange hatte sie den Ton nicht mehr eingeschlagen und so war sie selbst überrascht wie gut diese Worte taten.
- "Ihr möget gut sein, Rivvil. Doch es ist das Schwert welches euch zu einem großen Feind macht - oder einem guten Freund," meinte der Dunkle als sich seine Grimasse allmählich zu einem Grinsen verzog.
"Ihr könnt das Feuer immer noch nicht bändigen, nicht wahr? Ob eures letzten Erlebnisses könnt ihr es nicht so bändigen wie einst, Xas?" Jissandre verzog missmutig das Gesicht.
Wer in aller Götter Namen war dieser Dunkle dort? Woher wollte er das wissen?
- "Hmpf," entgegnete Jissandre scharf,"es wäre immer noch genug, um euch zu besiegen," fügte sie voreilig an.
Der Dunkle schmunzelte und meinte schließlich:
- "Ich habe euch nicht getroffen, um herauszufinden, ob ich euch vernichten kann. Zweifelsohne wäre es mir noch ein Leichtes, denn meine wahre Kraft habet ihr noch nicht zu Gesicht bekommen. Lasset uns einen Schritt gehen."
Jissandres Neugier war zu groß, als dass sie sich hätte gegen die mögliche Gefahr wehren können. Sie nickte und nahm die Zügel der Reittieres in die Hand, um es hinter sich her zuführen.
- "Mein Name ist Tarles. Ich bin ein Erzmagier. Doch reise ich mehr als andere meiner Art. Die sind eingefahrener im Umgang mit euresgleichen. Für sie gäbe es euch wohl nur als Sklavin - oder als Leiche. Ich bedauere sehr nicht selbst das Schwert der Elemente, wie es nur alle hundert Jahre gibt, errungen zu haben. Doch ... wählt bekanntlich das Schwert seinen Träger und selten andersherum."
- "Schon wieder dieser Satz," dachte Jissandre ernst nickend.
- "Versteht der Träger dies, empfindet er das Schwert als Segen und lernt damit umzugehen," fuhr Tarles fort. "Dementiert er es hingegen," er schaute Jissandre dabei an, doch seine Augen schienen stets gerade aus zu schauen, "wird es für ihn sein Untergang werden. Ihr müsst lernen besser damit umzugehen. Und obgleich ich Rivvil wie euch nie... oder sagen wir besser unter äußerst interessanten Zuständen... helfen würde, will ich euch beibringen die Magie des Feuers besser zu beherrschen und das Potential des Schwertes genauer auszuschöpfen."
- "Woher wollt ihr wissen, dass ich nicht gut genug bin? Und ihr Dunkle führt doch stets etwas im Schilde. Ich habe als Händlerin genug euresgleichen kennengelernt. Ihr könnt mich so nicht täuschen. Sagt mir.. warum soll ich euch glauben." Der Dunkle schmunzelte.
- "Ich weiß um die Legenden über dieses Schwert. Ich habe euch gefunden. Ich habe im Kampf gesehen wie ihr euch macht. Ihr müsst mir nicht glauben aber findet heraus, ob ich lüge, und ihr werdet euch im Leben zu keinem Zeitpunkt vorwerfen, dass ihr hättet vielleicht mächtiger werden können. Also? Außerdem... gibt es einen Weg auch das Schwert zu verstärken."
Jissandre grübelte einige Zeit dadrüber als die beiden schweigend nebeneinander gingen. Das Ganze hatte bestimmt einen Hacken. Aber auch sie spürte die unverkennbare Tatsache, dass das Schwert überwältigende Macht hat und sie dieser nicht ganz gerecht würde.
- "Gut. Was wollt ihr dafür?" Wieder schmunzelte der Dunkle, sichtlich zufrieden, was Jissandre noch mehr zu schaffen machte.
- "Bwael. Nichts, was ihr mir nicht geben könntet. Ich will Unterstützung von euch wenn ich sie brauche - keine Sorge, nicht in materieller Form. Dafür nehme ich euch als meine Schülerin auf und bringe euch bei wie.." Doch da wurde er abermals von Jissandre unterbrochen:
- "Schülerin? Wer? Ich? Wisst ihr wie alt ich bin? Ich habe eine sehr hochrangige Akademie auf der Sprechenden Insel abgeschlossen. Ihr seid darüberhinaus nur ein Magier, der den Wind beherrscht. Wie wollt ihr mir etwas beibringen, hm?"
- "Ihr rivvil seid wirklich unzufrieden wenn man euch hilft. Ihr seid es auch wenn man euch im Stich lässt. Ich bin mehrere Hundert Jahre alt, Rivvil. ICH habe schon Dinge gesehen von denen IHR es nicht einmal wagt zu träumen. Euer Atem ist falsch. Das Gehirn wird vom Blut zum Zeitpunkt der Konzentration wenig durchströmt bei euch, was in einer schlechteren Konzentration resultiert. Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob richtiges Atmen bei so etwas... jemandem wie euch etwas bringen würde."
Empört wollte Jissandre gerade zurückreden als er plötzlich stehen blieb.
"Es scheint als würden wir eine Brücke suchen müssen," meinte der er seelenruhig. Jissandre nickte zustimmend.
Den Rest der Reise zu Giran verbrachten die beiden damit, dass Tarles Jissandre die Atemtechniken erklärte und ihr zeigte wie sie ihre Art des Zauberns, die Runenzeichnungsflammen, schneller und machtvoller ausführen könnte. Jissandre beschloss dem was der Dunkle sagte zuzuhören und zu lernen, denn es schien offensichtlich als wüsste dieser wovon er sprach.
In Giran angekommen, nahm Jissandre sich ein Zimmer während der Dunkle in seiner Behausung oberhalb des vielbesuchten Warenhauses verschwand.
Den Abend verbrachte sie in der Taverne wo sie den jüngsten Tratsch der Elfen, Dunklen, Zwergen, Orks und Menschen lauschte. Sie schmunzelte als sie einen Elfen sprechen hörte, der begeistert über das letzte Fest in Barcaras berichtete. Dabei lag ihr Blick oft genug an einem Sack aus Samt, der das Schwert verhüllte. Sie würde morgen aufbrechen und in Dion nach den Dingen schauen.
//OOC: Fortsetzung folgt demnächst.
edit: habe Viris Vorschlag mit den Zeilenumbrüchen versucht einzubauen (was sich etwas schwierig gestalten lies). Außerdem habe ich ein paar Dinge umformuliert, da mir zum Zeitpunkt des Schreibens wohl die richtigen Worte gefehlt zu haben scheinen. Der Kern ist aber immer noch derselbe
Der Himmel strahlte blau und und die Vögel zwitscherten. Fast schon sarkastisch schien die Sonne Jissandres Antlitz mit ihren Strahlen zu berühren. Sie hatte Glück gehabt, dass ausgerechnet unter dieser Brücke nicht ausgetrocknetes Gestein sich barg, sondern ein sogar recht tiefer Fluss verlief. In Ohnmacht fiel sie noch im Flug. Die dumpfen Schmerzen im Nacken und im nächsten Moment die der Kälte ließen sie das Licht sehen. Doch Bewusstlosigkeit ereilte sie ebenso schnell wie die Erkenntnis, dass sie gerettet werden würde.
- "Ja ich will."
- "Nicht du *ein Grinsen zeichnet sich auf den Lippen Jissandres ab*, ich muss das sagen, Schatz!"
Ein kurzes aber herzhaftes Lachen der Beiwohnenden und ein etwas unsicherer Blick seitens des Mannes waren zu sehen, bevor Jissandre sich zu ihm lehnte und ihn küsste. Doch verschwand Stennon mit mal. Dunkle Leere. Plötzlich strömt Wasser hinein soweit das Auge reicht. Furcht gemischt mit Trauer...
- "was soll denn nicht in Ordnung sein," fragt eine Jissandre sehr bekannte Stimme.
- "Das weißt du! Du hockst immer in deinem Kämmerlein!"
- "Und du bist nie zu hause, sondern ständig unterwegs"
- "um DIR die Edelsteine zu besorgen!"
- "Nicht mir! Meinst du ich verkaufe sie und lebe davon?! Davon kannst du dir deine Klamotten leisten und diese Rüstung, die keiner trägt," erwiderte eine Mannesstimme.
Tatsächlich hatten sie sich so oft gestritten. Doch sie vermisste kaum jemand anderen so sehr wie ihn.
Wieder drehte sie den Kopf leicht als jemand sie leicht am Rock zog. Sie blickte hinab. Ein kleines Gesicht, unschuldig blaue Augen und ein breites Lächeln starrte sie an. "Ma-ma.."
- "Schatz! Er hat gesprochen.. er hat Mama gesagt. Ist das nicht wundervoll? Schatz?"
- "Ja .. natürlich ist es das. Moment .. ich muss noch dieses Pulver damit .." Und es blendete wieder aus.
Sie zitterte. Was hatten diese Erinnerungen zu bedeuten? Warum gerade diese?
Erneut erklang eine männliche Stimme:
- "Nein! So kann es nicht weitergehen. Ich .. will mich meiner Arbeit widmen. Ich kann nicht in Ruhe arbeiten. Immer willst du mich herumkommandieren?!"
- "Ich herumkommandieren? Du bist nie da... weder für mich noch deine Kinder. Alles was du jemals siehst sind die vier Wände deines Elixierzimmers und die Phiolen und Reagenzien *weinend* liebst du mich denn überhaupt noch?" Die Lippen des Mannes, von dem man eigentlich nur eine Silhouette und seinen Gesichtsausdruck deutlich sah, bewegten sich zusammen mit einem Ausdruck von Unzufriedenheit bevor er verblasste und Jissandre wieder ins Tiefe Wasser fiel.
Als ihr die Luft beinahe wegblieb, spürte sie plötzlich weiches Gras unter ihrem Rücken und kaum drehte sie den Kopf, fand sie sich auf einer wunderschönen Wiese vor, auf einem riesigen Tuch.
- "Der Sonnenuntergang ist wirklich wunderschön, nicht wahr?"
Bevor sie antworten konnte, rannten ihr die Tränen als sie das fröhliche Gelächter der Kinder hörte, die in einer nicht all zu großen Ferne spielten. Sie hatte beinahe Angst den Kopf zu drehen doch Neugier siegte über Angst und so wurde sie mit einer liebevollen Umarmung belohnt.
Jissandres Stirn war von Schweiß bedeckt. Sie lag auf einer Decke in einer Hütte. Es war warm. Sie öffnete leicht ihre Augen, schloss sie aber sofort wieder als das - eigentlich schwache - Abendlicht Schmerzen verursachte. Wo war sie? Was war geschehen?
- "Ihr seid wach." Der Mann, der in einer tiefen aber wohlklingenden Stimme sprach, rückte etwas näher. "Mae Govannen, mein Name ist Eluryon, Adaneth. Ihr könnt von Glück reden, dass ihr noch lebt. Wer seid ihr?"
Erst jetzt schoss der Schmerz aus ihrem Bein hoch. Sie versuchte zu sehen, was den Schmerz verursachte, doch hielt der Mann sie sachte fest und lächelte, zumindest glaubte sie das vom Tonfall sagen zu können.
- "Es ist sonderbar, dass ihr vom Sturz nicht gestorben seid... nicht ertrunken seid .. und auch dem Gift, welches euer Bein... mae eigentlich euren Unterkörper schon vergiftet hatte.. nicht erlegen seid. Ich musste das Fleisch etwas aufschneiden, um es zu entgiften - nicht groß, jedoch tief. Aber nun ist es verbunden. Ihr solltet ruhen. Ich dachte schon ihr würdet nicht mehr aufwachen."
- "Danke, dass ihr mich gerettet habt. Mein Name ist Jissandre. Ich," wollte sie fortfahren, als sie sich wieder zurücklehnte und sich über ihre Stimme wunderte, die unheimlich krächzte. Wie als würde der Elf spüren, dass Jissandres Hals trocken war und auch die Lippen etwas bröselten, fiel er ihr ins Wort:
- "Hier *er reichte ihr einen Becher Wasser* trinkt dies und ruht euch aus. Ich freue mich, dass ihr zu euch gekommen seid."
- "Ihr dachtet ich würde niemals mehr aufwachen?"
- "Immerhin schliefet ihr seid drei Mondumläufen."
- "Drei Mondumläufe," entfuhr es ihr und sie öffnete die Augen wieder etwas. Sie sah jedoch nur die Silhouette eines Elfen, umhüllt von zarten Kerzenlicht, welches seinen Schatten über Jissandre hinweg auf die Wand malte.
Sie spürte einen kalten Windzug und öffnete mit Mühe ihre Augen. Der Körper wirkte taub und sie schien nur schwer klare Gedanken fassen zu können. Sie setzte sich auf und sah sich ihren Körper an, rümpfte dann die Nase. Sie blickte sich im nächsten Moment im Zimmer herum. "Nichts besonderes," dachte sie als sie einen wunderschönen Tisch, einen filigran ausgearbeiteten Stuhl und ein Bett sah. Die Tür stand halb offen und man hörte draußen etwas plätschern.
Jissandre versuchte sich aufzurichten. Sie verzog ob der unangenehmen Schmerzen im Bein das Gesicht, stand jedoch auf. Torkelnd und sich an der Wand abstützend, ging Jissandre dem Licht entgegen und hielt sich schließlich die Hand vor die Augen, da es so hell war, dass es sie blendete.
- "Ihr solltet doch noch liegen."
- "Das kann ich nicht .. ich .. ich muss nach Hause.. die Elixiere, die Oroka ... und verzeiht mir .. aber ich will mich waschen!" Der Elf nickte.
- "Hinter dem Haus gibt es Wasser.. und auch eine Wärmevorrichtung. Aber seid vorsichtig mit euch... euer Körper ist noch geschwächt durch das Gift, welches euch befallen hatte".
Trotzig entgegnete Jissandre, dass sie schon zurechtkommen würde. Nach einem langen angenehmen Bad, kam sie zurück ins Haus und suchte ihre Sachen. Die Sachen, die sie hatte, konnte sie unmöglich anziehen. Doch was war das. Sie nahm ein Oberteil einer Robe, die ordentlich gefaltet auf dem Bett lag, und faltete sie auseinander. Ohne groß zu überlegen, schlüpfte sie in sie hinein.
- "Sie steht euch vorzüglich," meinte der Elf ruhig.
- "Meinet ihr?"
- "Mae.. das sehe ich." Hektischer wurden ihre Bewegungen, als sie ihr Schwert nicht finden konnte.
- "Mein Schwert... mein Schwert .. habt ihr es gesehen?"
- "Law.. ich habe schon viel Mühe gehabt euch aus dem Wasser zu fischen.. verzeiht."
Betrübt setzte Jissandre sich hin und dachte nach. Wie sollte sie ohne Schwert das Feuer bändigen? Immerhin war ihre Art die Zauber zu sprechen beinahe gänzlich anders von der üblichen. Sie zeichnete Runen mit dem Schwert in der Luft und sobald diese ganz waren, fingen sie an zu brennen.
Sie stand auf und ging hinaus. Vor einigen Bäumen lagen Äste, die der grausame Wind vom Vortag hat den Bäumen abgebrochen. Sie sammelte jene zu einem kleinen Haufen und konzentrierte sich, mit der Hand die üblichen Runen zeichnend. Zuerst misslangen ihr die Runenzeichnungen gänzlich, später fielen die Zauber mal stark, mal ganz schwach aus. Sie wusste nicht warum. Zwar schaffte sie es die Äste zu entzünden, doch was nützte ihr die Magie, wenn sie sich nicht auf die Stärke des Zaubers verlassen konnte?
- "Ich werde heimgehen," meinte Jissandre am selben Abend zum Elfen.
Dieser schmunzelte etwas und nickte, sprach dann aber:
- "Ich wusste, dass ihr dies früher denn später in Erwägung ziehen würdet. Lasset mich euch einen neuen Verband anlegen und dann könntet ihr los." Jissandre willigte ein, lächelte dann aber und meinte, dass sie die Nacht noch gerne hier verbringen würde, um morgen mit den ersten Sonnenstrahlen in Richtung Dion zu ziehen.
Am darauffolgenden Tag war Jissandre zwar ausgeschlafen, jedoch aber um so hungriger. Sie war es nicht gewohnt ohne Proviant zu reisen. Nun .. zu sagen sie war gänzlich ohne unterwegs, wäre zu lügen... jedoch konnten die paar Äpfel und Birnen sie kaum sättigen. Als der Bauch so stark knurrte, dass es sie beinahe in die Knie zwang, erblickte Jissandre ein kleines Häuschen, welches unscheinbar zwischen den großen Bäumen und den dahinter verlaufenden Bergen stand.
- "Rettung," schoss es ihr durch den Kopf und sie sammelte all ihre Kraft, um es dorthin zu schaffen.
Kurze Zeit später saß sie mit dem Zwergen, der sich als Reorin vorstellte, am Tisch. Seine Frau sei entführt worden und seither wäre er auf der Suche nach ihr. So schilderte Jissandre ihm ihre Geschichte und der Zwerg meinte sie könnte hier nächtigen wenn sie wollte, denn es war später Nachmittag und der Weg nach Dion war weit. Sie nahm das Angebot dankend an.
Die Nacht war kalt. Selbst unter der aus Wolfspelz gefertigten Decke spürte Jissandre den kalten Luftzug, der im Haus herumwirbelte.
- "Den Zwergen scheints nicht zu stören," dachte Jissandre schmunzelnd.
Sie stand auf, um nach zusehen woher der Luftzug kam. Als sie aufstehen wollte, rutschte sie beinahe aus. "Eis?!" schoss es Jissandre durch den Kopf und sie zauberte sofort einen kleinen Fulmiball um ihre Hand, den Raum dadurch hell erleuchtend. Als sie durch den nächsten Raum glitt - gehen konnte man auf dem Eis kaum - sah sie ein wundersames Kunstwerk aus Eis, welches im Mondschein glitzerte.
Es war doch Oren, nicht Schuttgart. Was war hier nur los? Als sie im nächsten Moment den Zwerg auf seinem Heu entdeckte, pochte ihr Herz mit einem Mal schnell und der Körper bereitete sich auf Abwehr vor. Der Zwerg war erfroren - gänzlich. Seine Augen, die weit aufgerissen waren, sein Mund zu einem O geformt, als würde er etwas sagen wollen. Doch gerade als Jissandre nach weiteren Merkmalen suchen wollte, lief es ihr buchstäblich kalt den Rücken herunter. Sie zitterte etwas und drehte sich langsam um. Was sie dann sah, lies ihr den Atem in den Lungen gefrieren. Eine Banshee sah sie an - furchtlos, boshaft und provokant. Sie breitete ihre Arme aus, um Jissandre zu umarmen. Jissandre hingegen war vor Angst wie versteinert, fing sich aber im letzten Moment und ließ den Fulmiball, der immer noch in ihrer Rechten leuchtete, zu einem Feuerball werden, den sie der Banshee entgegen schleuderte.
Hektisch und schweißgebadet aus dem Alptraum erwachend, setzte Jissandre sich auf und sah sich kurz danach um. Alles war wie gewohnt. Das Schnarchen des Zwergen war laut und gleichmäßig, das Feuer im Kamin loderte noch.
- "Was war das eben gewesen," fragte Jissandre sich, während sie den Boden und den Raum neben ihr musterte.
Mit einem Mal ging das Feuer aus. Ein dauerndes Knacken wie das Brechen eines Eisbergs erging durch das gesamte Haus. Dieses Mal zögerte sie nicht und sprang in ihre Stiefel. Als sie in den nächsten Raum rannte, sah sie eine finstere Gestalt, die halb über den Boden schwebte, und gerade versuchte die eigene Hand an des Zwergen Brust zu legen. Zähneknirschend lies Jissandre den Fulmiball zu einem Feuerball werden und schleuderte diesen sogleich auf diese Gestalt.
Erzürnt wandte sich die Gestalt um und schon im nächsten Lidschlag war jene vor Jissandres Augen. Es war sie. Diese totbringenden Augen, der kalte Atem. Doch dieses Mal waren Jissandres Beine nicht wie am Boden festgefroren. Der Umarmung entgehend, sprang Jissandre zu ihrer linken und ergriff blind ein Schwert. Ohne zu zögern zeichnete sie einige Runen in der Luft, die sogleich Feuer fingen und auf die Banshee zuflogen. Ein lautes, kaum zu ertragendes Geräusch entging dem Unwesen und es schmolz unter der Hitze dahin.
Die ersten Sonnenstrahlen drangen durch das Fenster in die kleine Hütte und der Zwerg wachte auf. Er sah Jissandre auf einem Stuhl sitzen, das Schwert der Elemente am Griff fest in ihrer Hand, und stutze etwas. Hatte sie nicht geschlafen?
- "Langbein," rief er Jissandre zu, als er versuchte sie wach zu rütteln.
"Langbein," wiederholte er seinen Ausruf erneut und versuchte sie nun etwas energischer aufzuwecken.
Doch es tat sich erst was als sie seine Fahne zu riechen bekam. Nach Atem ringend und hustend stand Jissandre schließlich auf und begutachtete müde den Raum.
"Das Schwert," meinte er zu Jissandre, "warum habt ihr das? Was ist passiert?"
- "Eine Banshee... sie wollte euch töten. Ich habe es aus irgendeinem Grund vorher gewusst und als es geschah, ergriff ich dieses," erklärte Jissandre und deutete auf das Schwert in ihrer Hand.
- "Es hat euch erwählt, Jissandre. Ihr versteht dies nicht. Jedes Schwert hat eine Seele, etwas, was man nicht schmieden kann. Doch man kann es formen und es sich zum Freund machen. Doch es gibt auch unter ihnen Eigensinnige - so wie jenes in eurer Hand," erzählte Reorin immer noch erstaunt zum Schwert blickend.
"Es hat euch als seinen Träger auserwählt. Es ist eines der besten Schwerter, die ich in meinem Leben geschmiedet habe. Nehmt es," meinte er. Jissandre starrte ihn verblüfft an, doch er setzte fort:
"Nehmt es! Ihr sagtet doch ihr habet euer Schwert verloren. So nehmt dieses. Und nun lasst uns etwas frühstücken," meinte der Zwerg mit Mal gut gelaunt und öffnete ein neues Fass Bier.
- "Für mich bitte nicht. Habt ihr auch etwas Essbares?"
- "Sicher. Ach und .. *er schaute Jissandre ernst aber doch gelassen an* Danke für die Rettung, Langbein. Müssen wohl jene gewesen sein, die meine Frau mitnahmen."
Jissandre lächelte nur und bereitete ein leichtes Frühstück vor.
Am Vormittag befand sich Jissandre bereits auf der Reise von Oren südwerts als sie einen Dunklen am Horizont sah. Besser gesagt: er ging mittig und versperrte ihr somit den Weg. In einer üppigen Robe und einem prunkvollem Gewand tastete er den Weg vor ihm mit einem Schwert ab. "Grüße, Dunkler. Könntet ihr mir den Weg frei machen, sodass ich passieren kann," fragte Jissandre etwas ungeduldig, konnte sie ihn doch an keiner Seite überholen. "Jetzt bleibt er auch noch stehen," dachte sie im nächsten Moment als jener seine Vorwärtsbewegung unterbrach und zur Abwechslung schlicht stehen blieb. Er drehte sich kurz darauf langsam um und hob den Kopf etwas in ihre Richtung, öffnete die Augen nicht, nicht einmal zu Schlitzen. Sie stieg vom Reittier herab und ging ein paar Schritte auf ihn zu, die Zügeln des Reittieres in ihrer Hand.
- "Vendui' rivvil. Xas ich könnte. Ich weiß aber wer ihr seid und das Schicksal ist es, welches uns aufeinander treffen lies, welches euch nicht an mir vorbeireiten lies"
Etwas ungläubig blieb Jissandre an ihrem vollgepacktem Reittier stehen. Was murmelte der Dunkle da? Schicksal?
- "Was meinet ihr," fragte Jissandre.
Der Dunkle schmunzelte und durch das Gewand, welches ihn gut verdeckte, blinzelte eine üppige Robe. Nur seltsame Laute, nicht weit mehr als ein Flüster, begleiteten den Wind im nächsten Moment als dieser sich auf einmal zu einer Böe entwickelte. Sie wurde stärker und stärker und Jissandre wurde etwas zurückgedrückt. Doch mit einem Mal schwebte etwas vor ihr, etwas Helles. Ja.. etwas Kreuz-artiges. Sie schaute hastig zu ihrer linken zum Sattel.
"Das Schwert," dachte sie laut, jedoch kaum hörbar.
- "Ah," meinte der Dunkle zufrieden und lies den Wind im selben Augenblick vergehen.
"Ich wusste es. Ich wusste, dass ich euch begegnen würde. Doch warum kämpft ihr nicht? Los, kämpft," rief der Dunkle grinsend und rief einen Wirbelwind, der von hinter ihm durch die Wälder sich seinen Weg zu Jissandre bahnte.
Die Einladung würde sie sicherlich kein zweites Mal erhalten. Ganz gleich was die Absichten des Dunklen waren - sie musste den Wirbelwind aufhalten bevor dieser sie und ihr Reittier erreichte.
Sie ergriff den Knauf des Schwertes und die Gravuren leuchteten etwas auf als sie sich konzentrierte. Das Schwert tauchte von dem eben noch kalten bläulichen Licht in ein tief rotes und dann feuriges Gelb. Sie zeichnete die Runen in der Luft in Windeseile und öffnete ihre Augen sogleich. Die Runen verschwanden mit einem Mal. Zwar schien der Dunkle dies nicht zu sehen, doch spürte er etwas und grinste. Jissandre grinste ebenfalls, denn mit einem Mal schoss aus dem Boden unter ihm ein Feuerstrahl in den Himmel. Ein zweiter. Ein dritter. Vierter. Fünfter. Während er den ersten vier auswich, musste er für die folgenden seinen Zauber abbrechen.
Hatte sie nun gewonnen?
- "Xas... das Schwert in eurer Hand wird jedes Feindes Tod sein. Ich bin überwältigt."
- "Sagt mir lieber was ihr wollt und warum ihr mich angreift," herrschte Jissandre ihn an.
Lange hatte sie den Ton nicht mehr eingeschlagen und so war sie selbst überrascht wie gut diese Worte taten.
- "Ihr möget gut sein, Rivvil. Doch es ist das Schwert welches euch zu einem großen Feind macht - oder einem guten Freund," meinte der Dunkle als sich seine Grimasse allmählich zu einem Grinsen verzog.
"Ihr könnt das Feuer immer noch nicht bändigen, nicht wahr? Ob eures letzten Erlebnisses könnt ihr es nicht so bändigen wie einst, Xas?" Jissandre verzog missmutig das Gesicht.
Wer in aller Götter Namen war dieser Dunkle dort? Woher wollte er das wissen?
- "Hmpf," entgegnete Jissandre scharf,"es wäre immer noch genug, um euch zu besiegen," fügte sie voreilig an.
Der Dunkle schmunzelte und meinte schließlich:
- "Ich habe euch nicht getroffen, um herauszufinden, ob ich euch vernichten kann. Zweifelsohne wäre es mir noch ein Leichtes, denn meine wahre Kraft habet ihr noch nicht zu Gesicht bekommen. Lasset uns einen Schritt gehen."
Jissandres Neugier war zu groß, als dass sie sich hätte gegen die mögliche Gefahr wehren können. Sie nickte und nahm die Zügel der Reittieres in die Hand, um es hinter sich her zuführen.
- "Mein Name ist Tarles. Ich bin ein Erzmagier. Doch reise ich mehr als andere meiner Art. Die sind eingefahrener im Umgang mit euresgleichen. Für sie gäbe es euch wohl nur als Sklavin - oder als Leiche. Ich bedauere sehr nicht selbst das Schwert der Elemente, wie es nur alle hundert Jahre gibt, errungen zu haben. Doch ... wählt bekanntlich das Schwert seinen Träger und selten andersherum."
- "Schon wieder dieser Satz," dachte Jissandre ernst nickend.
- "Versteht der Träger dies, empfindet er das Schwert als Segen und lernt damit umzugehen," fuhr Tarles fort. "Dementiert er es hingegen," er schaute Jissandre dabei an, doch seine Augen schienen stets gerade aus zu schauen, "wird es für ihn sein Untergang werden. Ihr müsst lernen besser damit umzugehen. Und obgleich ich Rivvil wie euch nie... oder sagen wir besser unter äußerst interessanten Zuständen... helfen würde, will ich euch beibringen die Magie des Feuers besser zu beherrschen und das Potential des Schwertes genauer auszuschöpfen."
- "Woher wollt ihr wissen, dass ich nicht gut genug bin? Und ihr Dunkle führt doch stets etwas im Schilde. Ich habe als Händlerin genug euresgleichen kennengelernt. Ihr könnt mich so nicht täuschen. Sagt mir.. warum soll ich euch glauben." Der Dunkle schmunzelte.
- "Ich weiß um die Legenden über dieses Schwert. Ich habe euch gefunden. Ich habe im Kampf gesehen wie ihr euch macht. Ihr müsst mir nicht glauben aber findet heraus, ob ich lüge, und ihr werdet euch im Leben zu keinem Zeitpunkt vorwerfen, dass ihr hättet vielleicht mächtiger werden können. Also? Außerdem... gibt es einen Weg auch das Schwert zu verstärken."
Jissandre grübelte einige Zeit dadrüber als die beiden schweigend nebeneinander gingen. Das Ganze hatte bestimmt einen Hacken. Aber auch sie spürte die unverkennbare Tatsache, dass das Schwert überwältigende Macht hat und sie dieser nicht ganz gerecht würde.
- "Gut. Was wollt ihr dafür?" Wieder schmunzelte der Dunkle, sichtlich zufrieden, was Jissandre noch mehr zu schaffen machte.
- "Bwael. Nichts, was ihr mir nicht geben könntet. Ich will Unterstützung von euch wenn ich sie brauche - keine Sorge, nicht in materieller Form. Dafür nehme ich euch als meine Schülerin auf und bringe euch bei wie.." Doch da wurde er abermals von Jissandre unterbrochen:
- "Schülerin? Wer? Ich? Wisst ihr wie alt ich bin? Ich habe eine sehr hochrangige Akademie auf der Sprechenden Insel abgeschlossen. Ihr seid darüberhinaus nur ein Magier, der den Wind beherrscht. Wie wollt ihr mir etwas beibringen, hm?"
- "Ihr rivvil seid wirklich unzufrieden wenn man euch hilft. Ihr seid es auch wenn man euch im Stich lässt. Ich bin mehrere Hundert Jahre alt, Rivvil. ICH habe schon Dinge gesehen von denen IHR es nicht einmal wagt zu träumen. Euer Atem ist falsch. Das Gehirn wird vom Blut zum Zeitpunkt der Konzentration wenig durchströmt bei euch, was in einer schlechteren Konzentration resultiert. Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob richtiges Atmen bei so etwas... jemandem wie euch etwas bringen würde."
Empört wollte Jissandre gerade zurückreden als er plötzlich stehen blieb.
"Es scheint als würden wir eine Brücke suchen müssen," meinte der er seelenruhig. Jissandre nickte zustimmend.
Den Rest der Reise zu Giran verbrachten die beiden damit, dass Tarles Jissandre die Atemtechniken erklärte und ihr zeigte wie sie ihre Art des Zauberns, die Runenzeichnungsflammen, schneller und machtvoller ausführen könnte. Jissandre beschloss dem was der Dunkle sagte zuzuhören und zu lernen, denn es schien offensichtlich als wüsste dieser wovon er sprach.
In Giran angekommen, nahm Jissandre sich ein Zimmer während der Dunkle in seiner Behausung oberhalb des vielbesuchten Warenhauses verschwand.
Den Abend verbrachte sie in der Taverne wo sie den jüngsten Tratsch der Elfen, Dunklen, Zwergen, Orks und Menschen lauschte. Sie schmunzelte als sie einen Elfen sprechen hörte, der begeistert über das letzte Fest in Barcaras berichtete. Dabei lag ihr Blick oft genug an einem Sack aus Samt, der das Schwert verhüllte. Sie würde morgen aufbrechen und in Dion nach den Dingen schauen.
//OOC: Fortsetzung folgt demnächst.
edit: habe Viris Vorschlag mit den Zeilenumbrüchen versucht einzubauen (was sich etwas schwierig gestalten lies). Außerdem habe ich ein paar Dinge umformuliert, da mir zum Zeitpunkt des Schreibens wohl die richtigen Worte gefehlt zu haben scheinen. Der Kern ist aber immer noch derselbe
Anwesend - ab und an.