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Benji - Der Kampf eines Poeten
#21
10: Das Siegel des Suchers

Mit einem knirschendem Geräusch brach der Chitin-Panzer der Mannshohen Ameise, welche daraufhin mit dem Körper auf den Boden sank und alle Beine von sich streckte. Das spornte den Ameisensoldat daneben nur noch mehr an mit dem Kauwerkzeug auf den Menschen einzuschlagen. Benji hatte kaum Zeit seine Beute zu betrachten, um die benötigte Abyss-Rune zu finden ~ Er musste sich mit einem gewagten Sprung vor dem Scherenwerkzeug des Ameisensoldaten in Sicherheit bringen.

Benji war nicht ganz bei der Sache, zwei der Runensteine hatte er bereits in seinem Beutel, nach diesem hier würde er noch zu den Echsenmenschen müssen. Aber seine Gedanken verweilten bei den vorigen Tagen.

“Wofür kämpfst du?“, Benji war aufgebracht. Galenya schien es völlig egal zu sein, dass sie in diesem Krieg um Rune sterben könnte.

„Hat irgendjemand versucht zu verhandeln? Hat irgendjemand versucht mit den Orks zu sprechen, bevor ihr eure Klingen schärft?“, er wanderte im Sand auf und ab und schüttelte immer wieder den Kopf. Er verstand diesen Irrsinn nicht, wollte es nicht verstehen.

„Jemand von uns hat einen Ork in der Stadt erschossen, die werden kaum mit sich verhandeln lassen.“, Galenya klang beinah kleinlaut. Waren die Beiden gerade dabei sich zu streiten?

„Na fein. Wer war das?!“, Benji fuhr sie an.

„Wir wissen es nicht, der Schütze wurde nicht gesehen.“

„Ahja und woher wisst ihr dann das es einer von ‚uns‘ war?!“, wütend wandte er sich wieder ab. „Der ganze Aufstand wegen einem Unbekannten, der einen Ork in Rune erlegt hat. Ganz toll! Und dafür kämpfst du?“

Nach einigen Augenblicken setzte Benji sich in den Sand, schüttelte erneut den Kopf. Das durfte doch alles nicht wahr sein. „Im Krieg gibt es nur Verlierer, das ist kein ehrenhafter Zweikampf! Die Orks leben für den Krieg, die Dunkelelfen meucheln die Armee nieder bevor der Kampf beginnt. Und du willst dabei sein? Willst fallen?“, sein Blick war auf das Wasser gerichtet.

Dann fügte er hinzu: „Dann stehe ich an deiner Seite.“

Galenya sprang auf: „Du bist kein Krieger Benji!“

Er wandte den Kopf zu ihr: „Dann werde ich eben einer!“

„Aber… was treibt dich auf einmal aufs Schlachtfeld? Wofür kämpfst du?“

„Für mein Herz.“, die Wut war aus seinem Gesicht verschwunden, „Wenn du fällst, falle ich auch.“


Benji sprang auf einen der unzähligen Ameisenpanzer und rutschte ab. Unsanft landete er auf seinem Hinterteil, die Ameisen schnappten mit den kräftigen Beißwerkzeugen nach ihm. Gerade noch rechtzeitig zog er seine Beine an, allerdings erwischte ihn eine der gigantischen Ameisen am Arm. Mit einem Schmerzenslaut rammte er der Arbeiterin den Dolch zwischen die Augen.

Doch er saß in der Klemme, auf dem Boden war er noch leichtere Beute und bald sah er die Höhle vor lauter Ameisenbeine und –scheren nicht mehr. Mühsam stemmte er die Beine gegen die wuchtigen Körper, mit der linken Hand drückte er den Kopf einer weiteren Ameise weg, die es auf seinen Hals abgesehen hatte.

Im rechten Arm hatte sich ein Scherenwerkzeug hineingebohrt, unter Schmerzen zog Benji damit eine Fluchtrolle von seinem Gürtel. Seit der Begegnung mit der Kamael hatte er diese leicht erreichbar befestigt. Seinen Dolch hatte Benji mittlerweile zwischen den Zähnen und der Druck der Ameisen wurde immer stärker.

Eine Ameise schnappte nach seiner rechten Hand, steifte sein Handgelenk, sodass er die Fluchtrolle wieder fallen ließ. Benji wollte gerade fluchen, als er sich entsinnt so nur den Dolch zu verlieren. Seine Beine zitterten bereits vor Anstrengung, eilig nahm er eine zweite Fluchtrolle vom Gürtel und brach das Siegel, indem er es mit der Dolchspitze anritzte.

Benji verschwand in einem blauen Leuchten, nach dem die aufgebrachten Ameisen schnappten. Keine Sekunde zu früh.



Benji war wieder in Gludio, mürrisch stellte er fest, dass wohl eine der Ameisen sich an seinem Umhang zu schaffen gemacht hatte. Außerdem wurde er von einem Kamael gemustert, der wohl etwas amüsiert über Benjis Zustand war. Benji blickte kurz zur Torwächterin und dem Lotterie-Verkäufer die neben den beiden standen und schüttelte innerlich den Kopf. Nicht der beste Ort um Federn zu rupfen.

„Wie ich sehe wurde eure Rüstung in Mitleidenschaft gezogen.“, meinte der Kamael und es klang freundlicher als Benji erwartet hatte.

„Nicht nur die.“, Benji rieb sich das Handgelenk und zog wenig später die Ameisenschere aus seinem Arm. Dann entdeckte er das Abzeichen der Schwarzen Drachen an dem Kamael. Doch er trug es wie ein militärisches Emblem und sah auch sonst eher nach einem käuflichen Kämpfer aus. Ein Söldner.

Nach einem freundlichen Wortwechsel, gepaart mit dem Misstrauen Benjis kam er allerdings zu dem Schluß, dass dieser Kamael genau derjenige war, welcher diese lästigen Ameisen erschlagen könnte. Ohne die Abyss Rune brauchte Benji nicht nach Dion zurückkehren. Er brauchte dieses dumme Siegel des Suchers von Terry. Ohne das würde er keinen Zugriff mehr auf seinen Postkasten in Giran erhalten ~ und da musste er ran, der alte Graubart hatte ihm ein Päckchen gesandt.

„Ich mache den Job kostenlos, seht es als einen Gefallen an.“, der Kamael welcher sich selbst als ehrloser vorgestellt hatte und auf den Namen Renkasch hörte wollte das Vertrauen Benjis scheinbar unbedingt erlangen.

„Wenn das nicht klappt, weiß ich ja wen ich dafür zur Rechenschaft ziehe.“, Benji dachte dabei an den grauhaarigen Burschen, dessen Namen er noch immer nicht erfahren hatte.

Und so zogen die beiden zum Ameisennest, der Erfolg war vorprogrammiert. Wenig später konnte Benji die schleimverklebte Rune aus einem toten Ameisenkörper ziehen. Auch zu den Echsenmenschen kam Renkasch mit. Die letzte Abyss-Rune war in einem ihrer Krieger verborgen.

Allerdings wäre die Reise für Benji hier beinahe zu Ende gewesen. Durch einen Fehltritt beim Schleichen war er auf einmal umringt von einer Handvoll Echsenmenschen der besonders bösen Sorte: Sie waren sicher doppelt so groß wie Benji selbst und die hölzernen Krägen zeigten deutlich ihren hohen Rang innerhalb der Echsenmenschengesellschaft. Das war eine Truppe Elitekrieger!

„Verfl…“, brachte Benji nur hervor, bevor er das Weite suchte. Die Keulen schlugen am Boden ein, dort wo er gerade noch gestanden hatte. Sein Dolch triefte noch vom Blut ihrer Artgenossen, die Elitetruppe war rasend vor Zorn. Renkasch war nirgends zu sehen, er hatte sicher noch mit den Echsen weiter hinten zutun.

Benji rannte, die Echsentruppe kam nur nicht mit ihren viel größeren Schritten an ihn heran, weil er während seines Assassinentrainings bei den Dunklen auch den Kurzstreckenlauf erlernt hatte. Sonst wäre es sofort um ihn geschehen gewesen. Das war das erste Mal, dass er glücklich über diese Ausbildung war.

Der Schamane der Eliteechsen erwischte Benji mit seinem Totemstab und brachte den Menschen zu Fall. Benji sah bereits die Schatten der Waffen auf sich zurasen, in seiner Bauchlage hatte er keine Chance.

Ein Gurgelnder Schrei des Echsenkiegers, dann fiel der leblose Körper neben Benji, welcher sich nun auf den Rücken rollte und Zeuge von kamaelischer Kampfkunst wurde. Renkasch flügte durch die Elitegruppe als wären sie nur Streichhölzer die er umknickte. Das mächtige Zweihandschwert schleuderte der Kamael mit nur einer Hand um sich, seine Bewegungen waren alles andere als klobig, eher elegant und graziös, als würde er mit seinen Gegner tanzen. In nur wenigen Lidschlägen tötete Renkasch die ganze Echsengruppe. Benji blieb die Spucke weg.

Der Kamael reichte dem Menschen die Hand zum aufstehen: „Das wäre beinahe schiefgegangen.“, war das ein freundliches Lächeln? Benji nickte: „Zum Glück kann ich schneller rennen als die.“

„Zu eurem Glück, ja. Aber diese Echsenwesen sind Ausdauernd, ewig wäre das nicht gutgegangen.“, Benji fühlte sich leicht getadelt von dem Kamael. Aber er hatte ja Recht.

„Ich bin Euch zu Dank verpflichtet.“, gab Benji zu. Nun verstand er auch, warum Renkasch sich selbst als ehrloser, verstoßener Kamael bezeichnete. Er war so ganz anders als die anderen Geflügelten.

Wenig später konnte Benji den letzten Runenstein sein Eigen nennen. Er verstaute die blutige Abyss-Rune in seinem Beutel, wo er früher einmal seine Panflöte aufbewahrt hatte. Die beiden Kampfgefährten verabschiedeten sich in aller Höflichkeit voneinander und Benji reiste wieder nach Dion.

Dort erhielt er dann auch endlich das Siegel von Terry. Das nächste Ziel: Der Postkasten in Giran!

Er konnte Galenya nicht ewig warten lassen.
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RE: Chargeschichte Benjy - von Galenya - 11.06.2008, 21:25
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Das Siegel des Suchers - von Benji - 16.06.2008, 09:12
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