01.02.2008, 17:35
Das Licht in der Taverne war schummrig. Es brannten nicht mehr viele Fackeln und es machte sich keiner daran, dies zu ändern. Doch das störte Galenya nicht. Die Kriegerin seufzte leise und blickte in ihren Weinkelch. Die letzten Tage hatten viel Neues gebracht und sie fühlte sich auf eine komische Art und weise erfüllt und leer zugleich. Erfüllt, weil sie endlich einen Grund hatte, glücklich zu sein, weil sich einer ihrer sehnlichsten Wünsche erfüllt hat. Leer, weil es einfach zu viele Fragen gab, die eine Antwort suchten. Eine Antwort, die ihr Glück in Frage stellte. Es vielleicht sogar sterben lassen würde...
Wieder drang ein leises Seufzen von ihren Lippen. Es könnte doch so einfach sein... Galenya stützte den Ellenbogen auf den Holztisch ab und legte den Kopf in ihre Hand. Dann schloss sie die Augen und massierte mit der anderen Hand die rechte Schulter. Die Wunde, die der Pfeil verursacht hatte, war inzwischen verheilt, doch die Muskeln unter der geraden Narbe machten der Kriegerin das Schlafen nachts nicht immer leicht. Dennoch- Jeremi hatte die Wunde gut versorgt und Schlimmeres verhindert. Galenya erinnerte sich daran, wie sie nach der Schlacht in eben dieser Taverne auf den Magier traf. Auch Viridis, die Elfe war da gewesen und hatte Galenyas Hand gehalten, als Jeremi den Pfeil aus ihrer Schulter gezogen hatte. Natürlich war Galenya das Widerstreben in Viridis Blick nicht entgangen, doch wie sollte sie der Elfe sympathisch sein, wenn sie auf sie reagierte als habe sie einen Geist erblickt? Galenya schmunzelte leicht. Ja, dies kam der Wahrheit wirklich sehr nahe.
Dennoch... seit dem Vorkommnis unter der Eiche hatte die Erscheinung sie nicht mehr heim gesucht. Den magischen Dolch hatte sie auf dem Schlachtfeld verloren und mit ihm schien auch die elfische Gestalt aus ihren Gedanken verbannt. Seit dem Tag in der Taverne hatte Galenya auch die echte Viridis nichtmehr zu Gesicht bekommen. Nicht das es sie störte - doch es wunderte sie. Wo war die Elfin?
Erst vor ein paar Tagen war Galenya wieder im Lande Aden und pendelte zwischen Dion und Giran als wäre sie auf der Flucht. Doch vor wem? Vor was? Vor Jeremi? Nein. Sie lachte leise, doch es war ein trauriges, bitteres Lachen. Sie mochte den Magier und sah ihn als Freund- nein, vielmehr als eine Art Seelenverwandten. Doch hatte sie einen Fehler gemacht. Zu viel von sich preis gegeben. Sie hatten über das Leben philosophiert. Über den Kampf, den Krieg. Über die Liebe... Und sie hatte gespürt wie leicht ihr das Herz wurd, je mehr sie ihm erzählte. Doch sie hatte nicht gespürt, wie nah sie ihm mit diesen Worten kam, so dass er ein ungewolltes Geständnis erahnte. So fest hatte er sie umarmt und ihr Komplimente gemacht. Und sie geküsst- wenn auch nur auf die Wange. Doch war es ein Kuss gewesen. Und sie hatte ihn im ein Feuer erfacht, was besser nur ein Glimmen geblieben wäre. Doch nun war es zuspät. Doch dies war nicht der einzige Kuss gewesen in den letzten Tagen - wenn auch der einzige von Jeremi...
Galenya schüttelte verzweifelt den Kopf, welcher noch immer auf ihre Hand gestützt war. Was hatte das alles zu bedeuten?
Die schwere Tür der Taverne schwang auf und die kleine, untersetzte Gestalt eines sehr, sehr alten Zwerges trat ein. Die weiss-grauen Haare standen ihm wild vom Kopf und er wirkte verwirrt und hibbelig. Du hast.. mein Fass gesehen? fragte er den Wirt fast hoffnungsvoll. Doch dieser verneinte und drückte dem Zwerg einen Humpen voll Met in die wie automatisch ausgestreckte Pranke. Irdian, der Zwerg, griff ebenso automatisch zu und schnüffelte an dem Honigwein, dass nur noch das wirre Haar und der lange, auffallend gepflegte Bart über und unter dem Humpen hervor schaute. Dann nahm er einen großen Schluck und wirkte zufrieden. Galenya verfolgte die Szene mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Sie kannte diesen Zwerg. Er war ihr am Tag zuvor in Giran begegnet... Wenn man es eine Begegnung nennen darf, von einem Zwerg zu Boden geworfen zu werden... Dabei war es eigentlich Benjy gewesen, der sie zu Boden geworfen hatte... Lächelnd versank Galenya in Erinnerungen...
Ja, er war wieder da. Benjy, der Poet. Und saß auf der gewohnten Stelle unter dem - von Irdian und seinem Bruder gefälltem Baum - also quasi am Baumstumpf, der übergeblieben war. Keine Flötenklänge hatten Galenya gewarnt und so war sie wie erstarrt stehengeblieben, als sie ihn erblickt hatte. Das herüberschweifen des Blickes auf eben diese Stelle am Giraner Marktplatz war langsam zu einer unbewussten Gewohnheit geworden. Ebenso wie die Tatsache, dass diese Stelle am Baumstumpf leer war. Doch nicht an diesem Tag. Dort saß der Flötenspieler, offensichtlich in einem angeregten Gespräch mit Scion, dem Barden mit den 5 langen und auffälligen Narben im Gesicht. Galenya brauchte ein paar Atemzüge, um sich aus dieser Starre zu lösen und ging dann, schnellen Schrittes auf die Treppe zum Tempel zu, ließ sich dort auf die Stufen sinken. Er war also wieder da.
Sie zog die Streitaxt mit der zweischneidigen Klinge aus dem Gürtel und blickte in die mi elfischer Hand geschmiedete Klinge auf ihr eigenes Spiegelbild. Schlimm sah sie aus, die braunen Augen wirkten verquollen und rot. Es war der Tag der Beisetzung des Stennon Omineth, Jissandres Mann, der bei Rune tot aufgefunden wurd. Gedankenverloren begann Galenya, die silbrige Klinge der Axt zu polieren. Die Beerdigungzeremonie war eine Qual für Galenya gewesen. Gewiss, es lag ein Mensch in diesem Sarg, doch innerlich sah sie ein elfisches Gesichtes vor sich. Für sie war es, als würde er in diesem Sarg liegen. Tameriel. Und während sich ihre Faust um den Bernstein um ihren Hals ballte war es, als ballte sich eine eiserne Faust um ihr Herz. Und während die Flammen um den schlichten Holzsarg flackerten war es als wäre es ihre Seele, die brannte. Nein, Galenya weinte nicht um Stennon, den sie nie kennenlernen konnte. Sie weinte um Tameriel, den sie so geliebt hatte. Vor vielen Jahren. Aber eigentlich weinte sie, weil sie sich so allein fühlte...
Beinahe heftig polierte Gaenya über die elfische Klinge, obgleich weder Blut noch Dreck an ihr haftete, während der Blick langsam und ohne dass sie es verhindern konnte zu Benjy. Als sie seinem Blick begegnete, der die ganze Zeit wehmütig auf ihr lag, zuckte sie heftig zusammen. So heftig, dass sie mit dem Finger über die scharfe Klinge striff und sich schnitt. Verdammt! fluchend schleuderte Galenya die Axt in die Mauer neben sich, wo sie zwischen zwei Steinen hängen blieb.
Doch es war nur eine kurze Explosion der vielen verschiedenen aufgestauten Gefühle. Schnell steckte Galenya den verletzten Finger in den Mund und senkte den Blick auf ihre Fußspitzen. Verdammt Mädchen, nun reiss dich zusammen! fluchte sie stumm in Gedanken weiter, doch da stand Benjy schon neben ihr. Lasst mich das mal sehen. bot er an und streckte die Hand nach ihrer aus. Galenya blickte auf, schon durch die bekannte Stimme fast sprachlos brachte sie seinen Namen hervor - welcher jedoch eher wie Bäääaaaanschiiieee klang, da sie noch immer den blutenden Finger im Mund hatte. Schnell bemerkte sie den Irrtum, errötete heftig und reichte ihm folgsam ihre Hand. Sacht drehte Benjy sie in seiner und betrachtete den Schnitt besorgt. Galenya nützte diese kurze Zeit unbewusst damit, ihre natürliche Gesichtsfarbe wieder zuerlangen...
So, Lady, wir machen jetzt zu! Der Wirt stand an Galenyas Tisch ohne dass sie es bemerkt hatte. Sie blickte auf und sah an dem Gesichtsausdruck Irdians, dass er diese brutale Nachricht auch schon dem Zwerg überbracht hatte. Sein Blick oblag fast flehend dem Metfass. Aber.. meins! sagte er bestimmt und Galenya stellte fest, dass er sich noch keinen Millimeter in Richtung der Tür bewegt hatte. Die Bardame, eine Zwergin mittleren Alters, stand hinter dem Tresen und schmunzelte. Der hat doch eh kein Geld mehr. mutmaßte der Wirt hoffnungsvoll - doch er hatte die Rechnung ohne Irdian gemacht, welcher just in dieser Sekunde ein paar alt aussehende Münzen aus den Tiefen seiner Tasche förderte und auf den Tresen legte. Resigniert hob der Wirt die Schultern. Herr Zwerg, wir schließen! Doch Irdian blickte unverwandt auf das Fass. Für einen Zwerg der was auf sich hält ist ein Humpen Met zu wenig. lachte die Bardame und Irdian nickte bekräftigend. Fast flehendlich blickte der Wirt zu ihr und die Bardame bot an: Nun geht schon, ich schliesse ab, wenn der Herr Irdian seinen Met ausgetrunken hat. Der Wirt nickte leicht - was blieb ihm auch anderes übrig - und verließ die Taverne.
Die schwere Holztür schwang lauter zu, als es nötig gewesen wäre. Irdian bekam in der Zeit seinen zweiten Humpen Met und seufzte zufrieden, die Nase sogleich darin verschwinden lassend. Wäre Irdian nicht gewesen... Galenya lächelte leicht... Denn der Zwerg war es gewesen, der ihr zu diesem wohligen Gefühl in der Magengegend verholfen hatte - wenn auch nur unbewusst...
Benjy hatte es gut gemeint. Er hatte selbsterständlich gesehen, wie traurig Galenya nach der Beerdigung war und wie sehr verletzt. Er hatte bei ein paar Zwergen Kekse und Met ergattert und wollte sich gerade auf den Weg zurück zu Galenya machen, als Irdians Sammelleidenschaft ein neues Opfer gefunden hatte: eine solide graue Säule - bei der es sich unpraktischerweise um Benjys Bein handelte. Kaum hatte Benjy einen Fuß in Richtung Galenya gesetzt, hing der Zwerg an seinem Bein. Meine Säule! murmelte er zufrieden und klammerte sich fest. Die beiden anderen Zwerge schienen ratlos.
Scion wandte einen Schlafzauber auf Irdian an - mit dem Erfolg dass dem armen Benjy nunmehr ein laut schnarchender Zwerg am Bein hing. Die Zwergin nahm Benjy sicherheitshalber Kekse und Met aus der Hand, wärend Scion und der zweite Zwerg sich daran machten, den schnarchenden Irdian von Benjys Bein zu lösen. Wenn es Benjys Absicht war, Galenya zu erheitern - wenn auch mit Met und Keksen - es war ihm unbewusst gelungen. Die Kriegerin schaute sich die Szene aus einiger Entfernung leise lachend an, stand dann jedoch auf und trat näher. In diesem Augenblick veranlasste irgendetwas Irdian, Benjys Bein plötzlich loszu lassen. Da dieser gerade mit aller Kraft gegen den Klammergriff des Zwerges gezogen hatte, verlor er gänzlich die Balance. Galanye sprang vor und streckte die Hände aus, um ihn zu stützen, wurde jedoch ebenfalls zu Boden gerissen. Die Luft entwich zischend ihren Lungen, als Benjy schwer auf sie fiel.
Besorgt drehte er sich um. Tschuldigung... sagte er. Ich hoff du.... Ihr seit weich gefallen? erkundigte sich Galenya, über den Versprecher leicht errötend. Jaah.. Benjys Blick glitt auf ihren Busen, kaum hatte er dies bemerkt, wurde der Flötenspieler sehr rot und blickte ihr rasch wieder ins Gesicht. Ans Aufstehen verschwendete er offensichtlich keinen Gedanken. Erst ein auffordernder Blick Galenyas brachte ihn schließlich dazu, sich aus der misslichen Situation zu befreien und aufzustehen.
Er reichte ihr eine Hand und zog sie hoch, verharrte dann jedoch, so dass sie sich dicht gegenüberstanden. Ich.. murmelte sie, um die Stille zu brechen, sehe bestimmt furchtbar aus! Verlegen griff sie sich ins Haar und befühlte kurz die geschwollenen Augen. Na wenn das deine einzige Sorge ist.. Benjy lächelte sanft, wenn auch schüchtern und hob eine Hand an ihr Gesicht, strich ihr eine Strähne des vom Winter dunkel gewordenes Haar aus den Augen. Kurz schien keiner der Beiden fähig sich zu bewegen oder etwas zu sagen.
...bis dicht neben ihnen ein Tumult entbrannte. Irdian hatte sich nun auf Scion gestürzt, welcher rasch zur Seite sprang, dabei jedoch eine Stufe übersehen hatte und stürzte. Der Zwerg klammerte sich mit unverloschenem Eifer an Scions langen Stiefel, Scion zog und schließlich hatte Irdian den Stiefel in den Händen, währen Scion sich verzweifelt bemühte, den bloßen Fuß nicht auf die kalten Steine zu setzen.
Galenya atmete leise aus. Sie war dankbar über diese Störung, denn so viele Gedanken rasten durch ihren Kopf, überholten einander, verwickelten sich... Er hatte sie geduzt. Warum? Und warum hatt er sie so lange so angesehen als ob.... Sie verbot sich weiterzudenken. Er liebt Viridis, das sieht doch ein Blinder... Still musterte sie Benjy von der Seite, das leicht sommersprossige Gesicht war zu einem Lächeln verzogen als er den Zwerg musterte, der etwas verwirrt auf den Stiefel in seiner Hand starrte. Sie senkte den Blick. Dies war nicht ihr bestimmt, so fürchtete sie.
Als Benjy sich später zum Gehen wandte, schien er dies ehrlich zu bedauern. Er erzählte von einem wichtigen Treffen, welches ihm eine Aufgabe und vielleicht sogar Geld versprach. Es tut mir leid. sagte er, und Galenya las in seinen Augen, dass er es ehrlich meinte. Und sie las noch etwas. Etwas... undifinierbares. Zumindest in dieser Sekunde. Dann beugte er sich über sie und hauchte ihr einen schnellen Kuss auf die Lippen. Galenya erstarrte. Benjy warf sich schnell die Kapuze des grünen Wollmantels über den Kopf und eilte davon. Zurück blieb Galenya - und ein Haufen unausgesprochener Fragen, die sie fast erstarren ließ. Langsam hob sie die Finger an die Lippen und strich langsam darüber, als würde sie es nicht glauben können. Was...? murmelte sie tonlos. Und dann: Warum....? Und sie konnte es sich nicht erklären. Sie hatte diesen Mann schon fast aufgegeben gehabt, lange mit sich gerungen um sich damit abzufinden. Und nun...wusste sie nicht weiter. Weder wohin mit ihren Worten noch wohin mit ihren Gedanken. Ihr Herz schlug wieder. Und schlug für ihn.
Irdian blickte die Menschin fragend an, folgte mit dem Blick ihrer Hand an ihre Lippen und kommentierte: Mund! Galenya blickte ihn an, ja fast durch ihn hindurch und nickte.
Ein leichtes Lächeln glitt über Galenyas Gesichtszüge. Ja, sie war diesem Zwerg fast etwas schuldig. Sie blickte zum Tresen, wo Irdian inzwischen seinen zweiten Humpen geleert hatte und hoffnungsvoll auf das Fass blickte, dann anfing, in seinen Taschen zu kramen. Galenya erhob sich. Sie legte eine abgezählte Zahl Münzen auf den Tisch, schien dann kurz zu überlegen und zählte weitere Münzen ab, genug für zwei weitere Humpen Met. Sie trat an den Tresen, wo Irdians Suche nach Geld noch keinen sichtlichen Erfog zeigte und legte die Münzen vor ihn auf den Tisch. Die Schankmaid nickte wissend, Irdian sah Galenya glücklich an. Mein Fass! bemerkte er. Galenya lachte.
Dann wandte sie sich zum Gehen, stieß die Holztür auf und trat in die kühle Nacht hinaus. Es schien Neumond zu sein und sie musste sich eine Fackel anzünden, so finster war es. Ach, es könnte alles so leicht sein.... Wenn doch... Sie seufzte schwer. Viridis. Sie war nicht da, doch sie war allgegenwärtig. Was, wenn der Kuss ihr gegalten hatte? Dessen war sich Galenya fast sicher. Obgleich.... Als Benjy sie an diesem Tage angesehen hatte, war sein Blick nicht der selbe, wie wenn er die Elfe ansah. Er war.. anders. Auf welcher Art und Weise anders, das konnte Galenya nicht sagen. Es wäre so schön... Dabei hatte sie es fast geschafft ihn zu vergessen! Nein! Wiedersprach sie in Gedanken. Einen Menchen vergessen den man liebt... Das ist fast unmöglich. Und dessen war sie sich nun sicher: Es war wirklich Liebe, was sie für den Flötenspieler Benjy spürte. Ein Gefühl, das wie seit Tameriel nie mehr gespürt hatte. Und auch damals war es nicht von einer solchen Intensivität. Nie hatte ihr Herz so heftig geschlagen... Sie schüttelte leicht den Kopf. Es könnte so leicht sein. So schön. Es könnte... Doch eigentlich..war es so unglaublich schwer.
Sie musste mit Jeremi sprechen. Sie wollte ihn nicht enttäuschen doch sie wusste: es musste sein. Alles andere wäre nicht fair. Was solte sie ihm sagen: Dass sie ihr Herz im Stillen einem Mann geschenkt hatte, dessen eigenes Herz bereits vergeben war? Wie albern. Galenya lachte humorlos auf. Doch so war es leider.
Sie kam an ein paar Baumstämmen vorbei und setzte sich auf einen. Ihr Blick glitt hinauf zu den Sternen. Die Nacht war dunkel - aber sehr klar, so dass man viele Sterne sehen konnte. Sie fixierte zwei Sterne, die direkt nebeneinander standen und dachte an Benjy. Sie fühlte sich so unendlich glücklich, doch auch sehr sehr traurig. Auf eine eigenartige Art und Weise erfüllt- doch gleichzeitig leer. Der Blick, mit dem sie die Sterne ansah, wurde fast zärtlich. Ist es nicht verrückt? sprach sie leise, Sie sind so dicht beisammen, so nah, so glücklich... und doch sind es unzählige Lichtjahre, die zwischen ihnen liegen... Als sie fühlte wie ihre Augen feucht wurde, schloss sie sie schnell. Sie wollte nicht weinen. Nicht mehr. Er war zurück. Und er hatte sie geküsst. Und so unendlich liebevoll angesehen. Wie hatte sie ihn vermisst!
Kurz war es ihr, als hörte sie eine leise Melodie, ein Lied, das er ihr einst vor spielte. Sacht lächelte sie, während sich eine Träne zwischen ihren Wimpern heraus löste und sich langsam ihre Bahn über ihre Wangen bahnte. "Vielleicht hat meinem Leben einfach die Musik gefehlt..." sprach sie, fast flüsternd. Leise und fast wie von selbst begann Galenya zu singen, mit tiefer, sanfter Stimme: Die Sonne, die Sterne tragen Kunde von Dir, jeder Lufthauch erzählt mir von Dir, jeder Atemzug, jeder Schritt, trägt Deinen Namen weit mit sich mit... Die Worte kamen so selbstverständlich und leicht von ihren Lippen. Sie wusste in diesem Moment nicht woher sie sie nahm oder wo sie Lied oder Melodie gehört hatte. Es war einfach da. Galenya verstummte. Und plötzich fühlte sie, wie glücklich sie war. Sie lächelte. Vielleicht stammten die Worte auch einfach aus ihrem Herzen? Sie erhob sich langsam und setzte ihren Weg fort.
Plötzlich merkte sie den Wein stärker als zuvor und musste Lachen. Vor Dion hörte sie aus eine der Tavernen lautes Lachen und die betrunken-gebrochene Stimme eines Mannes, der fröhlich ein Trinklied anstimmte:
Losgelöst und ohne Sorgen,
kein Gedanken an den Morgen,
wollen wie heute zusammensein
und an Wein und Bier uns erfreuen.
Der Tisch soll reich bedeckt heut sein.
Am Spieß, da schmort ein ganzes Schwein
Und wir halten hoch die Krüge,
des Trinkens werden wir nicht müde.
Galenya kannte dieses Lied. Ihre Augen leuchteten auf.
Zur Freude soll Musik erklingen,
wer noch kann soll dazu singen.
Und wenn nicht zu voll der Ranzen,
fröhlich auf den Tischen tanzen.
So stimmte Galenya leise mit ein und blickte auf die hell erleuchteten Fenster. Warum auch nicht? fragte sie sich und fühlte schon ihre Hand an der Tür, schwang diese auf und blickte leicht zwinkernd von der Dunkelheit in die helle Taverne. Ein nicht minder angeheiterter Mann verneigte sich vor ihr. Ein Tänzchen, Madam? fragte er und bot ihr den Arm an. Zu gern! lachte sie und schon fand sie sich zwischen vielen ausgelassenen Menschen wieder, die, die Arme ineinander verhakt, durch die Taverne tanzten. Ein paar Spielleute heizten die Stimmung an.
Es fließt der Wein,
es fließt das Bier.
Hoch die Krüge, trinken wir!
Laut sang Galenya mit, vom Wein und dem wild schlagenden Herzen wie beflügelt. Ja, ihrem Leben hatte die Musik gefehlt. Doch nun war dies vorbei und verlang gerade danach, gefeiert zu werden!
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--- Gesprochenes
--- Gesprochenes (Galenya)
--- Gedanken
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Wieder drang ein leises Seufzen von ihren Lippen. Es könnte doch so einfach sein... Galenya stützte den Ellenbogen auf den Holztisch ab und legte den Kopf in ihre Hand. Dann schloss sie die Augen und massierte mit der anderen Hand die rechte Schulter. Die Wunde, die der Pfeil verursacht hatte, war inzwischen verheilt, doch die Muskeln unter der geraden Narbe machten der Kriegerin das Schlafen nachts nicht immer leicht. Dennoch- Jeremi hatte die Wunde gut versorgt und Schlimmeres verhindert. Galenya erinnerte sich daran, wie sie nach der Schlacht in eben dieser Taverne auf den Magier traf. Auch Viridis, die Elfe war da gewesen und hatte Galenyas Hand gehalten, als Jeremi den Pfeil aus ihrer Schulter gezogen hatte. Natürlich war Galenya das Widerstreben in Viridis Blick nicht entgangen, doch wie sollte sie der Elfe sympathisch sein, wenn sie auf sie reagierte als habe sie einen Geist erblickt? Galenya schmunzelte leicht. Ja, dies kam der Wahrheit wirklich sehr nahe.
Dennoch... seit dem Vorkommnis unter der Eiche hatte die Erscheinung sie nicht mehr heim gesucht. Den magischen Dolch hatte sie auf dem Schlachtfeld verloren und mit ihm schien auch die elfische Gestalt aus ihren Gedanken verbannt. Seit dem Tag in der Taverne hatte Galenya auch die echte Viridis nichtmehr zu Gesicht bekommen. Nicht das es sie störte - doch es wunderte sie. Wo war die Elfin?
Erst vor ein paar Tagen war Galenya wieder im Lande Aden und pendelte zwischen Dion und Giran als wäre sie auf der Flucht. Doch vor wem? Vor was? Vor Jeremi? Nein. Sie lachte leise, doch es war ein trauriges, bitteres Lachen. Sie mochte den Magier und sah ihn als Freund- nein, vielmehr als eine Art Seelenverwandten. Doch hatte sie einen Fehler gemacht. Zu viel von sich preis gegeben. Sie hatten über das Leben philosophiert. Über den Kampf, den Krieg. Über die Liebe... Und sie hatte gespürt wie leicht ihr das Herz wurd, je mehr sie ihm erzählte. Doch sie hatte nicht gespürt, wie nah sie ihm mit diesen Worten kam, so dass er ein ungewolltes Geständnis erahnte. So fest hatte er sie umarmt und ihr Komplimente gemacht. Und sie geküsst- wenn auch nur auf die Wange. Doch war es ein Kuss gewesen. Und sie hatte ihn im ein Feuer erfacht, was besser nur ein Glimmen geblieben wäre. Doch nun war es zuspät. Doch dies war nicht der einzige Kuss gewesen in den letzten Tagen - wenn auch der einzige von Jeremi...
Galenya schüttelte verzweifelt den Kopf, welcher noch immer auf ihre Hand gestützt war. Was hatte das alles zu bedeuten?
Die schwere Tür der Taverne schwang auf und die kleine, untersetzte Gestalt eines sehr, sehr alten Zwerges trat ein. Die weiss-grauen Haare standen ihm wild vom Kopf und er wirkte verwirrt und hibbelig. Du hast.. mein Fass gesehen? fragte er den Wirt fast hoffnungsvoll. Doch dieser verneinte und drückte dem Zwerg einen Humpen voll Met in die wie automatisch ausgestreckte Pranke. Irdian, der Zwerg, griff ebenso automatisch zu und schnüffelte an dem Honigwein, dass nur noch das wirre Haar und der lange, auffallend gepflegte Bart über und unter dem Humpen hervor schaute. Dann nahm er einen großen Schluck und wirkte zufrieden. Galenya verfolgte die Szene mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Sie kannte diesen Zwerg. Er war ihr am Tag zuvor in Giran begegnet... Wenn man es eine Begegnung nennen darf, von einem Zwerg zu Boden geworfen zu werden... Dabei war es eigentlich Benjy gewesen, der sie zu Boden geworfen hatte... Lächelnd versank Galenya in Erinnerungen...
Ja, er war wieder da. Benjy, der Poet. Und saß auf der gewohnten Stelle unter dem - von Irdian und seinem Bruder gefälltem Baum - also quasi am Baumstumpf, der übergeblieben war. Keine Flötenklänge hatten Galenya gewarnt und so war sie wie erstarrt stehengeblieben, als sie ihn erblickt hatte. Das herüberschweifen des Blickes auf eben diese Stelle am Giraner Marktplatz war langsam zu einer unbewussten Gewohnheit geworden. Ebenso wie die Tatsache, dass diese Stelle am Baumstumpf leer war. Doch nicht an diesem Tag. Dort saß der Flötenspieler, offensichtlich in einem angeregten Gespräch mit Scion, dem Barden mit den 5 langen und auffälligen Narben im Gesicht. Galenya brauchte ein paar Atemzüge, um sich aus dieser Starre zu lösen und ging dann, schnellen Schrittes auf die Treppe zum Tempel zu, ließ sich dort auf die Stufen sinken. Er war also wieder da.
Sie zog die Streitaxt mit der zweischneidigen Klinge aus dem Gürtel und blickte in die mi elfischer Hand geschmiedete Klinge auf ihr eigenes Spiegelbild. Schlimm sah sie aus, die braunen Augen wirkten verquollen und rot. Es war der Tag der Beisetzung des Stennon Omineth, Jissandres Mann, der bei Rune tot aufgefunden wurd. Gedankenverloren begann Galenya, die silbrige Klinge der Axt zu polieren. Die Beerdigungzeremonie war eine Qual für Galenya gewesen. Gewiss, es lag ein Mensch in diesem Sarg, doch innerlich sah sie ein elfisches Gesichtes vor sich. Für sie war es, als würde er in diesem Sarg liegen. Tameriel. Und während sich ihre Faust um den Bernstein um ihren Hals ballte war es, als ballte sich eine eiserne Faust um ihr Herz. Und während die Flammen um den schlichten Holzsarg flackerten war es als wäre es ihre Seele, die brannte. Nein, Galenya weinte nicht um Stennon, den sie nie kennenlernen konnte. Sie weinte um Tameriel, den sie so geliebt hatte. Vor vielen Jahren. Aber eigentlich weinte sie, weil sie sich so allein fühlte...
Beinahe heftig polierte Gaenya über die elfische Klinge, obgleich weder Blut noch Dreck an ihr haftete, während der Blick langsam und ohne dass sie es verhindern konnte zu Benjy. Als sie seinem Blick begegnete, der die ganze Zeit wehmütig auf ihr lag, zuckte sie heftig zusammen. So heftig, dass sie mit dem Finger über die scharfe Klinge striff und sich schnitt. Verdammt! fluchend schleuderte Galenya die Axt in die Mauer neben sich, wo sie zwischen zwei Steinen hängen blieb.
Doch es war nur eine kurze Explosion der vielen verschiedenen aufgestauten Gefühle. Schnell steckte Galenya den verletzten Finger in den Mund und senkte den Blick auf ihre Fußspitzen. Verdammt Mädchen, nun reiss dich zusammen! fluchte sie stumm in Gedanken weiter, doch da stand Benjy schon neben ihr. Lasst mich das mal sehen. bot er an und streckte die Hand nach ihrer aus. Galenya blickte auf, schon durch die bekannte Stimme fast sprachlos brachte sie seinen Namen hervor - welcher jedoch eher wie Bäääaaaanschiiieee klang, da sie noch immer den blutenden Finger im Mund hatte. Schnell bemerkte sie den Irrtum, errötete heftig und reichte ihm folgsam ihre Hand. Sacht drehte Benjy sie in seiner und betrachtete den Schnitt besorgt. Galenya nützte diese kurze Zeit unbewusst damit, ihre natürliche Gesichtsfarbe wieder zuerlangen...
So, Lady, wir machen jetzt zu! Der Wirt stand an Galenyas Tisch ohne dass sie es bemerkt hatte. Sie blickte auf und sah an dem Gesichtsausdruck Irdians, dass er diese brutale Nachricht auch schon dem Zwerg überbracht hatte. Sein Blick oblag fast flehend dem Metfass. Aber.. meins! sagte er bestimmt und Galenya stellte fest, dass er sich noch keinen Millimeter in Richtung der Tür bewegt hatte. Die Bardame, eine Zwergin mittleren Alters, stand hinter dem Tresen und schmunzelte. Der hat doch eh kein Geld mehr. mutmaßte der Wirt hoffnungsvoll - doch er hatte die Rechnung ohne Irdian gemacht, welcher just in dieser Sekunde ein paar alt aussehende Münzen aus den Tiefen seiner Tasche förderte und auf den Tresen legte. Resigniert hob der Wirt die Schultern. Herr Zwerg, wir schließen! Doch Irdian blickte unverwandt auf das Fass. Für einen Zwerg der was auf sich hält ist ein Humpen Met zu wenig. lachte die Bardame und Irdian nickte bekräftigend. Fast flehendlich blickte der Wirt zu ihr und die Bardame bot an: Nun geht schon, ich schliesse ab, wenn der Herr Irdian seinen Met ausgetrunken hat. Der Wirt nickte leicht - was blieb ihm auch anderes übrig - und verließ die Taverne.
Die schwere Holztür schwang lauter zu, als es nötig gewesen wäre. Irdian bekam in der Zeit seinen zweiten Humpen Met und seufzte zufrieden, die Nase sogleich darin verschwinden lassend. Wäre Irdian nicht gewesen... Galenya lächelte leicht... Denn der Zwerg war es gewesen, der ihr zu diesem wohligen Gefühl in der Magengegend verholfen hatte - wenn auch nur unbewusst...
Benjy hatte es gut gemeint. Er hatte selbsterständlich gesehen, wie traurig Galenya nach der Beerdigung war und wie sehr verletzt. Er hatte bei ein paar Zwergen Kekse und Met ergattert und wollte sich gerade auf den Weg zurück zu Galenya machen, als Irdians Sammelleidenschaft ein neues Opfer gefunden hatte: eine solide graue Säule - bei der es sich unpraktischerweise um Benjys Bein handelte. Kaum hatte Benjy einen Fuß in Richtung Galenya gesetzt, hing der Zwerg an seinem Bein. Meine Säule! murmelte er zufrieden und klammerte sich fest. Die beiden anderen Zwerge schienen ratlos.
Scion wandte einen Schlafzauber auf Irdian an - mit dem Erfolg dass dem armen Benjy nunmehr ein laut schnarchender Zwerg am Bein hing. Die Zwergin nahm Benjy sicherheitshalber Kekse und Met aus der Hand, wärend Scion und der zweite Zwerg sich daran machten, den schnarchenden Irdian von Benjys Bein zu lösen. Wenn es Benjys Absicht war, Galenya zu erheitern - wenn auch mit Met und Keksen - es war ihm unbewusst gelungen. Die Kriegerin schaute sich die Szene aus einiger Entfernung leise lachend an, stand dann jedoch auf und trat näher. In diesem Augenblick veranlasste irgendetwas Irdian, Benjys Bein plötzlich loszu lassen. Da dieser gerade mit aller Kraft gegen den Klammergriff des Zwerges gezogen hatte, verlor er gänzlich die Balance. Galanye sprang vor und streckte die Hände aus, um ihn zu stützen, wurde jedoch ebenfalls zu Boden gerissen. Die Luft entwich zischend ihren Lungen, als Benjy schwer auf sie fiel.
Besorgt drehte er sich um. Tschuldigung... sagte er. Ich hoff du.... Ihr seit weich gefallen? erkundigte sich Galenya, über den Versprecher leicht errötend. Jaah.. Benjys Blick glitt auf ihren Busen, kaum hatte er dies bemerkt, wurde der Flötenspieler sehr rot und blickte ihr rasch wieder ins Gesicht. Ans Aufstehen verschwendete er offensichtlich keinen Gedanken. Erst ein auffordernder Blick Galenyas brachte ihn schließlich dazu, sich aus der misslichen Situation zu befreien und aufzustehen.
Er reichte ihr eine Hand und zog sie hoch, verharrte dann jedoch, so dass sie sich dicht gegenüberstanden. Ich.. murmelte sie, um die Stille zu brechen, sehe bestimmt furchtbar aus! Verlegen griff sie sich ins Haar und befühlte kurz die geschwollenen Augen. Na wenn das deine einzige Sorge ist.. Benjy lächelte sanft, wenn auch schüchtern und hob eine Hand an ihr Gesicht, strich ihr eine Strähne des vom Winter dunkel gewordenes Haar aus den Augen. Kurz schien keiner der Beiden fähig sich zu bewegen oder etwas zu sagen.
...bis dicht neben ihnen ein Tumult entbrannte. Irdian hatte sich nun auf Scion gestürzt, welcher rasch zur Seite sprang, dabei jedoch eine Stufe übersehen hatte und stürzte. Der Zwerg klammerte sich mit unverloschenem Eifer an Scions langen Stiefel, Scion zog und schließlich hatte Irdian den Stiefel in den Händen, währen Scion sich verzweifelt bemühte, den bloßen Fuß nicht auf die kalten Steine zu setzen.
Galenya atmete leise aus. Sie war dankbar über diese Störung, denn so viele Gedanken rasten durch ihren Kopf, überholten einander, verwickelten sich... Er hatte sie geduzt. Warum? Und warum hatt er sie so lange so angesehen als ob.... Sie verbot sich weiterzudenken. Er liebt Viridis, das sieht doch ein Blinder... Still musterte sie Benjy von der Seite, das leicht sommersprossige Gesicht war zu einem Lächeln verzogen als er den Zwerg musterte, der etwas verwirrt auf den Stiefel in seiner Hand starrte. Sie senkte den Blick. Dies war nicht ihr bestimmt, so fürchtete sie.
Als Benjy sich später zum Gehen wandte, schien er dies ehrlich zu bedauern. Er erzählte von einem wichtigen Treffen, welches ihm eine Aufgabe und vielleicht sogar Geld versprach. Es tut mir leid. sagte er, und Galenya las in seinen Augen, dass er es ehrlich meinte. Und sie las noch etwas. Etwas... undifinierbares. Zumindest in dieser Sekunde. Dann beugte er sich über sie und hauchte ihr einen schnellen Kuss auf die Lippen. Galenya erstarrte. Benjy warf sich schnell die Kapuze des grünen Wollmantels über den Kopf und eilte davon. Zurück blieb Galenya - und ein Haufen unausgesprochener Fragen, die sie fast erstarren ließ. Langsam hob sie die Finger an die Lippen und strich langsam darüber, als würde sie es nicht glauben können. Was...? murmelte sie tonlos. Und dann: Warum....? Und sie konnte es sich nicht erklären. Sie hatte diesen Mann schon fast aufgegeben gehabt, lange mit sich gerungen um sich damit abzufinden. Und nun...wusste sie nicht weiter. Weder wohin mit ihren Worten noch wohin mit ihren Gedanken. Ihr Herz schlug wieder. Und schlug für ihn.
Irdian blickte die Menschin fragend an, folgte mit dem Blick ihrer Hand an ihre Lippen und kommentierte: Mund! Galenya blickte ihn an, ja fast durch ihn hindurch und nickte.
Ein leichtes Lächeln glitt über Galenyas Gesichtszüge. Ja, sie war diesem Zwerg fast etwas schuldig. Sie blickte zum Tresen, wo Irdian inzwischen seinen zweiten Humpen geleert hatte und hoffnungsvoll auf das Fass blickte, dann anfing, in seinen Taschen zu kramen. Galenya erhob sich. Sie legte eine abgezählte Zahl Münzen auf den Tisch, schien dann kurz zu überlegen und zählte weitere Münzen ab, genug für zwei weitere Humpen Met. Sie trat an den Tresen, wo Irdians Suche nach Geld noch keinen sichtlichen Erfog zeigte und legte die Münzen vor ihn auf den Tisch. Die Schankmaid nickte wissend, Irdian sah Galenya glücklich an. Mein Fass! bemerkte er. Galenya lachte.
Dann wandte sie sich zum Gehen, stieß die Holztür auf und trat in die kühle Nacht hinaus. Es schien Neumond zu sein und sie musste sich eine Fackel anzünden, so finster war es. Ach, es könnte alles so leicht sein.... Wenn doch... Sie seufzte schwer. Viridis. Sie war nicht da, doch sie war allgegenwärtig. Was, wenn der Kuss ihr gegalten hatte? Dessen war sich Galenya fast sicher. Obgleich.... Als Benjy sie an diesem Tage angesehen hatte, war sein Blick nicht der selbe, wie wenn er die Elfe ansah. Er war.. anders. Auf welcher Art und Weise anders, das konnte Galenya nicht sagen. Es wäre so schön... Dabei hatte sie es fast geschafft ihn zu vergessen! Nein! Wiedersprach sie in Gedanken. Einen Menchen vergessen den man liebt... Das ist fast unmöglich. Und dessen war sie sich nun sicher: Es war wirklich Liebe, was sie für den Flötenspieler Benjy spürte. Ein Gefühl, das wie seit Tameriel nie mehr gespürt hatte. Und auch damals war es nicht von einer solchen Intensivität. Nie hatte ihr Herz so heftig geschlagen... Sie schüttelte leicht den Kopf. Es könnte so leicht sein. So schön. Es könnte... Doch eigentlich..war es so unglaublich schwer.
Sie musste mit Jeremi sprechen. Sie wollte ihn nicht enttäuschen doch sie wusste: es musste sein. Alles andere wäre nicht fair. Was solte sie ihm sagen: Dass sie ihr Herz im Stillen einem Mann geschenkt hatte, dessen eigenes Herz bereits vergeben war? Wie albern. Galenya lachte humorlos auf. Doch so war es leider.
Sie kam an ein paar Baumstämmen vorbei und setzte sich auf einen. Ihr Blick glitt hinauf zu den Sternen. Die Nacht war dunkel - aber sehr klar, so dass man viele Sterne sehen konnte. Sie fixierte zwei Sterne, die direkt nebeneinander standen und dachte an Benjy. Sie fühlte sich so unendlich glücklich, doch auch sehr sehr traurig. Auf eine eigenartige Art und Weise erfüllt- doch gleichzeitig leer. Der Blick, mit dem sie die Sterne ansah, wurde fast zärtlich. Ist es nicht verrückt? sprach sie leise, Sie sind so dicht beisammen, so nah, so glücklich... und doch sind es unzählige Lichtjahre, die zwischen ihnen liegen... Als sie fühlte wie ihre Augen feucht wurde, schloss sie sie schnell. Sie wollte nicht weinen. Nicht mehr. Er war zurück. Und er hatte sie geküsst. Und so unendlich liebevoll angesehen. Wie hatte sie ihn vermisst!
Kurz war es ihr, als hörte sie eine leise Melodie, ein Lied, das er ihr einst vor spielte. Sacht lächelte sie, während sich eine Träne zwischen ihren Wimpern heraus löste und sich langsam ihre Bahn über ihre Wangen bahnte. "Vielleicht hat meinem Leben einfach die Musik gefehlt..." sprach sie, fast flüsternd. Leise und fast wie von selbst begann Galenya zu singen, mit tiefer, sanfter Stimme: Die Sonne, die Sterne tragen Kunde von Dir, jeder Lufthauch erzählt mir von Dir, jeder Atemzug, jeder Schritt, trägt Deinen Namen weit mit sich mit... Die Worte kamen so selbstverständlich und leicht von ihren Lippen. Sie wusste in diesem Moment nicht woher sie sie nahm oder wo sie Lied oder Melodie gehört hatte. Es war einfach da. Galenya verstummte. Und plötzich fühlte sie, wie glücklich sie war. Sie lächelte. Vielleicht stammten die Worte auch einfach aus ihrem Herzen? Sie erhob sich langsam und setzte ihren Weg fort.
Plötzlich merkte sie den Wein stärker als zuvor und musste Lachen. Vor Dion hörte sie aus eine der Tavernen lautes Lachen und die betrunken-gebrochene Stimme eines Mannes, der fröhlich ein Trinklied anstimmte:
Losgelöst und ohne Sorgen,
kein Gedanken an den Morgen,
wollen wie heute zusammensein
und an Wein und Bier uns erfreuen.
Der Tisch soll reich bedeckt heut sein.
Am Spieß, da schmort ein ganzes Schwein
Und wir halten hoch die Krüge,
des Trinkens werden wir nicht müde.
Galenya kannte dieses Lied. Ihre Augen leuchteten auf.
Zur Freude soll Musik erklingen,
wer noch kann soll dazu singen.
Und wenn nicht zu voll der Ranzen,
fröhlich auf den Tischen tanzen.
So stimmte Galenya leise mit ein und blickte auf die hell erleuchteten Fenster. Warum auch nicht? fragte sie sich und fühlte schon ihre Hand an der Tür, schwang diese auf und blickte leicht zwinkernd von der Dunkelheit in die helle Taverne. Ein nicht minder angeheiterter Mann verneigte sich vor ihr. Ein Tänzchen, Madam? fragte er und bot ihr den Arm an. Zu gern! lachte sie und schon fand sie sich zwischen vielen ausgelassenen Menschen wieder, die, die Arme ineinander verhakt, durch die Taverne tanzten. Ein paar Spielleute heizten die Stimmung an.
Es fließt der Wein,
es fließt das Bier.
Hoch die Krüge, trinken wir!
Laut sang Galenya mit, vom Wein und dem wild schlagenden Herzen wie beflügelt. Ja, ihrem Leben hatte die Musik gefehlt. Doch nun war dies vorbei und verlang gerade danach, gefeiert zu werden!
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--- Gesprochenes
--- Gesprochenes (Galenya)
--- Gedanken
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