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Denn jedem Anfang wohnt ein Zauber inne..
#12
Ein endloser Traum

„Wir kehren nach Barcaras zurück“

Es waren nun bereits einige Tage vielleicht auch Wochen vergangen, seit sie dieses getan hatten. Die Zeit spielte hier keine Rolle, man nahm sie hin, man lebte mit ihr, doch es schien unbedeutend.
Sie hatten sich abgewandt von der Welt, hatten sie verbannt aus ihren Köpfen, sie lebten das Glück, welches ihnen so oft verwehrt worden war. Aber die Zweifel ob es richtig war blieben, keiner sprach sie aus, still hingen sie im Raum und schienen wie ein dunkler Schatten den Frieden zu bedrohen.

„Die Zeit steht still“
Verzaubert blickt sie in die goldenen Augen, die sie anlächeln. Der Bach der sich sanft durch die Auen windet, gibt ein leises anhaltendes Glucksen von sich. Die Sonne bricht sich sanft auf dem trägem Wasser und zaubert eine Farbenspiel, das seines gleichen suchte.

Der Elf streicht ihr sanft das Haar aus dem Gesicht, den Jungen haltend, dessen Augen sie ebenso golden anstrahlen.

Elsyrion…

Namen…sie hatten hier keine Bedeutung, das Hier, das Jetzt ist entscheidend.
Ein endloser Traum…

Dann ganz langsam, schleichend windet sich eine Hitze auf ihrem Arm entlang.

Die Sonne, es wird wohl nur die Sonne sein…

Doch es endet nicht. Die Hitze brennt auf der Haut, ein nimmer sattes Feuer, das sie verzerrt. Sie sieht auf und nichts hat sie verändert.
Kein Laut kommt über ihre Lippen, sie schreit aber kein Ton ist zu hören.

Ein endloser Traum…

Panik und Angst machen sich in breit. Sie versucht ihn zu berühren, seine Aufmerksamkeit zu erlangen, doch er sitzt noch da, verträumt den Jungen in den Armen haltend.

Sie schlägt, sie schreit aber nichts änderte sich.

Ein endloser Traum…

Tränen rinnen aus ihren Augen, wie Säure laufen sie ihre Wangen herab, verzerrt in den ewigen Flammen.
Ewigkeit zu Ewigkeit, die Zeit rinnt dahin und steht doch still.

Ein endloser Traum…

Der Schmerz vergeht nicht, er wird hingenommen, die Gegenwehr wird aufgegeben.

Der Elf steht auf, nimmt den Sohn und geht, Schritt für Schritt geht er seinen Weg.

Sie will aufspringen, alles was sie noch an Kraft hat wendet sie auf. Aber sie bewegt sich nicht.
Die Augen folgen wie gebannt den Schritten und jeder scheint sie mehr zu zerreißen.

Es gibt keine Worte mehr…

Dann ändert sich alles…die Wiese weicht einem schlammigen zertrampelten Feld. Wolken verdunkeln den Himmel.
Stimmen donnern Befehle, das Klirren unsagbarer Klingen ist zu hören, Schreie, die einem den Verstand nehmen.
Die Luft ist erfüllt von unzähligen Zaubern. Verzweiflung. Es gibt keinen Freund, es gibt keinen Feind, der Tot hat seine Dunkle Hand über sie gelegt.

Sie spürt die Kälte des Bodens, aber erlindert ihre Schmerzen nicht, er hat sich verändert, aber ist immer noch da.

Schlamm bedeckt sie. Die Farbe der Robe nur zu erahnen, sie ist einem Gemisch aus Braun und dunklem Rot gewichen.

Ruhe, der Wille das aufhört, jeder Atemzug eine Qual.

Sie wird angehoben, an einen warmen Körper gedruckt.

Dieser Duft…

Ihre Augen öffnen sich und erblicken einen Elf, makellos sein Gesicht, die Augen von solch einem tiefen Blau wie man sie nur selten sieht.

Die Zeit steht still, der Schmerz bleibt.

Ein endloser Traum…

Norelle öffnet die Augen, der Raum liegt im Licht der sich andeuten Morgendämmerung vor ihr. Der Schmerz ist vergangen, sie liegt in einem weichen Bett, die dünne Decke schmiegt sich sanft an ihren Körper.
Das Geräusch von gleichmäßigem Atem dringt an ihr Ohr, sie richtet sich auf, der Blick wandert neben sich.

Da liegt er, den Sohn in seinen Armen umschlossen und verweilt sanft im Schlaf.
Sie streicht über seine Wange, haucht ihm einen Kuss auf die Stirn und steht leise auf.

Die nackten Füße tappen über den Boden hinaus in das angrenzende Zimmer über die geöffneten Türen auf den Balkon. Sie lehnt sich an das Geländer, schließt die Augen, der sanfte Morgenwind spielt mit ihrem Haar.

„Jetzt ist es an mir zu sagen: Vergib mir…Ich werde immer der deine sein, immer!“

Sie dreht sich um, ihre Augen blinzen in das Halbdunkel hinein.
Nichts.

„Harleth“ Die Lippen formen den Namen, sie wendet sich wieder ab.
„Wir werden uns wieder sehen mein Stern…schon bald“
Der Wind trägt die Worte an ihr Ohr und wieder blinzeln die Augen angestrengt ins Halbdunkel.
Für einen kurzen Augenblick, scheint eine Gestallt an der Balkontür zu lehnen, ein trauriges Lächeln auf den Lippen, die tief blauen Augen auf sie gerichtet.

„Schon bald“ Seine Lippen formen die Worte, dann bricht die Sonne durch die Wolkendecke.

Der Platz ist leer.

„Schon bald“ Die Worte hallen in ihren Gedanken wieder.

Ein endloser Traum



Dinge, die enden...

Warum kannst du mit mein Glück nicht lassen?“, leise kommen die Worte über ihre Lippen.

Die ersten Sonnenstrahlen tauchen den Balkon in ein warmes Licht und vertreiben die Kälte der Nacht aus ihren Knochen. Ihr Blick ist wieder auf das grüne Blätterdach des Waldes gerichtet. Wieder lehnt sie sich an das Geländer und lauscht noch in Gedanken dem Wind, der sie mal sanft mal fordernd umspielt.

„Du weißt, er wird gehen…wie oft kannst es noch ertragen ihn zu verlieren?“, die Worte schleichen sich in ihre Gedanken und schlagartig hat die Sonne an Wärme verloren, der Wind spielt frech mit ihren Haaren.

Die Elfe wendet sich ab, ihre nackten Füße verursachen ein leises Geräusch auf den Fliesen. Sie kehrt in das Haus zurück, mit einem sanften Lächeln sieht zu den beiden Schlafenden hinüber.

Nein, sie würde es nicht zulassen, sie würde sich all das hier nicht nehmen lassen, doch die Zeit hat ihre ganz eigenen Pläne…

Ihre Finger streichen über das Holz des alten Schreibtisches, viele Briefe wurden hier geschrieben, viele Entscheidungen getroffen. Erinnerungen, die nicht die ihren sind. Würde er je wieder hier sitzen, sich nächtelang den Kopf zerbrechen?

Noch kann sie die lähmende Verzweiflung spüren, die überkam als sie den Aushang in Heine las. Elsyrion Sternenglanz des Mordes angeklagt, weg geschlossen hinter den Mauern des Adener Gefängnisses. Er soll den Stadtrat Heines ermordet haben.

Auch jetzt kann sie es noch nicht fassen, aber er ist fort. „Wie oft noch…wie oft noch Eva?“, die Worte verhallen ungehört in dem Zimmer. Einen Moment verharrt sie noch, dann verlässt sie das Zimmer, schließt die Tür hinter sich und versucht zu lächeln.

„Artamir…wir müssen nun gehen.“, der kleine Elf sieht zu ihr auf. Sie kann in seinen Augen lesen, dass er nur ahnen kann, was hier geschieht. Schnell verabschiedet sie sich von Ellen und lässt dann das Haus hinter sich. Sie würde Heine verlassen und ihren Sohn an einen sicheren Ort bringen, fern von den Geschehnissen dieser einen schicksalhaften Nacht.

Der Weg durch die Silberauen, ist ihr selten schwerer gefallen. Norelle weiß, dass es die richtige Entscheidung ist ihren Sohn Imeriwyn anzuvertrauen, aber stechendes Gefühl schnürt ihr die Luft ab. Schweigend legen sie den vertrauten Weg zurück. Ihr Blick schweift über die sanften Auen, doch heute bleibt ihr die Schönheit der Landschaft verschlossen…


Sie hatte nicht gedacht, dass sie so noch in derselben Nacht wieder in dies Silberauen zurückkehren würde.
Jetzt sitzt sie auf dem Bett ihres Sohnes und hält diesen fest umschlungen im Arm während sie in den sternenlosen Himmel blickt. Sein Atem geht bereits deutlich gleichmäßiger und auch die Fieberschübe sind weniger geworden.

Ein Bote war nach ihr geschickt worden, weil er sich beim Spielen an einem giftigen Stachel verletzt hatte. Es sie nichts lebensbedrohliches, hatte der Bote gesagt, doch der Junge brauche jetzt seine Mutter.

Nach Aden hatte sie ihr Weg schließlich geführt. Gemeinsam mit Neneliel hatte versucht, dem Rätsel um die Morde auf die Spur zu kommen, doch statt Antworten, hatten sie eine weiter Leiche gefunden und einen nicht sehr gesprächigen Hauptmann in Aden.

Zärtlich streicht sie über das dunkle Haar des Jungen. Nur schemenhaft kann man das Zimmer in sie sich beiden erkennen, nur der Mond spendet dann und wann, wenn er nicht durch eine Wolke verdeckt wird ein wenig Licht. Aber es ist ihr nur recht so.

Der Hauptmann, meinte Elsyrion sei ausgebrochen. Die Elfe konnte sich nicht vorstellen, warum er so etwas Dummes hätte tun sollen. Nach wie vor glaubt sie an seine Unschuld, doch wie soll man beweisen, dass er nicht getan hat, wessen man ihn anklagt. Nur die Schuldigen fliehen, weil sie wissen welche Strafe ihnen droht. Und wenn es doch anders ist?

Leise seufzend, lehnt sie sich zurück. Ihre Augen blicken in die Dunkelheit, heute würde sie keinen Schlaf finden.

Wie oft kannst du es noch ertragen ihn zu verlieren…?

So wie ihr die Worte in den Sinn kommen, weiß sie, dass kein einziges Mal mehr schaffen wird. Aber noch ein andere Frage drängt sich in ihre Gedanken: Konnte sie ihn überhaupt verlieren, war er denn jemals ganz der ihre gewesen.
Die Antwort auf die Frage macht ihr Angst. Vieles zwischen ihnen blieb unausgesprochen, viele Erinnerungen ungeteilt…

Vorsichtig legt sie den Kopf des Schlafenden auf das Kissen und steht auf und tritt an das Fenster heran, öffnet es leise und sieht in die Dunkelheit hinaus. Der kühle Nachtwind weht in das Zimmer hinein.

Eine ungekannte Leere erfüllt die Elfe. Keine Trauer, keine Verzweiflung, nur ein stilles Einvernehmen.

Der Ring. Sie blickt auf ihre Hand und den zierlichen kleinen Mithrilring. Der Ring eines Träumers. Langsam streicht sie ihn ab und wendet ihn inzwischen ihren Fingern, kurz fällt ein fahler Strahl Mondlicht darauf. Es würde kein Licht geben in dieser Dunkelheit, keinen Stern am Himmel.

Sie verlässt das Zimmer, die Siedlung. Erst langsamen Schrittes, dann fast rennend. Es schien keiner mehr wach zu sein oder sich über sie zu wundern. Angenehm kühl legt sich der nachtwind auf ihr Gesicht.

Zum See. Langsam zeichneten sich die ersten Farben des Morgenrots auf den Himmel als sie den Platz bei der alten Weide erreicht.

Laut atmend lässt sie sich in das vom Tau feuchte Grass fallen. Der Blick ist über den See gerichtet auf das Farbenspiel zwischen Wasser und Himmel.

Sie würde nicht zurückkehren in die Stadt am Meer.

Die Kälte kriecht in ihre Knochen, als sie noch dort liegt, den Blick über den See gewendet. Die ersten Strahlen der Sonne erfüllen den Himmel und zaubern immer neue Farben in den Sonnenaufgang.
Es endet, es endet hier und jetzt und es wird keine Tränen geben, kein Auflehnen gegen das Schicksal, keine Verzweiflung, nur eine dunkle Leere, die den Platz einnimmt des Elfen, der ihr einst alles gewesen war.

Noch am Morgen würde eine Elfe, die nach dem Jungen sehen wollte, den Ring auf dem Fensterbrett finden und ihn auf den Nachtisch legen.
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