28.09.2007, 10:47
Kapitel III - Eva
Er war am Ende. Der Elf starrte auf das Blut, welches an seiner Wange herablief und auf den Boden unter ihm tropfte. Sein ganzer Körper war vom Schmerz betäubt und mittlerweile war er an einen Punkt gekommen, an dem er glaubte mehr könnte er nicht mehr ertragen.
Elsyrion rechnete sich keine Chancen mehr aus, jemals aus diesem Keller herauszukommen. Seine Arme waren über seinen Kopf gebunden. Die Handgelenke spürte er unter der Umklammerung der Metallreife schon längst nicht mehr. Auf seinem nackten Oberkörper glänzte sein frisches Blut. Erst vor wenigen Minuten hatte seine Peinigerin den Raum verlassen. Wie konnte es nur soweit kommen?
Schon damals sollte er sterben. Der Fluch, welcher ihn zwang, sich im Schloss Innadril einzusperren, hätte ihn beinahe das Leben gekostet. Es stand damals sehr schlecht um ihn. Irgendwann hörte der Clan der Schwarzen Drachen überhaupt nichts mehr von dem Elfen. Alle hielten ihn für tot.
Fast alle.
Elsyrion lauschte dem regelmäßigen Geräusch des tropfenden Blutes, welches sich in einer kleinen Pfütze auf dem Boden sammelte. Sonst war nichts zu vernehmen. So sehr er auch sein noch vorhandenes linkes Ohr anstrengte. Es war totenstill. Die paar Minuten ohne Gesellschaft musste er nutzen um nachzudenken. Nicht einmal eine Benachrichtigung konnte er nach Heine schicken. Wer könnte ihm also noch helfen?
Damals glaubte er auch nicht mehr daran, dass er noch gerettet werden konnte. Dennoch sandte Eva ihm Hilfe. Er konnte sich noch genau erinnern. Es war jener seltsame Tag gewesen, an dem er Kalith in die Schatzkammer gesandt hatte. Der Dunkelelf sollte die Drachenscheibe, das Siegel des schwarzen Drachens für ihn holen. Elsyrion wollte es sehen, bevor er seinen letzten Lebensfunken verlor. Der Fluch des Dämonenbuches saugte ihn immer mehr aus.
In mehrere Stoffe eingewickelt lag die Scheibe auf Elsyrions Bett. Er erinnerte sich daran, dass damals die Gründer des Clanes mittels dieses Siegels die Stadt Heine vor dem Untergang bewahrt hatten. Nur sie konnten das Siegel brechen, da sie Eva berührt hatten, so hieß es. Der Elf wickelte die schwarze Scheibe aus den Tüchern und hielt sie in das Licht, welches durch die Spiegel in seine Kammer strahlte. Das Symbol eines schwarzen Drachens war darin eingraviert und Elsyrion hatte das Gefühl er würde ihn direkt anblicken.
Doch was noch viel seltsamer war, war die Elfe, welche Elsyrion plötzlich im Raum sah. Sie schien selbst vollkommen aus Licht zu bestehen und betrachtete Elsyrion und die Drachenscheibe mit einem Lächeln auf den Lippen.
„Eva“, der Name seiner Göttin glitt ihm wie von selbst aus dem Munde. War er schon soweit von dieser Welt zu verschwinden? Das Licht Eva’s fühlte sich warm an, als sie näher trat. Elsyrion senkte die Arme und somit die Drachenscheibe. Endlich würde es eine Erlösung geben. Er war froh, dass sie jetzt erschien. Doch dann passierte etwas, dass ihn für einen Augenblick zweifeln ließ.
Kalith hielt sich den Arm vor die Augen, da ihn das Licht, welches die Elfe umgab, blendete. Elsyrion runzelte die Stirn, ein Dunkler, der die Göttin sehen konnte? Im Anbetracht der Tatsache, dass Elsyrion im sterben lag, ging er davon aus, dass nur er sie sehen konnte.
Ehe er weiter darüber nachdenken konnte, berührte sie seine Stirn. Dort, wo das Familiensymbol angebracht war. Das Symbol, welches ihn vor langer Zeit das Äußere eines Dunkelelfs gab. Der Schmerz hinter seiner Stirn verschwand abrupt. Er spürte, wie sich von dort aus eine Welle der Entspannung in seinem Körper verbreitete. Das Band zum Dämonenbuch war gelöst. Sein Körper verlor keine Energie mehr. Sein Leben sollte nun doch noch nicht enden.
Erstaunt blickte er die Elfe, welche er immer noch für Eva hielt, an. So hatte er doch geglaubt, dass sie hier wäre, um ihn ins Ewige Licht zu führen. Jedoch berührte sie nun das Siegel des Schwarzen Drachens und erfüllte es mit Licht. Als es in Elsyrions Händen zu vibrieren begann verabschiedete sie sich mit einem erneuten Lächeln. Der Elf verstand. Sie hatte ihm eine Aufgabe zugewiesen, die er nicht abschlagen konnte. Seine Zeit zu gehen war noch nicht gekommen…
Es folgte ein Ritt auf dem Drachen. Einige Monate benötigte der Elf noch, bevor er sich - wieder gestärkt - der Öffentlichkeit präsentiert hatte. Während dieser Zeit hatte er ausführlichen Rat mit Vatos und Dhomarae abgehalten... die beiden Dunkelelfen wollten sowieso ihres Weges gehen und bereiteten alles vor um den Elf wieder die Führung des Clanes zu überlassen.
Die Tür des Kellers öffnete sich knarrend und riss Elsyrion aus seinen Gedanken. Während er versuchte den Besucher im Dunklen zu erkennen, viel es ihm wieder ein.
Elianna hatte ihn zuletzt gesehen, bevor er entführt wurde…
Kapitel IV - Der Kreis der Ehre
„Aber mein Lord…“, Elsyrion hob befehlend die Hand um den Menschen zum Schweigen zu bringen. Er benötigte Konzentration. Die große Schatzkammer der Schwarzen Drachen zeigte sich von ihrer schlechten Seite. Viele Besitztümer waren verschwunden und der Haufen mit den Adena-Münzen war zusammengeschrumpft. Der kleine Mensch hielt nun wartend die Feder in der rechten Hand, das kleine Holzbrett mit einer Liste in der Linken. Vieles war auf der Liste gestrichen worden.
Stirnrunzelnd betrachtete Elsyrion den Raum, in dessen Mitte die beiden standen. Erst nach einer Weile sprach er weiter.
„Ich will sie genau hier haben. Hier in der Mitte, sodass jeder sie sehen kann.“ Er unterstrich sein Vorhaben mit einer ausfallenden Geste der Arme. Der Mensch notierte sich alles auf seiner Liste und nickte. Es war noch früh am morgen, als der Elf ihn aus dem Bett holte. Nur wenige besaßen einen Schlüssel zur Schatzkammer und er war der einzige gewesen, der von eben diesen anwesend war.
„Bevor ihr die Statuen hier aufstellt, müssen wir dieses Chaos aufräumen…“ Elsyrion zog eine mittlerweile eingestaubte Robe zwischen den Weinfässern hervor und klopfte sie ab.
„Ich will nicht, dass noch mehr Sachen verschwinden!“, strafend wandte er sich nun wieder dem Menschen zu, welcher auf der Stelle noch kleiner zu werden schien. Nach der hitzigen Diskussion mit dem Elf, wo denn sein Reittier abgeblieben wäre, hatte er den Menschen in Verdacht, all die verlorenen Güter aus der Schatzkammer wären wegen ihm verschollen.
Noch am selben Tag war er zur Schatzmeisterin Passult gegangen und ihr aufgetragen, den abgebrochenen Menschen zu beobachten. Immerhin lag der Menschenfrau ebenso etwas an dem Warenbestand der Schatzkammer und sie hatte da sowieso ihre eigenen Theorien. Es verging also kein Tag mehr, wo der kleine Mensch immer genau erklären musste, wo er die entwendeten Schätze hinbrachte.
Nach einigen Monaten harter Arbeit war es dann soweit gewesen. Elsyrion lud Vatos und Dhomarae vor. Die beiden Dunkelelfen blickten voller Überraschung durch das Kristall, auf dem sie standen. Seit je her konnte man von oben durch die Kristallplattform in die Schatzkammer blicken. So war es jedem Mitglied der Schwarzen Drachen möglich sich den Inhalt anzusehen. Doch an diesem Tage gab es etwas Neues zu bestaunen.
In einem Kreis in der Mitte der Schatzkammer, direkt unter der Kristallplattform waren einige marmorfarbene Statuen aufgestellt. Elsyrion nannte es den Kreis der Ehre. Man konnte zuerst die drei Clangründer Vaaldon, Vhaidra und Imothep erkennen. Sie standen wie drei Freunde, aber mit erhobenem Haupte nebeneinander. An Vaaldons Seite konnte man zudem die Statue der Elfe Malira erkennen.
Blickte man von dieser Statue weiter nach rechts, erblickte man die Statue von Mike, gefolgt von Aisha, der Zwergin. Direkt neben ihr hatte man das Abbild Elsyrions aufgestellt, welches die Zwergin mit einem Arm umarmte. Um den Kreis zu vollenden waren daneben die Statuen der beiden Dunkelelfen Vatos und Dhomarae von Seregon Hand in Hand aufgestellt. In der Mitte der Statuen aller Clanführer war eine Bodenmalerei, welche Eva mit der Drachenscheibe in ihren Händen darstellte.
Elsyrion lies dieses Bild eine Weile auf seine beiden Freunde einwirken, bevor er sprach: „Sie haben sich erst geweigert Abbilder von Personen zu fertigen, die noch leben…“, ein Schmunzeln zeigte sich auf seinen Lippen. So war ja auch er selbst ein Totgeglaubter gewesen.
„Die Drachen haben jedem von ihnen viel zu verdanken.“, fast feierlich beendete der Elf seine Präsentation hiermit.
Kapitel V - Das Menschenkind
Elsyrion betrachtete den Besucher mit müden Augen. Es war eine kleine Gestalt, die scheinbar unsicher in den Raum hineinblickte, sicher im Schutze der Dunkelheit. Daher war es dem Elf auch nicht möglich genaueres zu erkennen.
Erst als das Menschenkind, als das Elsyrion es nun erkannte, in den Raum hinein trat, konnte er genaueres sehen. Überall an seinem halbnackten Körper hatte es Prellungen und Quetschungen. Die Finger der rechten Hand waren verbogen, als wären sie mal gebrochen gewesen und nicht richtig wieder zusammengewachsen. Umso mehr Elsyrion das Kind von vielleicht fünf Sommern betrachtete, umso mehr entdeckte er. Der junge Mensch musste eine grausame Misshandlung hinter sich haben… wahrscheinlich schon seitdem er lebte.
Der Junge begutachtete den Elfen genauso wie er ihn und trat vorsichtig näher heran. Elsyrion war mit den Ketten an die kalte Steinwand gebunden und keinerlei Gefahr. Das war wohl auch der einzige Grund, warum sich das Menschenkind ohne weitere Bedenken näherte.
Er streckte die linke Hand nach dem Elfen aus und berührte zaghaft die helle Haut. Es war, als hätte er noch nie zuvor einen Elfen zu Gesicht bekommen. Elsyrion war sich zunehmend sicher, dass der Junge ähnliche Qualen hinter sich hatte wie er selbst. Wenn nicht sogar noch schlimmer.
Dafür würde sie bezahlen.
Seit je her lebten die Drachen für den Schutz der Schwächeren. Denn nicht nur die Stadt Heine benötigte helfende Hände. Jeder, welcher des Schutzes bedurfte, sollte auch beschützt werden. Nicht zufällig waren die Clanmitglieder meist Personen, die sich nur zu gern für andere aufopferten....
Der Junge besuchte Elsyrion fortan jeden Tag. Er sprach fast nie, so wurde ihm wohl die Sprache der Menschen nicht richtig gelehrt. Lediglich die Sprache seiner Herrin, Dunkelelfisch, verstand er. Aber er war zu eingeschüchtert diese in ganzen Sätzen zu nutzen.
Eines Tages kam der junge, welcher den Namen Kestal trug, nicht zu Besuch. Er war fortgerannt. Scheinbar hatte er sich an dem täglich schlimmer werdenden Zustand des Elfs sattgesehen und versuche nun tatsächlich Hilfe zu holen. Doch seine Herrin reagierte bereits am nächsten Tag.
"Ich habe dich lange genug am Leben erhalten.", mit diesen Worten bedeutete sie den beiden Kriegern, Elsyrion loszumachen. Ohne den Halt der Ketten fiel er einfach nach vorne um. Er spürte schon längst nichts mehr. Die Schmerzen hatten ihn taub gemacht, was allerdings auch dazu führte das er sich kaum rühren konnte.
Die beiden Krieger zogen ihn grob hoch und zu viert verließen sie das Haus. So wie sie ihn auch die Kellertreppe hochgeschliffen hatten, so zerrten sie ihn durch die gesamte Stadt der Dunklen. Elsyrion kniff die Augen zusammen, als Tageslicht in diese eindrang. Doch als er den Tempel Shilens immer näherkommen sah, wusste er das es vorläufig die letzte Begegnung mit frischer Luft und Licht sein sollte.
Im Tempel angekommen nahmen sie ihm das Sklavenhalsband ab, nur um es durch einen dicken Metallring zu ersetzen. Auch dieser war an eine Kette befestigt, zu Füßen der Göttin. Wie oft hatte er sie an der Nase herumgeführt? Er hatte aufgehört zu zählen.
"Wenn der Mond kein Licht mehr gibt, wirst du ihr geopfert. Das sind drei Tage. Damit du deinen Frieden nicht mehr machen kannst...", die Dunkle belegte Elsyrion mit einem Rankenzauber und stieß ihm anschließend einen vergifteten Dolch in den linken Arm.
"...wird das Gift dich ruhig stellen."
Kaum noch interessiert an Elsyrion wandte sie sich auchschon wieder ab. Die beiden Krieger betrachteten noch, wie er langsam das Bewußtsein verlor, bevor sie gingen.
Bei Neumond also wollte sie ihn opfern...
Er war am Ende. Der Elf starrte auf das Blut, welches an seiner Wange herablief und auf den Boden unter ihm tropfte. Sein ganzer Körper war vom Schmerz betäubt und mittlerweile war er an einen Punkt gekommen, an dem er glaubte mehr könnte er nicht mehr ertragen.
Elsyrion rechnete sich keine Chancen mehr aus, jemals aus diesem Keller herauszukommen. Seine Arme waren über seinen Kopf gebunden. Die Handgelenke spürte er unter der Umklammerung der Metallreife schon längst nicht mehr. Auf seinem nackten Oberkörper glänzte sein frisches Blut. Erst vor wenigen Minuten hatte seine Peinigerin den Raum verlassen. Wie konnte es nur soweit kommen?
Schon damals sollte er sterben. Der Fluch, welcher ihn zwang, sich im Schloss Innadril einzusperren, hätte ihn beinahe das Leben gekostet. Es stand damals sehr schlecht um ihn. Irgendwann hörte der Clan der Schwarzen Drachen überhaupt nichts mehr von dem Elfen. Alle hielten ihn für tot.
Fast alle.
Elsyrion lauschte dem regelmäßigen Geräusch des tropfenden Blutes, welches sich in einer kleinen Pfütze auf dem Boden sammelte. Sonst war nichts zu vernehmen. So sehr er auch sein noch vorhandenes linkes Ohr anstrengte. Es war totenstill. Die paar Minuten ohne Gesellschaft musste er nutzen um nachzudenken. Nicht einmal eine Benachrichtigung konnte er nach Heine schicken. Wer könnte ihm also noch helfen?
Damals glaubte er auch nicht mehr daran, dass er noch gerettet werden konnte. Dennoch sandte Eva ihm Hilfe. Er konnte sich noch genau erinnern. Es war jener seltsame Tag gewesen, an dem er Kalith in die Schatzkammer gesandt hatte. Der Dunkelelf sollte die Drachenscheibe, das Siegel des schwarzen Drachens für ihn holen. Elsyrion wollte es sehen, bevor er seinen letzten Lebensfunken verlor. Der Fluch des Dämonenbuches saugte ihn immer mehr aus.
In mehrere Stoffe eingewickelt lag die Scheibe auf Elsyrions Bett. Er erinnerte sich daran, dass damals die Gründer des Clanes mittels dieses Siegels die Stadt Heine vor dem Untergang bewahrt hatten. Nur sie konnten das Siegel brechen, da sie Eva berührt hatten, so hieß es. Der Elf wickelte die schwarze Scheibe aus den Tüchern und hielt sie in das Licht, welches durch die Spiegel in seine Kammer strahlte. Das Symbol eines schwarzen Drachens war darin eingraviert und Elsyrion hatte das Gefühl er würde ihn direkt anblicken.
Doch was noch viel seltsamer war, war die Elfe, welche Elsyrion plötzlich im Raum sah. Sie schien selbst vollkommen aus Licht zu bestehen und betrachtete Elsyrion und die Drachenscheibe mit einem Lächeln auf den Lippen.
„Eva“, der Name seiner Göttin glitt ihm wie von selbst aus dem Munde. War er schon soweit von dieser Welt zu verschwinden? Das Licht Eva’s fühlte sich warm an, als sie näher trat. Elsyrion senkte die Arme und somit die Drachenscheibe. Endlich würde es eine Erlösung geben. Er war froh, dass sie jetzt erschien. Doch dann passierte etwas, dass ihn für einen Augenblick zweifeln ließ.
Kalith hielt sich den Arm vor die Augen, da ihn das Licht, welches die Elfe umgab, blendete. Elsyrion runzelte die Stirn, ein Dunkler, der die Göttin sehen konnte? Im Anbetracht der Tatsache, dass Elsyrion im sterben lag, ging er davon aus, dass nur er sie sehen konnte.
Ehe er weiter darüber nachdenken konnte, berührte sie seine Stirn. Dort, wo das Familiensymbol angebracht war. Das Symbol, welches ihn vor langer Zeit das Äußere eines Dunkelelfs gab. Der Schmerz hinter seiner Stirn verschwand abrupt. Er spürte, wie sich von dort aus eine Welle der Entspannung in seinem Körper verbreitete. Das Band zum Dämonenbuch war gelöst. Sein Körper verlor keine Energie mehr. Sein Leben sollte nun doch noch nicht enden.
Erstaunt blickte er die Elfe, welche er immer noch für Eva hielt, an. So hatte er doch geglaubt, dass sie hier wäre, um ihn ins Ewige Licht zu führen. Jedoch berührte sie nun das Siegel des Schwarzen Drachens und erfüllte es mit Licht. Als es in Elsyrions Händen zu vibrieren begann verabschiedete sie sich mit einem erneuten Lächeln. Der Elf verstand. Sie hatte ihm eine Aufgabe zugewiesen, die er nicht abschlagen konnte. Seine Zeit zu gehen war noch nicht gekommen…
Es folgte ein Ritt auf dem Drachen. Einige Monate benötigte der Elf noch, bevor er sich - wieder gestärkt - der Öffentlichkeit präsentiert hatte. Während dieser Zeit hatte er ausführlichen Rat mit Vatos und Dhomarae abgehalten... die beiden Dunkelelfen wollten sowieso ihres Weges gehen und bereiteten alles vor um den Elf wieder die Führung des Clanes zu überlassen.
Die Tür des Kellers öffnete sich knarrend und riss Elsyrion aus seinen Gedanken. Während er versuchte den Besucher im Dunklen zu erkennen, viel es ihm wieder ein.
Elianna hatte ihn zuletzt gesehen, bevor er entführt wurde…
Kapitel IV - Der Kreis der Ehre
„Aber mein Lord…“, Elsyrion hob befehlend die Hand um den Menschen zum Schweigen zu bringen. Er benötigte Konzentration. Die große Schatzkammer der Schwarzen Drachen zeigte sich von ihrer schlechten Seite. Viele Besitztümer waren verschwunden und der Haufen mit den Adena-Münzen war zusammengeschrumpft. Der kleine Mensch hielt nun wartend die Feder in der rechten Hand, das kleine Holzbrett mit einer Liste in der Linken. Vieles war auf der Liste gestrichen worden.
Stirnrunzelnd betrachtete Elsyrion den Raum, in dessen Mitte die beiden standen. Erst nach einer Weile sprach er weiter.
„Ich will sie genau hier haben. Hier in der Mitte, sodass jeder sie sehen kann.“ Er unterstrich sein Vorhaben mit einer ausfallenden Geste der Arme. Der Mensch notierte sich alles auf seiner Liste und nickte. Es war noch früh am morgen, als der Elf ihn aus dem Bett holte. Nur wenige besaßen einen Schlüssel zur Schatzkammer und er war der einzige gewesen, der von eben diesen anwesend war.
„Bevor ihr die Statuen hier aufstellt, müssen wir dieses Chaos aufräumen…“ Elsyrion zog eine mittlerweile eingestaubte Robe zwischen den Weinfässern hervor und klopfte sie ab.
„Ich will nicht, dass noch mehr Sachen verschwinden!“, strafend wandte er sich nun wieder dem Menschen zu, welcher auf der Stelle noch kleiner zu werden schien. Nach der hitzigen Diskussion mit dem Elf, wo denn sein Reittier abgeblieben wäre, hatte er den Menschen in Verdacht, all die verlorenen Güter aus der Schatzkammer wären wegen ihm verschollen.
Noch am selben Tag war er zur Schatzmeisterin Passult gegangen und ihr aufgetragen, den abgebrochenen Menschen zu beobachten. Immerhin lag der Menschenfrau ebenso etwas an dem Warenbestand der Schatzkammer und sie hatte da sowieso ihre eigenen Theorien. Es verging also kein Tag mehr, wo der kleine Mensch immer genau erklären musste, wo er die entwendeten Schätze hinbrachte.
Nach einigen Monaten harter Arbeit war es dann soweit gewesen. Elsyrion lud Vatos und Dhomarae vor. Die beiden Dunkelelfen blickten voller Überraschung durch das Kristall, auf dem sie standen. Seit je her konnte man von oben durch die Kristallplattform in die Schatzkammer blicken. So war es jedem Mitglied der Schwarzen Drachen möglich sich den Inhalt anzusehen. Doch an diesem Tage gab es etwas Neues zu bestaunen.
In einem Kreis in der Mitte der Schatzkammer, direkt unter der Kristallplattform waren einige marmorfarbene Statuen aufgestellt. Elsyrion nannte es den Kreis der Ehre. Man konnte zuerst die drei Clangründer Vaaldon, Vhaidra und Imothep erkennen. Sie standen wie drei Freunde, aber mit erhobenem Haupte nebeneinander. An Vaaldons Seite konnte man zudem die Statue der Elfe Malira erkennen.
Blickte man von dieser Statue weiter nach rechts, erblickte man die Statue von Mike, gefolgt von Aisha, der Zwergin. Direkt neben ihr hatte man das Abbild Elsyrions aufgestellt, welches die Zwergin mit einem Arm umarmte. Um den Kreis zu vollenden waren daneben die Statuen der beiden Dunkelelfen Vatos und Dhomarae von Seregon Hand in Hand aufgestellt. In der Mitte der Statuen aller Clanführer war eine Bodenmalerei, welche Eva mit der Drachenscheibe in ihren Händen darstellte.
Elsyrion lies dieses Bild eine Weile auf seine beiden Freunde einwirken, bevor er sprach: „Sie haben sich erst geweigert Abbilder von Personen zu fertigen, die noch leben…“, ein Schmunzeln zeigte sich auf seinen Lippen. So war ja auch er selbst ein Totgeglaubter gewesen.
„Die Drachen haben jedem von ihnen viel zu verdanken.“, fast feierlich beendete der Elf seine Präsentation hiermit.
Kapitel V - Das Menschenkind
Elsyrion betrachtete den Besucher mit müden Augen. Es war eine kleine Gestalt, die scheinbar unsicher in den Raum hineinblickte, sicher im Schutze der Dunkelheit. Daher war es dem Elf auch nicht möglich genaueres zu erkennen.
Erst als das Menschenkind, als das Elsyrion es nun erkannte, in den Raum hinein trat, konnte er genaueres sehen. Überall an seinem halbnackten Körper hatte es Prellungen und Quetschungen. Die Finger der rechten Hand waren verbogen, als wären sie mal gebrochen gewesen und nicht richtig wieder zusammengewachsen. Umso mehr Elsyrion das Kind von vielleicht fünf Sommern betrachtete, umso mehr entdeckte er. Der junge Mensch musste eine grausame Misshandlung hinter sich haben… wahrscheinlich schon seitdem er lebte.
Der Junge begutachtete den Elfen genauso wie er ihn und trat vorsichtig näher heran. Elsyrion war mit den Ketten an die kalte Steinwand gebunden und keinerlei Gefahr. Das war wohl auch der einzige Grund, warum sich das Menschenkind ohne weitere Bedenken näherte.
Er streckte die linke Hand nach dem Elfen aus und berührte zaghaft die helle Haut. Es war, als hätte er noch nie zuvor einen Elfen zu Gesicht bekommen. Elsyrion war sich zunehmend sicher, dass der Junge ähnliche Qualen hinter sich hatte wie er selbst. Wenn nicht sogar noch schlimmer.
Dafür würde sie bezahlen.
Seit je her lebten die Drachen für den Schutz der Schwächeren. Denn nicht nur die Stadt Heine benötigte helfende Hände. Jeder, welcher des Schutzes bedurfte, sollte auch beschützt werden. Nicht zufällig waren die Clanmitglieder meist Personen, die sich nur zu gern für andere aufopferten....
Der Junge besuchte Elsyrion fortan jeden Tag. Er sprach fast nie, so wurde ihm wohl die Sprache der Menschen nicht richtig gelehrt. Lediglich die Sprache seiner Herrin, Dunkelelfisch, verstand er. Aber er war zu eingeschüchtert diese in ganzen Sätzen zu nutzen.
Eines Tages kam der junge, welcher den Namen Kestal trug, nicht zu Besuch. Er war fortgerannt. Scheinbar hatte er sich an dem täglich schlimmer werdenden Zustand des Elfs sattgesehen und versuche nun tatsächlich Hilfe zu holen. Doch seine Herrin reagierte bereits am nächsten Tag.
"Ich habe dich lange genug am Leben erhalten.", mit diesen Worten bedeutete sie den beiden Kriegern, Elsyrion loszumachen. Ohne den Halt der Ketten fiel er einfach nach vorne um. Er spürte schon längst nichts mehr. Die Schmerzen hatten ihn taub gemacht, was allerdings auch dazu führte das er sich kaum rühren konnte.
Die beiden Krieger zogen ihn grob hoch und zu viert verließen sie das Haus. So wie sie ihn auch die Kellertreppe hochgeschliffen hatten, so zerrten sie ihn durch die gesamte Stadt der Dunklen. Elsyrion kniff die Augen zusammen, als Tageslicht in diese eindrang. Doch als er den Tempel Shilens immer näherkommen sah, wusste er das es vorläufig die letzte Begegnung mit frischer Luft und Licht sein sollte.
Im Tempel angekommen nahmen sie ihm das Sklavenhalsband ab, nur um es durch einen dicken Metallring zu ersetzen. Auch dieser war an eine Kette befestigt, zu Füßen der Göttin. Wie oft hatte er sie an der Nase herumgeführt? Er hatte aufgehört zu zählen.
"Wenn der Mond kein Licht mehr gibt, wirst du ihr geopfert. Das sind drei Tage. Damit du deinen Frieden nicht mehr machen kannst...", die Dunkle belegte Elsyrion mit einem Rankenzauber und stieß ihm anschließend einen vergifteten Dolch in den linken Arm.
"...wird das Gift dich ruhig stellen."
Kaum noch interessiert an Elsyrion wandte sie sich auchschon wieder ab. Die beiden Krieger betrachteten noch, wie er langsam das Bewußtsein verlor, bevor sie gingen.
Bei Neumond also wollte sie ihn opfern...