09.06.2008, 23:20
Ein Jahr später
Es war die vierte Stadt. Und noch immer hatte sie keinen Erfolg gehabt. Sie hatte ihn nicht gefunden. Ebensowenig die alte Frau, von deren Lippen sie die zerstreuten Worte vernommen hatte. Ich hörte von einem Verletzten.... es sah nicht gut um ihn aus... Ganz zerfetzt... mehr tod als lebendig... rote Haare, ja ich glaube - nicht nur vom Blut... kein Krieger... eher ein Poeth.... Einer dieser Geflügelten ist es gewesen! Ich schwöre, ich habe ihn gesehen. Sie sind schnell, diese Demonen! Der Gedanke schauderte ihr. Inzwischen war sie sich fast sicher, dass es nur Benji sein konnte. Gefahren jeglicher Art schienen den Poethen ja nahezu magisch anzuziehen. Wie Motten vom Licht. Oder einsame Herzen von sanfter Musik. Sie seufzte leise. Das graue Pferd trabte gemächlich dahin, auf Heine zu. Heine, eine Stadt, die er sehr mochte. Galenya, solch eine schöne Stadt! Du solltest sie sehen! Sie nickte leicht. Ja- sie erinnerte sich an seine Worte. Sie hatte Heine nie gesehen, obgleich sie sich mit dem Volk der Elfen noch immer verbunden fühlte.
Fast ohne es zu merken zügelte sie das Pferd, je näher sie der Stadt kam, so dass der graue Hengst in einen zuerst schnellen, dann einen langsamen Schritt fiel, als seine Reiterin nicht protestierte. Schließlich blieb das Pferd unschlüssig stehen und lauschte. Auf einen Befehl. Ein leises Schnalzen vielleicht. Als nichts kam, verschwand der grauschwarze Pferdekopf im Gras. Endlich regte Galenya sich, die Zügel klatschten leise auf den schweissfeuchten Hals des Hengstes, trieben ihn in einen langsamen Galopp auf die Stadt zu.
Wer? Die Stimme der Torwache klang unwirsch, sie hatte den hageren Mann aus seinem offenbar ersehnten Mittagsschläfchen geholt. Benji Draug? Nie gehört! Sie versuchte es weiter, beschrieb ihn, jede einzelne Narbe, als sähe sie sein Gesicht vor sich. Der Wachmann ahmte die Deutungsversuche ihrer Geste am eigenen Gesicht nach, schien dabei zu überlegen. Ach DER! Da sind aber einige Narben hinzu gekommen! - ein humorloses Lachen, welches auch keine Fröhlichkeit fand, als der Blick in Galenyas Gesicht fiel, die Mine welche er sah -nicht gerade vertrauenserweckend. Fragt die Tempelsschwestern. Sollte er verletzt sein, wissen sie mehr. -beinahe unfreundlich. Nicht wohl in seiner Haut.
Als Galenya wenig später wieder auf ihr Pferd stieg, war sie um nur wenige Informationen reicher. Er lebte. Aber er war in Heine nicht allein gewesen. Viridis. Die Wut und Enttäuschung lähmte sie beinahe, ehe sie den Fuß im Steigbügel hatte. Eine Drehung des Pferdes und die Kriegerin lag im Staub. Entferntes Lachen der Torwachen. Sie ritt den hageren Wachmann beinahe um, als sie, wutschnaubend, durch das Stadttor dahin galoppierte.
Wohin nun? Träge klapperten die Hufe des Hengstes über den ausgedürrten Weg. Eine Wegkreuzung. Ein Schild. Giran. Dion. Rune. Sie wusste es nicht. Was wollte sie? Sie versuchte sich zu erinnern. Leere. Müde stieg sie vom Pferd, welches sofort dankbar den Kopf in den letzten einigermaßen saftig aussehenden Gräsern am Wegrand steckte.
Vor dem Schild. Giran. Dion. Rune.
Rune. Sie hatte versagt. Die Erinnerung an ihren unfreiwilligen Sturz in den Staub der Straßen von Heine trieb ihr noch immer die Scharmesröte ins Gesicht. Ritterin zu Aden. Ha! Müde schüttelte sie den Kopf. Die bewundernden Blicke auf die weiße Rüstung noch vor Wochen. Die Zuversicht über Rune. Die kurzen aber doch so ersehnten Glücksgefühle, als Benji sie erkannt hatte. Die Nacht, die sie zusammen verbracht hatten. Nicht vergessen. Doch soweit entfernt.
Ein Seufzen. Ja in Dion war es gewesen. Der Magier Jarlan hatte die Erinnerungen an sie zurückgeholt, Benji geheilt. Kurzfristig. Nicht nur an mich. Gehässig klang die Stimme in ihrem Kopf. Viridis. Sie war wieder da. Present wie ein doch zuvor fast verschwundener Schatten. Ohne Sonne kein Schatten... War sie naiv gewesen! Was tue ich? Ich jage Träumen hinterher! Träume, aus denen sie Kraft geschöpft hatte. Kraft, die nun versiegt schien. Es war vorbei.
Die Schultern hängend, in der schlichten, doch so einfachen und schmucklosen Rüstung. Der weiße Plattenpanzer in der Taverne. Ebenso wie das Schild. Wie das elfische Schwert und die Streitaxt mit der Klinge aus Mithril. - Mithril! Die Hand der Kriegerin schloss sich um das Amulett, den warmen Bernstein mit der mithrilnen Kette. Die Faust ballte sich, fast als wolle sie die Kette von sich reißen. Zerreißen. Wie ein Teil von ihr. Dann erschlaffte sie. Was blieb war zu stark. Zu stark, um es körperlich zu beenden. Die Hand löste sich von der Kette, stützt sich an den Holzmast mit den Wegschildern daran. Giran. Dion. Rune. Was wollte sie. Was von dem was sie wollte, konnte sie noch erreichen? Eine gebrochene Kriegerin. Den Kampf verloren. Aufgegeben. Rune. Benji. Sich selbst. Keine Träne in den braunen Augen. Nur eine kalte Leere der Gewissheit. Giran. Dion. Rune.
Galenya straffte die Schultern.
Die Wachen sahen dem grauen Pferd lange entgegen. Langsam trabte es den Weg nach Giran. Die Zügel wanderten in die Hand eines Stallburschen. Versorgt ihn. Ich werde nur wenige Tage bleiben.
Der Platz unter dem Baum. Leer. Sie ließ sich nieder, kauerte fast, den Blick über dem Platz schweifend. Sie wusste, früher oder später würde die Elfe vorbei kommen. Der Griff zum Dolch. Verlockend. Er schien schier zu rufen. Nein! Sie wollte nur wissen ob es ihm gut ging. Nur sie konnte es ihr sagen.
Wartet Ihr auf den Herrn Benji? - die Frage des Marktschreiers war direkt, aber keinesfalls unfreundlich. Ein Kopfschütteln. Würde er kommen würde sie mit ihm sprechen müssen. Und gleichzeitig selbst sehen, ob es ihm gut ging. Ein letztes Mal.
Ihre Augen brannten leicht, sie rieb sich drüber. Schickt einen Boten. Der Marktschreier musste sich etwas herunterbeugen, denn die Stimme war leise, seltsam heiser. Caerem. Schickt nach ihm! - ein leichtes Nicken als Erwiederung, sprachlos, sie in solch einem Zustand zu sehen-wandte er sich ab.
Versagt. Nicht stark genug. Wieder ein Angriff den sie verhindert haben wollte. Geschworen hatte. Versagt. Das Wort im Kopf wie einen Dolch im Rücken. So vermochte es doch mehr zu schmerzen als jener. Denn dieses Wort war existent. Der Dolch noch immer sicher im Schaft des Stiefels.
Würde er bald kommen? Caerem. Sie hatte ihm etwas zu sagen. Der Krieg hatte begonnen. Der Krieg um Rune. Blut floss und sovieles würde noch vergossen werden. Sehnsuchtsvoll der Gedanke. Sorgsam zurechtgelegt die Worte. Caerem - wir werden in den Krieg ziehen. Sollte Euch nicht die Furcht gepackt haben, so kommet mit und sterbt neben mir. Der Kopf sank in die Handfläche. Verzweifelt. Hilflos. Ihre Zeit war noch nicht gekommen. Sie musste Viridis finden. Caerem. Er sollte zu ihr kommen. Sie daran erinnern wer sie war. Galenya Drachenfels, Ritter zu Aden. Eine starke Kriegerin. Würde sie ihm diese Worte glauben können? Sie wusste es nicht.
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--- Gesprochenes
--- Gesprochenes (Galenya)
--- Gedanken
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Es war die vierte Stadt. Und noch immer hatte sie keinen Erfolg gehabt. Sie hatte ihn nicht gefunden. Ebensowenig die alte Frau, von deren Lippen sie die zerstreuten Worte vernommen hatte. Ich hörte von einem Verletzten.... es sah nicht gut um ihn aus... Ganz zerfetzt... mehr tod als lebendig... rote Haare, ja ich glaube - nicht nur vom Blut... kein Krieger... eher ein Poeth.... Einer dieser Geflügelten ist es gewesen! Ich schwöre, ich habe ihn gesehen. Sie sind schnell, diese Demonen! Der Gedanke schauderte ihr. Inzwischen war sie sich fast sicher, dass es nur Benji sein konnte. Gefahren jeglicher Art schienen den Poethen ja nahezu magisch anzuziehen. Wie Motten vom Licht. Oder einsame Herzen von sanfter Musik. Sie seufzte leise. Das graue Pferd trabte gemächlich dahin, auf Heine zu. Heine, eine Stadt, die er sehr mochte. Galenya, solch eine schöne Stadt! Du solltest sie sehen! Sie nickte leicht. Ja- sie erinnerte sich an seine Worte. Sie hatte Heine nie gesehen, obgleich sie sich mit dem Volk der Elfen noch immer verbunden fühlte.
Fast ohne es zu merken zügelte sie das Pferd, je näher sie der Stadt kam, so dass der graue Hengst in einen zuerst schnellen, dann einen langsamen Schritt fiel, als seine Reiterin nicht protestierte. Schließlich blieb das Pferd unschlüssig stehen und lauschte. Auf einen Befehl. Ein leises Schnalzen vielleicht. Als nichts kam, verschwand der grauschwarze Pferdekopf im Gras. Endlich regte Galenya sich, die Zügel klatschten leise auf den schweissfeuchten Hals des Hengstes, trieben ihn in einen langsamen Galopp auf die Stadt zu.
Wer? Die Stimme der Torwache klang unwirsch, sie hatte den hageren Mann aus seinem offenbar ersehnten Mittagsschläfchen geholt. Benji Draug? Nie gehört! Sie versuchte es weiter, beschrieb ihn, jede einzelne Narbe, als sähe sie sein Gesicht vor sich. Der Wachmann ahmte die Deutungsversuche ihrer Geste am eigenen Gesicht nach, schien dabei zu überlegen. Ach DER! Da sind aber einige Narben hinzu gekommen! - ein humorloses Lachen, welches auch keine Fröhlichkeit fand, als der Blick in Galenyas Gesicht fiel, die Mine welche er sah -nicht gerade vertrauenserweckend. Fragt die Tempelsschwestern. Sollte er verletzt sein, wissen sie mehr. -beinahe unfreundlich. Nicht wohl in seiner Haut.
Als Galenya wenig später wieder auf ihr Pferd stieg, war sie um nur wenige Informationen reicher. Er lebte. Aber er war in Heine nicht allein gewesen. Viridis. Die Wut und Enttäuschung lähmte sie beinahe, ehe sie den Fuß im Steigbügel hatte. Eine Drehung des Pferdes und die Kriegerin lag im Staub. Entferntes Lachen der Torwachen. Sie ritt den hageren Wachmann beinahe um, als sie, wutschnaubend, durch das Stadttor dahin galoppierte.
Wohin nun? Träge klapperten die Hufe des Hengstes über den ausgedürrten Weg. Eine Wegkreuzung. Ein Schild. Giran. Dion. Rune. Sie wusste es nicht. Was wollte sie? Sie versuchte sich zu erinnern. Leere. Müde stieg sie vom Pferd, welches sofort dankbar den Kopf in den letzten einigermaßen saftig aussehenden Gräsern am Wegrand steckte.
Vor dem Schild. Giran. Dion. Rune.
Rune. Sie hatte versagt. Die Erinnerung an ihren unfreiwilligen Sturz in den Staub der Straßen von Heine trieb ihr noch immer die Scharmesröte ins Gesicht. Ritterin zu Aden. Ha! Müde schüttelte sie den Kopf. Die bewundernden Blicke auf die weiße Rüstung noch vor Wochen. Die Zuversicht über Rune. Die kurzen aber doch so ersehnten Glücksgefühle, als Benji sie erkannt hatte. Die Nacht, die sie zusammen verbracht hatten. Nicht vergessen. Doch soweit entfernt.
Ein Seufzen. Ja in Dion war es gewesen. Der Magier Jarlan hatte die Erinnerungen an sie zurückgeholt, Benji geheilt. Kurzfristig. Nicht nur an mich. Gehässig klang die Stimme in ihrem Kopf. Viridis. Sie war wieder da. Present wie ein doch zuvor fast verschwundener Schatten. Ohne Sonne kein Schatten... War sie naiv gewesen! Was tue ich? Ich jage Träumen hinterher! Träume, aus denen sie Kraft geschöpft hatte. Kraft, die nun versiegt schien. Es war vorbei.
Die Schultern hängend, in der schlichten, doch so einfachen und schmucklosen Rüstung. Der weiße Plattenpanzer in der Taverne. Ebenso wie das Schild. Wie das elfische Schwert und die Streitaxt mit der Klinge aus Mithril. - Mithril! Die Hand der Kriegerin schloss sich um das Amulett, den warmen Bernstein mit der mithrilnen Kette. Die Faust ballte sich, fast als wolle sie die Kette von sich reißen. Zerreißen. Wie ein Teil von ihr. Dann erschlaffte sie. Was blieb war zu stark. Zu stark, um es körperlich zu beenden. Die Hand löste sich von der Kette, stützt sich an den Holzmast mit den Wegschildern daran. Giran. Dion. Rune. Was wollte sie. Was von dem was sie wollte, konnte sie noch erreichen? Eine gebrochene Kriegerin. Den Kampf verloren. Aufgegeben. Rune. Benji. Sich selbst. Keine Träne in den braunen Augen. Nur eine kalte Leere der Gewissheit. Giran. Dion. Rune.
Galenya straffte die Schultern.
Die Wachen sahen dem grauen Pferd lange entgegen. Langsam trabte es den Weg nach Giran. Die Zügel wanderten in die Hand eines Stallburschen. Versorgt ihn. Ich werde nur wenige Tage bleiben.
Der Platz unter dem Baum. Leer. Sie ließ sich nieder, kauerte fast, den Blick über dem Platz schweifend. Sie wusste, früher oder später würde die Elfe vorbei kommen. Der Griff zum Dolch. Verlockend. Er schien schier zu rufen. Nein! Sie wollte nur wissen ob es ihm gut ging. Nur sie konnte es ihr sagen.
Wartet Ihr auf den Herrn Benji? - die Frage des Marktschreiers war direkt, aber keinesfalls unfreundlich. Ein Kopfschütteln. Würde er kommen würde sie mit ihm sprechen müssen. Und gleichzeitig selbst sehen, ob es ihm gut ging. Ein letztes Mal.
Ihre Augen brannten leicht, sie rieb sich drüber. Schickt einen Boten. Der Marktschreier musste sich etwas herunterbeugen, denn die Stimme war leise, seltsam heiser. Caerem. Schickt nach ihm! - ein leichtes Nicken als Erwiederung, sprachlos, sie in solch einem Zustand zu sehen-wandte er sich ab.
Versagt. Nicht stark genug. Wieder ein Angriff den sie verhindert haben wollte. Geschworen hatte. Versagt. Das Wort im Kopf wie einen Dolch im Rücken. So vermochte es doch mehr zu schmerzen als jener. Denn dieses Wort war existent. Der Dolch noch immer sicher im Schaft des Stiefels.
Würde er bald kommen? Caerem. Sie hatte ihm etwas zu sagen. Der Krieg hatte begonnen. Der Krieg um Rune. Blut floss und sovieles würde noch vergossen werden. Sehnsuchtsvoll der Gedanke. Sorgsam zurechtgelegt die Worte. Caerem - wir werden in den Krieg ziehen. Sollte Euch nicht die Furcht gepackt haben, so kommet mit und sterbt neben mir. Der Kopf sank in die Handfläche. Verzweifelt. Hilflos. Ihre Zeit war noch nicht gekommen. Sie musste Viridis finden. Caerem. Er sollte zu ihr kommen. Sie daran erinnern wer sie war. Galenya Drachenfels, Ritter zu Aden. Eine starke Kriegerin. Würde sie ihm diese Worte glauben können? Sie wusste es nicht.
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--- Gesprochenes
--- Gesprochenes (Galenya)
--- Gedanken
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