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Tullaris
#1
Der eisige Nordwind peitscht ihm durchs Gesicht, als er mit dem Kriegstrupp, der nur spärlich besetzt war, den Außenposten verlässt. Der Rückschlag vor einigen Monaten sitzt ihm noch tief in den Knochen. Sage und schreibe 20 Sklaven durchschnittlicher Qualität, soweit man es von einem Haufen Menschen nach einer strapaziösen Reise behaupten kann, gingen vor die Hunde. Und das alles aus Neid. Neid, die Missgunst schlechthin und doch eine süße Anerkennung für die Taten eines anderen. Wie dem auch sei, die Sklaven waren dahingerafft worden, ihr schwächlicher Zustand ausgenutzt, ebenso wie der Erschöpfungsgrad des damaligen Kriegstrupps. Es war mitten in der Nacht, die derzeitige Wache wurde mit Leichtigkeit überwältigt und Tullaris wachte durch das Röcheln und Schreien der Ware auf. Doch da war es schon zu spät und der mit schneebedeckte Boden, der den Vollmond reflektierte, saugte den dunkelroten Teppich förmlich auf. Entsetzte Gesichter derer, die im Schlaf gemeuchelt wurden. Aufgerissene Münder, panische Blicke …eine Vielzahl von aufgeschlitzten Kehlen und blutüberströmte menschliche Körper zierten das Bild.
Tullaris zeigte weder Entsetzen noch Angst, er schäumte vor Wut über diesen hinterhältigen Angriff auf seine Ware. Doch musste er zugeben auch ein wenig Anerkennung für seinen Gegner zu zeigen. Es war gewagt und auch dreist seinen Kriegstrupp derart anzugreifen. Natürlich kehrte er mit leeren Händen heim und erntete den „Dank“ der ihm gebührte.
Nun schreitet der Kriegstrupp unermüdlich weiter, getrieben von dem Willen den Urheber des damaligen Sklavenschlachtens ausfindig zu machen und Rache zu üben. Es sind Tage vergangen, Tage im eisigen Schnee, unwirtlichen Winden als Widersacher und Nächten, die von einer geisterhaften Totenstille erfüllt waren. Kein unbekanntes Bild für einen Dunkelelfen, der hoch im Norden stationiert war.
Die Späher kommen endlich zurück, scheinbar haben sie den Feind entdeckt. Tullaris erkannte seine Späher und bedeutete dem Kriegstrupp anzuhalten. Die Reiter halten inne, als Tullaris von der frohen Botschaft Kunde erhält. Er weist die Flanken des Kriegstrupp an sich in Bewegung zu setzen. Die mächtigen Klauen der Strider zerhacken das leichte Geäst unter sich und krallen sich in den festgefrorenen Boden um an Halt zu gewinnen. Jetzt muss es schnell gehen.
Der Kriegstrupp prescht durch das Lagers Tullaris Widersachers und schlägt diejenigen die sich erheben förmlich in zwei. Es ist keine Mühe für die erfahrenen Kämpfer mit Hilfe der Strider einen Großteil der Feinde einzukesseln und nicht niederzumetzeln.
Tullaris selber erhebt sich, schwingt sich aus dem Sattel seines Striders und betrachtet den Anführer der Bande, die er und der Trupp eingekesselt haben.
„Auge um Auge, Bruder“ spricht er und bedeutet seinen Männern mit einem Handzeichen den Mob enger einzukreisen. Die Männer steigen nun ab und der jeweils zweite Mann macht sich an der Satteltasche seines Striders zu schaffen. Sie holen etwas hinaus, Feldflaschen, dann ziehen sie auf einen weiteren Fingerzeig hin je ein Messer oder etwas anderes scharfes. Die Nüstern der Strider weiten sich schon in der Vorahnung auf das nun nahende Ereignis.
„Zahn um Zahn …“spricht Tullaris nun und lässt die Hand sinken, woraufhin die Männer die Feldflaschen aufschlitzen und sie auf den umkreisten Mob werfen. Die Flüssigkeiten entladen sich auf die Leiber derer, die unbewaffnet sind und die Stille wird von Schreien, knackenden Knochen und unheilvollem Gebrüll gestört. Wie in Rage preschen die Strider vor und laben sich an dem verführerischen Fleisch des Mobs. Knochen knacken, Blut spritzt und bedeckt die riesigen Schädel der Reittiere. Tullaris selber deutet keine Regung ob des Schlachtfests, er zieht seinen Dolch und lässt ihn mit einem Hieb unterhalb des Kinns seines Bruders in dessen Schädel sausen. Der tote Leib seines eigenen Blutes klappt in sich zusammen und Tullaris entfernt sich von der Leiche, so wie es der Kriegstrupp zuvor schon getan hatte, denn die Strider sind im Blutrausch und von Tullaris Bruder wird bald nicht mehr viel übrig bleiben.

„Zu tragisch, dass mein Bruder von wilden Tieren zerfleischt wurde. Nicht wahr? Wir werden zurückkehren und Bericht erstatten, so wie es unsere Aufgabe war. Aufsitzen, wir reiten los.“
Die Worte, gesprochen nach Stunden des Gemetzels, leiten die Rückkehr des Kriegstrupps ein, der lediglich den Aufenthaltsort von Malekthaus, Tullvaris Bruder, in Erfahrung bringen sollte.
Blut mag zwar dicker als Wasser sein, aber dicker als Gold ist es beileibe nicht.
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Tullaris - von Vithtir - 07.11.2007, 00:01
[Kein Betreff] - von Shealien - 07.11.2007, 17:05

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