23.10.2008, 19:40
Zögerlich, beinahe vorsichtig, trat sie in den kleinen Raum, in dem die Schamanin lag. Neugier war es wohl, die sie dazu trieb. Viel hatte sie gehört und an ein paar Dinge konnte sie sich noch erinnern.
Sie erinnerte sich an die Erscheinung der Schamanin. Sie hatte sich oft aufwändig gekleidet und ihr Haar sorgfältig nach oben geflochten. Es lag immer etwas in ihrem Blick, das sie unsicher machte. Ja, dachte sie, vielleicht hatte sie damals sogar ein wenig Angst vor ihr gehabt. War sie nicht immer grösser gewesen als jetzt, da sie so dalag, reglos?
Sie erinnerte sich daran, wie sie die Leute in ihrer Umgebung hatte von ihr sprechen hören. Die meisten Oroka sprachen mit Respekt von ihr, auch wenn einige sie nicht unbedingt schätzten. Eine Schamanin eben, hätte ihr Vater verächtlich gebrummt, was versteht die denn von Kriegsführung.
Sie erinnerte sich nicht daran, jemals selbst mit ihr gesprochen zu haben, oder dass diese mit ihr gesprochen hätte. Für sie hatte es immer den Anschein gehabt, dass die Schamanin sie höchstens kurz wahrnahm, mehr als ein Ding als als einen Orok, als jemand oder etwas, das eben auch da war. Aber das war schon lange her. Und waren nicht viele der Oroka damals in dieser Weise mit ihr umgegangen?
Sie erinnerte sich an den Blick ihrer Augen. Kalt war er ihr immer vorgekommen, abschätzig. Doch es hatte immer ein Feuer in ihnen gebrannt. Sie konnte sich daran erinnern, dass sie sich oft, bewusst oder unbewusst, an ihre Mutter geklammert hatte, wenn sie die Schamanin näherkommen sah. Und dass sie sich jedes Mal unwohl gefühlt hatte, als die Schamanin nicht einfach weiterging, sondern stehenblieb, um mit ihrer Mutter zu reden.
Sie erinnerte sich an die Worte ihrer Mutter. Sie ist eine Schamanin, die Respekt verdient, hatte sie oft gesagt. Und, wenn sie sich genau erinnerte, hatte ihre Mutter trotz ihrer Stellung immer Respekt vor der Schamanin gezeigt. Sie spricht mit den Geistern, sagte sie, das verdient Respekt. Und sie konnte sich erinnern, dass ihre Mutter und ihr Vater oft darüber gestritten hatten, wieviel Respekt nun ein Schamane wirklich verdient... und oft nicht nur mit Worten.
Sie trat näher. War dieser Körper, der dort lag, wirklich noch dieselbe Person? Dieselbe unheimliche, respekteinflössende Gestalt? Wie um ihre Gedanken selbst zu beantworten, schüttelte sie leicht den Kopf. Ob sie jemals wieder aufwachen würde?
Als würde sie etwas verbotenes tun, sah sie erst links, dann rechts über die Schulter, ehe sie die rechte Hand ausstreckte und die liegende Schamanin leicht an der Schulter berührte.Seltsam, dachte sie, vor langer Zeit hätte sie nicht einmal gewagt, ihr in die Augen zu sehen... und nun war es so leicht, sie einfach zu berühren... und es geschah nichts. Früher hatte sie geglaubt, dass die Schamanin Blitze aus ihren Augen schleudern konnte und hatte sie nicht damals zu Kreeina gesagt: Wenn du das noch einmal machst, dann kommt die tahtakh-'magosh und verbrennt dich mit ihren Blitzen? War die Schamanin nicht für sie Kinder eine Art Drohfigur gewesen, solange bis ihr Vater gelacht und ihr erklärt hatte, dass sie auch nur ein Orok sei?
Wie seltsam fühlte es sich an, sie zu berühren. Ihre Haut war nicht kalt, aber auch nicht richtig warm... Sie musste schmunzeln. Es war, als hätte das Schreckgespenst ihrer Kindheit all den Schrecken verloren und wäre zu einer Person geworden. Einer zweifellos Respekt verdienenden Person zwar, die viel vollbracht hatte, die aber eben doch nicht mehr war als nur ein Orok.
Sie zog ihre Hand wieder zurück. Nur ein Orok. Schlafe weiter, dachte sie, und wach eines Tages auf und erzähl mir von damals. Von meiner Mutter. Einen letzten Blick auf die Schlafende werfend, drehte Thaarmakk sich um und verliess den Raum wieder.
Sie erinnerte sich an die Erscheinung der Schamanin. Sie hatte sich oft aufwändig gekleidet und ihr Haar sorgfältig nach oben geflochten. Es lag immer etwas in ihrem Blick, das sie unsicher machte. Ja, dachte sie, vielleicht hatte sie damals sogar ein wenig Angst vor ihr gehabt. War sie nicht immer grösser gewesen als jetzt, da sie so dalag, reglos?
Sie erinnerte sich daran, wie sie die Leute in ihrer Umgebung hatte von ihr sprechen hören. Die meisten Oroka sprachen mit Respekt von ihr, auch wenn einige sie nicht unbedingt schätzten. Eine Schamanin eben, hätte ihr Vater verächtlich gebrummt, was versteht die denn von Kriegsführung.
Sie erinnerte sich nicht daran, jemals selbst mit ihr gesprochen zu haben, oder dass diese mit ihr gesprochen hätte. Für sie hatte es immer den Anschein gehabt, dass die Schamanin sie höchstens kurz wahrnahm, mehr als ein Ding als als einen Orok, als jemand oder etwas, das eben auch da war. Aber das war schon lange her. Und waren nicht viele der Oroka damals in dieser Weise mit ihr umgegangen?
Sie erinnerte sich an den Blick ihrer Augen. Kalt war er ihr immer vorgekommen, abschätzig. Doch es hatte immer ein Feuer in ihnen gebrannt. Sie konnte sich daran erinnern, dass sie sich oft, bewusst oder unbewusst, an ihre Mutter geklammert hatte, wenn sie die Schamanin näherkommen sah. Und dass sie sich jedes Mal unwohl gefühlt hatte, als die Schamanin nicht einfach weiterging, sondern stehenblieb, um mit ihrer Mutter zu reden.
Sie erinnerte sich an die Worte ihrer Mutter. Sie ist eine Schamanin, die Respekt verdient, hatte sie oft gesagt. Und, wenn sie sich genau erinnerte, hatte ihre Mutter trotz ihrer Stellung immer Respekt vor der Schamanin gezeigt. Sie spricht mit den Geistern, sagte sie, das verdient Respekt. Und sie konnte sich erinnern, dass ihre Mutter und ihr Vater oft darüber gestritten hatten, wieviel Respekt nun ein Schamane wirklich verdient... und oft nicht nur mit Worten.
Sie trat näher. War dieser Körper, der dort lag, wirklich noch dieselbe Person? Dieselbe unheimliche, respekteinflössende Gestalt? Wie um ihre Gedanken selbst zu beantworten, schüttelte sie leicht den Kopf. Ob sie jemals wieder aufwachen würde?
Als würde sie etwas verbotenes tun, sah sie erst links, dann rechts über die Schulter, ehe sie die rechte Hand ausstreckte und die liegende Schamanin leicht an der Schulter berührte.Seltsam, dachte sie, vor langer Zeit hätte sie nicht einmal gewagt, ihr in die Augen zu sehen... und nun war es so leicht, sie einfach zu berühren... und es geschah nichts. Früher hatte sie geglaubt, dass die Schamanin Blitze aus ihren Augen schleudern konnte und hatte sie nicht damals zu Kreeina gesagt: Wenn du das noch einmal machst, dann kommt die tahtakh-'magosh und verbrennt dich mit ihren Blitzen? War die Schamanin nicht für sie Kinder eine Art Drohfigur gewesen, solange bis ihr Vater gelacht und ihr erklärt hatte, dass sie auch nur ein Orok sei?
Wie seltsam fühlte es sich an, sie zu berühren. Ihre Haut war nicht kalt, aber auch nicht richtig warm... Sie musste schmunzeln. Es war, als hätte das Schreckgespenst ihrer Kindheit all den Schrecken verloren und wäre zu einer Person geworden. Einer zweifellos Respekt verdienenden Person zwar, die viel vollbracht hatte, die aber eben doch nicht mehr war als nur ein Orok.
Sie zog ihre Hand wieder zurück. Nur ein Orok. Schlafe weiter, dachte sie, und wach eines Tages auf und erzähl mir von damals. Von meiner Mutter. Einen letzten Blick auf die Schlafende werfend, drehte Thaarmakk sich um und verliess den Raum wieder.
Oghtaqa, Varasha-thaq, Urutu-ekk
urgh-na paash Paagrio-thaq
Thaarmakk, Oghtaqa-thaq, ?-ekk
Rorrth, Gorgh-thaq, Neruga-ekk
urgh-na paash Paagrio-thaq
Thaarmakk, Oghtaqa-thaq, ?-ekk
Rorrth, Gorgh-thaq, Neruga-ekk