Delaila - im Feuer des Drachen

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"Angst. Das Kribbeln unter der Haut, wenn das Blut in Wallung gerät. Das Herz treibt es durch die Adern, der Atem geht flach und wild, obwohl die Kehle wie zugeschnürt scheint. Jeder Muskel spannt sich an, damit man schneller laufen kann und der erwartete Schlag erträglich wird. Angst, die Rückversicherung jedes Lebewesens, für den Fall, dass es bei drohender Gefahr vielleicht doch unterlegen ist. Eine Rückversicherung gegen den Tod. Mut kann die Angst bezwingen, welcher nichts anderes ist als das Selbstvertrauen und die richtige Selbsteinschätzung, wann genau man tatsächlich unterlegen ist. So kennen wir sie. Doch es gibt noch etwas anderes über die Angst zu wissen, das hast du gespührt als wir die Höhle betraten."

Mit ruhiger, sanfter Stimme bespricht Arlin Delajla während ihrer gemeinsamen Meditation. Die intensiven Worte sollen so in ihr Bewusstsein dringen und das erlebte besser verstehen lassen. Es war nicht nur ein Kampf und ein Abenteuer - es war eine lange Lehrstunde, Lektion um Lektion.

"Den Blick so verstellt, dass man eins mit Dunkelheit und Tod ist, hast du erkannt, dass sie wie ein Wind war, der aus der Höhle wehte. Ein Wind, der dich weg treiben wollte aber den man auch wie ein Segel einfangen kann, damit er einen leitet, einem sogar Kraft verleit. Nun hattest Du Kontrolle über die Angst. Und auch in Zukunft sollst du die Angst zu lenken wissen, nicht nur deine eigene - der Sturm der Furcht weht für jedes Lebewesen. Den Blick dafür geschärft hast du dadurch Macht über sie."

Eine von vielen Kerzen, die sie umgeben, wird wird durch Arlins Finger erloschen. Kleine Rauchschwaden umspielen die beiden.

"Tiefer in der Höhle angekommen hast du es verstanden Berold zu erspühren, sein Klagen und Wüten zu hören. Deine eigene Erinnerung und dein eigener Schmerz haben dir den Weg gewiesen. Berold zu finden war leicht für dich, weil deine Verbindung zu ihm dadurch sehr stark war. Du selbst warst Berolds Anker im Diesseits. Auch in Zukunft kannst du Geister finden, auch jene die dir viel fremder sind - du verstehst nun warum dann immer dein erstes Ziel sein sollte, den Anker eines Geistes zu erkennen bevor du ihn suchst, damit du das emotionale Band aufbauen und verstehen kannst. Denn wisse dies: in der Zwischenwelt der Ruhelosen existiert nichts außer Emotionen, denn nichts anderes als gebündelte Gefühle sind sie. Und selten ist es Liebe oder Mitleid, welche in dieser kalten Ebene weiterexistieren..."

Mit einem leichten Zischen weicht eine weitere Flamme der Dunkelheit.

"Dann der Bruch. Berold entglitt dir, du hast dich preisgegeben, ihn freigegeben. Deine Gefühle und Erinnerung stärkten ihn, es war unvermeidbar. Dein Willen hätte ihn fesseln sollen doch er war zu stark und du nicht vorbereitet. Soviel Kraft hatte er, dass er sich sogar manifestieren konnte, in einer Gestalt, die eine Mischung seines alten Ideals und einer Verzerrung aus Wut und Hass waren. Ihn trieb Eifersucht und die Gier nach seinem Anker, der du selbst warst. Dort hast du gesehen welche Gefühle es sind, die meistens schon bald eine Ruhelose Seele beherrschen wenn sie nicht erlöst wird. Ab diesem Punkt verloren wir die Kontrolle, ein Kampf war unvermeidlich wenn wir nicht einfach fliehen wollten und ihn mit seiner neuen Kraft zurücklassen wollten. Soweit darf es nie kommen, denn dann ist wenig vorhersehbar, wie in allen Kämpfen und Schlachten."

Noch zwei Kerzen schenken das letzte schwindende Licht, nachdem die dritte gelöscht wird. Der Rauch dringt in ihre Lungen und lässt sie schwerer atmen, angepasst an die hefigen Erinnerungen, die sich klar vor ihren Augen abspielen.

"Wir konnten ihn zurückwerfen. Es war jedoch nicht allein meine Magie, die ihm schadete. Den entscheidenden Schlag landete er selbst, als du dich zwischen mich und seine Axt warfst. Wenn auch nur geleitet durch einen Instinkt...wenn auch ein gefährliches Riskiko...es war dennoch Weiheit in deinem tun. Nicht nur traf er selbst das, weswegen er überhaupt noch existierte. Du gabst ihm dadurch ein Zeichen. Er zweifelte,.. seine Überzeugung - und nichts anderes als Überzeugung IST er - verlor an Form und an Substanz. Damit hast du ihn besiegt. Und ich danke dir, für das Zeichen, dass du mir dadurch gegeben hast."

Arlin löscht die vorletzte Kerze. Sie glimmt nurnoch schwach im aufkommendem wind, der den Rauch langsam zerreißt und zerzaust.

"Das Leben in dir ist noch stark und präsent. Dennoch erinnere dich stets an den moment, als das Blut aus deiner Wunde rann und du die Kälte und die Gleichgütligkeit gespürt hast, die an dir unerbittlich zerrte um dich deiner letztendlichen Bestimmung entgegen zu ziehen. Du hast gelernt, wie du mit diesem Sog eins werden kannst. Es bedarf keiner Wunde einer Axt um das Blut und das Leben aus einem Wesen zu ziehen, wenn der Wille und der Verstand nur stark genug sind. Es ist Lebenskraft, die du dir nehmen kannst wenn du sie brauchst, in jedem Wesen, dass von den Göttern in diesen Zustand des ungleichgewichtes versetzt wurde, welches wir Leben nennen. Denke doch daran was ich dir über den umgang mit deiner neuen Macht gesagt habe. Es warten viele verführungen auf dem Weg zur Perfektionierung deiner neuen Talente. Ich will dich nicht verlieren."

Die letzte Kerze verglimmt und endgültig umpfängt sie die Dunkelheit.