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Benji - Der Kampf eines Poeten
#5
3: Der Flötenspieler

Benji hatte es gewagt, er saß tatsächlich auf dem Marktplatz. Obwohl dort mehr als nur ein Dunkler unterwegs war, hatte er sich auf den belebten Platz gesetzt und seine Kapuze abgenommen.

Nachdem er den ganzen Tag mit Angeln verbracht hatte und dabei immer wieder von den See-eigenen Monstern samt Angel ins Wasser gezogen wurde, bis er glaubte sogar seine Knochen wären schon durchnässt, brauchte er etwas Erholung.

Die andere Hälfte des Tages hatte er auf einem der Dächer gehockt, seine Kleidung darauf ausgebreitet, damit sie trocknen würden ~ selbst nur von seinem grünen Umhang verdeckt. Auch wenn sein Begleiter meinte, hier oben würde ihn sowieso niemand sehen.

Nun war es bereits wieder Dunkel geworden und trotz der Tageszeit verharrten noch immer einige Händler mit ihren Waren auf dem Marktplatz. Aber es war still. Benji bedrückte diese Stille innerhalb einer Stadt irgendwie.

„Sieh’ sie dir an. Hocken alle aufeinander und schweigen sich an. Hast du mal in ihre Gesichter geblickt? Egal ob Mensch, Zwerg, Grünhaut oder Langohr. Sie alle schauen nicht besonders freundlich.. und da wundern sie sich noch, dass sie ihre Waren nicht verkaufen. Überhaupt… wer kommt auf die blöde Idee um die Uhrzeit noch nach Rüstung oder Stoff-Fetzen zu sehen um diese einzukaufen?“, der Waldelf schritt zwischen den Ständen hindurch, während er all dies sagte und betrachtete die müden Gesichter der Händler. Er hatte dabei die Hände hinter dem Rücken gekreuzt und stiefelte wie ein Gelehrter herum, der etwas hochwissenschaftliches erklärte.

Benji nickte unmerklich. Er wusste worauf sein kleinwüchsiger Begleiter hinauswollte. Es fehlte an Straßengauklern, an Geschichtenerzählern… an irgendetwas, dass zur Unterhaltung diente ~ selbst um diese Uhrzeit.

Er holte seine Panflöte aus der eigens dafür angefertigten Ledertasche an seinem Gürtel heraus. Dazu musste er nur die vier Druckknöpfe öffnen. Er glitt mit den Fingern fast zärtlich über das Holz des Instruments und betrachtete es. Eine angenehme Wärme glitt als Antwort durch seine Finger.

Die Melodie, die in seinem Geiste schwang wurde immer lauter, bis Benji die Panflöte ansetzte und sie spielte. Die Klänge aus seiner Seele, gespielt auf seiner Panflöte. Sie hallten harmonisch über den Marktplatz. Es war eine fröhliche Melodie, die es tatsächlich schaffte die trüben Gesichter der Händler ein wenig milder wirken zu lassen. Überhaupt hatte man ein viel positiveres Gefühl.

Das regte wohl auch zwei andere Menschen dazu an sich um Benji zu versammeln. Er lehnte mit dem Rücken am Baum des Giraner Platzes, wiegte seinen Kopf hin und her und wippte im Takt mit dem Fuß auf und ab. Der Seelenklang aus der Panflöte befreite ihn von der Last der letzten Tage, so dauerte es etwas bis er die Augen wieder öffnen konnte um sich umzublicken.

In diesem Moment warf die Menschenfrau mit den traurigen Augen ein paar Münzen in das Holzschälchen, welches neben ihm stand. Er spürte irgendwie, dass sie eine Last auf sich trug. Wenn er auf seinem Seeleninstrument spielte gab es viele Dinge, die er wahrnahm ~ die er sonst nicht einmal zufällig entdeckte.

Benji ließ das Lied langsam ausklingen, das war harmonischer ~ auch für seinen Geist die angenehmste Variante. Er nickte der Menschenfrau zu: „Vielen Dank!“. Benji konnte das Geld sehr gut brauchen, wie ihm sein knurrender Magen nun zu verstehen gab.

Die Menschenfrau war eine verträumte Person, die sich von dem Flötenspiel angezogen fühlte. Als wäre es der einzige Halt in ihrem Leben, wollte sie sich gar nicht mehr lösen ~ wollte das er weiterspielte. Das tat Benji nach einem kurzen Gespräch auch, denn ihr Verlangen nach innerer Ruhe war so groß, dass er es förmlich greifen konnte.

Der andere Mensch pflegte seinen Bogen. Er ging damit um, wie Benji es mit seiner Panflöte zu tun pflegte. Er ging behutsam und zärtlich damit um, während er ihn reinigte und mit etwas Fett pflegte. Benjis Blick verharrte auf dem Bogen. Er hatte etwas Faszinierendes an sich.

Der Waldelf stand neben dem Menschen mit dem Bogen und tippelte nervös von einem Bein auf das andere. Benji wusste, dass das Verlangen nach so einer Waffe von seinem Begleiter herrührte. Der Waldelf musste ein kribbeln in den Fingern haben, Benji spürte es fast selbst.

Allerdings stellte sich nach einer kurzen Unterredung mit dem Menschen heraus, dass er wohl ein Sklave eines Dunklen sein musste. Benji verstand die wenigen dunkelelfischen Worte zwar nicht, sein Begleiter aber um so mehr. Mit einem entsetzten Sprung zur Seite entfernte er sich von dem Menschen.

„Vergiss den Bogen! Er ist ein Handlanger der Dunkelelfen!“, japste er aufgeregt und setzte sich neben Benji. Diesen beschlich ein mulmiges Gefühl und er entschloss sich seine Aufmerksamkeit wieder der Frau zuzuwenden, die sich ganz in seine Nähe gesetzt hatte. Irgendetwas fand er an ihr. Ein Seitenblick zum Waldelfen verriet ihm, dass dieser weniger Interesse an ihr hatte, da er den Menschensklaven misstrauisch anstarrte.

Benji seufzte und begann wieder die Panflöte zu spielen. Dieses Mal beobachtete er die Menschenfrau dabei genauer. Sein Lied schien ihr schweres Herz zu erfüllen. Das gefiel ihm. Er schien ihr damit zumindest für einen Moment die Last von den Schultern zu nehmen.

Er genoss das Gefühl, wie ihr leichter wurde. Ganz für sich selbst, ohne Gefühle oder Anweisungen seines Begleiters. Benji war überrascht, dass er sich endlich von dem kleinwüchsigen Waldelfen trennen konnte ~ von seinen Gefühlsschwankungen. In diesem Moment von dem Misstrauen gegenüber dem anderen Menschen oder den nervösen Blicken zu den Dunkelelfen auf dem Marktplatz.

Benjis Magen knurrte und nachdem auch eine Zwergin ein paar Münzen in sein Holzschälchen warf, war es Zeit mit den Münzen an etwas Essbares zu gelangen. Nur kein Fisch, ans angeln wollte er heute nicht mehr erinnert werden.

Es tat ihm fast leid, dass er sein Flötenspiel beenden musste. Der Sehnsüchtige Blick der Menschenfrau bannte ihn fast. So verabschiedete er sich in aller Höflichkeit und verließ den Marktplatz.

Beim nächsten Treffen würde er nach ihrem Namen fragen.
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