27.07.2008, 00:04
Klick klack klick - machten die Hufe des grauen Hengstes auf dem Pflaster der Straße. Klick klack klick - immerfort, fast wie eine alte Wanduhr. Galenya beugte sich gedankenverloren nach vorn und tätschelte dem Hengst den Hals. Es war schwül warm, der Sommer stand in seiner schönsten Blüte, doch in der leichten Robe war die Hitze auszuhalten.
Ein prallgefüllter Lederbeutel schlug im regelmäßigen Schritt des Rosses an Galendas Knie. An jeder Seite einer. Es waren nur die nötigsten Sachen darin. Ein paar Äpfel, Brot, das während des langen Rittes bereits hart geworden war. Einige Pergamente, eine Gänsefeder, etwas Tinte. Jedoch keine Erinnerungen. Auch nicht an Benji.
Galenya hatte lange nachgedacht, als sie ihre Habseligkeiten gepackt hatte. Doch hatte sie nichts gefunden, was sie an den Poeten erinnert hätte. Das Mundstück der zerstörten Flöte hatte Benji, soweit sie wusste. Ebenso den Verlobungsring. Der Gedanke an den Ring fiel ihr schwer. Er war aus einem zauberhaften Stein gefertigt, zur Perfektion geschliffen, und dennoch in einer gewissen Art und Weise schlicht, nicht aufdringlich oder übertrieben prunkvoll. Doch nicht der Wert des Ringes schmerzte ihr, vielmehr das Sehnen nach dem Menschen, von dem sie diese Kostbarkeit erhalten hatte.
Galenya seufzte leise in Erinnerung an die letzten Monate. Zuviel war geschehen. Angefangen mit dem Ritual, das Opium Benji versprochen hatte. Sie hatte ihn schon aufgegeben gehabt...
Galenya stand am Fenster des Leuchtturmes, stützte sich auf das Fensterbrett und sah hinaus. Das Herz wurd ihr schwer. Sie wusste nicht, was sie denken sollte.. fühle sollte... sie wollte nur nicht, dass sich wieder diese Leere in sie schlich... dieses Gefühl von Kälte... Sie hatte Angst davor.
Sie wusste in diesem Moment, dass sie Benji an die Dunkelheit verloren hatte, die von seinem Körper Besitz ergriffen hatte.
Der Gewissheit folgte ein überraschend tiefer Schlaf, den sich der ausgezehrte Leib nahezu einforderte.
Erst im Morgengrauen wurde er unterbrochen, als die Botenkrähe energisch gegen die Scheibe des Turmes hackte. Tameriel schlief noch immer, tief und fest. Galenya entriegelte das Fenster und ließ den Vogel herein, der als Dank nach ihren Fingern hackte. Sie löste das Pergament von dem Fuß der Krähe und scheuchte den Vogel nach draußen, um es in Ruhe zu lesen. Sie kannte die Handschrift. Opium. Sie rief nach ihr. Sie war bereit das Ritual durchzuführen. Benji hatte sie aufgesucht...
Galenya fiel es schwer zu hoffen. Sie hatte gesehen, was der Schatten aus Benji gemacht hatte. Dennoch war das Sehnen nach einer angstfreien Zukunft mit Benji stärker. Ihr Kopf wollte es nicht. Wollte nicht zu ihm, ihm helfen, nach dem, was er ihr angetan hatte. Sträubte sich. Dennoch griffen ihre Hände wie von selbst zu ihrem Mantel, gingen ihre Füße wie von selbst zur Tür, die Stufen hinunter und schließlich zum Stall.
Galenya lächelte leicht, fast wie von selbst. Ja, Benji war an der Ritualstätte erschienen. Und das Ritual war erfolgreich verlaufen. Die Aufträge des Assasinen waren gelöscht. Opium hatte Wort gehalten.
Benji und Galenya hatten zuerst wirklich geglaubt, dass der Schatten fort sei. Ein verträumter Ausdruck stahl sich in Galenyas Gesicht in der Erinnerung an den Abend, der auf das Ritual folgte. Benji und sie waren endlich allein gewesen. Sie hatten zusammen ein Bad genossen, ehe der Poet seiner Galenya endlich einen Heiratsantrag machte. Diese unsicheren
Himmelblauen Augen! Natürlich hatte sie "ja" gesagt. Gehofft, dass es nun besser werden würde. Ein normales Leben werden würde. Doch sie hatte sich getäuscht.
Sie hatten den Einfluss des Dunklen unterschätzt. Nicht nur die Liebesnacht Benjis mit der unbekannten Dunklen stand zwischen ihnen, wie Galenya bald schmerzlich bewusst wurde...
Sie trat in die Taverne und sah sich langsam um. Benji saß alleine an einem großen Holztisch und schaute in den Met vor sich. Er war angespannt. Wie sie. Und sie sah sofort, dass es nicht sein erster Met war, obgleich er sehr klar wirkte.
Langsam aber sicher trafen ein paar der Gaukler und Schauspieler ein, doch auch ein Krieger setzte sich zu ihnen. Galenya folgte der Unterhaltung der Künstler mit mäßigem Interesse. Vielmehr fühlte sie sich fehl am Platz. Sie war keine Schaustellerin, konnte nichteinmal jonglieren. Was sollte sie hier? Unglücklich schielte sie zu Benji, der den Anderen eifrig von seinen Plänen berichtete. Er bemerkte nicht, dass es ihr nicht gut ging. Galenya lehnte sich zurück. Seufzte. Setzte sich vor. Seufzte wieder. Sie wollte am Gespräch teil haben, doch wusste nicht wie. Benji reagierte nicht, sprach angeregt mit Shanti, einer exotisch gekleideten Frau, die aus einem Zirkus stammte. Missmutig begann Galenya ein Gespräch mit dem Krieger, das sehr bald in ein Streitgespräch ausartete. Galenya wollte nicht mehr über den Krieg reden. Dennoch tat sie es. Dies war eine Sache, bei der sie mitreden konnte. Die angespannten Blicke Benjis sah sie nicht. Sie sah nur, dass er sich mal wieder nicht kümmerte - und außerdem immer betrunkener wurde...
Irgendwann stand sie auf und ging auf das Wasserbecken zu, entkleidete die Beine und hielt die schmerzenden Glieder ins kalte Wasser. Sie war den ganzen Weg zum Dorf gegangen und die noch immer nicht vollständig verheilten Beine waren geschwollen - ließen sie humpeln.
Scheiss Krieger! Benjis Stimme drang vom Tische zu Galenya. Ja... scheiss Krieger. Es tat weh. Sie blickte zu Shanti, die so freizügig gekleidet war und dennoch einen beinahe unschuldigen Ausdruck auf dem Gesicht trug. Nein, das war sie nicht... Sie war eine Kriegerin. Eine scheiss Kriegerin. Ihr Blick senkte sich auf die zerstörten Beine. Und noch nicht einmal das war sie noch. Eigentlich... war sie nichts. Ein Krüppel, im Kämpfen und Töten ausgebildet und gedrillt, der nun noch nicht einmal dies noch konnte. Die zu verteidigen die sie liebte - nie war es ihr gelungen...
Galenya erhob sich, trat an die Treppe und setzte sich, um in die Schuhe zu schlüpfen. Benji sah nicht einmal in ihre Richtung. Bemerkte nicht, dass sie im Begriff zu gehen war. Dann, kurz, streifte sein Blick sie, kehrte zu Shanti zurück. Galenya stand auf, als die Tür aufgestoßen wurde. Der Mann, der ihr gegenüberstand, war ihr keineswegs fremd. Caerem. Sein Blick war spöttisch, herablassend. Sieh mal einer an, wen wir da haben... Sie antwortete nicht, stürmte fast aus der Taverne, um draußen schweratmend unter einem Baum ins Gras zu sinken.
Benji war einige Stunden später aus der Taverne geschwankt. Er war schwer betrunken. Dennoch versuchte Galenya eine Diskusion mit ihm, die gleichauf ausartete, als sie ihm Vorwürfe zu seinem Verhalten machte. Du hast einen Besseren verdient als mich! Sie wiedersprach: Ich? Was bin ich denn schon?
Und so ging es weiter, um wieder zu genau dem selben Punkt zurückzukehren: Seiner Meinung, dass sie ihn nicht verdient hatte. Verletzt wandte Galenya sich ab, stolperte einem in schwerer Platte gekleideten Paladin direkt vor die Füße.
Der Ritter half ihr hoch, stellte sich als Sir Presona Ghadid vor. Wie ist denn das passiert? Habt Ihr mit einem Dolch gespielt? Er wies auf die dick vernarbten Beine. Humorlos erwiederte sie: Nein, auf denen hat nur ein Ork Trampolin gesprungen. Er lachte laut auf und schaffte es nach einiger Zeit zumindest, ein Lächeln in ihr Gesicht zu zaubern - auch wenn es noch sehr verkniffen war. Verzeiht, dass Ihr dies mitansehen musstet. Sie wies auf Benji, der am Baum zusammengesunken war, scheinbar schlief. Doch als ihr Blick während der folgenden Unterhaltung den Poeten ein zweites Mal streifte, sah sie, dass er nicht schlief. Sah die Blutlache, die unter ihm hervor trat und rannte schon zu ihm, als das Auge das Bild noch fasste. Presona folgte ihr, ebenso wie Viridis, die im selben Augenblick zu ihnen stieß.
Es sah alles andere als gut aus. Der Dolch steckte in Benjis Bauch, nahe der Niere und er hatte bereits viel Blut verloren. Ein Angreifer war weit und breit nicht zu sehen und Galenya begriff langsam und quälend, dass sie einen Angreifer hätte sehen müssen. Es hatte keinen gegeben. Benji hatte sich das Leben nehmen wollen. Du hast einen Besseren verdient als mich... Er hatte seine Konsequenzen aus den eigenen Worten gezogen, wenn auch nicht ganz ohne Hilfe des Alkohols...
Gedankenverloren wickelte Galenya sich eine Strähne des seidigen schwarzen Pferdehaares um die Hand. Der Gedanke an Ben's versuchten Selbstmord schmerzte ihr mehr, als alles andere. Natürlich hatte sie sich nicht lange von den Priesterinnen von ihm vernhalten lassen.
Benji hatte die schweren Verletzungen überlebt, vorallem auch dank Presonas Paladin-Heilkräften.
Doch die gequälte Seele des Poeten war nicht geheilt. Er schickte sie fort. Richte Tameriel einen schönen Gruß von mir aus. Fast war es, als hätte Ben in diesem Augenblick Galenya den Dolch ins Fleisch getrieben. Er hatte aufgegeben. Weil er nicht die Kraft, nicht den Mut hatte, weiterzukämpfen. Der Schatten in ihm war noch da, bestimmte ihn. Noch immer. Und Galenya ging. Sie legte Benjis Hut auf seinen Nachtschrank, den sie an sich genommen hatte. Sie legte ihren Verlobungsring hinein, sowie auch den schlichten Silberring mit dem winzigen eingearbeiteten blauen Stein, den sie für Benji anfertigen ließ. Als Antwort auf seinen Antrag. Und dann... ging sie. Endgültig.
Galenya saß vor dem Tempel, den Kopf gegen den kalten Stein der Mauer gelegt und sah dem Boten hinterher, den sie zu Tameriel sandte. Sie wusste dass der Elf sie suchte. Doch sie würde nicht zu ihm gehen. Der Bote würde Tameriel lediglich ausrichten, dass er sie nicht suchen sollte.
Sie beobachtete das Spektakel im Tempel mit leerem Blick. Gleichgültig. Die Schattententakeln, die unter dem Türspalt hervor fassten... die Wache, die die Tür zu Benjis Zimmer aufbrach... Galenya wusste, dass sie nichts tun konnte. Das Mundstück der Flöte, ihre einzige Waffe gegen des Dunkel in Benji, war noch immer verschwunden. So saß sie da, blickte auf die Szene, hörte die entsetzten Schreie der Priesterin und blickte dem Schatten entgegen, der auf sie zu schoss, in Gestalt eines Dunkelelfen, jedoch zugleich seltsam geisterhaft.
GALENYA!!! Sie hörte Benjis Schrei zwar, doch zog er vorüber. Ebenso wie die Gewissheit, dass sie sterben würde. Hier. Jetzt. Durch den Schatten, der den Poeten zu dem Menschen gemacht hatte, der er jetzt war.
Doch Galenya hatte falsch gedacht. Denn der Schatten war nicht länger in Benji. Er war hier, vor ihr, um sein grausames Werk zu beenden. Sie zu töten - und damit auch Benji. Wenn du fällst, fall auch ich... Aus dem gleich Grund, aus dem er Benji dazu gebracht hatte, sich den Kris in den Leib zu treiben. Benji jedoch war wieder er selbst, ein Mann, der zusehen musste, wie die Frau die er liebte in höchster Gefahr schwebte. Ein Mann, der handeln musste.
Und Benji handelte. Mit hocherhobenem Dolch sprang er auf den Schatten zu, rammte die Waffe in dessen Rücken. Das Schattenwesen ließ kurzzeitig von Galenya ab und gab Benji so die Zeit, die er brauchte. Er hob Galenya kurzeshand auf seine Arme, wollte sie fort tragen von dem Wesen. Doch der Schatten war längst nicht besiegt, brachte Ben zu Fall und vor Galenya entbrannte ein erbitterter Kampf. Der Kampf eines Mannes um die Gewalt über sich selbst. Über das, was noch eben in ihm gewohnt hatte.
Fast beiläufig bemerkte Galenya, dass Benji den Ring am Finger trug, den sie für ihn anfertigen ließ.
Es dauerte einige Zeit, ehe Benji endlich oberhand gewann und sich der Schatten in den Wald zurückzog. Um wieder das zu sein, was er einst war. Ein Schatten. Ein Parasit, der seinen Wirt verlassen hatte.
Benji blieb keuchend auf dem Steinboden liegen. Er blutete aus einigen Schnitten, die aber allesamt nicht tief waren. Er hielt Galenya die Hand hin. Widererwartend zögerte sie nicht, ergriff sie. Ich liebe dich... fast tonlos entrann es seinen Lippen. Sie wusste, dass sie jetzt, in diesem Augenblick und von diesem Augenblick an, seinen Worten wieder Glaube schenken konnte. Wusste, dass er nun wieder der Mann war, in den sie sich einst verliebt hatte...
Eine verhüllte Gestalt eines kalten Nachmittags in Giran, mit klammen Fingern die Panflöte spielend. Eine schöne, wenn auch zugeich traurige Melodie. Voll Sehnsucht. Die Hand, die die Kapuze aus dem Gesicht strich, so dass die sanften himmelblauen Augen die Ihre fanden.
Ich könnte alles besitzen, alles geboten bekommen... Ein edler Hochelf, ein prächtiger Krieger oder ein begabter junger Magier... Doch das was ich begehre ist so einfach, so schlicht. Ein Poet. Ein Panflötenspieler... Doch so unerreichbar... Sie stand auf und ging ein paar Schritte, doch ihr Blick huschte unweigerlich wieder zu jenem Platz unter dem Baum. Und plötzlich war es als sehe sie ihn vor sich. Die schlanke Gestalt, die Hand fast zärtlich um die Panflöte geschlossen. Das Gesicht, auf dem sich ein paar Sommersprossen fast zu tummeln schienen. Eine Strähne des rötlichen Haares fiel ueber seine Stirn, doch das schien ihn nicht zu stören. So friedlich wirkte dieses Bild, fast perfektioniert durch die verträumten Klänge der Flöte und den friedlichen Gesichtsausdruck des Flötenspielers. Die Lider über den leuchtend hellblauen Augen waren geschlossen, fast als lebte er diese, seine Melodie mit dem Herzen.
Ich weiss gerade nicht, was ich will, Benji... Sie küsste ihn nicht, sie sah ihn nicht an. Auch erwiederte sie nicht die gehauchte Liebeserkläung. Sie fragte nicht, ob er ihr den Ring wiedergeben würde - ihren Verlobungsring. Sie brauchte Zeit. Und er verstand es. Zuviel war geschehen, zuviele Worte waren gefallen, die ihr weh getan hatten, die sie an alledem zweifeln lassen hatten. Nehm die all die Zeit, die du brauchst. Ich werde auf dich warten. Sie wusste, dass er es tun würde. Auch er würde Zeit brauchen, auch wenn er dies gerade nicht aussprach. Sie würde sie ihm geben, sich ihrerseits Zeit nehmen... Sie stand auf, ließ Benji allein. Verließ ihn. Für den Moment. Vielleicht würde es nur Wochen dauern, ehe sie wiederkam. Vielleicht Monate, vielleicht Jahre. Wenn er sie dann noch wollte würde sie ihn heiraten. Aber wann genau und vorallem ob sie zurückkehren würde... sie wusste es nicht, wagte es nicht, einen Gedanken daran zu verschwenden. [/i]
Galenya knotete die Hand aus der Mähne des Hengstes. Ihr Finger fühlte sich beinahe leer an ohne den Ring. Dennoch war es besser. Er würde sie nur beim Nachdenken stören, von dem geplanten Weg abbringen.
Sie wollte nach Aden reisen, zu ihrem Vater. Ihn mir der Lüge konfrontieren, mit der er sie hat groß werden lassen. Der Lüge, dass Tameriel tot war. Tot war, weil sie ihn nicht hatte beschützen können.
Sie wollte erst zurückkehren wenn sie sich sicher war, was sie wollte. Nicht vorher.
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--- Gesprochenes
--- Gesprochenes (Galenya)
--- Gedanken
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OOC: So ihr lieben Leser und Mit-RPler, ich werde mich jetzt für den August aus Imo's RP-Geschehen zurückziehen und den Umzug, das Conquest sowie meinen Urlaub genießen. Ab 3. August bin ich ersteinmal nicht mehr IG und im Urlaubsmod. (verabschiede mich aber noch offiziell für den Monat)
Ende August wird man mich wieder unter den RPlern finden, wenn Galenya auch wieder im Lande ist. (oder auch nicht, wer weiss...)
Bis dahin alles Gute und lasst mir den Benji leben...
So long - Tali
Ein prallgefüllter Lederbeutel schlug im regelmäßigen Schritt des Rosses an Galendas Knie. An jeder Seite einer. Es waren nur die nötigsten Sachen darin. Ein paar Äpfel, Brot, das während des langen Rittes bereits hart geworden war. Einige Pergamente, eine Gänsefeder, etwas Tinte. Jedoch keine Erinnerungen. Auch nicht an Benji.
Galenya hatte lange nachgedacht, als sie ihre Habseligkeiten gepackt hatte. Doch hatte sie nichts gefunden, was sie an den Poeten erinnert hätte. Das Mundstück der zerstörten Flöte hatte Benji, soweit sie wusste. Ebenso den Verlobungsring. Der Gedanke an den Ring fiel ihr schwer. Er war aus einem zauberhaften Stein gefertigt, zur Perfektion geschliffen, und dennoch in einer gewissen Art und Weise schlicht, nicht aufdringlich oder übertrieben prunkvoll. Doch nicht der Wert des Ringes schmerzte ihr, vielmehr das Sehnen nach dem Menschen, von dem sie diese Kostbarkeit erhalten hatte.
Galenya seufzte leise in Erinnerung an die letzten Monate. Zuviel war geschehen. Angefangen mit dem Ritual, das Opium Benji versprochen hatte. Sie hatte ihn schon aufgegeben gehabt...
Galenya stand am Fenster des Leuchtturmes, stützte sich auf das Fensterbrett und sah hinaus. Das Herz wurd ihr schwer. Sie wusste nicht, was sie denken sollte.. fühle sollte... sie wollte nur nicht, dass sich wieder diese Leere in sie schlich... dieses Gefühl von Kälte... Sie hatte Angst davor.
Sie wusste in diesem Moment, dass sie Benji an die Dunkelheit verloren hatte, die von seinem Körper Besitz ergriffen hatte.
Der Gewissheit folgte ein überraschend tiefer Schlaf, den sich der ausgezehrte Leib nahezu einforderte.
Erst im Morgengrauen wurde er unterbrochen, als die Botenkrähe energisch gegen die Scheibe des Turmes hackte. Tameriel schlief noch immer, tief und fest. Galenya entriegelte das Fenster und ließ den Vogel herein, der als Dank nach ihren Fingern hackte. Sie löste das Pergament von dem Fuß der Krähe und scheuchte den Vogel nach draußen, um es in Ruhe zu lesen. Sie kannte die Handschrift. Opium. Sie rief nach ihr. Sie war bereit das Ritual durchzuführen. Benji hatte sie aufgesucht...
Galenya fiel es schwer zu hoffen. Sie hatte gesehen, was der Schatten aus Benji gemacht hatte. Dennoch war das Sehnen nach einer angstfreien Zukunft mit Benji stärker. Ihr Kopf wollte es nicht. Wollte nicht zu ihm, ihm helfen, nach dem, was er ihr angetan hatte. Sträubte sich. Dennoch griffen ihre Hände wie von selbst zu ihrem Mantel, gingen ihre Füße wie von selbst zur Tür, die Stufen hinunter und schließlich zum Stall.
Galenya lächelte leicht, fast wie von selbst. Ja, Benji war an der Ritualstätte erschienen. Und das Ritual war erfolgreich verlaufen. Die Aufträge des Assasinen waren gelöscht. Opium hatte Wort gehalten.
Benji und Galenya hatten zuerst wirklich geglaubt, dass der Schatten fort sei. Ein verträumter Ausdruck stahl sich in Galenyas Gesicht in der Erinnerung an den Abend, der auf das Ritual folgte. Benji und sie waren endlich allein gewesen. Sie hatten zusammen ein Bad genossen, ehe der Poet seiner Galenya endlich einen Heiratsantrag machte. Diese unsicheren
Himmelblauen Augen! Natürlich hatte sie "ja" gesagt. Gehofft, dass es nun besser werden würde. Ein normales Leben werden würde. Doch sie hatte sich getäuscht.
Sie hatten den Einfluss des Dunklen unterschätzt. Nicht nur die Liebesnacht Benjis mit der unbekannten Dunklen stand zwischen ihnen, wie Galenya bald schmerzlich bewusst wurde...
Sie trat in die Taverne und sah sich langsam um. Benji saß alleine an einem großen Holztisch und schaute in den Met vor sich. Er war angespannt. Wie sie. Und sie sah sofort, dass es nicht sein erster Met war, obgleich er sehr klar wirkte.
Langsam aber sicher trafen ein paar der Gaukler und Schauspieler ein, doch auch ein Krieger setzte sich zu ihnen. Galenya folgte der Unterhaltung der Künstler mit mäßigem Interesse. Vielmehr fühlte sie sich fehl am Platz. Sie war keine Schaustellerin, konnte nichteinmal jonglieren. Was sollte sie hier? Unglücklich schielte sie zu Benji, der den Anderen eifrig von seinen Plänen berichtete. Er bemerkte nicht, dass es ihr nicht gut ging. Galenya lehnte sich zurück. Seufzte. Setzte sich vor. Seufzte wieder. Sie wollte am Gespräch teil haben, doch wusste nicht wie. Benji reagierte nicht, sprach angeregt mit Shanti, einer exotisch gekleideten Frau, die aus einem Zirkus stammte. Missmutig begann Galenya ein Gespräch mit dem Krieger, das sehr bald in ein Streitgespräch ausartete. Galenya wollte nicht mehr über den Krieg reden. Dennoch tat sie es. Dies war eine Sache, bei der sie mitreden konnte. Die angespannten Blicke Benjis sah sie nicht. Sie sah nur, dass er sich mal wieder nicht kümmerte - und außerdem immer betrunkener wurde...
Irgendwann stand sie auf und ging auf das Wasserbecken zu, entkleidete die Beine und hielt die schmerzenden Glieder ins kalte Wasser. Sie war den ganzen Weg zum Dorf gegangen und die noch immer nicht vollständig verheilten Beine waren geschwollen - ließen sie humpeln.
Scheiss Krieger! Benjis Stimme drang vom Tische zu Galenya. Ja... scheiss Krieger. Es tat weh. Sie blickte zu Shanti, die so freizügig gekleidet war und dennoch einen beinahe unschuldigen Ausdruck auf dem Gesicht trug. Nein, das war sie nicht... Sie war eine Kriegerin. Eine scheiss Kriegerin. Ihr Blick senkte sich auf die zerstörten Beine. Und noch nicht einmal das war sie noch. Eigentlich... war sie nichts. Ein Krüppel, im Kämpfen und Töten ausgebildet und gedrillt, der nun noch nicht einmal dies noch konnte. Die zu verteidigen die sie liebte - nie war es ihr gelungen...
Galenya erhob sich, trat an die Treppe und setzte sich, um in die Schuhe zu schlüpfen. Benji sah nicht einmal in ihre Richtung. Bemerkte nicht, dass sie im Begriff zu gehen war. Dann, kurz, streifte sein Blick sie, kehrte zu Shanti zurück. Galenya stand auf, als die Tür aufgestoßen wurde. Der Mann, der ihr gegenüberstand, war ihr keineswegs fremd. Caerem. Sein Blick war spöttisch, herablassend. Sieh mal einer an, wen wir da haben... Sie antwortete nicht, stürmte fast aus der Taverne, um draußen schweratmend unter einem Baum ins Gras zu sinken.
Benji war einige Stunden später aus der Taverne geschwankt. Er war schwer betrunken. Dennoch versuchte Galenya eine Diskusion mit ihm, die gleichauf ausartete, als sie ihm Vorwürfe zu seinem Verhalten machte. Du hast einen Besseren verdient als mich! Sie wiedersprach: Ich? Was bin ich denn schon?
Und so ging es weiter, um wieder zu genau dem selben Punkt zurückzukehren: Seiner Meinung, dass sie ihn nicht verdient hatte. Verletzt wandte Galenya sich ab, stolperte einem in schwerer Platte gekleideten Paladin direkt vor die Füße.
Der Ritter half ihr hoch, stellte sich als Sir Presona Ghadid vor. Wie ist denn das passiert? Habt Ihr mit einem Dolch gespielt? Er wies auf die dick vernarbten Beine. Humorlos erwiederte sie: Nein, auf denen hat nur ein Ork Trampolin gesprungen. Er lachte laut auf und schaffte es nach einiger Zeit zumindest, ein Lächeln in ihr Gesicht zu zaubern - auch wenn es noch sehr verkniffen war. Verzeiht, dass Ihr dies mitansehen musstet. Sie wies auf Benji, der am Baum zusammengesunken war, scheinbar schlief. Doch als ihr Blick während der folgenden Unterhaltung den Poeten ein zweites Mal streifte, sah sie, dass er nicht schlief. Sah die Blutlache, die unter ihm hervor trat und rannte schon zu ihm, als das Auge das Bild noch fasste. Presona folgte ihr, ebenso wie Viridis, die im selben Augenblick zu ihnen stieß.
Es sah alles andere als gut aus. Der Dolch steckte in Benjis Bauch, nahe der Niere und er hatte bereits viel Blut verloren. Ein Angreifer war weit und breit nicht zu sehen und Galenya begriff langsam und quälend, dass sie einen Angreifer hätte sehen müssen. Es hatte keinen gegeben. Benji hatte sich das Leben nehmen wollen. Du hast einen Besseren verdient als mich... Er hatte seine Konsequenzen aus den eigenen Worten gezogen, wenn auch nicht ganz ohne Hilfe des Alkohols...
Gedankenverloren wickelte Galenya sich eine Strähne des seidigen schwarzen Pferdehaares um die Hand. Der Gedanke an Ben's versuchten Selbstmord schmerzte ihr mehr, als alles andere. Natürlich hatte sie sich nicht lange von den Priesterinnen von ihm vernhalten lassen.
Benji hatte die schweren Verletzungen überlebt, vorallem auch dank Presonas Paladin-Heilkräften.
Doch die gequälte Seele des Poeten war nicht geheilt. Er schickte sie fort. Richte Tameriel einen schönen Gruß von mir aus. Fast war es, als hätte Ben in diesem Augenblick Galenya den Dolch ins Fleisch getrieben. Er hatte aufgegeben. Weil er nicht die Kraft, nicht den Mut hatte, weiterzukämpfen. Der Schatten in ihm war noch da, bestimmte ihn. Noch immer. Und Galenya ging. Sie legte Benjis Hut auf seinen Nachtschrank, den sie an sich genommen hatte. Sie legte ihren Verlobungsring hinein, sowie auch den schlichten Silberring mit dem winzigen eingearbeiteten blauen Stein, den sie für Benji anfertigen ließ. Als Antwort auf seinen Antrag. Und dann... ging sie. Endgültig.
Galenya saß vor dem Tempel, den Kopf gegen den kalten Stein der Mauer gelegt und sah dem Boten hinterher, den sie zu Tameriel sandte. Sie wusste dass der Elf sie suchte. Doch sie würde nicht zu ihm gehen. Der Bote würde Tameriel lediglich ausrichten, dass er sie nicht suchen sollte.
Sie beobachtete das Spektakel im Tempel mit leerem Blick. Gleichgültig. Die Schattententakeln, die unter dem Türspalt hervor fassten... die Wache, die die Tür zu Benjis Zimmer aufbrach... Galenya wusste, dass sie nichts tun konnte. Das Mundstück der Flöte, ihre einzige Waffe gegen des Dunkel in Benji, war noch immer verschwunden. So saß sie da, blickte auf die Szene, hörte die entsetzten Schreie der Priesterin und blickte dem Schatten entgegen, der auf sie zu schoss, in Gestalt eines Dunkelelfen, jedoch zugleich seltsam geisterhaft.
GALENYA!!! Sie hörte Benjis Schrei zwar, doch zog er vorüber. Ebenso wie die Gewissheit, dass sie sterben würde. Hier. Jetzt. Durch den Schatten, der den Poeten zu dem Menschen gemacht hatte, der er jetzt war.
Doch Galenya hatte falsch gedacht. Denn der Schatten war nicht länger in Benji. Er war hier, vor ihr, um sein grausames Werk zu beenden. Sie zu töten - und damit auch Benji. Wenn du fällst, fall auch ich... Aus dem gleich Grund, aus dem er Benji dazu gebracht hatte, sich den Kris in den Leib zu treiben. Benji jedoch war wieder er selbst, ein Mann, der zusehen musste, wie die Frau die er liebte in höchster Gefahr schwebte. Ein Mann, der handeln musste.
Und Benji handelte. Mit hocherhobenem Dolch sprang er auf den Schatten zu, rammte die Waffe in dessen Rücken. Das Schattenwesen ließ kurzzeitig von Galenya ab und gab Benji so die Zeit, die er brauchte. Er hob Galenya kurzeshand auf seine Arme, wollte sie fort tragen von dem Wesen. Doch der Schatten war längst nicht besiegt, brachte Ben zu Fall und vor Galenya entbrannte ein erbitterter Kampf. Der Kampf eines Mannes um die Gewalt über sich selbst. Über das, was noch eben in ihm gewohnt hatte.
Fast beiläufig bemerkte Galenya, dass Benji den Ring am Finger trug, den sie für ihn anfertigen ließ.
Es dauerte einige Zeit, ehe Benji endlich oberhand gewann und sich der Schatten in den Wald zurückzog. Um wieder das zu sein, was er einst war. Ein Schatten. Ein Parasit, der seinen Wirt verlassen hatte.
Benji blieb keuchend auf dem Steinboden liegen. Er blutete aus einigen Schnitten, die aber allesamt nicht tief waren. Er hielt Galenya die Hand hin. Widererwartend zögerte sie nicht, ergriff sie. Ich liebe dich... fast tonlos entrann es seinen Lippen. Sie wusste, dass sie jetzt, in diesem Augenblick und von diesem Augenblick an, seinen Worten wieder Glaube schenken konnte. Wusste, dass er nun wieder der Mann war, in den sie sich einst verliebt hatte...
Eine verhüllte Gestalt eines kalten Nachmittags in Giran, mit klammen Fingern die Panflöte spielend. Eine schöne, wenn auch zugeich traurige Melodie. Voll Sehnsucht. Die Hand, die die Kapuze aus dem Gesicht strich, so dass die sanften himmelblauen Augen die Ihre fanden.
Ich könnte alles besitzen, alles geboten bekommen... Ein edler Hochelf, ein prächtiger Krieger oder ein begabter junger Magier... Doch das was ich begehre ist so einfach, so schlicht. Ein Poet. Ein Panflötenspieler... Doch so unerreichbar... Sie stand auf und ging ein paar Schritte, doch ihr Blick huschte unweigerlich wieder zu jenem Platz unter dem Baum. Und plötzlich war es als sehe sie ihn vor sich. Die schlanke Gestalt, die Hand fast zärtlich um die Panflöte geschlossen. Das Gesicht, auf dem sich ein paar Sommersprossen fast zu tummeln schienen. Eine Strähne des rötlichen Haares fiel ueber seine Stirn, doch das schien ihn nicht zu stören. So friedlich wirkte dieses Bild, fast perfektioniert durch die verträumten Klänge der Flöte und den friedlichen Gesichtsausdruck des Flötenspielers. Die Lider über den leuchtend hellblauen Augen waren geschlossen, fast als lebte er diese, seine Melodie mit dem Herzen.
Ich weiss gerade nicht, was ich will, Benji... Sie küsste ihn nicht, sie sah ihn nicht an. Auch erwiederte sie nicht die gehauchte Liebeserkläung. Sie fragte nicht, ob er ihr den Ring wiedergeben würde - ihren Verlobungsring. Sie brauchte Zeit. Und er verstand es. Zuviel war geschehen, zuviele Worte waren gefallen, die ihr weh getan hatten, die sie an alledem zweifeln lassen hatten. Nehm die all die Zeit, die du brauchst. Ich werde auf dich warten. Sie wusste, dass er es tun würde. Auch er würde Zeit brauchen, auch wenn er dies gerade nicht aussprach. Sie würde sie ihm geben, sich ihrerseits Zeit nehmen... Sie stand auf, ließ Benji allein. Verließ ihn. Für den Moment. Vielleicht würde es nur Wochen dauern, ehe sie wiederkam. Vielleicht Monate, vielleicht Jahre. Wenn er sie dann noch wollte würde sie ihn heiraten. Aber wann genau und vorallem ob sie zurückkehren würde... sie wusste es nicht, wagte es nicht, einen Gedanken daran zu verschwenden. [/i]
Galenya knotete die Hand aus der Mähne des Hengstes. Ihr Finger fühlte sich beinahe leer an ohne den Ring. Dennoch war es besser. Er würde sie nur beim Nachdenken stören, von dem geplanten Weg abbringen.
Sie wollte nach Aden reisen, zu ihrem Vater. Ihn mir der Lüge konfrontieren, mit der er sie hat groß werden lassen. Der Lüge, dass Tameriel tot war. Tot war, weil sie ihn nicht hatte beschützen können.
Sie wollte erst zurückkehren wenn sie sich sicher war, was sie wollte. Nicht vorher.
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--- Gesprochenes
--- Gesprochenes (Galenya)
--- Gedanken
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OOC: So ihr lieben Leser und Mit-RPler, ich werde mich jetzt für den August aus Imo's RP-Geschehen zurückziehen und den Umzug, das Conquest sowie meinen Urlaub genießen. Ab 3. August bin ich ersteinmal nicht mehr IG und im Urlaubsmod. (verabschiede mich aber noch offiziell für den Monat)
Ende August wird man mich wieder unter den RPlern finden, wenn Galenya auch wieder im Lande ist. (oder auch nicht, wer weiss...)
Bis dahin alles Gute und lasst mir den Benji leben...
So long - Tali