Delaila - im Feuer des Drachen

[corn]

nach dem folgenden tag fühlte es sich an als verging dieser wie ein liedschlag - obwohl es so viele ewig zähe und schier endlose momente gab in denen arlin delajla mit konzentrationsübungen, vorträgen über das wesen des gleichgewichtes und meditationen quälte. er blendete das mitgefühl für sie diesbezüglich jedoch aus. es würde diese ersten schritte nur erschweren, die man besser schnell hinter sich bringt. sie hatte nicht die geringste erfahrung mit magie und zauberei. auch wenn die schwarze kunst etwas gänzlich anderes ist als das lenken von magischer kraft, sondern vielmehr den einklang mit dem totenreich zu finden, so ist vorbildung nützlich. vorbildung die seine anderen schüler hatten. dennoch war er sich sicher dass sie jenen in nichts nachstehen würde: ihre empfänglichkeit für die rufe der geister und die erfahrung mit den gefühlen angst und schmerz gab ihr ein besonderes talent. er sah in ihren augen, dass sie manchmal weinte wenn sie zur ruhe kam. die neue aufgabe die sie nun hatte lenkte sie gewissermaßen ab, das war ein kleiner trost für arlin - der lebendige teil in ihm litt aber mit ihr.

an diesem abend saß delajla alleine auf der nahe gelegenen klippe. im betrachten der untergehenden sonne fand sie endlich einen fokus und es gelang ihr das erste mal eine meditation. wohlwollend betrachtete er sie aus der ferne und sein sinn für ästhetik ließ ihn nicht nur den anblick gefallen sondern auch das symbolische bildnis wie sie abschied vom licht nahm und die dunkelheit begrüßte - ein licht dass sie einst blendete und eine dunkelheit die sie wie ein warmer mantel umfangen wird. nun hatte er einige stunden zeit und die hatte er nicht vor ungenutzt verstreichen zu lassen.

nur ein wenig später befand sich delajlas amulett - oder vielmehr das ihrer mutter - in einem kleinen kreis von weißen kerzen und umzeichnet von symbolen aus leicht angetrockneter rotbrauner farbe auf grauem stein. arlins hände spreizten leicht ihre finger über dem silbernen schmuckstück. ein tiefer aber sehr feiner schnitt in seinem linken handgelenk verriet von welcher tinte die zeichen ihre farbe hatten. kein puls lies mehr blut aus der wunde rinnen, ebenso wenig störte das wehen von atem die ruhe der kerzenflammen. arlin war bereits in tiefer trance. die nähe zum totenreich ließ seinen körper wie schon unzählige male ersterben. feine blaue äderchen traten auf seiner fahlen haut hervor, die starren augen lagen tief in ihren höhlen. seine glieder bis in die fingerspitzen wie in rigor mortis, rührte er sich keinen milimeter als plötzlich ein seufzen aus fernen sphären aus der dunkelheit um ihn herum erklang. erst nur wie ein kleiner rauchfetzen sichtbar, dann langsam wachsend und wabernd zeichnete sich über dem amulett eine gestalt gegen das schwarz der nacht ab. ein flehendes, klagendes gesicht einer weinenden mutter blickte aus diesem alptraumhaften rauch. wie nebelfetzen schienen finger bittend und fordernd nach arlin greifen zu wollen ohne ihn wirklich zu erreichen. noch ein leise hallender klagelaut durchschlich die finsternis, dann verschwand dieser alp so plötzlich wie er erschien, wie das echo eines höhepunktes, der sich unsichtbar für die augen eines unbedarften hier abspielte.

alrin zog sachte luft ein, hauchte sie aus. die kerzen flackerten etwas. seine augen blinzelten. "ja. kein zorn von dir, arme mutter. ich werde es ihr sagen", flüsterte er.