Aufruhr in den Orklanden?

[Lelwani]

Sobald Urrakh den Bannerträger erspäht, fletscht er in einem grimmigen Grinsen die Zähne und hält auf ihn zu. Beinahe wie von selbst umkreist der Teil des Heeres, den er anführt, die auf dem Boden gezogene Linie und keiner der Krieger und Kriegerinnen, seien sie auch noch so zielstrebig unterwegs, wagt es, auch nur einen Fuß über die Linie zu setzen. Bis auf Urrakh. Er hält vor der Linie an und sieht seinem Gegner in die Augen.

"So treffen wir uns also wieder, Lügner, Sohn eines Lügners!" ruft er, als er seinen Gegner offenbar als denjenigen erkennt, mit dem noch vor nicht langer Zeit gesprochen hatte. Und seine Stimme scheint für Thandoraks Ohren beinahe mühelos den um die beiden herum tobenden Kampfeslärm zu übertönen.
"Dann zeig, ob du mit deiner Waffe ebenso geschickt und listig umgehst wie mit deinen Worten!" ruft er aus und tritt nun mit einem Schritt in den Kreis, als wüsste er genau, dass dieser nur für ihn bestimmt ist, für ihn und sein Gegenüber. Und offenbar ist er ehrenhaft genug, dass er seinem Gegner die Zeit lässt, das Banner sinken zu lassen und die Waffe zu ziehen, ehe der Kampf beginnt.

Die Vierzig jedoch, die die Bogenschützen verfolgt und in ihnen leicht zu überwindende Gegner gesehen hatten, sehen sich nun einer weitaus größeren Gefahr gegenüber. Sie sehen sich um, wohl in der Erwartung, dass sich noch einige ihresgleichen hinter ihnen befinden; doch sie sind alleine. Und der Gegner ist zahlreich. So hält sie nichts davon ab, ihre Waffen zu heben und sich todesmutig in den Kampf zu stürzen. Bald sollte ihnen allen klar sein, dass dieser Kampf aussichtslos ist, viel schlechter sind sie ausgerüstet, viel besser der Gegner. Doch sie kämpfen mit dem Mut der Verzweifelten, bis die ersten unter ihnen fallen. Ob ihre Feinde Verluste davontragen, ist noch nicht auszumachen.

Überall in dem großen Heer scheinen nun die Flammen aus der Erde zu wachsen wie feuerrote, in ihrer Schönheit tödliche Blumen. Die heranrückenden Streitkräfte werden verwirrt und zerstreuen sich hier und da; nur der Gesang der Schamanen scheint dem allgemeinen Chaos Einhalt zu gebieten. Ja, es scheint sogar, dass die Regenfälle stärker werden, sei es durch die Lieder der Schamanen, sei es durch die heranrückenden, dichteren Wolken. Oder wurden diese Wolken von den singenden Schamanen gar herbeigerufen? Keiner könnte es genau sagen. Der Regen kann die Feuer hier und da eindämmen, doch er hindert sie nicht an ihrem Explodieren, daran, dass viele der Kämpfer und Kämpferinnen in ihnen sofort verbrennen oder als lebende Fackeln erst nach einiger Zeit und in jämmerlichen Schmerzen ihr Leben aushauchen müssen.

Einige der uukharika der Streitmacht brüllen Befehle, die ob des Schlachtgetümmels nicht genau verständlich sind; ihre Zeigefinger recken sich der plötzlich an einem Hügel auftauchenden weiteren Reihe an Bogenschützen des gegnerischen Heeres entgegen. Die rechte Flanke des Heeres scheint auf diese Rufe hin die Richtung zu ändern und Kurs auf diese Bogenschützen zu nehmen; doch sie sind viel zu weit entfernt um diese von einer ersten, vielleicht sogar, um sie von einer zweiten Pfeilsalve abzuhalten.