Aufruhr in den Orklanden?

[Lelwani]

Unter der Führung eines großen groankror-Reiters in roter Rüstung setzen die Krieger Kakais den fliehenden Urutu des Südens nach. Viele der Flüchtenden haben ihre Waffen fallen gelassen, in ihrer Panik laufen sie durch das hohe Gras hin zu ihrem Dorf, stolpern, ein paar helfen sich gegenseitig auf. Einige, die noch ihre Waffen haben, drehen sich im Mut der Verzweiflung ein letztes Mal um, um den Angreifenden die Stirn zu bieten. Wenigen gelingt es sogar den ihnen nachsetzenden Kriegern noch schwere Wunden zuzufügen oder sie sogar zu töten.
Die meisten der Urutu des Südens laufen in Richtung ihres Dorfes, doch einige, die die Panik noch nicht restlos übermannt hat, versuchen auch, einen Bogen um das Dorf zu schlagen und sich ins umgebende Unterholz zu flüchten. Vielen wird von den Neruga der Weg abgeschnitten und sie müssen kämpfen oder ohne Kampf sterben. Die Neruga töten schnell und meist schmerzlos.

Im Dorf, in dem die Kampfunfähigen, die Kinder, die Alten, die schwangeren Frauen, zurückgeblieben sind, herrscht helle Aufregung, nun, da sich die Flüchtenden und deren Verfolger unaufhaltsam nähern. So gut sie können, verbarrikadieren sie sich in ihren Zelten, einige nehmen sogar Waffen in die Hand, um sich gegen die Angreifer verteidigen zu können, sollte es zum Äußersten kommen.

Vier orkische Kinder drängen sich in dem einen, kleineren Zelt, das am Rand der Zeltsiedlung aufgebaut ist. Innen an dessen Eingang, der durch feste Schnüre verschlossen ist, steht eine junge Oroka, deren erste Jagd und damit ihr Eintritt ins Erwachsenenleben nur kurz bevorzustehen scheint. Sie trägt einen einfachen Holzprügel in der Hand.
"Hört auf zu weinen, ihr Weichlinge!" ruft sie, dabei den Zelteingang nicht aus den Augen lassend und den Prügel bereithaltend, "ama und ata sind irgendwo da draußen und kämpfen sich den Weg zu uns frei! Und dann werden wir es diesen khoka zeigen können, gemeinsam!"
Plötzlich kommt der Kampfeslärm näher; die junge Oroka ergreift den Prügel fester, die orkischen Kinder drängen sich in die hinterste Ecke des Zeltes und weinen stärker; bis auf einen kleinen orkischen Jungen, wohl an die sieben Winter alt, der sich nun, Tränen in den Augen, fast trotzig neben seine Schwester stellt, die Fäuste geballt.
"Sollen sie nur kommen!" ruft er, "ich habe keine Angst! Ich kann fest zubeißen! Und meine Fäuste werden sie hart treffen!"

In dem Moment wird der Zelteingang von einer Klinge zerrissen; die Kinder schreien angstvoll. Doch die junge Oroka ergreift ihre Chance und schwingt den Knüppel, um ihn auf die eben hereintretende Gestalt niedersausen zu lassen. Ein metallisches "däng" ertönt und der schwer gerüstete eintretende Orok, eine lange Klingenwaffe in der Hand, lacht. Dann entwindet er ihr in geschickter Bewegung den Knüppel, befördert den kleinen, fäusteschwingenden Orok mit einem gezielten Tritt zu den anderen Kindern in die hintere Ecke des Zeltes und greift das Mädchen an ihren langen, dunklen Haaren.
"Dreckige Südurutu!" ruft er, als er sie an den Haaren durch das Zelt zieht, "es wird Zeit, dass du bekommst, was dir zusteht!"

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Stille herrscht über dem einstigen Schlachtfeld. Tote Leiber liegen überall. Tote Oroka - in ihrem eigenen Blut. Erstochen, von Speeren und Pfeilen getroffen, erschlagen, verstümmelt. Viele Seelen wollen zu Paagrio und zu den Ahnen wandern, viele müssen verbrannt werden, um den rechten Weg dorthin zu finden. Und unter den Überlebenden des kleinen Zeltdorfes herrscht Wehklagen und Jammern.

"Rache!" Das sind die einzigen Gedanken von Ulwaimakk, deren Blick auf das Feld mit den Toten gerichtet ist, auf das sie zusteuert, den Vater ihres ungeborenen Kindes zu finden, auf dass sie ihn angemessen bestatten kann.
"Rache!" Das sind die Gedanken der jungen Oroka in dem Zelt am Rand der Siedlung.
"Kakai ist schuld!" rufen einige der Alten. "Kakai steht nicht im Bunde mit Paagrio - sondern mit Kasha!"
Und irgendwo in der Wildnis, dort, wo ihn keiner der Angreifenden suchte, verzieht Bothlak, der Jäger, in seiner Wut das Gesicht und seine Wunden schmerzen weniger, wenn er sich auf seinen Hass konzentriert. Und auf den Träger seines ganzen Hasses. "Thandorak!" knurrt er immer wieder, "Thandorak!"