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Denn jedem Anfang wohnt ein Zauber inne..
#8
Es gibt kein Entkommen

Die Elfe kniet vor den Stufen der Gildenhalle der Drachen in Heine und sieht auf den vor ihr liegenden blutverschmierten Elfen hinunter.
Sie fischt nach einem der Verbände, die Mikarion ihr gebracht hatte, und beginnt sich den unzähligen blutigen Wunden zu widmen.
Ihre Hände und der Großteil ihrer Robe sind bereits ebenso mit Blut beschmiert wie der Verwundete selbst.
So wird das nichts.
"Ellen", hört man sie rufen.
Wenig später kommt die Frau mit den gütigen Augen auch schon aus der Tür heraus.
"Was macht ihr nur immer für Sachen?", sagt sie als würde sie mit Kindern reden.
"Wir müssen ihn erst einmal auf ein Zimmer bringen"
Beide mühen sich nach Kräften ab den Elfen möglichst sanft in die Gildenhalle zu tragen.
Die Treppe in das erste Geschoss fast hinter sich lassend, sieht die alte Dame Norelle nachdenklich an.
"Es sind alle Zimmer belegt und wie müssen und um seine Wunden kümmert bevor der Wundbrand einsetzt und dann brauch er erst einmal sehr viel Ruhe"
"Es ist schon gut. Wir werden ihn in meine Räume bringen"
Die Alte lächelnd, als hätte sie nichts anderes gewollt.

Vorsichtig wird er auf dem Bett abgelegt.
"So ich werde sehen was ich finden kann um die Wunden zu versorgen. Du kümmerst dich darum, dass er aus den alten Sachen heraus kommt"
Die Elfe fügt sich widerspruchslos, Ellen würde keinen dulden, das wusste sie nur zu gut.
"Alte Wunden...nun ja", murmelnd.

Schritte künden davon, dass Ellen mit ihren Besorgungen wieder da ist.
"Hier nimm diese Tuch...und ja hier hast du die Wasserschale und säubert damit die Wunden! Sei ja vorsichtig! Ich werde sie mit sie dann mit dieser Tinktur darauf geben und sie verbinden.
Wir haben keine Zeit zu verlieren"

Als das Werk vollendet ist, lächelt die Alte und geht mit den Worten "Viel Ruhe hörst du".

Die Elfe sieht auf den im Bett liegen herab.
"Ich kann die nicht verzeihen, nicht jetzt und nicht so. Zu viel ist geschehen, zu viel wurde gesagt und noch viel mehr blieb unausgesprochen"
Sie macht sich daran die großen Fenster zu schließen und die schweren Vorhänge zu schließen.

Dann hört man Schritte poltern.
Ellen betritt das Zimmer nach Luft japssend.
"Ich habe hier noch ein paar frische Sachen für ihn sollte er erwachen und " sieht sie tadelnd an und fuchtelt mit einer Krone vor ihr herum, "So was lässt man doch nicht vor der Tür liegen...tzzz". Sie legt sie sorgfältig auf einen Nachtisch und geht etwas vor sich hinmurmelnd.
"Ach ja und ein Bad würde dir auch gut tun...Kind du siehst schon wieder scheußlich aus! Das ganze Blut!"

Die Tür schließt sich und die Elfe ist alleine.

Seufzend legt sie die Sachen für ihn sichtbar auf einen Stuhl, schnappt sich aus ihrem Ankleidezimmer eine frische Robe, schließt die Türen zum Schlafzimmer und sieht sich in ihrem Arbeitszimmer um.

Wieder hört man Poltern und wieder kommt die Alte herein, eine großen Bottich vor sich her schiebend.
"Ich dachte ich kümmere mich mal um das Bad", grinst während sie sich ans Werk macht.

Norelle sinkt müde auf ein Sofa und sieht der Frau dabei zu wie sie was man bei ihrem Alter nicht erwarten würde ungewöhnlich schnell alles herrichtet.

Schließlich liegt die Elfe in dem warmen Wasser sieht zu dem leise brennenden Kamin hinüber und betrachtet ihre Arme.

Betrachtet die hellen blauen Linien, die sich um ihre Arme schlingen ausgehend wie es scheint von ihrer linken Hand.

Doch Müdigkeit übermannt sie und fällt in einen tiefen Schlaf.

„Es ist erschreckend wie wenig du mich kennst“
„Woran das wohl liegt“

Die Worte hallen in ihren Gedanken wieder.
Sein Blick, kalt, verletzend.

Eine zischende, unangenehme Stimme meldet sich zu Wort.

„Siehst du…so ist es und so wird es bleiben. Die Liebe, sie ist nichts für dich und sollte es auch nie sein. Du bist zu anderem ausersehen.
Hast du es denn immer noch nicht verstanden???

Wie viele müssen noch gehen…bevor du begreifst, dass du nichts weiter als Tod, die Verzweiflung bringst.

Ohh wir wissen darum…wir sehen es in deinen Augen. So unendlich blau, so tief. Sie sind stille Zeugen deiner Macht…die zur Einsamkeit verdammt!

Du kannst nicht lieben…“

Eine Pause entsteht.

Sie sieht sich einer Gestallt in einer tiefblauen Robe gegenüber. Das Gesicht unter einer Kapuze verborgen. Nur dann und wann blitzen die kalten, fast schwarzen Augen auf.

„Sieh dich doch an, du gehörst uns…die Linien von uns geschaffen. Einst waren sie tiefblau…nun sie sind verblichen aber sie haben immer noch bestand. Sie sollen dich daran erinnern WER du bist…“

„Law…“ Ein Schrei. Verzweiflung.
Es ist als könnte man ein Grinsen unter der Kapuze wahrnehmen.

„Ich werde dich immer finden…es gibt kein Entkommen. Du hast mich unsterblich gemacht“



Blinzelnd erwacht sie, das Feuer im Kamin ist noch nicht ganz herunter gebrannt.

Mit vor Schrecken geweitet Augen sieht sie, dass Badewasser an.
Es war blutrot.
Sie will aufstehen wobei ihr Blick auf ihre Arme fällt, die völlig blutig gekratzt sind.

Einen Schrei unterdrückend, angelt sie nach einem Handtuch.




Zur Einsamkeit verdammt

Vorsichtig wird die Tür geöffnet und jemand huscht in das Zimmer hinein.

Sie sieht sich um und lauscht.

Nichts...

Sie streift ihre Stiefel ab und legt sie leise beiseite.

Lautlos bewegt sie sich in dem Zimmer, das von den letzten Sonnenstrahlen des Tages in ein mattes Licht gehüllt wird, auf einen Sessel zu, von dem aus sie die Türen zu einem angrenzenden Raum im Blick hat.

Es ist schmerzhaft aus einem Traum aufzuwachen und festzustellen, wie gnadenlos die Wirklichkeit sein kann.
Aber wenn dein schlimmster Albtraum dich nicht mehr loslässt und alle Grenzen verschwimmen, was ist dann wirklich?

Kann man sagen was einen mehr verletzt, was einen mehr zweifeln lässt an der Richtigkeit der Dinge?

Ich habe beides erlebt.

Das Leid...es ist grenzenlos wenn man erst einmal erkannt hat wie kalt und gleichgültig die Welt ist und wie gnadenlos in allem.

Die Antwort ist, dass es gnädiger ist an einen Traum zu glauben, als an eine Wirklichkeit, die sich nie ändern wird.

Ich will noch daran glauben, dass ich aufwachen kann, aber auch wenn ich es mir wohl nie eingestehen wollte, weiß ich längst, dass es nicht mehr geht und niemals möglich gewesen wäre.

Ich habe Angst vor dem was ich nicht aussprechen will, Angst zu akzeptieren, dass es alles wahr ist.

Ich bin verloren in dieser Angst und sie lässt mich vergessen wer ich bin, alles wird von ihr beherrscht.

Du liegst jetzt dort, nur zwei Türen trennen uns und doch sind wir weiter von einander entfernt als je zuvor.

Es ist alles so wirr und es fühlt sich so falsch an.

Aber je länger ich hier sitze, als einzige Gesellschaft meine Trauer, desto klarer wird mir, dass es unausweichlich war.

Es hätte nie sein sollen...

Am Ende sind wir alle zur Einsamkeit verdammt.

Der Blick hängt starr an der Tür.

Das Zimmer versinkt in der Dunkelheit einer sternenlosen Nacht.

Müde Augen blicken immer noch zu den Türen hinüber, doch sie werden keinen Schlaf finden...werden ihn nicht finden wollen.

Kalter Wind stiehlt sich durch offen stehenden Balkontüren herein.

Der Mond tritt aus den Wolken hervor und wirft ein kaltes Licht auf das Gesicht in der Dunkelheit.

Unwirklich blass, weiß wie frisch gefallener Schnee.

Die Augen in das dunkles Grün eines tiefen Sees getaucht, wissend, dass der Sturm kommen wird.


Am Abgrund

„Ich bin nur eine Waffe. Gib mir eine Auftrag und ich werde ihn für Euch erledigen.“ Die Worte Mikarions hallen in ihren Gedanken wieder.

Nur eine Waffe…

Stimmen dringen an ihr Ohr.
„Norelle?“
Sie nimmt sie kaum wahr, der Blick starr auf das Feuer im Kamin gerichtet.

Alles was sie sieht ist der Abgrund, in völlige Dunkelheit gehüllt ohne ein Ende.

„Ich stehe am Abgrund
Die Finsternis unter mir

Mein Herz ist tot
So muss es wohl sein
Augen blicken leblos umher
Ihr Glanz erloschen“

Sie sieht ihn vor sich, die Zeilen des Gedichtes sprechen, wie er sich abwendet.
Dann ist da nur Schwärze.
Eine Hand verharrt ausgestreckt am Abgrund, wohl wissend, dass es nichts mehr gibt, was es zurückzuhalten gebe.

Zischend dringt eine Stimme an ihr Ohr.
„Hast du wirklich gedacht, du könntest gehen? Hast du wirklich gedacht es wäre so einfach?“
Ein tonloses Lachen ist zu hören.
„Nein, komm mir nicht damit! Wir wissen beide es ist eine Lüge. Du hast kein Herz. Es war nie da und wird nie da sein.
Sieh mich an!“
Kalte, stechende Augen blicken ihr entgegen.
„Alles was du berührst wird vergehen, alles was du meinst zu lieben. Du bringst den Tod und nichts weiter, das ist deine Aufgabe, deine Bestimmung. Sieh es ein, du bist nichts weiter als eine Waffe, eine Figur in einem Spiel, das du nicht verstehst.
Komm…“
Eine knochige Hand wird ihr entgegen gestreckt.
„Es ist aussichtslos, akzeptiere es und kehre zurück zu uns“

Dunkelheit.

„Du hast deine Entscheidung eigentlich doch schon längst getroffen... du willst das allein durchziehen, komme was wolle.

Ich bin nur die Dekoration in der Geschichte…“

Tonlos, goldene Augen sehen sie aus der immerwährenden Nacht an.

Das Bild verblasst.

Sie will schreien. Will das Bild festhalten. Will sagen, dass es alles anderes ist.
Aber reglos, still verharrt sie.

„Norelle ist dir klar, dass nur der Gedanke an deinen Tod mich vor diesem Dämon bewahrt hat?“
Die Nacht weicht, goldene Augen blicken sie wieder an. Der Kamin, das Zimmer, alle taucht aus dem Schlaf in der Finsternis wieder auf.

Wie zuvor sitzt sie auf dem Sofa, er kniet vor ihr.

„Ich liebe dich immer noch“

Der kleine Mithrilring, wird von der Kette genommen und er hält ihn ihr hin.

„Ich möchte dich immer noch heiraten, auch ohne Priester. Es ist mir egal. Und das Kind…Ich werde es lieben, ob es nun das meine ist oder nicht“

Die Worte, sie hätte nicht gedacht sie würde sie jemals hören, hatte alles für verloren gehalten. Es ist so unwirklich…

Die nächsten Augenblicke verwischen, so unwirklich sind sie.

Sie rutscht zu ihm vom Sofa und fällt in seine Arme.

„Ich werde an dem Tag zerbrechen an dem du wieder gehst.“ Kaum mehr als ein Hauchen an seinem Ohr.

„Ich weiß…aber dann zerbrechen wir beide“
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