Galenya - Das Herz einer Kriegerin

[Galenya]

Sie wartete. Der Blick hatte sich im Kelch vor ihr vergraben. Leer, der Kelch sowie ihr Blick. Sie wartete. Worauf? Sie wusste es nicht.

Opium suchte sie in der Taverne auf. Sie wechselten ein paar kurze Worte, ehe die Dunkle sich nach Benji erkundigte. Der frische Verband an Galenyas Schulter war ihr nicht entgangen. Wo ist er?
Ich werde Euch hinbringen.
Sie stand auf, schwankend, die Muskeln der Beine waren längst nicht wieder da. Ihr Gang war schleppend, unendlich langsam und unsicher. Die Beine zitterten unter dem Körpergesicht. Ihr werdet Euch ein Pferd nehmen müssen. Ich kann noch nicht so gut wieder gehen...
Opium schmunzelte. Im Schatten geht es leichter... Galenya schaute verblüfft, als die Dunkle neben ihr zu tanzen begann und plötzlich... fühlte sie sich ganz leicht, fast als würde sie nichts mehr wiegen. Ihr Bewegungen fühlten sich unendich langsam an, als würde sie in Watte gehen. Dennoch konnte sie sich mühelos fortbewegen.

Am Wasserfall angekommen schien der Schattenzauber langsam zu verfliegen. Opium setzte sich an den See, forderte Galenya auf, ihr Gleich zu tun. Schlagartig wurden ihre Beine wieder zu dem was sie waren. Schwach. Sie zitterten. Schnell setzte Galenya sich zu der Dunklen, blickte dann über den See. Benji war nicht zu sehen. Doch sie wusste, dass er nicht weit war.

Auch Opiums Blick huschte zum Wasser. Die Spiegelungen darin schienen ihr sichtlich Vergnügen zu bereiten. Schließlich brach sie die Stille.
Erzählt mir, was geschehen ist, Galenya.
Sie hatte mit der Frage gerechnet, dennoch fiel das Sprechen darüber schwer. Es schien... alles wieder gut zu sein. Die Dunkle war tot, er hatte sie getötet... wir dachten beide, er würde wieder frei sein... Dem war aber nicht so... Opium lauschte still, blickte weiterhin zu den Wasserfällen. Er hat etwas beobachtet... was ihn zur Verzweiflung brachte... Sie verwarf den Gedanken, Opium von Tameriel zu erzählen. Fast verwarf sie ihn, bevor er ihr überhaupt in den Sinn kam. Opium lächelte sacht. Ihr müsst wissen, dass er, solange sein Blut singt, jegliche Emotion tausendfach empfindet... Liebe wird zur rasenden Leidenschaft... Angst zur Panik... und Ärger zur blinden Wut...
Galeya nickte leicht. Ich verstehe...

Alle Dunkelelfen kämpfen seit ihrer Kindheit um die Beherrschung dieser Tiefen... er ist... in gewisser Weise vergiftet von jenem Blut...
Ihm fehlt es an Stärke, diese Emotionen zu beherrschen...

Ihr Blick wandere zu den Wasserfällen, ehe sie zögernd sprach: Galenya? Sie nickte leicht.

Ich habe erst kürzlich etwas über mich erfahren... über meine Vergangenheit... Sie verstummte kurz, legte den Kopf mit geschlossenen Augen in den Nacken. Galenya blickte Opium an und sah ihr deutlich die Schmerzen an, die der Gedanken ihr bereiten musste.Es gab da scheinbar jemanden, der mir in Liebe verbunden war. Im Geiste... im Herzen... unsere Seelen haben pulsiert. Sie seufte schwer. Ich habe leider keine Erinnerungen mehr daran.. nur ein Hauch von Bedauern begleitet diesen Gedanken... Er wurde umgebracht... von einem Verbündeten...

Sie öffnete die Augen wieder, blickte Galenya direkt an. Könnt Ihr Euch vorstellen, wie er dies tun konnte? Und tatsächlich schien Galenya langsam zu verstehen. ...das Blut...? begann sie zögernd.
Opium nickte. Ja, er wurde durch einen der Oberhäupter des Hauses damit vergiftet.
Galenya ließ die Worte auf sich wirken. Darum... helft Ihr mir? sprach sie den Gedanken schließlich aus, der ihr im Kopf herumspukte. Die Dunkle erhob sich, sah sich langsam um. Ich glaube, wehrte Galenya, dass unsere Feinde die Selben sind.
Wieder wanderte der Blick über den See. Suchend... Ich weiss nicht, ob er heute noch hierher zu finden vermag.
Er wird... ich bin mir sicher...
Sie schwiegen etwas, Opium setzte sich wieder zu ihr.

Ich bin in Sorge, dass er bereits aufgegeben hat...
Die Dunkle schloss die Augen. Damals... Galenya hob den Blick wieder zu ihr. Dies war der Grund, weshalb ich meine Vergangenheit verlohr... Meinen Namen... meine Träume... in gewisser Weise mich selbst. Sie öffnete die Augen wieder, Galenya erkannte die Trauer in ihnen. Wir sind uns ähnlicher als ich dachte... stellte sie leise fest.
Euch soll soetwas nicht wiederfahren... flüsterte sie. Ich hoffe es... Galenya hob eine Hand und legte sie der Dunklen auf die Schulter. Plötzlich glomm etwas in den Augen ihrer Gegenüber auf, fast als erinnere sie sich an etwas sehr schönes... Mein Herz schlägt erneut... Feurig und ungestüm... Sie lächelte. Wahrscheinlich ist Euer Benji meinem Seelenpartner sehr ähnlich... Und was sie dann sagte, zauberte Galenya die pure Überraschung ins Gesicht: Er ist... ein Mensch...

Ja er... er ist so anders... Sein Name ist Zaradur und er... begleitet mich schon eine geraume Weile... in meinem Schmerz in das Vergessene... Er kämpft den Kampf mit mir... mit uns.

Das... freut mich sehr für Euch... Es war keine Floskel. Galenya meinte jene Worte ehrlich. Die Dunkle berührte sie sacht an der Schulter. Ich danke Euch... dennoch soll Euch ein so verlustreiches Schicksal erspart bleiben.
Sie seifzte. Ich hoffe, dass es noch einen Sinn hat...
Alles hat einen Sinn... entweder wir lernen durch den Schmerz, oder er bleibt uns erspart... aber einen Sinn hat alles, das uns berührt... Galenya dachte über diese Worte nach, während ihr Blick wieder auf die glitzernde Oberfläche des Sees huschte. Wenn du fällst, falle ich auch... Sie schwieg.

Ihr solltet gehen... Euch etwas hinlegen und Euch auf Eure Nervenbahnen konzentrieren... Ich werde hier weiter warten. Galenye schüttelte leicht den Kopf. Wenn es Euch nicht stört, würde ich gern noch etwas bleiben. Sie wollte ihn nur einmal sehen... nur einmal...
Opium sprach ihre Gefühle aus: Hier spürt Ihr ihn wohl am stärksten...
Sie nickte, sprach die nächsten Worte sehr leise, fast andächtig: Ja, er ist hier. Ich weiss es...


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-Gedanken
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