30.04.2007, 06:22
Kapitel 18
Das Dankesfest (ups, hatte eben falschen Titel hier stehen xD)
((So, hier unten im Thread schlummert das 18.Kapitel.
Da ja oben kein Platz war, hab ich das mal hier unten hingespammt^^
Weitere OOC-Infos oben im ersten Thread))
"Habt Ihr auch nichts vergessen, Herr?" Der Portier stand in der Tür des Zimmers, welches Aadieson in Dion beherbergte. Hinter ihm flutete das Licht des Flures an ihm vorbei und erhellte den Boden und die nähere Umgebung. Seine Augen ruhten auf dem Tisch, vor dem der Weltenwanderer saß. Ein Stapel Pergamente drohte auf den ersten Blick an der Seite herunterzufallen.
Mit einem Lächeln breitete Aadieson die Arme über dem Tisch aus und zog sie wieder mit den Rollen an sich zurück und seufzte einmal kurz, wie nach getaner Arbeit. „Nein, ich habe alles bedacht, keine Sorge.“ Mit einer leichten Verbeugung des Portiers schloss sich die Tür wieder und die Lampe auf dem Tisch neben den Schriftrollen war wieder Alleinherrscher über die Schatten im Zimmer.
Aadieson nahm ein Schriftstück und las es vor, wie um sich die Worte noch mal auf der Zunge zergehen zu lassen:
Werter Gast,
wie Ihr sicher in Erfahrung bringen konntet, sind einige Umstände eingetreten, die dem geplanten Dankes-Abend den Rang abliefen. Die Gäste, die bereits zugegen waren, wurden dem grässlichen Schauspiel habhaft.
Ich darf versichern, dass die Elfe namens Aleya auf dem Wege der Genesung ist, die an heutigen Abend ihrer dunklen Geißel unter großer Pein entfliehen konnte.
Nichtdestotrotz liegt es mir am Herzen, meine bescheidenen Worte erneut an Euch richten zu wollen.
Daher gebt mir Gelegenheit, im Rahmen von Speis und Trank die illustre Runde ein weiteres Mal zu vereinen, um den Abend in einer Zeremonie ausklingen zu lassen.
Ort des Treffens
Marktplatz zu Dion
Zeit: 29. des dritten Mondenumlaufs zur achten Stunde, wenn die Sonne sich neigt
Wir werden einen abseits gelegenen Ort aufsuchen, der entsprechend hergerichtet ist.
Geladene Gäste werden sein:
Scion nebst Creola
Aleya nebst Schwester Alamnis
Mikarion
Viridis
Linardt
Jetrascha
Arien
Leya
Riyan
Presona
Viviane
Zur angrenzenden Zeremonie möchte ich noch folgende Worte verlieren:
Ich bin im Besitz einer Waffe, auf der ein Fluch lastet. Mit Hilfe zweier Gefährten war es mir möglich, in Erfahrung zu bringen, die Abkehr dessen herbeizuführen.
Darum bitte ich Euch weiterhin: Seid mein Gast auch an jener Prozedur. Gebt mir kraft Eurer Gedanken den Beistand, damit ich diesen Fluch niederschlagen kann.
Ihr sehet mich so oder so, tief in Eurer Schuld stehend. Ihr solltet aber nicht einem inneren Zwang folgend, der Lösung des Fluches beiwohnen. Bitte kommt nur aus freien Stücken.
gez. Aadieson
Den Kopf leicht hebend und aus dem Fenster in die Nacht schauend verklärte sich sein Blick zunehmend. Was würde er geben, wenn das Fest diesmal keine unerwartete Wendung nehmen würde. So sehr er sich auch selber versicherte, nun alles bedacht zu haben, umso lauter wurden die Zweifel. Aber was sollte passieren? Er hatte für die Zusammenkunft einen abgelegenen idyllischen Ort geplant. Die Insel war nur mit einem Torwächter zu erreichen. Es konnte ... nein es durfte diesmal nichts schiefgehen.
Er nahm die reichlich abgenutzte Feder und steckte sie wieder in den Halter. Das Tintenfass noch verschließend, raffte er anschießend die Pergamente zu einem Bündel und klemmte sie sich allesamt unter den Arm. Mit einem kurzen Schmunzeln murmelte er vor sich hin, während er die Tür öffnete und nach unten ging: „Was wohl Ithilvyron sagen würde, wenn er all dies austragen müsste…“
Der Bote, der seinen Dienst in dieser Nacht versah, schaute auf und ließ sich mit den Worten Aadiesons instruieren, um sogleich darauf im Nebel der Nacht mit den Schriftstücken zu entschwinden. „Bloß nicht vertauschen!“ rief Aadieson leise hinterher und begab sich anschließend zu Bett.
Aadieson hüpfte das Herz, als die ersten Gäste eintrafen. Neben Alamnis, deren Begrüßung wie immer knapp ausfiel, stand ihre Schwester und ließ alles um ihn herum kurz unwirklich werden. Doch die Wärme, die seine Gedanken einschloss, währte nur kurz. Aadieson schüttelte sich. Er durfte die anderen Gäste jetzt nicht vernachlässigen.
Arien war schon von weitem zu sehen, als sie angerannt kam. Keuchend stützte sie sich auf die Knie. "Seid gegrüßt.." kam es zwischen ihren gepressten Lippen hervor. "Geht es Euch gut?"
"Seid Ihr außer Atem?" Arien, die daraufhin rot wurde, erinnerte sich wohl unschwer daran, als ihre letzte Begrüßung auf der Sprechenden Insel etwas unerwartet verlief. Im Herankommen winkte Arien dem Weltenwanderer schwungvoll mit der Hand, die ein Buch hielt. Aus der Bewegung heraus, entwickelte das Schriftstück eine Eigendynamik und segelte in straffem Tempo gen Aadieson. Jener konnte nur durch eine Wahrnehmung aus dem Augenwinkel noch rechtzeitig in Deckung gehen.
Kenneth, ein angehender Paladin mit Hang zu ausgeprägt trockenem Humor erwähnte noch das Fehlen so mancher Etikette, die nicht jedem Gast in die Wiege gelegt worden ist.
Riyan erkundigte sich nach Creolas Wohlbefinden "Alae, Schwester, wie geht es Dir?" Mit einem leisen Unterton und einem leichten Nicken "Ich denke es geht..."
Viridis wirkte ein wenig angespannt und aufgeregt. Eine Elfe, welche Aadieson vor kurzem gemeinsam mit Mikarion bei einer Angeltour kennenlernte, war eine ausgesprochene Frohnatur und gern gesehen.
"Ich werde morgen auf Reisen gehen." erwähnte Arien nicht ohne einen Funken Stolz in der Stimme, jedoch schien Aadieson dass zu überhören, als er die Arme hob und die Gäste um sich versammelte.
Nach allgemeiner Begrüßung - Viviane und Jetrascha waren auch eingetroffen - und einer eingehenden Musterung des Wohlbefindens aller war es Aadieson schließlich möglich, die Umgebung zu prüfen und eventuelle Verfolger aufzuspüren. Aadieson hatte erneut bewusst den Platz mitten in Dion als Treffpunkt gewählt. Wären alle Gäste jeder für sich am Tor eingetroffen, hätte er den Blick für etwaige Verfolger verloren.
"Wohlan, dann lasst uns das blaue Tor aufsuchen!" Mit einladender Handbewegung setzte sich die kleine Gruppe in Marsch, um das nahegelegene Tor in der Wildnis zu finden.
Das blaue Strahlen machte sich schon von weitem bemerkbar. "Keine Angst, es geht alles mit rechten Dingen zu!" beschwichtigte Aadieson das Murmeln, welches hier und da einsetzte. Einer nach dem anderen stieg in das Tor und nahm das Gefühl in sich auf, zu schweben.
Auf der Insel angekommen, waren verschiedene Laute des Erstaunens und der Freude zu vernehmen. Der Boden duftete nach frischem Gras. In der Mitte auf der Anhöhe des Eilands spendete ein Baum wohltuenden Schatten. Eine leichte Abendbrise bewegte die Blätter. Das Wasser kräuselte sich und schlug hier und da platschend ans Ufer.
Auf einem weißen Tuch nahe am Baum waren erlesene Speisen platziert. Schalen mit Soßen, Brot, Nüssen, Schalenfrüchte, kaltes gebratenes Fleisch sowie Holzgabeln waren vorzufinden. Kleine Tücher zum Abtupfen waren liebevoll ringsum drapiert. Daneben stehen Wein und Wasser in Hülle und Fülle, sowie Gäser.
"Ich habe den Abend diesmal ohne ein Bratenfeuer gewählt, sehet es mir nach..." rief Aadieson bittend in die Runde, und zeigte anschließend auf die Tafel. "Bitte, bedient Euch."
Unten am Wasser stand eine unscheinbare, weiße, flache Schale. Das ungefähr 1 Fuß hohe Gefäß schien zunächst unbemerkt.
Nachdem nun jeder seinen Platz gefunden hatte, machte Aadieson sich daran, einen selbigen einzunehmen, woher er seine Ode an die Freunde richten konnte. Ein paar Schritte den Hang hinunter, damit er auf die Gäste nicht hinabschauen musste, das schien in seinem Sinne.
Das vernehmliche Räuspern brachte den gewünschten Erfolg:
„Liebe Gäste,
Zuallererst möchte ich Euch danken, dass Ihr meinem Ruf gefolgt seid und mir den Raum gebt, Euch Dank zu zollen für all das, was gemeinsam hinter uns liegt.
Es war nicht leicht, in dieser Welt Fuß zu fassen.“ Einen Moment schaut Aadieson hinaus aufs Wasser.
„Es gab für mich eine Zeit der Albträume, der nackten Angst. Ständig roch ich Gefahr ... von dieser Ära des stetigen Bösen habt Ihr mich befreit!“
Die Augen wandereten von einem zum anderen. Sie schienen zu sagen, habt Dank für all Eure Güte. Ohne den Blick ruhen zu lassen, lächelte er „Es gibt nun Tage, wo ich mit Freuden aufsteh und dem Morgen entgegenblicke. Ich suche Eure Gesellschaft und bin fortan ein Quell an Glück und Zufriedenheit.“
Aadieson drehte leicht den Kopf und schaute in die Ferne. Aus dem Augenwinkel nahm er die eine oder andere Bewegung wahr, jedoch schien ihm die Gesellschaft auf einmal seltsam entrückt.
„Auch wenn mich dieses Glück, Euch neben mich zu wähnen, nicht von meiner Suche nach Heimkehr abbringen wird „ der Wortlaut wurde immer langsamer „so versüsst es mir doch viele Stunden in dieser Welt…“
Abrupt schaute er wieder nach vorn und das Lächeln kehrte auf seine Wangen zurück.
„Daher verlangte es mir, Euch heute zu laden, damit ich in Worten jene lobzupreisen vermag.“ Er schaute wieder jeden nacheinander an, auf einigen ruhte der Blick länger „Jene, die mir nahe stehen…
Ich habe Euch zu Ehren ein kleines Verslein poesiert, was ich nun kundtun möchte.“
Während der letzten Worte nahme er die Rolle hoch und begann mit ausgestreckten Armen laut vorzulesen:
„Es gibt so vieles, was wir sehen
Noch viel mehr, wovon wir hör'n
Gerüchte, Klatsch und Schuldvergehen
Jeder meint, darauf zu schwören
das das alles wahrhaft ist,
ohne Fehler oder List.
Umso grösser das Erstaunen
wenn der Wahrheit andrer Launen.
So höret auch mal Freundes Rat
So blieb Euch Klatsch und Tratsch erspart.“
Ein kurzes Grinsen huschte über sein Gesicht.
„Der Morgen lässt den Tag aufs Neue
schreiten, bis es Abend wird
danach lasst uns Arm in Arm
Speis und Trank in Kehle rinnen
bis das Bier schmeckt dünn und warm
und der Wirt zum Ausgang führt.“
Daraufhin deutete Aadieson grinsend eine torkelnde Bewegung an, ein Arm verließ die Rolle, die er hielt und ruderte wie haltlos in der Luft, bevor er sich wieder sammelte.
„Das Licht bestimmt den Tag aufs Neue
Frische prägt mein off’nes Herz
Ein Tag, an dem ich mich erfreue
Wie die Blume früh im März
Kommt dazu die Sommerzeit,
welche nun vernehmlich hält.
So voll Fülle, Lachen, Spass.
sei es niemanden vergellt.
wenn er dies mit Freunden teilt
Eine Pause folgte, während das Gesicht nun zunehmend ernster wurde.
„Jedoch nicht immer ist das Herz
getränkt mit lauter Wonne.
Die Zeiten wo ist gross der Schmerz
reissen auf das Band der Sonne.“
Aadieson neigte kurz den Kopf, um dann wieder hochzuschauen. Wer genau hinsah, konnte erkennen, dass der Blick nun trüb war.
Mit dunkler Stimme setzte er fort:
„Kniend an dem Grab der Ahnen
oder schreiend nach des Kindes Tod
weinend bis zum Abendrot.
lässt es schmerzenhaft erahnen
welche Kraft die Pein erhebt
wenn das Innerste erbebt.
Wenn die Frau versinkt in Scham
nach der Liebgewalt des Gatten
Geht sie hin in voller Gram
flüchtet sich in Heimes Schatten
sucht dann Trost bei einer Freundin
jene nimmt sie in den Arm.“
Die Wangen treten nun leicht hervor. Es machte den Eindruck, als ob er die Zähne zusammen beißt.
Die Stimme wirkte jedoch nach wie vor gefasst.
"In der Dunkelheit gefangen
gibt die Seele keine Ruh.
Endlos Qual nach grossem Bangen
wenn der Sohn dann kehrt zurück.
aus dem Krieg mit toten Blick.
Seine Haut ist bleich und kalt
Keine Freud mehr, die ihm galt.
Doch auch jene Zeit lässt nach
wenn die Schulter fest im Griff
von des Freundes Hand erfasst
und der Schmerz derweil verblasst
Denn das tiefe Tal der Ohnmacht
was es zu durchschreiten gilt.
schliesset ab mit stiller Andacht.
Für das Herz ein stolzer Schild.
Aadieson machte eine kurze Pause, bevor er – das Gesicht begann nun wieder zu strahlen – ansetzte, die letzen Zeilen zu verkünden.
„Ich bin gedrängt, mein Glück zu teilen.
welches mich derzeit ereilt.
Lasset uns zur Gabe eilen
die wir nennen Gastlichkeit.
Lasst uns feiern, trinken, lachen
Lasst uns Freude neu entfachen.
Denn auch dafür sind fürwahr“
noch eine betont bedeutungsvolle Pause einlegend
„eben jene Freunde da.“
Die Arme gingen nun wieder nach unten. Er verstaute die Schriftrolle und ging mit langen Schritten wieder den Hang hinauf, um sich zu denen zu gesellen, die dort im Schatten des großen Baumes noch in Gedanken den Zeilen nachhingen.
Viele neue Gläser klangen aneinander, der Wein leerte sich zusehends, die Teller wurden mehr und mehr ihrer Speisen enthoben.
Mit einem kurzen wehmütigen Blick nahm er wahr, dass Linardt und Jetrascha vorzeitig wieder abrückten. Eilige Dinge duldeten wohl keinen Aufschub.
Während Kenneth noch die eine oder andere tiefschürfende Bemerkung über gewisse langatmige Erzählweisen fallen ließ, Viridis sich mit Mikarion über das eine oder andere Details ausließ, hatte Aadieson nur Augen für die Elfe, die ihm das Herz gestohlen hatte. Seine Züge verrieten jedoch wenig, dass er sich darüber freute. Es stand noch der zweite Teil des Abends aus, der, wie sich später herausstellen sollte, weniger erfolgreich verlaufen sollte.
Die Gespräche kamen plätscherten im seichten Gang, doch vielen war anzumerken, dass die Zeit nicht unendlich war. Einige schauten auf den Sonnenstand, andere blickten erwartungsvoll in die Runde. Die Zeit drängte.
Aadieson fasste sich ein Herz und trat erneut vor die Gruppe. Ein kurzes Räuspern war zu vernehmen.
"Liebe Freunde!
Wie Ihr vielleicht schon wisst, wurde mir vor einiger Zeit ein Dasparionstab als Geschenk zugetan. Dieser Stab ist verflucht. Ich bin nicht in der Lage, diesen Stab ohne Schmerzen zu halten. Jetrascha gab mir den Rat, die schändlichen Runen im Zwergendorf zu entfernen. Linardt schickte mich zum Hierarch im Elfendorf." er holte kurz Luft, bevor er weiter sprach "
Der Hierarch erklärte mir die Kraft des "Tores der Alten". Dabei zeigte er auf das Tor, durch welches sie auf der Insel angekommen waren
"Es besitzt reinigende Kraft ... dazu habe ich einen arkanen Spruch mit einmaliger Wirkung erhalten."
Er stockte kurz und schluckte. "Nun ersuche ich 3 Gefährten von Euch, die mir bei der Reinigung des Stabes beiwohnen."
Sein Blick huschte über die Anwesenden, insgeheim kreuzte sein Blick mehrmals eine Elfe.
Die Erleichterung war ihm nun sichtlich anzumerken, als er sah, wie sich Aleya, Arien und Mikarion bereiterklärten, als Medium zu helfen.
"Ihr solltet mich mental stützen, wenn ich den Stab beruehre. Mein Geist muss klar bleiben, das ist alles." Der ruhige Ton sollte Vertrauen schaffen. Aber allein die Gesten, die die drei in beschwichtigender Manier erwiderten, sagten Aadieson, dass er sich darüber keine Sorgen machen musste.
Er ging zum Wasser und holte nun die unscheinbare weiße Schale, die unten am Ufer stand. Nach dem er sie zum blauen Tor getragen und dort abgestellt hatte, holte er drei schwarze Runen hervor und verteilt sie in einem Dreieck ringsum nahe des Tores. Mit einer Handbewegung bat er die drei, sich neben die Runen zu setzen. "Ihr könnt mir mittels dieser Runen die Kraft geben, die Eurem Geist innewohnt."
Aadieson drehte sich um und schaute in das blaue strahlende Licht, welches das Tor umgab. Ein Tuch aus dem Gewand ziehend, umwickelte er damit seine Hand und zog mit selbiger den Stab hervor. Mit einem Hieb wuchtete er den ihn den Boden, den Arm weiter ausgestreckt. "Damit die Energie besser fließen kann" erklärte er in Worten die Bewegung, welche seine Ärmel hochkrempelten und den Arm mit dem Stab in der Hand bloßlegten.
Sein Blick ging noch mal über die Schulter, fast wie um Lebewohl zu sagen. Die freie Hand zog nun an dem Tuch, welches die Hand mit dem Stab hielt und den Hautkontakt bisher vermied. Mit einem Ruck spürte er das Metall in seiner Handfläche und ein Schmerz kroch in seinen Adern hoch. "Es ist gleich vorbei..." versuchte er sich selbst zu beruhigen.
Der Blick ging hoch auf das Tor und er begann die Worte zu sprechen, die er so oft lautlos geübt hatte:
"Ke´so trin Dwos
Ziat mus dern
Seo'gen trin Trabhlys
Cuos'ta mras Bisvit"
Explosionsartig flog ein blauer Strahl auf den Stab zu und umwickelte ihn. Die 3 Runen um ihn begannen unter den Händen der Freunde, die sich im Kreis um ihn gesetzt hatten, zu leuchten Der Ausdruck im Gesicht erstarrte, während der Stab anfing zu zittern. Neben dem Tor entstand eine mannshohe Öffnung mit einem schwarzen Spalt, aus dem grauer Nebel floss. "Der Ursprung des Fluches.. " erklärte Aadieson mit keuchender Stimme. Der Arm, der den Stab hielt, fing nun ebenfalls an zu zittern. Der graue Nebel wickelte sich um das Handgelenk wie eine Schlange, schien ihn fst abzuschnüren. Wie zur Bestätigung war ein Schrei zu vernehmen. Die Nerven am Unterarm begannen hellrot zu glühen und traten hervor.
Die Qualen uferten hinaus in schwarze Hautfetzen, die sich nun hier und da lösten. Aadieson warf den Kopf nach hinten, der Mund öffnete sich, jedoch war kein Schrei zu hören.
Der Stab pulsierte in seiner grellen Aura mit einem Rhythmus, der mal regelmäßig schien und dann wieder außer Kontrolle geriet. Sowohl das grelle Licht der Stabaura als auch Aadiesons Kraftreserven, alles schien irgendwie einem Ende entgegenzustreben. Er spürte einen Moment, wie ihn etwas auffing. Die angenehme Kraft, die ihn erreichte, war - Arien. Sie schien mit beiden Händen die Rune einzufassen, um noch stärker die mentale Brücke zu unterstützen.
Wie um diesen Gedanken festzuhalten und vom Schmerz abzulenken, versuchte er sich nicht zu bewegen. Nur der Arm zitterte seinen Tanz der stillen Schreie. Doch es dauerte nur noch einen Lidschlag, ehe das Licht vom Stab wich. Der Nebel zog sich krallenartig zurück in den Schlund der schwarzen Öffnung. Die Runen, die vor den anderen dreien lagen, wurden schwarz. Aadieson fühlte seinen Arm nicht mehr, dessen Hand nun ein einziger schwarzer Klumpen zu sein schien. Die Finger streckten sich unkontrolliert und ließen den Stab der Länge nach neben ihm zu Boden fallen.
Der Arm sackte an ihm herunter und Aadieson fiel ins Gras. Leichte Zuckungen waren noch sehen, bis er nahezu regungslos auf dem Rücken liegend, mit halb angewinkelten Beinen vor der Schale lag.
Eine matte Stimme seines Körpers verriet, dass er noch lebte. "Die Hand... " mit einer zaghaften Bewegung ließ er die Hand in Richtung Schale kriechen.
Aleya nahm diese Regung wahr und stand ruckartig auf, eilte zu ihm und half ihm geistesgegenwärtig, die Hand in die milchige Flüssigkeit in der Schale zu legen. Mit rasanter Schnelligkeit fielen die schwarzen Krusten von der Hand und machten Platz für frisches Fleisch, welches sich noch ausgemergelt, aber durchaus zäh auf den Fingern abzeichnete.
"Ist er...?" kam es zaghaft von Viridis, wohingegen Mikarion seine Augen öffnete, die bis eben noch hochkonzentriert geschlossen waren.
Aus dem entlegenen Teil der Insel waren die unvermeidlichen Kommentare Kenneths zu vernehmen: "Er wird nicht sterben, er hat noch so viele kleine Verse zu halten..." Die Ironie in dem Wort 'kleine' war unüberhörbar. Und nachdem er Viridis ein Glas Wein reichte, die ihm es dankend abnahm, um es im gleichen Atemzug zu zerbrechen: "Wenn Aadieson das hier überlebt, wird er über zerbrochene Gläser nicht erfreut sein".
Als immer mehr Gläser sich füllten, um anschließend sogleich nach der Aufregung geleert zu werden, bat auch Aadieson um ein Glas. Arien indes war dabei, ihm eine Hand auf die Schulter zu legen, um einen erneuten Heilspruch wirken zu lassen, der die Genesung beschleunigen sollte.
Von irgendwoher bekam Aadieson das Glas angeboten, was er in einm Zug leer trank. Als er absetzte und versuchte, sich halbwegs aufzurichten, war es ihm, als ob das Leuchten des blauen Tores zunahm. Das Lächeln auf seinem Gesicht nahm zu. Sollte sich noch ein unerwarteter Gast einstellen?
Das Lächeln gefror aber sogleich zu einem schmerzhaften Grinsen und endete in einem entsetzten Augenaufreißen, als er sah, wer da durchs Tor schritt...
„Ihr glaubt doch nicht, dass mir Euer Treiben entgeht, Protektor. Ich gab Euch ein Geschenk und Ihr verschandelt es mit Euren Flüchen!“ Ihre scharfe kalte Stimme schnitt eine tiefe klaffende Wunde in seine Gedanken.
Aadiesons Ausruf kam mehr entkräftet, als erschrocken: "Dilynrae..."
Das Dankesfest (ups, hatte eben falschen Titel hier stehen xD)
((So, hier unten im Thread schlummert das 18.Kapitel.
Da ja oben kein Platz war, hab ich das mal hier unten hingespammt^^
Weitere OOC-Infos oben im ersten Thread))
"Habt Ihr auch nichts vergessen, Herr?" Der Portier stand in der Tür des Zimmers, welches Aadieson in Dion beherbergte. Hinter ihm flutete das Licht des Flures an ihm vorbei und erhellte den Boden und die nähere Umgebung. Seine Augen ruhten auf dem Tisch, vor dem der Weltenwanderer saß. Ein Stapel Pergamente drohte auf den ersten Blick an der Seite herunterzufallen.
Mit einem Lächeln breitete Aadieson die Arme über dem Tisch aus und zog sie wieder mit den Rollen an sich zurück und seufzte einmal kurz, wie nach getaner Arbeit. „Nein, ich habe alles bedacht, keine Sorge.“ Mit einer leichten Verbeugung des Portiers schloss sich die Tür wieder und die Lampe auf dem Tisch neben den Schriftrollen war wieder Alleinherrscher über die Schatten im Zimmer.
Aadieson nahm ein Schriftstück und las es vor, wie um sich die Worte noch mal auf der Zunge zergehen zu lassen:
Werter Gast,
wie Ihr sicher in Erfahrung bringen konntet, sind einige Umstände eingetreten, die dem geplanten Dankes-Abend den Rang abliefen. Die Gäste, die bereits zugegen waren, wurden dem grässlichen Schauspiel habhaft.
Ich darf versichern, dass die Elfe namens Aleya auf dem Wege der Genesung ist, die an heutigen Abend ihrer dunklen Geißel unter großer Pein entfliehen konnte.
Nichtdestotrotz liegt es mir am Herzen, meine bescheidenen Worte erneut an Euch richten zu wollen.
Daher gebt mir Gelegenheit, im Rahmen von Speis und Trank die illustre Runde ein weiteres Mal zu vereinen, um den Abend in einer Zeremonie ausklingen zu lassen.
Ort des Treffens
Marktplatz zu Dion
Zeit: 29. des dritten Mondenumlaufs zur achten Stunde, wenn die Sonne sich neigt
Wir werden einen abseits gelegenen Ort aufsuchen, der entsprechend hergerichtet ist.
Geladene Gäste werden sein:
Scion nebst Creola
Aleya nebst Schwester Alamnis
Mikarion
Viridis
Linardt
Jetrascha
Arien
Leya
Riyan
Presona
Viviane
Zur angrenzenden Zeremonie möchte ich noch folgende Worte verlieren:
Ich bin im Besitz einer Waffe, auf der ein Fluch lastet. Mit Hilfe zweier Gefährten war es mir möglich, in Erfahrung zu bringen, die Abkehr dessen herbeizuführen.
Darum bitte ich Euch weiterhin: Seid mein Gast auch an jener Prozedur. Gebt mir kraft Eurer Gedanken den Beistand, damit ich diesen Fluch niederschlagen kann.
Ihr sehet mich so oder so, tief in Eurer Schuld stehend. Ihr solltet aber nicht einem inneren Zwang folgend, der Lösung des Fluches beiwohnen. Bitte kommt nur aus freien Stücken.
gez. Aadieson
Den Kopf leicht hebend und aus dem Fenster in die Nacht schauend verklärte sich sein Blick zunehmend. Was würde er geben, wenn das Fest diesmal keine unerwartete Wendung nehmen würde. So sehr er sich auch selber versicherte, nun alles bedacht zu haben, umso lauter wurden die Zweifel. Aber was sollte passieren? Er hatte für die Zusammenkunft einen abgelegenen idyllischen Ort geplant. Die Insel war nur mit einem Torwächter zu erreichen. Es konnte ... nein es durfte diesmal nichts schiefgehen.
Er nahm die reichlich abgenutzte Feder und steckte sie wieder in den Halter. Das Tintenfass noch verschließend, raffte er anschießend die Pergamente zu einem Bündel und klemmte sie sich allesamt unter den Arm. Mit einem kurzen Schmunzeln murmelte er vor sich hin, während er die Tür öffnete und nach unten ging: „Was wohl Ithilvyron sagen würde, wenn er all dies austragen müsste…“
Der Bote, der seinen Dienst in dieser Nacht versah, schaute auf und ließ sich mit den Worten Aadiesons instruieren, um sogleich darauf im Nebel der Nacht mit den Schriftstücken zu entschwinden. „Bloß nicht vertauschen!“ rief Aadieson leise hinterher und begab sich anschließend zu Bett.
Aadieson hüpfte das Herz, als die ersten Gäste eintrafen. Neben Alamnis, deren Begrüßung wie immer knapp ausfiel, stand ihre Schwester und ließ alles um ihn herum kurz unwirklich werden. Doch die Wärme, die seine Gedanken einschloss, währte nur kurz. Aadieson schüttelte sich. Er durfte die anderen Gäste jetzt nicht vernachlässigen.
Arien war schon von weitem zu sehen, als sie angerannt kam. Keuchend stützte sie sich auf die Knie. "Seid gegrüßt.." kam es zwischen ihren gepressten Lippen hervor. "Geht es Euch gut?"
"Seid Ihr außer Atem?" Arien, die daraufhin rot wurde, erinnerte sich wohl unschwer daran, als ihre letzte Begrüßung auf der Sprechenden Insel etwas unerwartet verlief. Im Herankommen winkte Arien dem Weltenwanderer schwungvoll mit der Hand, die ein Buch hielt. Aus der Bewegung heraus, entwickelte das Schriftstück eine Eigendynamik und segelte in straffem Tempo gen Aadieson. Jener konnte nur durch eine Wahrnehmung aus dem Augenwinkel noch rechtzeitig in Deckung gehen.
Kenneth, ein angehender Paladin mit Hang zu ausgeprägt trockenem Humor erwähnte noch das Fehlen so mancher Etikette, die nicht jedem Gast in die Wiege gelegt worden ist.
Riyan erkundigte sich nach Creolas Wohlbefinden "Alae, Schwester, wie geht es Dir?" Mit einem leisen Unterton und einem leichten Nicken "Ich denke es geht..."
Viridis wirkte ein wenig angespannt und aufgeregt. Eine Elfe, welche Aadieson vor kurzem gemeinsam mit Mikarion bei einer Angeltour kennenlernte, war eine ausgesprochene Frohnatur und gern gesehen.
"Ich werde morgen auf Reisen gehen." erwähnte Arien nicht ohne einen Funken Stolz in der Stimme, jedoch schien Aadieson dass zu überhören, als er die Arme hob und die Gäste um sich versammelte.
Nach allgemeiner Begrüßung - Viviane und Jetrascha waren auch eingetroffen - und einer eingehenden Musterung des Wohlbefindens aller war es Aadieson schließlich möglich, die Umgebung zu prüfen und eventuelle Verfolger aufzuspüren. Aadieson hatte erneut bewusst den Platz mitten in Dion als Treffpunkt gewählt. Wären alle Gäste jeder für sich am Tor eingetroffen, hätte er den Blick für etwaige Verfolger verloren.
"Wohlan, dann lasst uns das blaue Tor aufsuchen!" Mit einladender Handbewegung setzte sich die kleine Gruppe in Marsch, um das nahegelegene Tor in der Wildnis zu finden.
Das blaue Strahlen machte sich schon von weitem bemerkbar. "Keine Angst, es geht alles mit rechten Dingen zu!" beschwichtigte Aadieson das Murmeln, welches hier und da einsetzte. Einer nach dem anderen stieg in das Tor und nahm das Gefühl in sich auf, zu schweben.
Auf der Insel angekommen, waren verschiedene Laute des Erstaunens und der Freude zu vernehmen. Der Boden duftete nach frischem Gras. In der Mitte auf der Anhöhe des Eilands spendete ein Baum wohltuenden Schatten. Eine leichte Abendbrise bewegte die Blätter. Das Wasser kräuselte sich und schlug hier und da platschend ans Ufer.
Auf einem weißen Tuch nahe am Baum waren erlesene Speisen platziert. Schalen mit Soßen, Brot, Nüssen, Schalenfrüchte, kaltes gebratenes Fleisch sowie Holzgabeln waren vorzufinden. Kleine Tücher zum Abtupfen waren liebevoll ringsum drapiert. Daneben stehen Wein und Wasser in Hülle und Fülle, sowie Gäser.
"Ich habe den Abend diesmal ohne ein Bratenfeuer gewählt, sehet es mir nach..." rief Aadieson bittend in die Runde, und zeigte anschließend auf die Tafel. "Bitte, bedient Euch."
Unten am Wasser stand eine unscheinbare, weiße, flache Schale. Das ungefähr 1 Fuß hohe Gefäß schien zunächst unbemerkt.
Nachdem nun jeder seinen Platz gefunden hatte, machte Aadieson sich daran, einen selbigen einzunehmen, woher er seine Ode an die Freunde richten konnte. Ein paar Schritte den Hang hinunter, damit er auf die Gäste nicht hinabschauen musste, das schien in seinem Sinne.
Das vernehmliche Räuspern brachte den gewünschten Erfolg:
„Liebe Gäste,
Zuallererst möchte ich Euch danken, dass Ihr meinem Ruf gefolgt seid und mir den Raum gebt, Euch Dank zu zollen für all das, was gemeinsam hinter uns liegt.
Es war nicht leicht, in dieser Welt Fuß zu fassen.“ Einen Moment schaut Aadieson hinaus aufs Wasser.
„Es gab für mich eine Zeit der Albträume, der nackten Angst. Ständig roch ich Gefahr ... von dieser Ära des stetigen Bösen habt Ihr mich befreit!“
Die Augen wandereten von einem zum anderen. Sie schienen zu sagen, habt Dank für all Eure Güte. Ohne den Blick ruhen zu lassen, lächelte er „Es gibt nun Tage, wo ich mit Freuden aufsteh und dem Morgen entgegenblicke. Ich suche Eure Gesellschaft und bin fortan ein Quell an Glück und Zufriedenheit.“
Aadieson drehte leicht den Kopf und schaute in die Ferne. Aus dem Augenwinkel nahm er die eine oder andere Bewegung wahr, jedoch schien ihm die Gesellschaft auf einmal seltsam entrückt.
„Auch wenn mich dieses Glück, Euch neben mich zu wähnen, nicht von meiner Suche nach Heimkehr abbringen wird „ der Wortlaut wurde immer langsamer „so versüsst es mir doch viele Stunden in dieser Welt…“
Abrupt schaute er wieder nach vorn und das Lächeln kehrte auf seine Wangen zurück.
„Daher verlangte es mir, Euch heute zu laden, damit ich in Worten jene lobzupreisen vermag.“ Er schaute wieder jeden nacheinander an, auf einigen ruhte der Blick länger „Jene, die mir nahe stehen…
Ich habe Euch zu Ehren ein kleines Verslein poesiert, was ich nun kundtun möchte.“
Während der letzten Worte nahme er die Rolle hoch und begann mit ausgestreckten Armen laut vorzulesen:
„Es gibt so vieles, was wir sehen
Noch viel mehr, wovon wir hör'n
Gerüchte, Klatsch und Schuldvergehen
Jeder meint, darauf zu schwören
das das alles wahrhaft ist,
ohne Fehler oder List.
Umso grösser das Erstaunen
wenn der Wahrheit andrer Launen.
So höret auch mal Freundes Rat
So blieb Euch Klatsch und Tratsch erspart.“
Ein kurzes Grinsen huschte über sein Gesicht.
„Der Morgen lässt den Tag aufs Neue
schreiten, bis es Abend wird
danach lasst uns Arm in Arm
Speis und Trank in Kehle rinnen
bis das Bier schmeckt dünn und warm
und der Wirt zum Ausgang führt.“
Daraufhin deutete Aadieson grinsend eine torkelnde Bewegung an, ein Arm verließ die Rolle, die er hielt und ruderte wie haltlos in der Luft, bevor er sich wieder sammelte.
„Das Licht bestimmt den Tag aufs Neue
Frische prägt mein off’nes Herz
Ein Tag, an dem ich mich erfreue
Wie die Blume früh im März
Kommt dazu die Sommerzeit,
welche nun vernehmlich hält.
So voll Fülle, Lachen, Spass.
sei es niemanden vergellt.
wenn er dies mit Freunden teilt
Eine Pause folgte, während das Gesicht nun zunehmend ernster wurde.
„Jedoch nicht immer ist das Herz
getränkt mit lauter Wonne.
Die Zeiten wo ist gross der Schmerz
reissen auf das Band der Sonne.“
Aadieson neigte kurz den Kopf, um dann wieder hochzuschauen. Wer genau hinsah, konnte erkennen, dass der Blick nun trüb war.
Mit dunkler Stimme setzte er fort:
„Kniend an dem Grab der Ahnen
oder schreiend nach des Kindes Tod
weinend bis zum Abendrot.
lässt es schmerzenhaft erahnen
welche Kraft die Pein erhebt
wenn das Innerste erbebt.
Wenn die Frau versinkt in Scham
nach der Liebgewalt des Gatten
Geht sie hin in voller Gram
flüchtet sich in Heimes Schatten
sucht dann Trost bei einer Freundin
jene nimmt sie in den Arm.“
Die Wangen treten nun leicht hervor. Es machte den Eindruck, als ob er die Zähne zusammen beißt.
Die Stimme wirkte jedoch nach wie vor gefasst.
"In der Dunkelheit gefangen
gibt die Seele keine Ruh.
Endlos Qual nach grossem Bangen
wenn der Sohn dann kehrt zurück.
aus dem Krieg mit toten Blick.
Seine Haut ist bleich und kalt
Keine Freud mehr, die ihm galt.
Doch auch jene Zeit lässt nach
wenn die Schulter fest im Griff
von des Freundes Hand erfasst
und der Schmerz derweil verblasst
Denn das tiefe Tal der Ohnmacht
was es zu durchschreiten gilt.
schliesset ab mit stiller Andacht.
Für das Herz ein stolzer Schild.
Aadieson machte eine kurze Pause, bevor er – das Gesicht begann nun wieder zu strahlen – ansetzte, die letzen Zeilen zu verkünden.
„Ich bin gedrängt, mein Glück zu teilen.
welches mich derzeit ereilt.
Lasset uns zur Gabe eilen
die wir nennen Gastlichkeit.
Lasst uns feiern, trinken, lachen
Lasst uns Freude neu entfachen.
Denn auch dafür sind fürwahr“
noch eine betont bedeutungsvolle Pause einlegend
„eben jene Freunde da.“
Die Arme gingen nun wieder nach unten. Er verstaute die Schriftrolle und ging mit langen Schritten wieder den Hang hinauf, um sich zu denen zu gesellen, die dort im Schatten des großen Baumes noch in Gedanken den Zeilen nachhingen.
Viele neue Gläser klangen aneinander, der Wein leerte sich zusehends, die Teller wurden mehr und mehr ihrer Speisen enthoben.
Mit einem kurzen wehmütigen Blick nahm er wahr, dass Linardt und Jetrascha vorzeitig wieder abrückten. Eilige Dinge duldeten wohl keinen Aufschub.
Während Kenneth noch die eine oder andere tiefschürfende Bemerkung über gewisse langatmige Erzählweisen fallen ließ, Viridis sich mit Mikarion über das eine oder andere Details ausließ, hatte Aadieson nur Augen für die Elfe, die ihm das Herz gestohlen hatte. Seine Züge verrieten jedoch wenig, dass er sich darüber freute. Es stand noch der zweite Teil des Abends aus, der, wie sich später herausstellen sollte, weniger erfolgreich verlaufen sollte.
Die Gespräche kamen plätscherten im seichten Gang, doch vielen war anzumerken, dass die Zeit nicht unendlich war. Einige schauten auf den Sonnenstand, andere blickten erwartungsvoll in die Runde. Die Zeit drängte.
Aadieson fasste sich ein Herz und trat erneut vor die Gruppe. Ein kurzes Räuspern war zu vernehmen.
"Liebe Freunde!
Wie Ihr vielleicht schon wisst, wurde mir vor einiger Zeit ein Dasparionstab als Geschenk zugetan. Dieser Stab ist verflucht. Ich bin nicht in der Lage, diesen Stab ohne Schmerzen zu halten. Jetrascha gab mir den Rat, die schändlichen Runen im Zwergendorf zu entfernen. Linardt schickte mich zum Hierarch im Elfendorf." er holte kurz Luft, bevor er weiter sprach "
Der Hierarch erklärte mir die Kraft des "Tores der Alten". Dabei zeigte er auf das Tor, durch welches sie auf der Insel angekommen waren
"Es besitzt reinigende Kraft ... dazu habe ich einen arkanen Spruch mit einmaliger Wirkung erhalten."
Er stockte kurz und schluckte. "Nun ersuche ich 3 Gefährten von Euch, die mir bei der Reinigung des Stabes beiwohnen."
Sein Blick huschte über die Anwesenden, insgeheim kreuzte sein Blick mehrmals eine Elfe.
Die Erleichterung war ihm nun sichtlich anzumerken, als er sah, wie sich Aleya, Arien und Mikarion bereiterklärten, als Medium zu helfen.
"Ihr solltet mich mental stützen, wenn ich den Stab beruehre. Mein Geist muss klar bleiben, das ist alles." Der ruhige Ton sollte Vertrauen schaffen. Aber allein die Gesten, die die drei in beschwichtigender Manier erwiderten, sagten Aadieson, dass er sich darüber keine Sorgen machen musste.
Er ging zum Wasser und holte nun die unscheinbare weiße Schale, die unten am Ufer stand. Nach dem er sie zum blauen Tor getragen und dort abgestellt hatte, holte er drei schwarze Runen hervor und verteilt sie in einem Dreieck ringsum nahe des Tores. Mit einer Handbewegung bat er die drei, sich neben die Runen zu setzen. "Ihr könnt mir mittels dieser Runen die Kraft geben, die Eurem Geist innewohnt."
Aadieson drehte sich um und schaute in das blaue strahlende Licht, welches das Tor umgab. Ein Tuch aus dem Gewand ziehend, umwickelte er damit seine Hand und zog mit selbiger den Stab hervor. Mit einem Hieb wuchtete er den ihn den Boden, den Arm weiter ausgestreckt. "Damit die Energie besser fließen kann" erklärte er in Worten die Bewegung, welche seine Ärmel hochkrempelten und den Arm mit dem Stab in der Hand bloßlegten.
Sein Blick ging noch mal über die Schulter, fast wie um Lebewohl zu sagen. Die freie Hand zog nun an dem Tuch, welches die Hand mit dem Stab hielt und den Hautkontakt bisher vermied. Mit einem Ruck spürte er das Metall in seiner Handfläche und ein Schmerz kroch in seinen Adern hoch. "Es ist gleich vorbei..." versuchte er sich selbst zu beruhigen.
Der Blick ging hoch auf das Tor und er begann die Worte zu sprechen, die er so oft lautlos geübt hatte:
"Ke´so trin Dwos
Ziat mus dern
Seo'gen trin Trabhlys
Cuos'ta mras Bisvit"
Explosionsartig flog ein blauer Strahl auf den Stab zu und umwickelte ihn. Die 3 Runen um ihn begannen unter den Händen der Freunde, die sich im Kreis um ihn gesetzt hatten, zu leuchten Der Ausdruck im Gesicht erstarrte, während der Stab anfing zu zittern. Neben dem Tor entstand eine mannshohe Öffnung mit einem schwarzen Spalt, aus dem grauer Nebel floss. "Der Ursprung des Fluches.. " erklärte Aadieson mit keuchender Stimme. Der Arm, der den Stab hielt, fing nun ebenfalls an zu zittern. Der graue Nebel wickelte sich um das Handgelenk wie eine Schlange, schien ihn fst abzuschnüren. Wie zur Bestätigung war ein Schrei zu vernehmen. Die Nerven am Unterarm begannen hellrot zu glühen und traten hervor.
Die Qualen uferten hinaus in schwarze Hautfetzen, die sich nun hier und da lösten. Aadieson warf den Kopf nach hinten, der Mund öffnete sich, jedoch war kein Schrei zu hören.
Der Stab pulsierte in seiner grellen Aura mit einem Rhythmus, der mal regelmäßig schien und dann wieder außer Kontrolle geriet. Sowohl das grelle Licht der Stabaura als auch Aadiesons Kraftreserven, alles schien irgendwie einem Ende entgegenzustreben. Er spürte einen Moment, wie ihn etwas auffing. Die angenehme Kraft, die ihn erreichte, war - Arien. Sie schien mit beiden Händen die Rune einzufassen, um noch stärker die mentale Brücke zu unterstützen.
Wie um diesen Gedanken festzuhalten und vom Schmerz abzulenken, versuchte er sich nicht zu bewegen. Nur der Arm zitterte seinen Tanz der stillen Schreie. Doch es dauerte nur noch einen Lidschlag, ehe das Licht vom Stab wich. Der Nebel zog sich krallenartig zurück in den Schlund der schwarzen Öffnung. Die Runen, die vor den anderen dreien lagen, wurden schwarz. Aadieson fühlte seinen Arm nicht mehr, dessen Hand nun ein einziger schwarzer Klumpen zu sein schien. Die Finger streckten sich unkontrolliert und ließen den Stab der Länge nach neben ihm zu Boden fallen.
Der Arm sackte an ihm herunter und Aadieson fiel ins Gras. Leichte Zuckungen waren noch sehen, bis er nahezu regungslos auf dem Rücken liegend, mit halb angewinkelten Beinen vor der Schale lag.
Eine matte Stimme seines Körpers verriet, dass er noch lebte. "Die Hand... " mit einer zaghaften Bewegung ließ er die Hand in Richtung Schale kriechen.
Aleya nahm diese Regung wahr und stand ruckartig auf, eilte zu ihm und half ihm geistesgegenwärtig, die Hand in die milchige Flüssigkeit in der Schale zu legen. Mit rasanter Schnelligkeit fielen die schwarzen Krusten von der Hand und machten Platz für frisches Fleisch, welches sich noch ausgemergelt, aber durchaus zäh auf den Fingern abzeichnete.
"Ist er...?" kam es zaghaft von Viridis, wohingegen Mikarion seine Augen öffnete, die bis eben noch hochkonzentriert geschlossen waren.
Aus dem entlegenen Teil der Insel waren die unvermeidlichen Kommentare Kenneths zu vernehmen: "Er wird nicht sterben, er hat noch so viele kleine Verse zu halten..." Die Ironie in dem Wort 'kleine' war unüberhörbar. Und nachdem er Viridis ein Glas Wein reichte, die ihm es dankend abnahm, um es im gleichen Atemzug zu zerbrechen: "Wenn Aadieson das hier überlebt, wird er über zerbrochene Gläser nicht erfreut sein".
Als immer mehr Gläser sich füllten, um anschließend sogleich nach der Aufregung geleert zu werden, bat auch Aadieson um ein Glas. Arien indes war dabei, ihm eine Hand auf die Schulter zu legen, um einen erneuten Heilspruch wirken zu lassen, der die Genesung beschleunigen sollte.
Von irgendwoher bekam Aadieson das Glas angeboten, was er in einm Zug leer trank. Als er absetzte und versuchte, sich halbwegs aufzurichten, war es ihm, als ob das Leuchten des blauen Tores zunahm. Das Lächeln auf seinem Gesicht nahm zu. Sollte sich noch ein unerwarteter Gast einstellen?
Das Lächeln gefror aber sogleich zu einem schmerzhaften Grinsen und endete in einem entsetzten Augenaufreißen, als er sah, wer da durchs Tor schritt...
„Ihr glaubt doch nicht, dass mir Euer Treiben entgeht, Protektor. Ich gab Euch ein Geschenk und Ihr verschandelt es mit Euren Flüchen!“ Ihre scharfe kalte Stimme schnitt eine tiefe klaffende Wunde in seine Gedanken.
Aadiesons Ausruf kam mehr entkräftet, als erschrocken: "Dilynrae..."