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Event: 10.000 Schrecken (Tribut an Antharas)
#1
Vor kurzem in einem südlich gelegenen Dorf…

Die Kammer war gefüllt von Dunkelheit und unregelmäßigem Stöhnen. Die Laute kamen aus einer Ecke gegenüber der Tür. Man konnte hören, wie sich der Halbelf dort hin und her wälzte. Ein alter Fetzen verdeckte das einzige und nicht sehr große Fenster. Fahles Mondlicht versuchte nahezu vergeblich durch die Löcher im Stoff zu kommen und ließ die Schatten nur noch deutlicher hervortreten. Sobald sich die Augen an diese Schattenwelt gewöhnt hatten, vermochte man ein einfaches, ja ärmliches Lager zu erkennen. Eine gedrungene und ungesund wirkende Gestalt lag darauf. Helle Haare klebten an einem verschwitzten Gesicht, fielen auf dreckige und zerrissene Gewänder, deren bessere Tage Jahrhunderte her zu sein schienen. Dunkle Flecken verunzierten den hellen, ehemals vielleicht weißen Stoff.
Die Zeit schien im Raum still zu stehen oder sich im ewigen Rhythmus zu wiederholen.
In regelmäßigen Abständen wurde der Raum betreten, dann kam eine junge Frau, wechselte Verbände, tupfte die feuchte Stirn, seufzte hörbar und verließ den Raum wieder. In immer wiederkehrenden Schüben wurden die Fieberträume ihres Patienten stärker, das Gestöhne lauter, bis die Hitze nachließ und er wieder leiser wurde.
So ging es bereits über eine Woche, als plötzlich ein gequälter Schrei die Routine unterbrach. Wildes Gestammel folgte. Die junge Frau stürmte ins Zimmer und versuchte zu helfen.

„Sie hat alle zusammengerufen. So wie es ihr Vater befohlen hat.“
Wirr schienen die Worte, von Schluchzen und Stöhnen unterbrochen. Einzelne Brocken stammten auch eindeutig aus einer anderen Sprache, klangen rau und zischend, kehlig oder fauchend.
„Angst und Vernichtung sind ihre Befehle. Tsahk Shirrs Do! Blut wird die Städte ertränken.“

Diese Worte wiederholten sich nun weitere zwei Tage. Die Wunden des geschundenen Körpers heilten, doch der Geist blieb in einer anderen Welt. Zu intensiv mussten die Erlebnisse gewesen sein.
Der Körper ließ einige Rückschlüsse auf sein Schicksal zu. So deuteten eitrige Wunden und offenes Fleisch an Hand- und Fußgelenken darauf hin, dass er gefesselt gewesen war. Das Gewandt war im Bereich des Oberkörpers arg zerrissen und seine Brust war übersäht mit kleinen, dreieckigen Brandwunden, wie sie glühende Pfeilspitzen hinterlassen würden, die jemand langsam auf die nackte Haut drückt. Nicht dazu passen wollten einige Bissspuren an Schultern und Oberarmen. So als hätte jemand spielerisch seine Zähne ins Fleisch gedrückt und dann langsam den Bogen überspannt. Wirklich gefährlich war nur eine Wunde in der rechten Seite gewesen, wo offenbar jemand mit mehreren spitzen Gegenständen versucht hatte, zwei Rippenknochen freizulegen. Der Mann musste dabei eine Menge Blut verloren haben.
Es würde sicher noch eine längere Zeit brauchen, bis er wieder gesund sein würde, wenn überhaupt jemals.

Eines Tages kam sie früh morgens in die Kammer und das Bettgestell war leer. Die zerwühlten Laken zeugten von einer weiteren unruhigen Nacht, doch ihr Patient war verschwunden. Auch in der Nähe der kleinen Kate war er nicht zu finden. Die wenigen Spuren, die nackte Füße im Uferschlamm eines nahen Baches hinterlassen hatten, führten in Richtung der großen Stadt im Norden. Sie hoffte, dass er dort Hilfe bekommen würde…


=O=


Auch heute war der Marktplatz in Giran wieder angefüllt mit Geschrei. Die Wache versuchte ein paar randalierende Orks zu disziplinieren. Zwerge priesen lautstark ihre Schmiedewaren an. Zwei Dunkelelfen diskutierten leise im vornehmen De’shineth um die Zugehörigkeit eines wohl früher ersteigerten Sklaven. Die Szene wurde von einer Gruppe heller Elfen aus Barcaras beobachtet, die sich augenscheinlich desinteressiert und doch irgendwie angespannt dem Szenario widmeten.
In diesem Kochtopf der Kulturen brauchte es eine Zeit, bis der neue Beitrag zur Kenntnis genommen wurde. Doch langsam wuchs seine Zuhörerschaft. Anfangs waren es ein paar Zwerginnen, die wohl eher aus Langeweile der Rede zuhörten. Dann kamen ein paar Menschen hinzu, Elfen, ja sogar ein Ork.
Ein großgewachsener Krieger nahm den Halbelf auf der Kiste als Opfer für einige derbe Späße, verlor jedoch bald das Interesse, als er sowohl von seinem Opfer, als auch dem Großteil der Zuschauer ignoriert wurde.
Die Stimme des komischen Mannes mit den kurzen aber spitzen Ohren auf der Kiste wurde langsam lauter, zwischendurch auch schriller. Der Tonfall ebbte auf und ab.


[Bild: lacertus1xtx.jpg]
„… Und ich sage euch, kommen wird die Masse und wie eine Welle wird sie das Land unter sich begraben. Keine Mauer wird sie aufhalten, kein Schwert und keine Magie. Ohne Zahl sind ihre Jünger und ungebrochen der Wille des Vaters!“
Über Stunden ging seine Rede. Wer länger zuhörte, was nur wenige taten, konnte bemerken, dass sich einige Teile wiederholten.

Lacertus brachte tagaus, tagein immer wieder die gleichen Worte. Wie durch einen Fluch schien er weder essen noch schlafen zu müssen. Wenn man ihn ansprach, faselte er etwas von einem nahen Untergang durch einen übermächtigen Feind, dem Erfüllen eines Befehles und einem Heer aus 10.000 Schrecken waren. Immer wieder kamen die Worte über seine Lippen…


Zur gleichen Zeit an einem anderen Ort…




[Bild: 1eop.jpg]

„Hey, komm! Du willst es doch auch! Was? Na berühmt werden! Komm schon!“

Der kleine untersetzte Zwerg machte einen bemitleidenswerten Eindruck. Seine Augenklappe, seine Kleidung, seine Haut, all das verdiente nur den Ausdruck unansehnlich. Eine Schüssel mit Essensresten stand neben ihm auf dem Boden, ein Dienstjunge hatte ihm das Essen gerade gebracht. Wild gestikulierend und rufend machte der Zwerg auf sich aufmerksam, sobald jemand in Sicht kam.
Der Marktplatz von Gludin, auf dem er stand, machte einen verlassenen Eindruck. Nur vereinzelt wurde das Areal von Händlern an einigen Ecken heimgesucht. Einen davon ließ die Neugier nicht in Ruhe und er ging hinüber.

„Was tust Du hier?“
sprach der Händler den Zwerg an.

„Ich gebe Euch Gelegenheit, das Schicksal zu lindern. Ihr werdet noch sehen, welches Leid die Tochter Antharas für Euch bereithalten wird. Ihr badet Euch in dem Wasser der Ruhe und des Friedens. Doch mit dem Frieden wird es bald vorbei sein! Geht vor die Stadt. Da seht Ihr das Unheil schon kommen!“

Noch viele weitere Wortsalven des jüngsten Gerichts gab der Zwerg zum Besten, dabei sich immer wieder umdrehend, nach Leuten Ausschau haltend und heranwinkend.
„Kommt her, Leute, kommt! Aghurin gibt Euch die Chance, sich freizukaufen!“
Nach einer Weile schob der Händler wieder ab, genervt von diesem Theater…
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Nachrichten in diesem Thema
Event: 10.000 Schrecken (Tribut an Antharas) - von Staff_Rulvien - 30.09.2008, 10:19
[Kein Betreff] - von Konzeptteam - 01.10.2008, 14:28
[Kein Betreff] - von Amandria - 06.10.2008, 11:25
[Kein Betreff] - von Staff_Rulvien - 06.10.2008, 12:25
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[Kein Betreff] - von Konzeptteam - 09.10.2008, 09:22
[Kein Betreff] - von Staff_Rulvien - 09.10.2008, 15:33
[Kein Betreff] - von Staff_Rulvien - 10.10.2008, 06:07
[Kein Betreff] - von Konzeptteam - 10.10.2008, 14:28
[Kein Betreff] - von Mondin - 10.10.2008, 16:22
[Kein Betreff] - von Staff_Rulvien - 11.10.2008, 12:06
[Kein Betreff] - von Theo - 12.10.2008, 19:23
[Kein Betreff] - von Aliana - 13.10.2008, 00:05
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[Kein Betreff] - von Sheeran - 13.10.2008, 00:43
[Kein Betreff] - von Taarna - 13.10.2008, 06:38
[Kein Betreff] - von Staff_Rulvien - 13.10.2008, 10:15
[Kein Betreff] - von Valerian - 13.10.2008, 15:22
[Kein Betreff] - von Konzeptteam - 14.10.2008, 13:44
[Kein Betreff] - von Staff_Rulvien - 15.10.2008, 08:03
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[Kein Betreff] - von Staff_Rulvien - 19.10.2008, 04:42
[Kein Betreff] - von Theo - 19.10.2008, 16:28
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[Kein Betreff] - von Fejodor - 21.10.2008, 09:41

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