Galenya - Das Herz einer Kriegerin

[Galenya]

Guten Morgen... Ganz leicht blitzte es himmelblau zwischen den müden Augenliedern, ehe er ganz langsam den Kopf wand. Die Lippen bewegten sich doch verloren den Kampf gegen die Müdigkeit. Es dauerte noch einige endlos lange Wimpernschläge, ehe sein Blick sie ganz fixiert hatte und die Trägheit nicht länger auf den Lidern lastete.

Du hast doch nicht etwa die ganze Zeit hier gesessen? -eher staunend als tadelnd, als die Stimme schließlich Worte fassen konnte. Denkst du wirklich, ich würde dich noch einmal aus den Augen lassen? Er lächelte sanft ob der Gegenfrage. Nein... nie mehr.

Sie wollte sich über ihn beugen, um einen Kuss auf seine Stirn zu hauchen. Doch die Angst war nicht gänzlich erloschen, schwebte zwischen ihnen wie eine Mauer - und ließ sie zögern. Die Ereignisse der letzten Tage... sein Dolch an ihrem Kinn, das kalte Metal auf der Haut... diese tiefschwarzen Augen... Sie hatte es nicht vergessen können. Bist du nun wirklich... frei? Er nickte leicht. Ja, sie ist tot. Ich bin wieder ganz ich selbst, Galenya... Sie blickte ihn still an, beinahe als erwarte sie, dass er sich wieder in den Assasinen verwandelte.

Doch es geschah natürlich nichts dergleichen. Die Augen, die sie ruhig anblickten, blieben leuchtend blau. Ich konnte nicht zulassen, dass etwas zwischen uns steht... Es klang fast entschuldigend. Und schließlich gab etwas in ihr nach. Die Angst löste sich auf. Die Mauer verschwand. Galenya küsste ihn.

Es hatte ihr viel Überzeugungskraft abverlangt, ehe es ihr endlich gelungen war, den Verband um seine Rechte zu lösen. Die Wunde sah nicht gut aus, war außerdem am Verband verklebt, scheinbar hatte sie sich wieder geöffnet, als er die Hand im Schlaf bewegt hatte. Ich habe meine Schreibhand zerstört... Voll Trauer waren jene Worte, und jene Trauer traf auch sie tief. Er schien es zu merken. Heey, dann lern ich halt mit Links zu Schreiben! Doch Galenya fuhr fort, ihre Idee in die Tat umzusetzen. Was machst du? misstrauisch beäugte er ihr Tun. Sie wickelte gerade den grauen Mantel um seine Hand. Die Zeit, die sie an seinem Bett gesessen hatte, war er um ihre nackten Unterschenkel geschlungen gewesen. Das merkwürdige taube, aber gute Gefühl in ihren Beinen bestätigte sie. Kurz spannte sie die Muskeln der Beine an, streckte die Schienbeine. Keine Schmerzen.

Was tust du da? abermals. Er blickt auf seine Hand, dann fragend in ihr Gesicht. Keine Angst, er fusselt nicht... Schmunzelnd steckte sie den Mantel um die verletzte Hand fest - vorsichtig, doch es schien ihm trotzdem weh zu tun. Hin und wieder verzog er das Gesicht. Ernster und eindringlich setzte sie hinzu: Vertrau mir einfach... Er nickte.

Als sie sich wieder gegen die Stuhllehne setzen wollte, merkte sie den Gegenstand, der in ihrer Tasche drückte. Achja... Sie zog ihn heraus, legte die geschnitzte Panflöte auf seine Brust, Ich habe etwas für dich...

Es war fast so als wenn ein längst zu Glut verfallenes Feuer in den Augen Benjis aufglimmte. Staunend strichen die Finger seiner Linken über das Holz, ehe er sie in die Hand nahm. Und es schien, als habe das Instrument nie woanders hingehört, als in seine Hände.

Das Mundstück fand wie von selbst den Weg an seine Lippen und leise schwebten gleich daraufhin die Klänge durch den Tempel, schienen einen anderen Ursprunges anzugehören, als sie es taten. Ebenso wie es schien, als säße Benji nicht länger im Krankenlager sondern woander - weit fort - im Nordwesten. Galenya meinte fast das Plätschern des Wassers zu hören und dann, aus weiter Ferne, wie aus einem Traum, wurde das Heulen eines einsamen Wolfes zu ihnen getragen. Lomeria... Die Melodie verklung, dennoch schwebte noch immer etwas seltsam Magisches durch den Raum. Die singenden Wasserfälle... ungläubig blickte Benji sie an, ...aber wie hast du...?

Galenya antwortete nicht, sondern sah mit feuchten Augen auf das Bild, welches sie längst aufgegeben glaubte. Ihrem Blick entsprang förmlich die Bitte, wie ein stummes Flehen: Bitte spiel weiter... hör nicht auf... lass den Zauber nicht sterben... Benji sagte nichts, doch er schien es verstanden zu haben. Er setzte die Flöte wieder an die Lippen.

Das Feuer... brannte wieder. Nein, nicht nur das... es loderte.


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-Gesprochenes Galenya
-Gesprochenes
-Gedanken
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