05.07.2008, 00:21
24: Angst
Benji erwachte wieder, nicht zum ersten Mal in dieser Nacht. Der Schmerz in seiner Brust, dort wo der Eissplitter ihn durchbohrt hatte, weckte ihn erneut. Aus Gewohnheit wollte er seine rechte Hand auf die Stelle legen, doch die beantwortete die Bewegung mit einem stechenden Schmerz. Benji zog die Augenbrauen zusammen und ließ die Hand wieder sinken.
In der linken Hand lag noch immer die neue Panflöte, die Galenya ihm gegeben hatte. Er umklammerte das warme Holz, als wollte er damit den Schmerz vertreiben. Dann öffnete er die Augen, hob die Hand und betrachtete das Musikinstrument mit einem Lächeln. Das letzte Stück um ihn zurück zu holen, weg vom Morden. Weg aus der Dunkelheit. Er war glücklich darüber.
Er wusste, dass Galenya ebenso erleichtert war. Benji hatte es in ihren Augen deutlich sehen können. Erst die Angst vor seiner Schattenseite, die noch immer nicht ganz verflogen war… dann die Freude, welche ihm das Flötenspiel herangetragen hatte. Er war froh wieder den Ruf einer Flöte zu verspüren, all die Gefühlseindrücke die er damit einfing oder ausstrahlen konnte: Das hatte er vermisst. Er fühlte sich lebendig.
Die Panflöte verschwand in der Robe, die man ihm angezogen hatte. Dann wandte er den Kopf zur Seite, um in den Krankensaal blicken zu können. Er war allein. Damit hatte er nicht gerechnet.
„Du warst doch nicht etwa die ganze Zeit hier? Wehe du hast nicht geschlafen.“, Benji war froh, dass Galenya bei ihm war als er tief in der Nacht erwachte.
„Du glaubst doch nicht, dass ich dich je wieder aus den Augen lassen?“, war ihre berechtigte Antwort. Zuviel hatte sie durchgemacht mit ihm, ohne ihn.
„Nein…“, Benji schloss seine Augen und lächelte. Er würde sie auch nicht alleine lassen. „Nie mehr.“
„Galenya?“, frage Benji vorsichtig in den Raum hinein. Zweimal, dann setzte er sich auf. Ein Schwindelgefühl ereilte ihn, sodass er sich beinahe wieder hingelegt hätte. Doch er konnte nicht, er musste wissen wo sie ist. Etwas in ihm raste, als er die Beine über das Bett schon, die Füße auf den Boden gleiten ließ. Es war sein Herz. Schmerzen. Angst.
„Galenya…“, wieder suchte er mit den Augen den Raum ab, schaute zu den anderen Betten des Tempels. Sie waren leer. Es war Dunkel, nicht nur im Krankenlager. Benji presste nun doch die rechte Hand gegen seine Brust, der Schmerz verstärkte sich. Er erhob sich vom Bett, unterdrückte den Schmerzenslaut. Aber er konnte nicht sofort losgehen, musste stehen bleiben und warten bis die Schwärze vor seinen Augen wieder wich. Sein Herz raste noch immer. Wo war sie?
Die Torturen der letzten Tage lasteten schwer auf seinem Körper, die Priester hatten ihm nicht ohne Grund strikte Bettruhe verordnet. Er war noch nicht soweit wieder umherzuwandern, das spürte er nun auch deutlich. Dennoch, etwas trieb ihn dazu und er verließ nach einem weiteren Schwächeanfall das Krankenlager.
Im Mondschein über Heine wirkte der seltsame Umhang, de Galenya um Benjis rechte Hand gewickelt hatte noch skurriler. Er hatte wenig Hoffnung, dass er mit dieser Hand je wieder einen Text schreiben würde. Die Wunde ging ständig wieder auf, der stille Kampf seiner Schattenseite. Welch Ironie, dass dies ausgerechnet in der Schreibhand geschah, das Werkzeug zur Kreativität.
Benji musste sich am Geländer der Brücke abstützen, die vom Tempel in die Stadt führte. Galenyas Beine waren zerstört, jene die sie für ihre Berufung als Ritterin so dringend benötigte. Ihm selbst wurde die Schreibhand zerstört, jene die er brauchte um seiner Leidenschaft als Schreiber und Poet nachzugehen. Irgendjemand spielt ein böses Spiel mit den beiden. Sollte einer der Götter dahinter stecken, würde Benji sich irgendwie an ihm rächen, so entschloss er es.
Ziellos führten ihn seine entkräfteten Füße durch die Stadt, wo sollte er suchen? War sie überhaupt noch in Heine? Wie war sie weggekommen, konnte sie doch nicht laufen. Benjis Augen verengten sich. Irgendjemand musste sie mitgenommen haben, egal ob sie es wollte oder nicht. Wieder ein stechender Schmerz in seiner Brust, der ihn zusammenzucken ließ. Sein Herz raste noch immer.
Unbewusst führten ihn seine Schritte nun aus der Stadt heraus, die Nacht über Heine war schön und die Laternen, welche auch hier draußen den Weg beschienen gaben dem ganzen einen romantischen Touch. Kurz dachte er daran, dass er mit Viridis bei der ersten Begegnung zur Aussichtsplattform gegangen war. Dort wo die Statue Evas den Schiffen den Weg weißt und ein künstlicher Wasserfall die ganze Szenerie in eine beruhigende Stimmung versetzte. Das war nun sein neues Ziel. Vielleicht konnte er sie von dort sehen, hoch genug war die Aussichtsplattform ja.
Doch soweit brauchte er gar nicht zu gehen. Obwohl seine Hoffnung nicht sehr hoch war Galenya mitten in der Nacht zu finden, war er auch nicht erstaunt sie dort am Ufer zu sehen. Es war ein schöner Ort um sich seinen Gedanken hinzugeben und herum zu träumen. Doch Benji erstarrte in seiner Bewegung.
Galenya war nicht allein.
Der Griff zur leeren Dolchscheide mit der rechten Hand verursachte erneut Schmerzen in der Hand. Benji blieb im Schatten der Palmen stehen, betrachtete die Szenerie die sich da an der Küste vor ihm bot mit angehaltenem Atem. Denn die Begleitung Galenyas schien alles andere als eine Bedrohung für sie zu sein.
Sie lag in den Armen eines Elfen, was durch sein goldenes Haar und die ~ unter der Laterne deutlich sichtbaren ~ langen Ohren gut zu erkennen war. Dieser schien sie zu wärmen, ein Mantel lag um sie. Rüstungsteile waren am Strand zu sehen. Benji wollte gar nicht wissen was die beiden hier gemacht hatten…
In dem Moment als der Elf Galenya küsste ballten sich Benjis Fäuste. Er war zu weit weg und im Schatten, sie würden ihn nicht sehen. Zärtlich löste der Elf sich wieder von Galenyas Lippen, Benji wurde heiß und kalt zugleich. Wieder ein stechender Schmerz in seiner Brust, er musste die Zähne zusammenbeißen. Die nachfolgenden Worte der beiden Turteltäubchen hörte Benji schon nicht mehr.
Er rannte.
Ein Gedankenkarussell stürzte auf den jungen Menschen ein, während seine Schritte ihn fort trugen. Er wusste nicht wohin, aber das war auch nicht mehr wichtig. Denn was davon war noch wahr, was war eine Lüge?
Benji stürzte, als seine Füße im Sumpf landeten. Völlig mit Schlamm bedeckt stützte er sich wieder hoch, kroch auf eine der kleinen Inseln inmitten des Sumpfes und setzte sich auf seinen Hosenboden.
Benji starrte den Nachthimmel an, Blut sickerte durch die Robe. Die Wunde an der Brust hatte sich wieder geöffnet. Schwarzer Nebel trat daraus hervor, seine rechte Hand zuckte. Schmerz. Angst…. Zorn.
Ein wütender Schrei ließ die Alligatoren des Sumpfes aufmerksam werden.
Dann war alles schwarz.
Benji erwachte wieder, nicht zum ersten Mal in dieser Nacht. Der Schmerz in seiner Brust, dort wo der Eissplitter ihn durchbohrt hatte, weckte ihn erneut. Aus Gewohnheit wollte er seine rechte Hand auf die Stelle legen, doch die beantwortete die Bewegung mit einem stechenden Schmerz. Benji zog die Augenbrauen zusammen und ließ die Hand wieder sinken.
In der linken Hand lag noch immer die neue Panflöte, die Galenya ihm gegeben hatte. Er umklammerte das warme Holz, als wollte er damit den Schmerz vertreiben. Dann öffnete er die Augen, hob die Hand und betrachtete das Musikinstrument mit einem Lächeln. Das letzte Stück um ihn zurück zu holen, weg vom Morden. Weg aus der Dunkelheit. Er war glücklich darüber.
Er wusste, dass Galenya ebenso erleichtert war. Benji hatte es in ihren Augen deutlich sehen können. Erst die Angst vor seiner Schattenseite, die noch immer nicht ganz verflogen war… dann die Freude, welche ihm das Flötenspiel herangetragen hatte. Er war froh wieder den Ruf einer Flöte zu verspüren, all die Gefühlseindrücke die er damit einfing oder ausstrahlen konnte: Das hatte er vermisst. Er fühlte sich lebendig.
Die Panflöte verschwand in der Robe, die man ihm angezogen hatte. Dann wandte er den Kopf zur Seite, um in den Krankensaal blicken zu können. Er war allein. Damit hatte er nicht gerechnet.
„Du warst doch nicht etwa die ganze Zeit hier? Wehe du hast nicht geschlafen.“, Benji war froh, dass Galenya bei ihm war als er tief in der Nacht erwachte.
„Du glaubst doch nicht, dass ich dich je wieder aus den Augen lassen?“, war ihre berechtigte Antwort. Zuviel hatte sie durchgemacht mit ihm, ohne ihn.
„Nein…“, Benji schloss seine Augen und lächelte. Er würde sie auch nicht alleine lassen. „Nie mehr.“
„Galenya?“, frage Benji vorsichtig in den Raum hinein. Zweimal, dann setzte er sich auf. Ein Schwindelgefühl ereilte ihn, sodass er sich beinahe wieder hingelegt hätte. Doch er konnte nicht, er musste wissen wo sie ist. Etwas in ihm raste, als er die Beine über das Bett schon, die Füße auf den Boden gleiten ließ. Es war sein Herz. Schmerzen. Angst.
„Galenya…“, wieder suchte er mit den Augen den Raum ab, schaute zu den anderen Betten des Tempels. Sie waren leer. Es war Dunkel, nicht nur im Krankenlager. Benji presste nun doch die rechte Hand gegen seine Brust, der Schmerz verstärkte sich. Er erhob sich vom Bett, unterdrückte den Schmerzenslaut. Aber er konnte nicht sofort losgehen, musste stehen bleiben und warten bis die Schwärze vor seinen Augen wieder wich. Sein Herz raste noch immer. Wo war sie?
Die Torturen der letzten Tage lasteten schwer auf seinem Körper, die Priester hatten ihm nicht ohne Grund strikte Bettruhe verordnet. Er war noch nicht soweit wieder umherzuwandern, das spürte er nun auch deutlich. Dennoch, etwas trieb ihn dazu und er verließ nach einem weiteren Schwächeanfall das Krankenlager.
Im Mondschein über Heine wirkte der seltsame Umhang, de Galenya um Benjis rechte Hand gewickelt hatte noch skurriler. Er hatte wenig Hoffnung, dass er mit dieser Hand je wieder einen Text schreiben würde. Die Wunde ging ständig wieder auf, der stille Kampf seiner Schattenseite. Welch Ironie, dass dies ausgerechnet in der Schreibhand geschah, das Werkzeug zur Kreativität.
Benji musste sich am Geländer der Brücke abstützen, die vom Tempel in die Stadt führte. Galenyas Beine waren zerstört, jene die sie für ihre Berufung als Ritterin so dringend benötigte. Ihm selbst wurde die Schreibhand zerstört, jene die er brauchte um seiner Leidenschaft als Schreiber und Poet nachzugehen. Irgendjemand spielt ein böses Spiel mit den beiden. Sollte einer der Götter dahinter stecken, würde Benji sich irgendwie an ihm rächen, so entschloss er es.
Ziellos führten ihn seine entkräfteten Füße durch die Stadt, wo sollte er suchen? War sie überhaupt noch in Heine? Wie war sie weggekommen, konnte sie doch nicht laufen. Benjis Augen verengten sich. Irgendjemand musste sie mitgenommen haben, egal ob sie es wollte oder nicht. Wieder ein stechender Schmerz in seiner Brust, der ihn zusammenzucken ließ. Sein Herz raste noch immer.
Unbewusst führten ihn seine Schritte nun aus der Stadt heraus, die Nacht über Heine war schön und die Laternen, welche auch hier draußen den Weg beschienen gaben dem ganzen einen romantischen Touch. Kurz dachte er daran, dass er mit Viridis bei der ersten Begegnung zur Aussichtsplattform gegangen war. Dort wo die Statue Evas den Schiffen den Weg weißt und ein künstlicher Wasserfall die ganze Szenerie in eine beruhigende Stimmung versetzte. Das war nun sein neues Ziel. Vielleicht konnte er sie von dort sehen, hoch genug war die Aussichtsplattform ja.
Doch soweit brauchte er gar nicht zu gehen. Obwohl seine Hoffnung nicht sehr hoch war Galenya mitten in der Nacht zu finden, war er auch nicht erstaunt sie dort am Ufer zu sehen. Es war ein schöner Ort um sich seinen Gedanken hinzugeben und herum zu träumen. Doch Benji erstarrte in seiner Bewegung.
Galenya war nicht allein.
Der Griff zur leeren Dolchscheide mit der rechten Hand verursachte erneut Schmerzen in der Hand. Benji blieb im Schatten der Palmen stehen, betrachtete die Szenerie die sich da an der Küste vor ihm bot mit angehaltenem Atem. Denn die Begleitung Galenyas schien alles andere als eine Bedrohung für sie zu sein.
Sie lag in den Armen eines Elfen, was durch sein goldenes Haar und die ~ unter der Laterne deutlich sichtbaren ~ langen Ohren gut zu erkennen war. Dieser schien sie zu wärmen, ein Mantel lag um sie. Rüstungsteile waren am Strand zu sehen. Benji wollte gar nicht wissen was die beiden hier gemacht hatten…
In dem Moment als der Elf Galenya küsste ballten sich Benjis Fäuste. Er war zu weit weg und im Schatten, sie würden ihn nicht sehen. Zärtlich löste der Elf sich wieder von Galenyas Lippen, Benji wurde heiß und kalt zugleich. Wieder ein stechender Schmerz in seiner Brust, er musste die Zähne zusammenbeißen. Die nachfolgenden Worte der beiden Turteltäubchen hörte Benji schon nicht mehr.
Er rannte.
Ein Gedankenkarussell stürzte auf den jungen Menschen ein, während seine Schritte ihn fort trugen. Er wusste nicht wohin, aber das war auch nicht mehr wichtig. Denn was davon war noch wahr, was war eine Lüge?
Benji stürzte, als seine Füße im Sumpf landeten. Völlig mit Schlamm bedeckt stützte er sich wieder hoch, kroch auf eine der kleinen Inseln inmitten des Sumpfes und setzte sich auf seinen Hosenboden.
Benji starrte den Nachthimmel an, Blut sickerte durch die Robe. Die Wunde an der Brust hatte sich wieder geöffnet. Schwarzer Nebel trat daraus hervor, seine rechte Hand zuckte. Schmerz. Angst…. Zorn.
Ein wütender Schrei ließ die Alligatoren des Sumpfes aufmerksam werden.
Dann war alles schwarz.