25.10.2007, 02:21
Stimmen im Wind
Eine Feder kratzt schnell über die erste Seite eines leeren Buches.
„Ich habe nie viel davon gehalten das eigene Leben in einem Buch festzuhalten, doch die Dinge ändern sich. Ja vieles hat sich in geändert und doch möchte ich fast meinen nichts hätte sich geändert.
Nichts ist von Dauer, alles vergeht und alles entsteht wieder neu. Das Leben ist ein fortwährender Wechsel. Aber jedem einzelnen dieser Anfänge, ja wirklich jedem wohnt ein ihm ganz eigener Zauber inne und so sollten wir nicht trauern wenn etwas vergeht, wir sollten lernen den Zauber zu sehen, einen Zauber, der uns bis in die Ewigkeit umgeben wird.
Doch ich kann diesen Zauber noch nicht sehen, meine Seele ist alt, aber verletzt, ich vermag das Vergangene nicht zu vergessen und ich möchte alles Neue für einen Fluch halten.
Nun, in diesem Augenblick, werde ich alles das niederschreiben, was mein Herz so quält. Ich will versuchen es abzulegen wie einen alten Mantel, der kaputt ist und den man nicht mehr brauch, will diese Last von mir nehmen um den Zauber wieder sehen zu können.
Es gab eine Zeit in der dies anders war, es gab eine Zeit, da konnte ich sehen, sehen und doch waren meine Augen geschlossen.
Mein Leben begann vor sehr, sehr langer Zeit und ich möchte meinen, es war der Anfang der Welt und doch war es nur der Anfang meiner eigenen.
Ich sehe mich noch an der Lichtung stehen, die weite grüne Ebene überblicken. Mir ist als würde ich den sanften Wind noch hören, der an mir vorbeistreift und mir von fernen Städten, fremden Welten erzählt.
Er lädt mich ein, er umschmeichelt mich und fast ist mir als könnte ich diese Gefühl der grenzenlosen Freiheit wieder spüren. Langsam beginne ich zu laufen, ich werde schneller und schneller und ich bin frei.
Ich bin wie der Wind.
Den Schmerz habe ich abgelegt, keine Trauer, nur ein Gefühl von Grenzenlosigkeit, von Ewigkeit umgibt mich.
Und wie ich diese Zeilen schreibe, erfüllt mich eine Trauer, die ich nicht in Worte zu fassen vermag.
Ja ich liebte den Wind und ich hörte ihn rufen und doch musste ich das Wasser sein, Leben schenkend und doch so grausam, so kalt so Todbringend.
Die Magie, den Zauber dieser Welt, das Vermächtnis des Schöpfers, ich konnte es immer fühlen, seit ich lebe fühle ich wie es mich umgibt, spüre den Manafluss.
Sie wussten es, sie sahen es in meinen Augen, wie ich sie sah, wie sah wie die Magie sie durchdrang.
Es war mein Ende, sehnsüchtig musste ich dem Wind lauschen, war mir doch anderes vorherbestimmt.
Ich sollte ihre große Magierin werden, ich sollte das Werkzeug der Schöpfungstreuen werden, sollte zeigen, dass sie im Recht waren. Ich sollte zeigen, dass man wahre Größe man nur im wahren Glauben erlangen könne.
Sie sperrten meinen Geist ein. Sie schufen ein Gefängnis, das man nicht sehen konnte, nicht schmecken, nicht mit Sinnen wahrnehmen konnte.
Tag ein Tag aus, waren sie um mich und umschlichen mich gleich Wärtern, mochten sie sich auch lieber Wächter nennen.
Sie lehrten mich alles was ich zu wissen hatte, lehrten mich die Zauber und ich lernte sie zu weben, zu kontrollieren und ich lernte schnell, manchmal konnte ich die Angst in ihren Augen sehen, wenn sie nicht aufpassten, ich wusste sie fürchteten mich.
Umso mehr versuchten sie mich zu kontrollieren, das Gefängnis schrumpfte jeden Tag, es gab keinen Raum mehr für mich.
Sie predigten, ja sie liebten es zu predigen.
Sie lehrten mich den großen Schöpfer zu achten, meine Aufgabe zu erfüllen, die Aufgabe, die er mir zu gedacht hatte.
Ich wollte ihnen nicht glauben, es waren giftige Lügen für mich, ich konnte nicht glauben, dass der Schöpfer all das gewollt hätte.
Sie machten mich krank, mir wahr als fräßen die Worte der Priester mich auf. Was war wahr, was wirklich?
Mir wurde schmerzhaft bewusst, dass ich es nicht wusste.
Und schließlich, mir war als könnte ich seit dem Tag ein falsches Grinsen in ihren Gesichtern sehen, brachen sie mich.
Der Widerstand fiel, nur ein letzter kleiner Zweifel überlebte, verborgen tief in meinem Herzen, verschlossen vor meinem Geist.
Ich entzückte sie, mein höfliches, stilles zuvorkommendes Wesen, mein tiefer Glaube an all das was sie mir sagten, mein Liebreiz.
Ich konnte sehen wie stolz sie waren. Konnte sehen wie sie es genossen wenn sie mich dem Rat vorführten. Sie sonnten sich in ihrer Eitelkeit in der Bewunderung der anderen.
Ich dachte, es wäre richtig, dass dies mein Platz wäre, meine Aufgabe.
Ich hätte diese Opfer zu bringen, um den Streit zu schlichen, ich dachte doch wirklich dienen, dem Schöpfer zu dienen in dem man alles opfert um durch ihn alles zu gewinnen, wäre das einzig Richtige.
In der langen tiefblauen Robe, mein langes silbernes Harr offen auf meine Schultern fallend, war ich ihr wahr gewordener Traum.
Die Robe schmiegte sich sanft an meinen Körper und ein ungewöhnlicher Glanz ging von der Robe aus und ich schien als hätten sie mich in Gewand aus Wasser gekleidet, wer Willens war es zu sehen, vermochte zu erkennen wie ich bei jedem Schritt den ich tat ihr Zugang zur Mana war, ich war nicht mehr wert als ein dressiertes Tier.
Aber ihr selbstgefälliges Lächeln sollt ihnen schon bald vergehen.
Die Menschen nennen uns Weltensänger und ich mag diesen Namen.
Kein Weltensänger beugte sie den Priestern, sie waren stolz, sie waren frei und sie würden ihr Haupt nie jemanden beugen wenn sie es nicht wollten.
Sie waren mächtig, so mächtig und das machte den Priestern Angst.
Aber sie hatten ja mich gefunden, das Kind mit den blauen Augen, das Kind, dass all das für sie tun würde, was ihr Glauben ihnen verwehrte, all das wozu sie nie im Stande sein würden.
Sie zeichneten mich, ein Gewirr aus ineinander geschlungenen hell blauen Linien überzog die Innenseite meiner Arme, meinen Nacken und schließlich den ganzen Rücken, auch an meinen Fußgelenken fand man das Muster.
Wie die Menschen ein Rind brandmarken, so taten es die Priester mit mir.
Ich würde nicht fliehen können, jeder hätte gesehen wohin ich gehörte.
Aber es kam eine Zeit, da war dies nicht mehr wichtig, die Priester hatten ihre Stimme verloren und ich würde nie wieder für sie singen.
Harleth, eine Ewigkeit scheint es her, dass ich diesen Namen das letzte Mal schrieb.
Mein Retter, meine Liebe, mein Untergang.
Ich traf ihn bei einer Zusammenkunft des Rates, natürlich saß ich nur still da und lauschte den Worte der anderen, aber sein Blick fesselte mich.
Noch nie sah ich einen Elf, wie ihn, noch nie hatte mich jemand so angesehen wie er. Seine schönen Augen sprachen von einer unendlichen Trauer, auch wenn er selbstbewusst unter den anderen saß.
Still wie ich lauschte er einer Ausführung eines de Ratsmitglieder, während sich unsere Blicke trafen.
Er sah mich an als könnte er alles sehen, als könnte er so Grund meiner kummervollen Seele blicken und könnte sehen was sich dort verbarg.
Er sah mich an als wollte er sagen, ich verstehe dich, ich sehe wer du wirklich bist und ich werde dich dort herausholen.
Ich konnte ihn nicht vergessen, so sehr ich mir auch einredet, es wäre falsch und er ein ehrenloser Ketzer.
Ich saß in meinem schönen Zimmer mit all den schönen Dingen, doch hatte ich keinen Blick dafür.
Ich saß am Fenster, sah wie die Sonne in den Wolken versank, blickte die schroffe Felswand hinab in die die Mauer überging.
Die Priester hatten mich an diesen abgelegenen Ort gebracht.
Das ganze Anwesen war in den Fels hinein geschlagen worden, für einen zufälligen Betrachter nicht sichtbar.
Der Rat traf sich oft hier. Dieser Ort war so einsam, so sicher.
Ich weiß noch wie ich den kühlen Wind im Gesicht spürte. Er rief mich, doch drang es nicht mehr zu mir durch.
Ich drehte mich um, das Licht der Sonne war gerade erloschen.
Es war dunkel im Zimmer, ich konnte ihn nicht sehen, aber ich spürte seine Gegenwart.
Ich saß auf der Fensterbank, sah in das Dunkel in dem er sich verbarg.
Er kam näher und schließlich konnte ich sein Gesicht erkennen, die bekümmerten Augen.
Er stand ein paar Schritte von mir entfernt.
Keiner sagte ein Wort, wie sahen uns nur an.
Es war als bräche allein sein Blick all die unsichtbaren Mauern auf, hinter den ich mich versteckte.
„Was habe sie dir in ihrer Verblendung nur angetan? So still wie das Wasser eines Sees, wenn der Wind ruht, aber so unendlich tief. Ich sehe dich und ich möchte der Wind sein, der dir eine Stimme gibt, will das Wasser in Bewegung bringen, als das man seine wahre Gestallt erkennen kann“, diese Worte waren in meinem Kopf, er musste sie aussprechen.
Ich stand auf, sah ihn an, war dicht bei ihm, konnte seinen wohligen Geruch einatmen.
Er schlang seine Arme um mich und drückte mich fest an sich.
„Ich habe dich gefunden mein Stern, dein Licht ist so hell, heller als das eines jeden anderen. Ein Leben lang folgte ich deinem Licht, suchte dich und nun habe ich dich hier gefunden. Nie mehr will ich dich gehen lassen“, er sprach die Worte, leise, sein Mund dicht an meinem Ohr.
So wahr und richtig wie noch nie etwas schien mir dieser Augenblick.
Es war als hätte der Schöpfer uns füreinander geschaffen, es war Liebe, so rein, so unschuldig.
Ich würde mit ihm gehen.
Die Welt hatte sich geändert, ein Krieg nahte und die Stimmen der Elfen wurden lauter, die den Priestern nicht mehr folgen wollten, weder den alten noch den neuen.
Der Wind trug ihre Stimmen übers Land.“
Die Feder wird beiseite gelegt.
Die Elfe sieht auf ihr Werk, während die heruntergebrannte Kerze völlig erlischt.
Sie streicht mit der Hand sacht über ihren Bauch und lächelt unmerklich.
Aber schon überkommt sie der Zweifel, die Ungewissheit.
War all das wahr? Waren es nicht nur Träume, Phantombilder ihres Verstandes, der nicht mehr ertragen konnte was geschah?
Es scheint alles so echt.
Sie sieht auf ihre Hand und betrachtet die Brandwunde, die nun verheilt war, allerdings ein Geflecht aus dünnen hellen blauen Linien auf ihrer Hand hinterlassen hatte, die Linien der Priester.
Und wenn auch dass nur Trug ist?
Sie schüttelt den Kopf.
Nein, dass konnte nicht sein.
Wie konnte man das Ereignis mit Elsyrion und Scion erklären.
Sie hatten beisammen gesessen nahe Gludin und sich mit noch einem anderen Elfen, an dessen Namen sie sich nicht mehr erinnern konnte, geplaudert.
Ihr Blick war dabei auf eine Schriftrolle gefallen, die Elsyrion unachtsam aus seiner Tasche hatte fallen lassen.
Die Schriftrolle war mit einem starken Zauber belegt gewesen, sie hatte ihn gespürt und hatte ergründen wollen was es damit auf sich hatte.
Aber stattdessen hatte sie sich unter Schmerzen gewunden, sie hatte geblutet, war plötzlich wieder auf dem Schlachtfeld, sie sah in seine Augen, seine ewig traurigen Augen und der Tod hatte seine Finger nach ihr ausgestreckt.
Scion, sie sah seine Gestallt plötzlich vor ihren Augen aufblitzen.
Wie hatte er da sein können?
Er hatte ihr Leben gerettet, nur so hatte sie sich aus dem Traum winden können, hatte all ihr Macht zusammen nehmen können um sich dem dunklen Zauber zustellen der nach ihrer Seele gegriffen hatte.
Sie starrt in die Dunkelheit ihres Arbeitszimmers.
Eine Träne kullert verloren ihre Wange hinab.
Wer bin ich wirklich?
Was ist wirklich?
Die Fragen zerfressen ihren Verstand.
Sie war weit gereist, in die Heimat, die Heimat der Elfen.
Tagelang hatte sie die Wälder durchwandert auf der Suche nach einer Antwort, nach einem bekannten Ort.
Ihre Schritte hatten sie tief ins Herz der Wälder geführt und je einsamer sie wurde, desto stärker wurden die Träume.
Wie Visionen kamen sie über sie während sie ging und wenn sie wieder bei sich war fand sie sich an ihr völlig unbekannten Plätzen wieder.
Die Angst fasste sie.
Lange irrte sie umher im Schutz der Wälder bis sie schließlich den Weg in die Stadt der Elfen fand.
Sie hatten war erschöpft einer Priesterin in die Arme gefallen, die nahe der Stadt nach Kräutern gesucht hatte.
Sie hatte die Elfe mit dem ungewöhnlichen dunklen Haaren mitgenommen, sie in den Tempel gebracht und über ihren Schlaf gewacht.
Noch jetzt klingen die Worte in Norelles Ohren: „Ihr solltet vorsichtiger sein, es ist nicht ungefährlich im Wald, vor allem nicht wenn man noch ein weiters Leben unter dem Herzen trägt“
Fassungslos hatte die gerade erwachte die Priesterin angesehen.
Die Priesterin hatte verstehend gelächelt: „Ja es ist wahr…ich kann das Leben des Kindes in euch spüren“
Norelle, richtete sich umständlich auf und sah auf ihren Bauch hinab.
Noch verriet nichts das Unausweichliche.
Ja sie konnte es auch fühlen. Warum nur war sie vorher so blind gewesen?
Sie hatte mit der Priesterin gesprochen, hatte ihr gesagt, dass sie dunkle Träume quälten, fragte zaghaft ob es vielleicht das Kind wäre, was sie hervorrufe.
Die Priesterin hatte beunruhigt den Kopf geschüttelt: „Nein…das Kind…es ist noch völlig unschuldig“
Norelle sah traurig wie auch erleichtert an der anderen Elfe vorbei, sie sie stand aus dem Bett auf, kam wackelig auf die Beine, sah ihren Mantel und ihre anderen Habseligkeiten und zog sich unter den verwunderten Blicken der Priesterin an.
Sie schob sich an ihre vorbei: “Ich danke Euch…aber ich muss gehen…seht mich nicht so an…ich werde schon auf uns beide aufpassen“
Sie steht aus dem Sessel auf und geht auf den Balkon und legt sich dort auf eine Liege.
Die dort noch liegende Decke um sich schlingend legt sie sich hin und schließt die Augen.
Das Rauschen des Meeres dringt an ihr Ohr, aber leise, ganz leise beginnt sie dem Wind zu lauschen, hört die vielen Stimmen die er mit sich trägt.
Die weiten Ebenen tauchen vor ihren Augen auf, sie läuft, sie läuft mit dem Wind und sie ist frei.
Eine Feder kratzt schnell über die erste Seite eines leeren Buches.
„Ich habe nie viel davon gehalten das eigene Leben in einem Buch festzuhalten, doch die Dinge ändern sich. Ja vieles hat sich in geändert und doch möchte ich fast meinen nichts hätte sich geändert.
Nichts ist von Dauer, alles vergeht und alles entsteht wieder neu. Das Leben ist ein fortwährender Wechsel. Aber jedem einzelnen dieser Anfänge, ja wirklich jedem wohnt ein ihm ganz eigener Zauber inne und so sollten wir nicht trauern wenn etwas vergeht, wir sollten lernen den Zauber zu sehen, einen Zauber, der uns bis in die Ewigkeit umgeben wird.
Doch ich kann diesen Zauber noch nicht sehen, meine Seele ist alt, aber verletzt, ich vermag das Vergangene nicht zu vergessen und ich möchte alles Neue für einen Fluch halten.
Nun, in diesem Augenblick, werde ich alles das niederschreiben, was mein Herz so quält. Ich will versuchen es abzulegen wie einen alten Mantel, der kaputt ist und den man nicht mehr brauch, will diese Last von mir nehmen um den Zauber wieder sehen zu können.
Es gab eine Zeit in der dies anders war, es gab eine Zeit, da konnte ich sehen, sehen und doch waren meine Augen geschlossen.
Mein Leben begann vor sehr, sehr langer Zeit und ich möchte meinen, es war der Anfang der Welt und doch war es nur der Anfang meiner eigenen.
Ich sehe mich noch an der Lichtung stehen, die weite grüne Ebene überblicken. Mir ist als würde ich den sanften Wind noch hören, der an mir vorbeistreift und mir von fernen Städten, fremden Welten erzählt.
Er lädt mich ein, er umschmeichelt mich und fast ist mir als könnte ich diese Gefühl der grenzenlosen Freiheit wieder spüren. Langsam beginne ich zu laufen, ich werde schneller und schneller und ich bin frei.
Ich bin wie der Wind.
Den Schmerz habe ich abgelegt, keine Trauer, nur ein Gefühl von Grenzenlosigkeit, von Ewigkeit umgibt mich.
Und wie ich diese Zeilen schreibe, erfüllt mich eine Trauer, die ich nicht in Worte zu fassen vermag.
Ja ich liebte den Wind und ich hörte ihn rufen und doch musste ich das Wasser sein, Leben schenkend und doch so grausam, so kalt so Todbringend.
Die Magie, den Zauber dieser Welt, das Vermächtnis des Schöpfers, ich konnte es immer fühlen, seit ich lebe fühle ich wie es mich umgibt, spüre den Manafluss.
Sie wussten es, sie sahen es in meinen Augen, wie ich sie sah, wie sah wie die Magie sie durchdrang.
Es war mein Ende, sehnsüchtig musste ich dem Wind lauschen, war mir doch anderes vorherbestimmt.
Ich sollte ihre große Magierin werden, ich sollte das Werkzeug der Schöpfungstreuen werden, sollte zeigen, dass sie im Recht waren. Ich sollte zeigen, dass man wahre Größe man nur im wahren Glauben erlangen könne.
Sie sperrten meinen Geist ein. Sie schufen ein Gefängnis, das man nicht sehen konnte, nicht schmecken, nicht mit Sinnen wahrnehmen konnte.
Tag ein Tag aus, waren sie um mich und umschlichen mich gleich Wärtern, mochten sie sich auch lieber Wächter nennen.
Sie lehrten mich alles was ich zu wissen hatte, lehrten mich die Zauber und ich lernte sie zu weben, zu kontrollieren und ich lernte schnell, manchmal konnte ich die Angst in ihren Augen sehen, wenn sie nicht aufpassten, ich wusste sie fürchteten mich.
Umso mehr versuchten sie mich zu kontrollieren, das Gefängnis schrumpfte jeden Tag, es gab keinen Raum mehr für mich.
Sie predigten, ja sie liebten es zu predigen.
Sie lehrten mich den großen Schöpfer zu achten, meine Aufgabe zu erfüllen, die Aufgabe, die er mir zu gedacht hatte.
Ich wollte ihnen nicht glauben, es waren giftige Lügen für mich, ich konnte nicht glauben, dass der Schöpfer all das gewollt hätte.
Sie machten mich krank, mir wahr als fräßen die Worte der Priester mich auf. Was war wahr, was wirklich?
Mir wurde schmerzhaft bewusst, dass ich es nicht wusste.
Und schließlich, mir war als könnte ich seit dem Tag ein falsches Grinsen in ihren Gesichtern sehen, brachen sie mich.
Der Widerstand fiel, nur ein letzter kleiner Zweifel überlebte, verborgen tief in meinem Herzen, verschlossen vor meinem Geist.
Ich entzückte sie, mein höfliches, stilles zuvorkommendes Wesen, mein tiefer Glaube an all das was sie mir sagten, mein Liebreiz.
Ich konnte sehen wie stolz sie waren. Konnte sehen wie sie es genossen wenn sie mich dem Rat vorführten. Sie sonnten sich in ihrer Eitelkeit in der Bewunderung der anderen.
Ich dachte, es wäre richtig, dass dies mein Platz wäre, meine Aufgabe.
Ich hätte diese Opfer zu bringen, um den Streit zu schlichen, ich dachte doch wirklich dienen, dem Schöpfer zu dienen in dem man alles opfert um durch ihn alles zu gewinnen, wäre das einzig Richtige.
In der langen tiefblauen Robe, mein langes silbernes Harr offen auf meine Schultern fallend, war ich ihr wahr gewordener Traum.
Die Robe schmiegte sich sanft an meinen Körper und ein ungewöhnlicher Glanz ging von der Robe aus und ich schien als hätten sie mich in Gewand aus Wasser gekleidet, wer Willens war es zu sehen, vermochte zu erkennen wie ich bei jedem Schritt den ich tat ihr Zugang zur Mana war, ich war nicht mehr wert als ein dressiertes Tier.
Aber ihr selbstgefälliges Lächeln sollt ihnen schon bald vergehen.
Die Menschen nennen uns Weltensänger und ich mag diesen Namen.
Kein Weltensänger beugte sie den Priestern, sie waren stolz, sie waren frei und sie würden ihr Haupt nie jemanden beugen wenn sie es nicht wollten.
Sie waren mächtig, so mächtig und das machte den Priestern Angst.
Aber sie hatten ja mich gefunden, das Kind mit den blauen Augen, das Kind, dass all das für sie tun würde, was ihr Glauben ihnen verwehrte, all das wozu sie nie im Stande sein würden.
Sie zeichneten mich, ein Gewirr aus ineinander geschlungenen hell blauen Linien überzog die Innenseite meiner Arme, meinen Nacken und schließlich den ganzen Rücken, auch an meinen Fußgelenken fand man das Muster.
Wie die Menschen ein Rind brandmarken, so taten es die Priester mit mir.
Ich würde nicht fliehen können, jeder hätte gesehen wohin ich gehörte.
Aber es kam eine Zeit, da war dies nicht mehr wichtig, die Priester hatten ihre Stimme verloren und ich würde nie wieder für sie singen.
Harleth, eine Ewigkeit scheint es her, dass ich diesen Namen das letzte Mal schrieb.
Mein Retter, meine Liebe, mein Untergang.
Ich traf ihn bei einer Zusammenkunft des Rates, natürlich saß ich nur still da und lauschte den Worte der anderen, aber sein Blick fesselte mich.
Noch nie sah ich einen Elf, wie ihn, noch nie hatte mich jemand so angesehen wie er. Seine schönen Augen sprachen von einer unendlichen Trauer, auch wenn er selbstbewusst unter den anderen saß.
Still wie ich lauschte er einer Ausführung eines de Ratsmitglieder, während sich unsere Blicke trafen.
Er sah mich an als könnte er alles sehen, als könnte er so Grund meiner kummervollen Seele blicken und könnte sehen was sich dort verbarg.
Er sah mich an als wollte er sagen, ich verstehe dich, ich sehe wer du wirklich bist und ich werde dich dort herausholen.
Ich konnte ihn nicht vergessen, so sehr ich mir auch einredet, es wäre falsch und er ein ehrenloser Ketzer.
Ich saß in meinem schönen Zimmer mit all den schönen Dingen, doch hatte ich keinen Blick dafür.
Ich saß am Fenster, sah wie die Sonne in den Wolken versank, blickte die schroffe Felswand hinab in die die Mauer überging.
Die Priester hatten mich an diesen abgelegenen Ort gebracht.
Das ganze Anwesen war in den Fels hinein geschlagen worden, für einen zufälligen Betrachter nicht sichtbar.
Der Rat traf sich oft hier. Dieser Ort war so einsam, so sicher.
Ich weiß noch wie ich den kühlen Wind im Gesicht spürte. Er rief mich, doch drang es nicht mehr zu mir durch.
Ich drehte mich um, das Licht der Sonne war gerade erloschen.
Es war dunkel im Zimmer, ich konnte ihn nicht sehen, aber ich spürte seine Gegenwart.
Ich saß auf der Fensterbank, sah in das Dunkel in dem er sich verbarg.
Er kam näher und schließlich konnte ich sein Gesicht erkennen, die bekümmerten Augen.
Er stand ein paar Schritte von mir entfernt.
Keiner sagte ein Wort, wie sahen uns nur an.
Es war als bräche allein sein Blick all die unsichtbaren Mauern auf, hinter den ich mich versteckte.
„Was habe sie dir in ihrer Verblendung nur angetan? So still wie das Wasser eines Sees, wenn der Wind ruht, aber so unendlich tief. Ich sehe dich und ich möchte der Wind sein, der dir eine Stimme gibt, will das Wasser in Bewegung bringen, als das man seine wahre Gestallt erkennen kann“, diese Worte waren in meinem Kopf, er musste sie aussprechen.
Ich stand auf, sah ihn an, war dicht bei ihm, konnte seinen wohligen Geruch einatmen.
Er schlang seine Arme um mich und drückte mich fest an sich.
„Ich habe dich gefunden mein Stern, dein Licht ist so hell, heller als das eines jeden anderen. Ein Leben lang folgte ich deinem Licht, suchte dich und nun habe ich dich hier gefunden. Nie mehr will ich dich gehen lassen“, er sprach die Worte, leise, sein Mund dicht an meinem Ohr.
So wahr und richtig wie noch nie etwas schien mir dieser Augenblick.
Es war als hätte der Schöpfer uns füreinander geschaffen, es war Liebe, so rein, so unschuldig.
Ich würde mit ihm gehen.
Die Welt hatte sich geändert, ein Krieg nahte und die Stimmen der Elfen wurden lauter, die den Priestern nicht mehr folgen wollten, weder den alten noch den neuen.
Der Wind trug ihre Stimmen übers Land.“
Die Feder wird beiseite gelegt.
Die Elfe sieht auf ihr Werk, während die heruntergebrannte Kerze völlig erlischt.
Sie streicht mit der Hand sacht über ihren Bauch und lächelt unmerklich.
Aber schon überkommt sie der Zweifel, die Ungewissheit.
War all das wahr? Waren es nicht nur Träume, Phantombilder ihres Verstandes, der nicht mehr ertragen konnte was geschah?
Es scheint alles so echt.
Sie sieht auf ihre Hand und betrachtet die Brandwunde, die nun verheilt war, allerdings ein Geflecht aus dünnen hellen blauen Linien auf ihrer Hand hinterlassen hatte, die Linien der Priester.
Und wenn auch dass nur Trug ist?
Sie schüttelt den Kopf.
Nein, dass konnte nicht sein.
Wie konnte man das Ereignis mit Elsyrion und Scion erklären.
Sie hatten beisammen gesessen nahe Gludin und sich mit noch einem anderen Elfen, an dessen Namen sie sich nicht mehr erinnern konnte, geplaudert.
Ihr Blick war dabei auf eine Schriftrolle gefallen, die Elsyrion unachtsam aus seiner Tasche hatte fallen lassen.
Die Schriftrolle war mit einem starken Zauber belegt gewesen, sie hatte ihn gespürt und hatte ergründen wollen was es damit auf sich hatte.
Aber stattdessen hatte sie sich unter Schmerzen gewunden, sie hatte geblutet, war plötzlich wieder auf dem Schlachtfeld, sie sah in seine Augen, seine ewig traurigen Augen und der Tod hatte seine Finger nach ihr ausgestreckt.
Scion, sie sah seine Gestallt plötzlich vor ihren Augen aufblitzen.
Wie hatte er da sein können?
Er hatte ihr Leben gerettet, nur so hatte sie sich aus dem Traum winden können, hatte all ihr Macht zusammen nehmen können um sich dem dunklen Zauber zustellen der nach ihrer Seele gegriffen hatte.
Sie starrt in die Dunkelheit ihres Arbeitszimmers.
Eine Träne kullert verloren ihre Wange hinab.
Wer bin ich wirklich?
Was ist wirklich?
Die Fragen zerfressen ihren Verstand.
Sie war weit gereist, in die Heimat, die Heimat der Elfen.
Tagelang hatte sie die Wälder durchwandert auf der Suche nach einer Antwort, nach einem bekannten Ort.
Ihre Schritte hatten sie tief ins Herz der Wälder geführt und je einsamer sie wurde, desto stärker wurden die Träume.
Wie Visionen kamen sie über sie während sie ging und wenn sie wieder bei sich war fand sie sich an ihr völlig unbekannten Plätzen wieder.
Die Angst fasste sie.
Lange irrte sie umher im Schutz der Wälder bis sie schließlich den Weg in die Stadt der Elfen fand.
Sie hatten war erschöpft einer Priesterin in die Arme gefallen, die nahe der Stadt nach Kräutern gesucht hatte.
Sie hatte die Elfe mit dem ungewöhnlichen dunklen Haaren mitgenommen, sie in den Tempel gebracht und über ihren Schlaf gewacht.
Noch jetzt klingen die Worte in Norelles Ohren: „Ihr solltet vorsichtiger sein, es ist nicht ungefährlich im Wald, vor allem nicht wenn man noch ein weiters Leben unter dem Herzen trägt“
Fassungslos hatte die gerade erwachte die Priesterin angesehen.
Die Priesterin hatte verstehend gelächelt: „Ja es ist wahr…ich kann das Leben des Kindes in euch spüren“
Norelle, richtete sich umständlich auf und sah auf ihren Bauch hinab.
Noch verriet nichts das Unausweichliche.
Ja sie konnte es auch fühlen. Warum nur war sie vorher so blind gewesen?
Sie hatte mit der Priesterin gesprochen, hatte ihr gesagt, dass sie dunkle Träume quälten, fragte zaghaft ob es vielleicht das Kind wäre, was sie hervorrufe.
Die Priesterin hatte beunruhigt den Kopf geschüttelt: „Nein…das Kind…es ist noch völlig unschuldig“
Norelle sah traurig wie auch erleichtert an der anderen Elfe vorbei, sie sie stand aus dem Bett auf, kam wackelig auf die Beine, sah ihren Mantel und ihre anderen Habseligkeiten und zog sich unter den verwunderten Blicken der Priesterin an.
Sie schob sich an ihre vorbei: “Ich danke Euch…aber ich muss gehen…seht mich nicht so an…ich werde schon auf uns beide aufpassen“
Sie steht aus dem Sessel auf und geht auf den Balkon und legt sich dort auf eine Liege.
Die dort noch liegende Decke um sich schlingend legt sie sich hin und schließt die Augen.
Das Rauschen des Meeres dringt an ihr Ohr, aber leise, ganz leise beginnt sie dem Wind zu lauschen, hört die vielen Stimmen die er mit sich trägt.
Die weiten Ebenen tauchen vor ihren Augen auf, sie läuft, sie läuft mit dem Wind und sie ist frei.