25.06.2008, 02:16
Es war vollbracht. Beinahe befriedigt glitten Galenyas Augen über die Panflöte. Das Holz war weiss, jedoch nicht bemalt, sondern naturweiss -und hatte diesen Schimmer, wenn das Licht im richtigen Winkel darauf fiel, so dass es beinahe wie Knochen aussah. Das es wirklich Holz war, sah man erst, wenn man das Instrument in der Hand hielt. Sie war nicht aus aneinandergebundenen Bambusrohren gefertigt, wie die meisten Panflöten, sondern aus einem massiven Holzstück geschnitzt. Während die Oberseite fast im Naturzustand war, man jeden Ast-ring sehen konnte, so war die Unterseite ein wahres Kunstwerk. Jedoch blieb sie für den Zuhörer des Flötenspieles unsichtbar. Der Flötenspieler jedoch würde auf eine Küstenlandschaft blicken. Das Meer mit einem sehr detailierten Segelschiff mit im Wind geblähten Segeln. Überm Horizont jagten einige Möwen durch die Wolken und in der einen Ecke des Bildes sah man einen Leuchtturm. Unter dem Bild war eine Rose ins Holz geschnitzt. Obwohl die Blume mit dem Rest des Bildes nichts zutun hatte, wirkte sie sonderbar stimmig.
Galenya legte die Flöte wieder aus den Händen, auf das dunkelrote Samttuch, das sie sich von Ameria hatte bringen lassen und schloss einen Moment die Augen. Das Holz hatte sich so warm und lebendig in ihren Fingern angefühlt, fast, als hätte es eine Art... Eigenwärme. Fast als lebte es... Ob er jene Flöte jemals spielen würde?
Es war ein Tag nachdem sie sich der Elfischen Heilerin anvertraut hatte. Sie hatte ihr von Benji erzählt, von der Jabress und von dem, zu dem er geworden war. Dem Assasinen. Es hatte gut getan, darüber zu sprechen. Jedoch hatte Ameria ihre ganz persönlichen Schlüsse gezogen. Nameria, ihre Tochter, die Halbelfe, hatte ein striktes Verbot erhalten, die Kriegerin noch einmal zu besuchen. Den Schlüssel zu Galenyas Versteck legte Ameria nicht mehr aus der Hand. Galenya machte es traurig. Sie vermisste die Gesellschaft des Halbelfenmädchens, die sie so gut hatte eblenken können. Nun blieb Ameria Galenyas einziger Besuch und es gab Stunden an denen sie sich fast die dunkelelfische Assasine herbei wünschte - so törricht es auch war - einfach, um nicht mehr allein zu sein. Doch Galenya war allein.
So allein, dass sie manchmal sogar Selbstgespräche führte, indem sie sich einfach vorstellte, was sie zu bestimmten Personen sagen würde, würden sie ihr unter die Augen treten. Meist war es Benji - wer sonst - an den sie dachte. Und immer öfter fragte sie sich, was geschehen würde, wenn er nicht zurück kehrte. Auch nicht mit der Absicht, sie zu töten, sondern einfach... gar nicht. Sie hatte sie gesehen, gefühlt, diese Kälte in ihm, dieses... Gefühllose. Der Assasine in ihm, der immer mehr auch darüber Besitz ergreifen zu schien, was von Benji Draug - dem Poeten und Spielmann - übrig geblieben war.
Und manchmal glaubte sie, dass es nur noch die Erinnerungen an ihn waren, die sie bei dem Glauben ließ, es könne wieder alles werden, wie es einmal war. Die Erinnerungen... an den Mann mit dem langen roten Haar, den sanften Gesichtszügen und den himmelblauen Augen, die er beim Flötenspielen geschlossen hielt. Dieser... friedliche Ausdruck auf seinem Antlitz... Und dieses Sanfte in seinem Blick, wenn er sie angesehen hatte.
Aber manchesmal kam es ihr auch vor, als wäre dies nur ein Traum gewesen. Ein Schaudern lief ihr über den Rücken, wenn sie an ihre letzte Begegnung dachte. An die Dolchspitze an ihrem Kinn... die Augen, welche sich nachtschwarz gefärbt hatten. Und daran, dass auch in dem Augenblick, als das einstige Blau wieder in sie zurückgekehrt war, so unendlich viel Kälte geblieben war. Kälte und vor allem Härte. Fast schien es ihr, dass aus der einstigen Liebe Hass geworden war. Der Blick, mit dem er sie angesehen hatte... Er hatte sich tief eingebrannt, in die Seele der Kriegerin, wie ein Parasit, der immerfort an jener Seele nagte. Sie zerfressen würde, wenn es ihr nicht mehr gelang, sich an die Erinnerungen und Hoffnungen zu klammern, die ihr blieben.
Warum schließt Ihr Euch ein, wenn Ihr diese Stadt doch so mögt? -hatte Seraein gefragt. Sie hatte ihm keine Antwort gegeben, die der Wahrheit entsprach. Abgewinkt. Das würdet Ihr nicht verstehen...
Würde er nicht? Nun, vielleicht. Doch sie hätte es nicht geschafft, es in Worte zu fassen. Nicht zu dem Zeitpunkt. Sie wusste, wie seltsam die Antwort klingen würde... Ich schließe mich vor dem Mann ein, den ich liebe... Damit er mich nicht töten kann und so selbst sterben muss... Noch während ihr der Satz von den Lippen kam, musste sie lachen, so eigenartig klang es. Doch es war kein fröhliches Lachen. Sie blickte an die Wand, an der die den Elfen vor sich sah. Du musst mich für eine totale Närrin halten! So ist es doch! Nun sieh mich nicht so an! Denkst du ich wäre verrückt?
Ich bin nicht verrückt! Ihr Lachen steigerte sich in ein hysterisches Kichern, ehe das abgehackte Hicksen zu einem Schluchzen wurde. Reiss dich zusammen Galenya! knurrte sie, doch es schien, als sei nicht sie es gewesen, die diese Worte geformt hatte. Es schien ihr, als kämen sie von irgendwo her und hatten das einzige Ziel, sie zurechtzuweisen.
Ja sie war eine Närrin! Sie flüchtete und versteckte sich vor dem Mann, nach jenem ihr Herz schrie, so laut schrie, dass es sie fast taub machte. Und Galenya machte eine Entdeckung in ihrem zerkratzten Nervenkostüm. Sie fand ein Gefühl, das ihr zuvor fast völlig fremd gewesen war, nun jedoch immer deutlicher an Größe und Bedeutung gewann: Angst. Panik.
Ihr Blick huschte zu dem Mundstück der Panflöte, das Benji ihr gegeben hatte. Sie trug es nicht am Hals, weil sie Angst hatte, sie könnte der Versuchung erlegen, hinein zublasen. Ihn zu sich zu rufen. Ich bin hier, Benji. Ich brauche dich... Ich bin so einsam... Das Verlangen ihn zu sich zu führen war so gross, dass sie das Mundstück an einen der Dachbalken hatte hängen lassen. Selbst kam sie nicht an es heran. Und einerseits war es fast beruhigend für Galenya, dass es für sie so fast unerreichbar war. Ja, sie wollte dass er bei ihr war. Sie wollte nicht mehr allein sein.
...und dann? Was ist dann? Dann schließt du ihn in die Arme und alles ist wie zuvor? -hämisch klang die Stimme in ihrem Kopf- mach dich doch nicht lächerlich! Sei froh wenn er deinen Namen noch kennt!
Sie bließ nicht in das Flötenmundstück weil sie Angst hatte. Angst, er würde als der Benji zurückkommen, der ihr den Dolch ans Kinn gehalten hatte. Sie hatte einfach Angst vor der Gewissheit. Davor, dass sie an einen Punkt kommen würde, an dem sie es nicht schaffen könnte, sich an der Erinnerung an Benji festzuhalten. Der Assasine würde zu ihr zurückkommen. Nicht jedoch Benji. Solange sie jedoch an jenen guten Erinnerungen festhielt, so lange war sie zwar allein - jedoch nicht einsam.
Galenya legte sich wieder auf dem Bett zurück. Kühle Nachtluft strömte in den Planwagen und machte sie schläfrig - trotz der Gedanken. Trotz der Angst. Sie würde nicht ewig wachen können. Der Körper forderte den Schlaf ein, der ihm durch eben diese Gedanken, Sorgen und Ängste entzogen worden war.
Widerstrebend schloss sie die Augen.
Natürlich sah sie ihn vor sich, fast noch im selben Moment, als dass die Lider über der Iris herunter fielen. Damals, als sie am Strand saßen... über den Krieg geredet hatten. Und zum ersten Mal auch über Viridis.
Du bist die einzige Frau die ich liebe. Der mein Herz gehört...
Es war das einzigste Mal gewesen, dass er ihr gesagt hatte, dass er sie liebte. Seit jenem Tag hatte er es jedoch auch nicht wieder tun müssen, denn sie hatte es gewusst. Gespürt. In seinen Augen gesehen. Die Frau, der mein Herz gehört... Bis zu ihrer letzten Begegnung... das kalte Stahl an ihrer Haut... Wäre ich nicht eine Marionette ohne Wiederstand, wenn ich dich töten würde?
Tränen rannen über ihre Wange, als sie einschlief. Halb im Schlaf noch wischte sie sie fort. Sie wollte nicht weinen. Was für eine Närrin bist du? Sie hasste sich dafür. Für jede Träne.
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-Gesprochenes Galenya
-Gesprochenes
-Gedanken
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Galenya legte die Flöte wieder aus den Händen, auf das dunkelrote Samttuch, das sie sich von Ameria hatte bringen lassen und schloss einen Moment die Augen. Das Holz hatte sich so warm und lebendig in ihren Fingern angefühlt, fast, als hätte es eine Art... Eigenwärme. Fast als lebte es... Ob er jene Flöte jemals spielen würde?
Es war ein Tag nachdem sie sich der Elfischen Heilerin anvertraut hatte. Sie hatte ihr von Benji erzählt, von der Jabress und von dem, zu dem er geworden war. Dem Assasinen. Es hatte gut getan, darüber zu sprechen. Jedoch hatte Ameria ihre ganz persönlichen Schlüsse gezogen. Nameria, ihre Tochter, die Halbelfe, hatte ein striktes Verbot erhalten, die Kriegerin noch einmal zu besuchen. Den Schlüssel zu Galenyas Versteck legte Ameria nicht mehr aus der Hand. Galenya machte es traurig. Sie vermisste die Gesellschaft des Halbelfenmädchens, die sie so gut hatte eblenken können. Nun blieb Ameria Galenyas einziger Besuch und es gab Stunden an denen sie sich fast die dunkelelfische Assasine herbei wünschte - so törricht es auch war - einfach, um nicht mehr allein zu sein. Doch Galenya war allein.
So allein, dass sie manchmal sogar Selbstgespräche führte, indem sie sich einfach vorstellte, was sie zu bestimmten Personen sagen würde, würden sie ihr unter die Augen treten. Meist war es Benji - wer sonst - an den sie dachte. Und immer öfter fragte sie sich, was geschehen würde, wenn er nicht zurück kehrte. Auch nicht mit der Absicht, sie zu töten, sondern einfach... gar nicht. Sie hatte sie gesehen, gefühlt, diese Kälte in ihm, dieses... Gefühllose. Der Assasine in ihm, der immer mehr auch darüber Besitz ergreifen zu schien, was von Benji Draug - dem Poeten und Spielmann - übrig geblieben war.
Und manchmal glaubte sie, dass es nur noch die Erinnerungen an ihn waren, die sie bei dem Glauben ließ, es könne wieder alles werden, wie es einmal war. Die Erinnerungen... an den Mann mit dem langen roten Haar, den sanften Gesichtszügen und den himmelblauen Augen, die er beim Flötenspielen geschlossen hielt. Dieser... friedliche Ausdruck auf seinem Antlitz... Und dieses Sanfte in seinem Blick, wenn er sie angesehen hatte.
Aber manchesmal kam es ihr auch vor, als wäre dies nur ein Traum gewesen. Ein Schaudern lief ihr über den Rücken, wenn sie an ihre letzte Begegnung dachte. An die Dolchspitze an ihrem Kinn... die Augen, welche sich nachtschwarz gefärbt hatten. Und daran, dass auch in dem Augenblick, als das einstige Blau wieder in sie zurückgekehrt war, so unendlich viel Kälte geblieben war. Kälte und vor allem Härte. Fast schien es ihr, dass aus der einstigen Liebe Hass geworden war. Der Blick, mit dem er sie angesehen hatte... Er hatte sich tief eingebrannt, in die Seele der Kriegerin, wie ein Parasit, der immerfort an jener Seele nagte. Sie zerfressen würde, wenn es ihr nicht mehr gelang, sich an die Erinnerungen und Hoffnungen zu klammern, die ihr blieben.
Warum schließt Ihr Euch ein, wenn Ihr diese Stadt doch so mögt? -hatte Seraein gefragt. Sie hatte ihm keine Antwort gegeben, die der Wahrheit entsprach. Abgewinkt. Das würdet Ihr nicht verstehen...
Würde er nicht? Nun, vielleicht. Doch sie hätte es nicht geschafft, es in Worte zu fassen. Nicht zu dem Zeitpunkt. Sie wusste, wie seltsam die Antwort klingen würde... Ich schließe mich vor dem Mann ein, den ich liebe... Damit er mich nicht töten kann und so selbst sterben muss... Noch während ihr der Satz von den Lippen kam, musste sie lachen, so eigenartig klang es. Doch es war kein fröhliches Lachen. Sie blickte an die Wand, an der die den Elfen vor sich sah. Du musst mich für eine totale Närrin halten! So ist es doch! Nun sieh mich nicht so an! Denkst du ich wäre verrückt?
Ich bin nicht verrückt! Ihr Lachen steigerte sich in ein hysterisches Kichern, ehe das abgehackte Hicksen zu einem Schluchzen wurde. Reiss dich zusammen Galenya! knurrte sie, doch es schien, als sei nicht sie es gewesen, die diese Worte geformt hatte. Es schien ihr, als kämen sie von irgendwo her und hatten das einzige Ziel, sie zurechtzuweisen.
Ja sie war eine Närrin! Sie flüchtete und versteckte sich vor dem Mann, nach jenem ihr Herz schrie, so laut schrie, dass es sie fast taub machte. Und Galenya machte eine Entdeckung in ihrem zerkratzten Nervenkostüm. Sie fand ein Gefühl, das ihr zuvor fast völlig fremd gewesen war, nun jedoch immer deutlicher an Größe und Bedeutung gewann: Angst. Panik.
Ihr Blick huschte zu dem Mundstück der Panflöte, das Benji ihr gegeben hatte. Sie trug es nicht am Hals, weil sie Angst hatte, sie könnte der Versuchung erlegen, hinein zublasen. Ihn zu sich zu rufen. Ich bin hier, Benji. Ich brauche dich... Ich bin so einsam... Das Verlangen ihn zu sich zu führen war so gross, dass sie das Mundstück an einen der Dachbalken hatte hängen lassen. Selbst kam sie nicht an es heran. Und einerseits war es fast beruhigend für Galenya, dass es für sie so fast unerreichbar war. Ja, sie wollte dass er bei ihr war. Sie wollte nicht mehr allein sein.
...und dann? Was ist dann? Dann schließt du ihn in die Arme und alles ist wie zuvor? -hämisch klang die Stimme in ihrem Kopf- mach dich doch nicht lächerlich! Sei froh wenn er deinen Namen noch kennt!
Sie bließ nicht in das Flötenmundstück weil sie Angst hatte. Angst, er würde als der Benji zurückkommen, der ihr den Dolch ans Kinn gehalten hatte. Sie hatte einfach Angst vor der Gewissheit. Davor, dass sie an einen Punkt kommen würde, an dem sie es nicht schaffen könnte, sich an der Erinnerung an Benji festzuhalten. Der Assasine würde zu ihr zurückkommen. Nicht jedoch Benji. Solange sie jedoch an jenen guten Erinnerungen festhielt, so lange war sie zwar allein - jedoch nicht einsam.
Galenya legte sich wieder auf dem Bett zurück. Kühle Nachtluft strömte in den Planwagen und machte sie schläfrig - trotz der Gedanken. Trotz der Angst. Sie würde nicht ewig wachen können. Der Körper forderte den Schlaf ein, der ihm durch eben diese Gedanken, Sorgen und Ängste entzogen worden war.
Widerstrebend schloss sie die Augen.
Natürlich sah sie ihn vor sich, fast noch im selben Moment, als dass die Lider über der Iris herunter fielen. Damals, als sie am Strand saßen... über den Krieg geredet hatten. Und zum ersten Mal auch über Viridis.
Du bist die einzige Frau die ich liebe. Der mein Herz gehört...
Es war das einzigste Mal gewesen, dass er ihr gesagt hatte, dass er sie liebte. Seit jenem Tag hatte er es jedoch auch nicht wieder tun müssen, denn sie hatte es gewusst. Gespürt. In seinen Augen gesehen. Die Frau, der mein Herz gehört... Bis zu ihrer letzten Begegnung... das kalte Stahl an ihrer Haut... Wäre ich nicht eine Marionette ohne Wiederstand, wenn ich dich töten würde?
Tränen rannen über ihre Wange, als sie einschlief. Halb im Schlaf noch wischte sie sie fort. Sie wollte nicht weinen. Was für eine Närrin bist du? Sie hasste sich dafür. Für jede Träne.
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-Gesprochenes Galenya
-Gesprochenes
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