20.07.2008, 21:33
Delaila - im Feuer des Drachen
Prolog - aus Rauch und Asche
Wie ein Leichentuch legte sich die graue Asche über die skelettartigen Überreste der kleinen Stadt. Hier und da glühte die Erde noch, züngelten einzelne Flämmchen gierig an dem, was die Untiere übrig gelassen hatten, um auch dies zu verschlingen. Der einzelne Sonnenstrahl der durch die tiefschwarzen Wolken brach, wirkte fremd. Ebenso wie das Menschenkind, das ängstlich die Nase in den nach Rauch riechenden Wind streckte. Die Augen waren schreckensweit, wanderten von den Überresten des Tisches, unter dem sich das Mädchen versteckt hatte hinüber, dahin, wo einmal das Haus der Familie gestanden hatte. Mama? eine schüchterne, leise Frage, die nicht auf eine Antwort wartete. Eine Windhose, die fast nur aus Asche zu bestehen schien, tanzte über die Trümmer.
[SIZE=16]I. -das Mädchen
Zoegerlich blieb ich einen Augenblick stehen, doch nichts tat sich. So setzte ich meinen Weg fort. Die Dorfstraße unter der Schicht aus Asche schien das Echo meiner leisen Schritte wie Donner auf mich zurueck zu werfen. Verstohlen blickte ich mich immer wieder um, in der Hoffnung auf einen Schatten, der sich aus dem Rauch schälen würde. Doch ich sah nichts. Keine Leichen. Kein Blut. Keine Menschenseele.
Es wirkte unwirklich. Wieder huschte mein Blick zu den verkohlten Resten des Tisches. Noch am Morgen hatten wir hier gefrühstückt. Die Mutter, der Vater, die Brüder und ich. Delaila. Seit zehn Jahren hatte ich jeden Morgen hier gefrühstückt.
Nach endlosen Schritten durch die Straßen der Stadt, mal hektisch, mal vorsichtig, blieb ich stehen und nun traute ich mich auch, die Vermutung, die sich in meinem Hinterkopf angebahnt hatte, meinen Verstand betreten zu lassen: Die Stadt war leer, von allem Leben verlassen. Geisterstadt. Wie leergefegt. Ausgeräuchert. Ein Reich aus Asche.
Und da nahm ich es zum ersten mal wahr... Das einzige Geraeusch, das die Stadt erfuellte, war mein eigener Atem. Nun, da ich mir der Stille bewusst war, droehnte es wie ein Wasserfall in meinem Kopf und der Klang der Luft, die mein Koerper einsog und wieder herauspresste steigerte sich in der Abwesenheit jedes anderen Geraeusches zu einem Laerm, der mich scheinbar taub werden ließ. Die Luft selbst, der allgegenwärtige Windhauch, von Rauch und Arsche geschwängert, schien stehen zu bleiben. Nur bewegt durch meine kleinen Lungen. Der Hustenreiz wurde beinahe quälend. Ich war allein.
Von Angst ergriffen begann ich loszulaufen. Wohin war mir egal. Nur fort von diesem; meinem; Grausen . Entkommen. Ich lief und lief, durch Straßen und Gassen, bis mir meine Lungen; voll Rauch wie sie waren; meinem Koerper mir weiteres Laufen untersagten und ich erschoepft in die Knie ging.
Was war richtig, und was falsch? Meine Gedanken drehten sich im Kreis und wollten nicht anhalten. Aussichtslos. Ich spürte wie mein Verstand entschwindete. Hinaus. Nur hinaus...
Ich hob den Kopf ob der Schritte, die sich ihren Weg durch die Trümmer bahnten. Schnell war ich wieder auf den Beinen, schlüpfte hinter den Überresten eines Steinkamins. Versuchte meinen Atem zu entschleunigen. Ihn eins mit der gespenstischen Stille werden zu lassen. Lauschte. Spähte dann vorsichtig zu der Gestalt, dort im Rauch.
Es war ein Mann, breit und kräftig gebaut, ein etwas untersetztes Pferd am Zügel führend. Der Schimmel schien bemüht, nicht auf die verkohlten Reste der Häuser zu treten, hob die Beine so vorsichtig, dass es fast grotest schien. Der Mann; er schien schon alt zu sein, ein langer weissgrauer Bart bedeckte seinen Oberkörper; bückte sich ächzend, tauchte die Finger der Rechten in die Ascheberge. Roch an der Asche, zerrieb sie zwischen Zeigefinger und Daumen. Verfluchte Bestien! entschlüpfte es knurrend seiner Kehle. Das Pferd schnaubte. Die aufgewirbelte Asche zeichnete spielerisch ein Muster auf der Leinenhose des Alten. Nun sah ich sie, die langstielige Axt, sie am Sattel des Pferdes befestigt war. Die rostrote Klinge schien nahezu die Gestalt eines Drachens zu haben, der flügelschwingend sein Opfer mit heißem Blick fixierte. Erstarren ließ. Das Schild, dass den Stiel halb verdeckte, war filigran gearbeitet. Die Schädelknochen eines kleinen Drachens schälten sich daraus hervor und sprangen den Betrachter beinahe an. Schwer ließ sich mein Blick von jenem lösen.
Der Mann war währenddessen mit seinen Beobachtungen fertig. Er befeuchtete den Finger mit der Zunge und hielt in die rauchige Luft. Nachdenklich gruben sich Falten in die Stirn. Dann machte er endgültig kehrt und verließ schleppenden Schrittes die Ruinen. Er nahm die Antworten zu meinen Fragen mit sich.
Ich folgte ihm.[/SIZE]
Prolog - aus Rauch und Asche
Wie ein Leichentuch legte sich die graue Asche über die skelettartigen Überreste der kleinen Stadt. Hier und da glühte die Erde noch, züngelten einzelne Flämmchen gierig an dem, was die Untiere übrig gelassen hatten, um auch dies zu verschlingen. Der einzelne Sonnenstrahl der durch die tiefschwarzen Wolken brach, wirkte fremd. Ebenso wie das Menschenkind, das ängstlich die Nase in den nach Rauch riechenden Wind streckte. Die Augen waren schreckensweit, wanderten von den Überresten des Tisches, unter dem sich das Mädchen versteckt hatte hinüber, dahin, wo einmal das Haus der Familie gestanden hatte. Mama? eine schüchterne, leise Frage, die nicht auf eine Antwort wartete. Eine Windhose, die fast nur aus Asche zu bestehen schien, tanzte über die Trümmer.
[SIZE=16]I. -das Mädchen
Zoegerlich blieb ich einen Augenblick stehen, doch nichts tat sich. So setzte ich meinen Weg fort. Die Dorfstraße unter der Schicht aus Asche schien das Echo meiner leisen Schritte wie Donner auf mich zurueck zu werfen. Verstohlen blickte ich mich immer wieder um, in der Hoffnung auf einen Schatten, der sich aus dem Rauch schälen würde. Doch ich sah nichts. Keine Leichen. Kein Blut. Keine Menschenseele.
Es wirkte unwirklich. Wieder huschte mein Blick zu den verkohlten Resten des Tisches. Noch am Morgen hatten wir hier gefrühstückt. Die Mutter, der Vater, die Brüder und ich. Delaila. Seit zehn Jahren hatte ich jeden Morgen hier gefrühstückt.
Nach endlosen Schritten durch die Straßen der Stadt, mal hektisch, mal vorsichtig, blieb ich stehen und nun traute ich mich auch, die Vermutung, die sich in meinem Hinterkopf angebahnt hatte, meinen Verstand betreten zu lassen: Die Stadt war leer, von allem Leben verlassen. Geisterstadt. Wie leergefegt. Ausgeräuchert. Ein Reich aus Asche.
Und da nahm ich es zum ersten mal wahr... Das einzige Geraeusch, das die Stadt erfuellte, war mein eigener Atem. Nun, da ich mir der Stille bewusst war, droehnte es wie ein Wasserfall in meinem Kopf und der Klang der Luft, die mein Koerper einsog und wieder herauspresste steigerte sich in der Abwesenheit jedes anderen Geraeusches zu einem Laerm, der mich scheinbar taub werden ließ. Die Luft selbst, der allgegenwärtige Windhauch, von Rauch und Arsche geschwängert, schien stehen zu bleiben. Nur bewegt durch meine kleinen Lungen. Der Hustenreiz wurde beinahe quälend. Ich war allein.
Von Angst ergriffen begann ich loszulaufen. Wohin war mir egal. Nur fort von diesem; meinem; Grausen . Entkommen. Ich lief und lief, durch Straßen und Gassen, bis mir meine Lungen; voll Rauch wie sie waren; meinem Koerper mir weiteres Laufen untersagten und ich erschoepft in die Knie ging.
Was war richtig, und was falsch? Meine Gedanken drehten sich im Kreis und wollten nicht anhalten. Aussichtslos. Ich spürte wie mein Verstand entschwindete. Hinaus. Nur hinaus...
Ich hob den Kopf ob der Schritte, die sich ihren Weg durch die Trümmer bahnten. Schnell war ich wieder auf den Beinen, schlüpfte hinter den Überresten eines Steinkamins. Versuchte meinen Atem zu entschleunigen. Ihn eins mit der gespenstischen Stille werden zu lassen. Lauschte. Spähte dann vorsichtig zu der Gestalt, dort im Rauch.
Es war ein Mann, breit und kräftig gebaut, ein etwas untersetztes Pferd am Zügel führend. Der Schimmel schien bemüht, nicht auf die verkohlten Reste der Häuser zu treten, hob die Beine so vorsichtig, dass es fast grotest schien. Der Mann; er schien schon alt zu sein, ein langer weissgrauer Bart bedeckte seinen Oberkörper; bückte sich ächzend, tauchte die Finger der Rechten in die Ascheberge. Roch an der Asche, zerrieb sie zwischen Zeigefinger und Daumen. Verfluchte Bestien! entschlüpfte es knurrend seiner Kehle. Das Pferd schnaubte. Die aufgewirbelte Asche zeichnete spielerisch ein Muster auf der Leinenhose des Alten. Nun sah ich sie, die langstielige Axt, sie am Sattel des Pferdes befestigt war. Die rostrote Klinge schien nahezu die Gestalt eines Drachens zu haben, der flügelschwingend sein Opfer mit heißem Blick fixierte. Erstarren ließ. Das Schild, dass den Stiel halb verdeckte, war filigran gearbeitet. Die Schädelknochen eines kleinen Drachens schälten sich daraus hervor und sprangen den Betrachter beinahe an. Schwer ließ sich mein Blick von jenem lösen.
Der Mann war währenddessen mit seinen Beobachtungen fertig. Er befeuchtete den Finger mit der Zunge und hielt in die rauchige Luft. Nachdenklich gruben sich Falten in die Stirn. Dann machte er endgültig kehrt und verließ schleppenden Schrittes die Ruinen. Er nahm die Antworten zu meinen Fragen mit sich.
Ich folgte ihm.[/SIZE]