11.12.2006, 00:45
Jugendliche Abenteuer, Elfenfestung
"Bist du sicher, dass wir uns noch weiter hineinwagen sollten? Ich glaube nicht, dass Vater begeistert sein wird." - Schließlich erforschten wir nun schon seit einer guten Stunde die unterirdischen Gänge der alten Elfenfestung, vor denen wir junge Elfen immer gewarnt worden waren. "Ach Ama", die Augen der Kriegerin blitzten im Fackellicht, "du entreißt einem Labyrinth sein Geheimnis erst, wenn du bis zum Ende vordringst. Und ich habe das Gefühl", knurrte sie, "wir sind gleich am ..." - Eine hektische Bewegung aus dem Schatten, drei blitzschnell geführte Schwerthiebe und der Rattenmensch stürzte mit schrillem Quieken zu Boden. Wie all die anderen Kreaturen, denen wir bisher beggegnet waren, schien auch dieses Wesen kein Gegner für Istara Klingenthal zu sein. Während mir schon ein Ork Gegner genug war, hatte sie lediglich jeweils ein oder zwei Hiebe benötigt, um all die Orks, Skelette und unheimlichen Geisterwesen niederzustrecken. Ja, sie war mutig und stark, meine Mutter, und schien mir damals unverwundbar.
"Sieh' dir das an, Ama!" - Ihre Stimme verriet unterdrückte Erregung. - "Das verspricht, interessant zu werden!" - Ich kam zu ihr heran und blickte vorsichtig um die Ecke. Was ich sah, verschlug mir die Sprache: Vier rothäutige Wesen mit riesigen, schwarzen Flügeln, die eine große Feuerschale umkreisten. Mit zitternden Händen wollte ich einen Pfeil auflegen, wurde jedoch von meiner Mutter daran gehindert. "Wir werden nicht feige aus dem Hinterhalt angreifen", raunte sie mir zu und stürmte mit einem lauten "Verrecke Dämonenbrut!" den Raum.
Mit klopfendem Herzen und gezogenem Kurzschwert trete ich an ihre Seite, als sie bereits Dreien der geflügelten Kreaturen hart zusetzt. Gerade als eine von ihnen den ersten Treffer meinerseits einsteckt, rast plötzlich eine Feuerkugel aus Richtung der Schale auf mich zu und explodiert mit einem lauten Knall vor meinen Augen. Ich sinke zu Boden. "Halte aus!", schrillt die Stimme meiner Mutter zu mir hinüber. Mit schmerzverzerrtem Gesicht schaue ich zu ihr hoch. In dem Moment geschieht das Unfassbare: Ihr Körper entspannt sich, sie lässt ihr Schwert sinken und bleibt vollkommen regungslos im Raum stehen, während die Krallen der Bestien sie wild attackieren und blutige Wunden in ihr Fleisch reißen.
"Mutter!", schreit es in mir. Dann murmel ich die elfischen Worte, die meine Lehrerin Greenis mich gelehrt hat, und spüre Lebenskraft in mich zurückfließen. Noch am Boden kauernd lege ich einen Pfeil auf, spanne meinen Kurzbogen und schieße dem nächstbesten Ungetüm direkt in den Hals. Tot schlägt es auf dem Boden auf. Während ich einen weiteren Pfeil aus dem Köcher ziehe, beobachte ich, wie das schreckliche Wesen hinter der Feuerschale mit erhobenem Arm meine Mutter fixiert. In seiner Hand glüht und knistert es. Mein Pfeil schwirrt zielsicher durch die Luft, und wie durch ein Wunder verschwindet das Glühen. Doch jetzt kommt das wütende Ungeheuer mit schlagenden Schwingen auf mich zugeflogen. Ich springe auf, das Schwert in der Hand. Da kommt mit einem Mal wieder Bewegung in den erstarrten Körper meiner Mutter. Sie kämpft ihre beiden Gegner nieder und schreit: "Ama, lauf! Los, lauf hinaus!" In dem Moment wendet sich die letzte Kreatur von mir ab und der Kriegerin zu, wohl wissend, wer von uns beiden ihre wahre Gegnerin ist. Nur einige Augenblicke, dann ist der Kampf vorüber.
Istara Klingenthal kommt blutverschmiert und mit glänzenden Augen auf mich zu: "Na, war das ein Kampf? Du bist doch in Ordnung, oder?" Ich nicke erschöpft lächelnd. "Doch gut, dass du deinen Bogen parat hattest", meint sie mit anerkennendem Blick auf die Leichen der Bestien. "Aber was ist da eben passiert? Ich hatte das Gefühl, die Zeit blieb für einige Augenblicke stehen!" - "Du warst völlig unbeweglich, und ich dachte schon, du würdest dich abschlachten lassen!", berichte ich entsetzt. "Nun gut", sie winkt ab, "es soll uns jetzt nicht mehr kümmern. Schauen wir nach, ob die Viecher irgendetwas Brauchbares bei sich hatten." Sie durchsucht die leblosen Körper, während mir das Erlebte noch durch den Kopf geht. "Du sagst, die Zeit blieb stehen, Mutter. Was, denkst du, kann das gewesen sein?" - "Ha! Schau, ein alter Zweihänder!" - Sie wiegt das erbeutete Schwert in der Hand. - "Was weiss ich, Kind. Vielleicht beherrschte ein böser Zauber diesen Raum, oder die Götter meinten, den Kampf etwas ausgeglichener gestalten zu müssen." Sie lacht und spuckt auf einen der Kadaver. "Diesen Missgeburten hat es jedenfalls nichts genützt! Und jetzt Ama, haben wir uns erst einmal eine Stärkung verdient."
Wir setzen uns auf den Boden und essen frisches Brot und getrocknetes Fleisch. Ich bin mit dem Gedanken noch immer beim Kampf. "Was waren das für dämonische Wesen, Mutter? Kamen sie aus anderen Sphären hierher?" - "Keine Ahnung", antwortet sie mit vollem Mund, "jedenfalls sind sie jetzt tot." - "Ja, aber war es überhaupt recht, hier einzudringen und sie zu töten?", bohre ich weiter. "Kind, was sind das für Fragen? Diese hässlichen Gestalten waren bösartig!" Sie klopft mir auf den Rücken. "Den einen hast du direkt in den Hals geschossen. Klasseschuß!" Ihr Lob freut mich, und meine Augen strahlen. "Ich will auch so kämpfen können wie du, Mutter." - "Nun", sie blickt mich ernst an, "in ein bis zwei Jahren hättest du das richtige Alter. Ich könnte dich ausbilden. Überleg' es dir, Ama! Ich würde mich freuen."
Der Gedanke war verlockend. Vielleicht würde ich genauso stark und mutig werden wie meine Mutter. Auf geistigem Gebiet freilich waren nicht besonders viele Anregungen von ihr zu erwarten. Mit meinen vielen Fragen über all die wundersamen Dinge des Lebens war ich bei meinem Vater besser aufgehoben. Ich grinste. Wahrscheinlich würde ich ihr über das Wesen der Welt und ihre Zusammenhänge bald mehr beibringen können als sie mir. "Ich werde darüber nachdenken", versprach ich, als wir zusammenpackten, um außerhalb der Festung im Wald unser Nachtlager aufzuschlagen.
Ich liebte diese wilden Ausflüge mit meiner Mutter. Während ihrer Besuche genoss ich jeden Augenblick, und wenn sie dann abgereist war, hatte ich oft noch tagelang den Refrain des Liedes im Ohr, welches sie am nächtlichen Feuer am liebsten sang:
Heda Kamerad, komm' ran an die Glut!
Der Kampf ist vorbei. Wisch' vom Schwert ab das Blut!
Fürwahr, unser Leben ist wild und bunt,
einen Liebsten im Arm, und der Wein kühlt den Schlund.
Wobei ich zugeben muss: Wenn es eines gab, das Istara Klingenthal nicht beherrschte, dann war das die Sangeskunst.
"Bist du sicher, dass wir uns noch weiter hineinwagen sollten? Ich glaube nicht, dass Vater begeistert sein wird." - Schließlich erforschten wir nun schon seit einer guten Stunde die unterirdischen Gänge der alten Elfenfestung, vor denen wir junge Elfen immer gewarnt worden waren. "Ach Ama", die Augen der Kriegerin blitzten im Fackellicht, "du entreißt einem Labyrinth sein Geheimnis erst, wenn du bis zum Ende vordringst. Und ich habe das Gefühl", knurrte sie, "wir sind gleich am ..." - Eine hektische Bewegung aus dem Schatten, drei blitzschnell geführte Schwerthiebe und der Rattenmensch stürzte mit schrillem Quieken zu Boden. Wie all die anderen Kreaturen, denen wir bisher beggegnet waren, schien auch dieses Wesen kein Gegner für Istara Klingenthal zu sein. Während mir schon ein Ork Gegner genug war, hatte sie lediglich jeweils ein oder zwei Hiebe benötigt, um all die Orks, Skelette und unheimlichen Geisterwesen niederzustrecken. Ja, sie war mutig und stark, meine Mutter, und schien mir damals unverwundbar.
"Sieh' dir das an, Ama!" - Ihre Stimme verriet unterdrückte Erregung. - "Das verspricht, interessant zu werden!" - Ich kam zu ihr heran und blickte vorsichtig um die Ecke. Was ich sah, verschlug mir die Sprache: Vier rothäutige Wesen mit riesigen, schwarzen Flügeln, die eine große Feuerschale umkreisten. Mit zitternden Händen wollte ich einen Pfeil auflegen, wurde jedoch von meiner Mutter daran gehindert. "Wir werden nicht feige aus dem Hinterhalt angreifen", raunte sie mir zu und stürmte mit einem lauten "Verrecke Dämonenbrut!" den Raum.
Mit klopfendem Herzen und gezogenem Kurzschwert trete ich an ihre Seite, als sie bereits Dreien der geflügelten Kreaturen hart zusetzt. Gerade als eine von ihnen den ersten Treffer meinerseits einsteckt, rast plötzlich eine Feuerkugel aus Richtung der Schale auf mich zu und explodiert mit einem lauten Knall vor meinen Augen. Ich sinke zu Boden. "Halte aus!", schrillt die Stimme meiner Mutter zu mir hinüber. Mit schmerzverzerrtem Gesicht schaue ich zu ihr hoch. In dem Moment geschieht das Unfassbare: Ihr Körper entspannt sich, sie lässt ihr Schwert sinken und bleibt vollkommen regungslos im Raum stehen, während die Krallen der Bestien sie wild attackieren und blutige Wunden in ihr Fleisch reißen.
"Mutter!", schreit es in mir. Dann murmel ich die elfischen Worte, die meine Lehrerin Greenis mich gelehrt hat, und spüre Lebenskraft in mich zurückfließen. Noch am Boden kauernd lege ich einen Pfeil auf, spanne meinen Kurzbogen und schieße dem nächstbesten Ungetüm direkt in den Hals. Tot schlägt es auf dem Boden auf. Während ich einen weiteren Pfeil aus dem Köcher ziehe, beobachte ich, wie das schreckliche Wesen hinter der Feuerschale mit erhobenem Arm meine Mutter fixiert. In seiner Hand glüht und knistert es. Mein Pfeil schwirrt zielsicher durch die Luft, und wie durch ein Wunder verschwindet das Glühen. Doch jetzt kommt das wütende Ungeheuer mit schlagenden Schwingen auf mich zugeflogen. Ich springe auf, das Schwert in der Hand. Da kommt mit einem Mal wieder Bewegung in den erstarrten Körper meiner Mutter. Sie kämpft ihre beiden Gegner nieder und schreit: "Ama, lauf! Los, lauf hinaus!" In dem Moment wendet sich die letzte Kreatur von mir ab und der Kriegerin zu, wohl wissend, wer von uns beiden ihre wahre Gegnerin ist. Nur einige Augenblicke, dann ist der Kampf vorüber.
Istara Klingenthal kommt blutverschmiert und mit glänzenden Augen auf mich zu: "Na, war das ein Kampf? Du bist doch in Ordnung, oder?" Ich nicke erschöpft lächelnd. "Doch gut, dass du deinen Bogen parat hattest", meint sie mit anerkennendem Blick auf die Leichen der Bestien. "Aber was ist da eben passiert? Ich hatte das Gefühl, die Zeit blieb für einige Augenblicke stehen!" - "Du warst völlig unbeweglich, und ich dachte schon, du würdest dich abschlachten lassen!", berichte ich entsetzt. "Nun gut", sie winkt ab, "es soll uns jetzt nicht mehr kümmern. Schauen wir nach, ob die Viecher irgendetwas Brauchbares bei sich hatten." Sie durchsucht die leblosen Körper, während mir das Erlebte noch durch den Kopf geht. "Du sagst, die Zeit blieb stehen, Mutter. Was, denkst du, kann das gewesen sein?" - "Ha! Schau, ein alter Zweihänder!" - Sie wiegt das erbeutete Schwert in der Hand. - "Was weiss ich, Kind. Vielleicht beherrschte ein böser Zauber diesen Raum, oder die Götter meinten, den Kampf etwas ausgeglichener gestalten zu müssen." Sie lacht und spuckt auf einen der Kadaver. "Diesen Missgeburten hat es jedenfalls nichts genützt! Und jetzt Ama, haben wir uns erst einmal eine Stärkung verdient."
Wir setzen uns auf den Boden und essen frisches Brot und getrocknetes Fleisch. Ich bin mit dem Gedanken noch immer beim Kampf. "Was waren das für dämonische Wesen, Mutter? Kamen sie aus anderen Sphären hierher?" - "Keine Ahnung", antwortet sie mit vollem Mund, "jedenfalls sind sie jetzt tot." - "Ja, aber war es überhaupt recht, hier einzudringen und sie zu töten?", bohre ich weiter. "Kind, was sind das für Fragen? Diese hässlichen Gestalten waren bösartig!" Sie klopft mir auf den Rücken. "Den einen hast du direkt in den Hals geschossen. Klasseschuß!" Ihr Lob freut mich, und meine Augen strahlen. "Ich will auch so kämpfen können wie du, Mutter." - "Nun", sie blickt mich ernst an, "in ein bis zwei Jahren hättest du das richtige Alter. Ich könnte dich ausbilden. Überleg' es dir, Ama! Ich würde mich freuen."
Der Gedanke war verlockend. Vielleicht würde ich genauso stark und mutig werden wie meine Mutter. Auf geistigem Gebiet freilich waren nicht besonders viele Anregungen von ihr zu erwarten. Mit meinen vielen Fragen über all die wundersamen Dinge des Lebens war ich bei meinem Vater besser aufgehoben. Ich grinste. Wahrscheinlich würde ich ihr über das Wesen der Welt und ihre Zusammenhänge bald mehr beibringen können als sie mir. "Ich werde darüber nachdenken", versprach ich, als wir zusammenpackten, um außerhalb der Festung im Wald unser Nachtlager aufzuschlagen.
Ich liebte diese wilden Ausflüge mit meiner Mutter. Während ihrer Besuche genoss ich jeden Augenblick, und wenn sie dann abgereist war, hatte ich oft noch tagelang den Refrain des Liedes im Ohr, welches sie am nächtlichen Feuer am liebsten sang:
Heda Kamerad, komm' ran an die Glut!
Der Kampf ist vorbei. Wisch' vom Schwert ab das Blut!
Fürwahr, unser Leben ist wild und bunt,
einen Liebsten im Arm, und der Wein kühlt den Schlund.
Wobei ich zugeben muss: Wenn es eines gab, das Istara Klingenthal nicht beherrschte, dann war das die Sangeskunst.
Der Glanz der Sterne in die Herzen meiner Freunde - die Klingen meiner Schwerter in die Herzen der Feinde!
Amandria Hen en Aduial, Magolad Eva
Amandria Hen en Aduial, Magolad Eva