09.11.2008, 16:03
Prolog:
Sie war verschwunden, kaum mehr war er in der Lage gewesen lebewohl zu sagen, noch sie eines letzten Blickes zu würdigen. Sie waren sich so nahe gekommen, zwei Menschen, beide voll schmerzlicher Gefühle, die sie sonst gar gut verbergen konnten. So vieles war ihnen gemeinsam gewesen, Ghad konnte es gar kaum fassen.
Er versuchte Ihr Trost zu spenden in ihrem Gefühl der Kälte, der Aussichtslosigkeit. Sie nahm es dankend an, doch noch viel mehr, denn sie wand sich ihm zu, wollte ihm im Gegenzug etwas geben was auch er so sehnlichst vermisste. Sie schenkte ihm Trost, er schenkte ihr den Gleichen. Sie lag in seinen Armen, er in Ihren, vereint in einem kaum Enden wollenden Augenblick. Doch sie verschwand, ohne dass er es verstand. Gar war es schon fluchtartig, als ob sie vor Ihm fliehen würde. Er senkte den Blick als sie mit schnellen Schritten die Tempelgärten verließ und ihn ratlos zurückließ. Es musste an ihm gelegen haben, etwas getan haben was sie entsetzte und erschrecken ließ.
Er sank zurück auf die Bank, nun befreit von der schweren Plattenrüstung, derer sie ihm half abzulegen in seiner Hilflosigkeit. Seine Rüstung, stark im Schutze, mächtig in einer Schlacht, war in der Zeit des Friedens nicht mehr als ein Käfig, ein Gefängnis oder gar etwas hinter dem er sich verstecken konnte. Denn im Dienste war er Paladin, unfehlbar, edel, mutig und tugendhaft, doch als Mann vor Tadel nicht gefeiht. Sie selbst war es, die ihm dies in Erinnerung zurückrief, dass auch er nur ein Mensch sei, mit Streben nach Glück und Erfüllung und nicht sein Herz mit Trauer und Schmerz ertränken sollte.
Es verging eine geraume Zeit bevor er sich erhob, Gedanken kreisten in seinem Verstand umher, sagten ihm, dass es vergeblich sei ihr zu folgen, immerhin gab er sich die alleinige Schuld an ihrem Verschwinden. Schweren Gemütes trat er seinen Weg in den Tempel selbst an, es war als würde ihm ein Schleier aus Sorgen umgeben, denn sein Blick war leer, sein Haupt gesenkt. Der Weg durch den Tempel erschien ihm wie Stunden. „Ghad, was ist mit Euch los?“, wandte sich einer der älteren Tempeldiener ihm zu, der ihn schon eine geraume Weile als Mensch, als Ritter und als Streiter Indurons kannte. „Mein Freund, ich kann es selbst kaum erfassen, ein Zweifel hat mich umfasst, wie ich ihn kaum kenne, so wie es damals…“ Der Priester legte seine Hand auf Ghads Haupt und lächelte ihm ermutigend zu. „Nichts geschieht ohne Indurons Willen oder sein Zutun.“ Ghad setzte ein mattes Lächeln auf und begab sich in den Bereich des Tempels, der ihm Ruhe schenken würde – das Bibliothekarium. Er stand noch im Rahmen der Türe, wie es ihn traf wie ein Schlag, dumpf und hart.
Er sank gegen den Rahmen und fasste sich an die Stirn. Er konnte ihr nicht länger ins Antlitz sehen, aus Angst, dass sie ihn erblicken würde, wie das Antlitz einer dämonischen Fratze. Doch was war mit ihm? Was wollte er? Er wollte sie ein letztes mal sehen, er wollte sich entschuldigen für das was er getan hatte, er wollte Ihr lebewohl sagen.
„Ghad, du bist so ein törichter Narr, sie wird ohnehin nur flüchten, wenn sie dich erblickt. Ja, ich sollte……NEIN, ich kann es so nicht stehen lassen, ich muss meine Fehler aus der Welt schaffen, nichts anderes könnte ich mir verzeihen! Doch wie kann ich sie erreichen, wie kann ich ihr sagen was ich denke..“ Ein Augenblick verging, bis er sich aufrichtete und auf einen der Tische begab, wo sonst die Abschriften von Büchern angefertigt würden.
„Ich werde ihr eine Botschaft zukommen lassen, ein Brief….ja, das wird das Beste sein.“. Schnell war eine Feder zur Hand und ein Pergament, mit Eifer im Geiste und in den Fingern begann er die Feder in das Tintenfaß zu tunken, tropfte es leicht am Rand des Gefäßes ab und setzte zu den ersten Worten an:
„Ehrenwerte Galenya,
ich…“
Es verging nahezu eine weitere Stunde, die Tinte war längst getrocknet, Siegelwachs auf das zusammengerollte Pergament geträufelt und versiegelt mit dem Symbol seiner Familie – dem Zwillingsschild. „Nun muss nurnoch ein Bote ihr die Nachricht überbringen.“ Ghad schob den alten Stuhl aus feinem Elfenfurt Holz nach hinten und erhob sich. Es musste schon ein recht amüsanter Anblick gewesen sein wie er erneut durch die Hallen des Tempels ging, die Rüstung nur spärlich gefestigt und schwer vor seiner Brust hängend, doch ging er stolzen Schrittes zu einem Priester, der gerade in der Haupthalle des Tempels seinen Dienst verrichtete.
„Induron zum Gruße ehrenwerter Priester. Ich benötige die Dienste des Tempels. Würdet ihr bitte einen Eurer Boten rufen, um diese Botschaft zu entsenden?“ (gesagt) Der Priester schüttelte sein Haupt. „Verzeiht Bruder, doch sind unsere Boten nicht abkömmlich gerade, aber ich kann Euch versichern, dass wenn einer jener zurückkehrt, diese Nachricht versandt wird. An wen…“ Ghad sah den Tempeldiener unsicher an, wollte er wirklich das was er nun hier tat? Er wollte lebwohlsagen, doch er wollte wissen wie sie auf seine Worte reagierte, die er ihr nicht ins Gesicht sagen konnte. Wo war sein Mut in diesem Augenblick? Diese Frage konnte er nichteinmal sich selbst stellen. „Galenya, Galenya Draug, Galenya von Drachenfels. Wer bist du bloß, der mich so verwundbar gemacht hat, dies in einem Augenschlag, in einem Atemzug. Ich brauche Gewissheit, ich werde...“
Ghad sah sich um, der Tempeldiener war verschwunden. Die Nachricht jedoch hielt er selbst noch in seiner Hand.
„...ich werde sie dir selbst bringen!“
Teil I:
Der scharlachrote Ritter trat auf den Markt Girans, wenn er sie nicht hier finden würde, dann nirgends. Schwer waren seine Schritte, dumpf drang der Klang der metallischen Stiefel auf der Straße Girans. Zwei prunkvolle Schwerter hingen in Schwertscheiden an seinen Seiten, elegant und anschmiegsam seinen Schritten folgend im Schwung. Sein Schildarm, wie konnte es anders sein, führte ein Großschild in dem selben scharlachfarbenen Rot. Sein Körper war gänzlich verdeckt, eine prächtige Rüstung und ein Vollhelm, der nur den Blick auf seine Augen frei gab bedeckten Ihn. Niemand würde Ihn erkennen, nichteinmal sie, die ihm just noch so nahe gewesen war.
Sein Blick glitt umher, gar glaubte er manchmal sie erkannt zu haben, stellte er nur fest, dass eine Dame ähnlicher Statur und Kleidungsgeschmacks hier vor ihm stand.
Furcht ergriff ihn, dass sie gegangen war, verschwunden für immer, doch da erkannte er, ruhend an einem der Bäume eine Gestalt, es war die Ihrige! Unter seinem Helm und vor seinem eigenen Blick verborgenen lächelte er unmerklich. Sie schien zu schlafen, doch seine Herantreten schien sie aus dem Schlaf gerissen zu haben. Sie blickte ihn an, er schluckte schwer in der Hoffnung, dass sie ihn nicht erkennen würde. „Ihr wünscht, Sire?“ (gesprochen)
„Ich habe eine Botschaft für Euch, von Sir von Buloth.“ Erstarrte sie in diesem Augenblick, er konnte den Blick kaum auf Ihr halten, doch der Helm, der seine Augen verdunkelte, half ihm dabei es unbemerkt zu halten.
Doch was nun geschah war, er verstand es nicht, sie streckte ihm die Hand entgegen, fordernd, bittend. „Bitte, gebt sie mir Sire!“ Er war wie in Starre, was geschah hier eben? Er händigte ihr die Papiere aus, sie brach das unbekannte Siegel und begann zu lesen.
„Ehrenwerte Galenya,
ich stehe in deiner Gnade. Verzeihe mir, denn ich habe etwas getan, was ich nicht verstehe und mich noch weniger daran erinnern kann, doch muss ich damit rechnen, dass du gegen mich grämst und dies tut mir leid. Du warst so schnell verschwunden, so schnell wie du mir erschienen warst. Dies lag nicht in meinem Wunsche, denn ich genoss jene Zeit sehr. Ich hoffe du kannst mir verzeihen, was ich getan habe. Ich danke dir für deine Worte, denn du hast mir gezeigt was mir solange verborgen blieb und was ich verga - was es bedeutet Mensch zu sein. Lebe wohl, mögen die Götter stets über dich wachen.
Ghad von Buloth“
Sie hatte den Brief kaum zu Ende gelesen da schien sie auch schon aufzuspringen und den Ritter groß mit ihren kastanienbraunen Augen ansah.
„Sagt, wo ist Sir von Buloth? Wisst Ihr wo er ist?“ Ghad schluckte schwer, sie suchte Ihn, aber warum? Sie war doch gegangen, ließ Ihn stehen, verwirrt und einsam.
Er konnte sich ihr nicht offenbaren, diese Scharade wäre ihm zu peinlich gewesen.
„Er…er ist gen Westen aufgebrochen, nach Dion. Schon vor geraumer Weile. Er dürfte sich derweil bei des Scharfrichters Ebene sein.“ Sie sah Ihn erschrocken an, keine 10 Pferde schienen sie halten zu können als sie aufbrechen wollte gen Stallungen.
„Haltet ein Mylady, ich werde Euch begleiten. Mein Kodex verbietet es mir Euch alleine einen solchen Ort zu bereisen.“ Er konnte es nicht zulassen, dass sie sich seinetwegen in Gefahr begab, zumal wieso wählte er diesen Ort, er wusste welche Schrecken dort lauerten. Aber es war der einzige Ort, wo ein Paladin wie er in solchen Zeiten gebraucht wäre. „Habt Ihr ein Reittier?“ „Durchaus, Mylady, es wartet am Nordausgang.“ (gesprochen) Galenya gab ihm ihre Zustimmung, er selbst atmete auf. „Ghad, du bringst sie noch in Gefahr, gebe dich doch einfach zu erkennen, sie sucht dich doch sogar…aber was wenn…“ (gedachtes) Er hielt sich leicht die Stirn, Galenya war schon verschwunden, er selbst sputete sich gen Nordausgang, wo sein Reitgefährt tatsächlich schon auf ihn wartete ohne seine Gedanken fassen zu können. Gerade wollte er schon auf den Rücken des Tieres steigen, da kam sie ihm auch schon auf einem eleganten Tier entgegen geritten. Sie ritten gemeinsam gen Süden, eine Reise auf der nicht viele Worte gewechselt wurden, lediglich belangloses, sie in Eile Ghad zu finden - Ghad, der in Verkleidung neben ihr ritt, schämte sich seiner selbst.
Teil II:
Sie ritten bis zum Rand des verfluchten Ortes, wo sie abstiegen und zu Fuß weitergingen. Erstaunt sah Ghad, wie sie ihre vorherige Worte bezüglich ihrer arkanen Künste deutlich unterstrich, als sie mit Leichtigkeit der Untoten gebrechlicher Leiber zerschmetterte. Ein kalter Zug striff durch ihre Gesichter, er trug den Geschmack von altem Eisen und den Geruch von Tot, Verwesung und Blut mit sich. Dumpf hörte man das Stöhnen aus allen Ecken dieses Orts, der Himmel verfinsterte sich über ihren Häuptern bis zu einer verschlingenden Dunkelheit, die von der nebligen Atmosphäre nur allzugern untermalt wurde.
Er versuchte sie hindurch zu führen, vorbei an den Zentren der unheiligen Magie, doch eine Meter tiefe Grube schien ihre Aufmerksamkeit zu erwecken. Sie schien so sehr besorgt, ob er nicht hinabgestiegen oder gefallen sei, dass sie nicht zögerte mit schnellen Schritten hinabzusteifen.
„Ich glaube kaum, dass er hier unten ist Mylady, wir sollten lieber weiter gehen.“ (gesprochen) Doch da war sie auch schon am Ende der Treppen, hatte ihn kaum gehört und stand vor dem Eingang einer der Höhlen, die tief unter die Erde führen, wo die Seelen begraben liegen und nicht frei kommen. Ghad, zückte die Klinge, welche in einem sachten Licht glomm. Er streckte sein Schwert in die Richtung des Höhleneingang und alles was er sah, war unergründliche schwarze Tiefe.
Er erhob sich schleppend, müde glomm das Dunkel in seinen Augen, angelockt von Stimmen, von der Präsenz, vom Geruch Lebender. Er verabscheute das Leben, nachdem er es genommen hatte von Ihm. Einsat war er ein großer Ritter, doch dann wurde er verraten, erschlagen, hingerichtet. Seine Nähe war wie der eisige Griff des Todes selbst, die Präsenz des Untodes. „Gebt Euch zu erkennen!“ rief eine helle Stimme vom Ende des Ganges, wo zudem noch etwas war, es glomm in einem Licht, welches Ihm zuwider war. Das Dunkel in seinen Augen wurde intensiver, es wurde rötlich, so rot wie der Zorn, der in Ihm brannte.
„Tretet zurück, Mylady!“, doch kaum waren diese Worte gefallen, da trat aus dem Dunkel heraus eine unbekannte Gestalt, ein verzerrtes Grinsen lag auf deren von Maden zerfressenen Lippen. Die Gestalt war so groß wie anderthalb Mann von Ghads Statur. Ein hohes Schwert thronte in dessen rechter Hand, vereinzelt hingen Platten von dem Leib.
„Sir….“
Galenya erschruck, als sie den Titel hörte, doch wurde bald klar, dass es sich nicht um Sir Ghad von Buloth handelte.
Monströs und düster trat die Gestalt aus dem Schatten, packte den unvorbereiteten Ghad an der Klinge und schleuderte diesen nach hinten hinfort.
Unsanft landete der Ritter auf den Füßen, die Klinge entfernt und die Frau, die wegen Ihm diesen Ort aufsuchte in Bedrängnis. Er eilte dazwischen, das Schild hoch erhoben, da erwischte Ihn der nächste Hieb und er wurde samt Schild zur Seite geschleudert.
Galenya rannte in den Gang hinein, sie wollte sich des scharlachroten Ritters Waffe nehmen und mit diesem hinfort eilen, aus der Reichweite des Untoten. Sie hörte das dumpfe Aufschlagen des Ritters auf dem Boden und sah wie dieser bedrängt wurde. Sie wob einen Zauber aus Eis und ließ das Wesen für einen Augenblick erstarren. Doch das Eis bröckelte rasch, das Rot leuchtete noch intensiver in dessen toten Augenhöhlen und es wandt sich Ihr zu.
Ghad schlug die Augen auf, sein Schädel schmerzte, seine Hand ging zur Seite, wo sich die Rüstung tief in seinen Leib gedrückt hatte. Er sah sich um, das Wesen was eben noch ihn angriff war in den Gang gewandt, doch wo war Galenya? „Galenya? Galenyaaa!“ Er rappelte sich auf, er zog die verbleibende Klinge, ein altes Familienstück, und rammte dieses aus dem Sturm heraus in das tote Fleisch des Hühnen. Durch die Rippen hindurch konnte Ghad sie sehen, sie wob einen zweiten Zauber. Er riss die Klinge heraus und da wurde der Untote auch schon aus dem Gang gefegt von einem zehrenden Zauber. Sie sank hinab und er eilte wortlos zu ihr. „Ghad, bist du es?“ Es schien ihm als hätte sie es geahnt, er klappte das Visier des Helmes hoch und gab sich zu erkennen. „Was, was sollte das…hier?“ „Ich erkläre es dir später Galenya, doch nun…lass uns sputen, bevor dies alte Abscheulichkeit zu neuem Leben erwacht. Ghad sammelte seine Schwerter ein und wandte sich Ihr wieder zu, doch sie schien distanzierter als zu jenem Zeitpunkt wo sie Ihn so wortlos in Giran verließ.
Epilog
Er war sich sicher, sie würde Ihn hassen, er selbst konnte sich kaum ertragen, wie würde sie es dann können?
„Oh großer Ghad, du hast es geschafft, deine Befürchtungen sind eingetreten, doch du hast es bewiesen, sie hasst dich nicht nur, nein sie wird dich verabscheuen.“
Er klappte das Visier herab.
Wortlos verließen sie die Grube, er sah sie unsicher aus dem Augenwinkel an, doch sie schien ihm kaum eines Blickes zu würdigen. Sie stiegen auf Ihre Tiere, welche am Ausgang noch auf sie warteten und ritten los. Er folgte Ihr bis zu einem kleinen Bach, sie sah ihn erwartungsvoll an und sie stiegen hinab. Die Tiere traten an den Bach heran, um sich an dem Wasser zu laben, Ghad löste seinen Schild und den Helm, um sein Spiegelbild im Wasser zu betrachten.
Erläuterung:
Tempeldiener 1 Gesprochenes
Tempeldiener 2 Gesprochenes
Galenya Gesprochenes
Ghad Gesprochenes
Ghad Gedachtes
Untoter Gekeuchtes
Sie war verschwunden, kaum mehr war er in der Lage gewesen lebewohl zu sagen, noch sie eines letzten Blickes zu würdigen. Sie waren sich so nahe gekommen, zwei Menschen, beide voll schmerzlicher Gefühle, die sie sonst gar gut verbergen konnten. So vieles war ihnen gemeinsam gewesen, Ghad konnte es gar kaum fassen.
Er versuchte Ihr Trost zu spenden in ihrem Gefühl der Kälte, der Aussichtslosigkeit. Sie nahm es dankend an, doch noch viel mehr, denn sie wand sich ihm zu, wollte ihm im Gegenzug etwas geben was auch er so sehnlichst vermisste. Sie schenkte ihm Trost, er schenkte ihr den Gleichen. Sie lag in seinen Armen, er in Ihren, vereint in einem kaum Enden wollenden Augenblick. Doch sie verschwand, ohne dass er es verstand. Gar war es schon fluchtartig, als ob sie vor Ihm fliehen würde. Er senkte den Blick als sie mit schnellen Schritten die Tempelgärten verließ und ihn ratlos zurückließ. Es musste an ihm gelegen haben, etwas getan haben was sie entsetzte und erschrecken ließ.
Er sank zurück auf die Bank, nun befreit von der schweren Plattenrüstung, derer sie ihm half abzulegen in seiner Hilflosigkeit. Seine Rüstung, stark im Schutze, mächtig in einer Schlacht, war in der Zeit des Friedens nicht mehr als ein Käfig, ein Gefängnis oder gar etwas hinter dem er sich verstecken konnte. Denn im Dienste war er Paladin, unfehlbar, edel, mutig und tugendhaft, doch als Mann vor Tadel nicht gefeiht. Sie selbst war es, die ihm dies in Erinnerung zurückrief, dass auch er nur ein Mensch sei, mit Streben nach Glück und Erfüllung und nicht sein Herz mit Trauer und Schmerz ertränken sollte.
Es verging eine geraume Zeit bevor er sich erhob, Gedanken kreisten in seinem Verstand umher, sagten ihm, dass es vergeblich sei ihr zu folgen, immerhin gab er sich die alleinige Schuld an ihrem Verschwinden. Schweren Gemütes trat er seinen Weg in den Tempel selbst an, es war als würde ihm ein Schleier aus Sorgen umgeben, denn sein Blick war leer, sein Haupt gesenkt. Der Weg durch den Tempel erschien ihm wie Stunden. „Ghad, was ist mit Euch los?“, wandte sich einer der älteren Tempeldiener ihm zu, der ihn schon eine geraume Weile als Mensch, als Ritter und als Streiter Indurons kannte. „Mein Freund, ich kann es selbst kaum erfassen, ein Zweifel hat mich umfasst, wie ich ihn kaum kenne, so wie es damals…“ Der Priester legte seine Hand auf Ghads Haupt und lächelte ihm ermutigend zu. „Nichts geschieht ohne Indurons Willen oder sein Zutun.“ Ghad setzte ein mattes Lächeln auf und begab sich in den Bereich des Tempels, der ihm Ruhe schenken würde – das Bibliothekarium. Er stand noch im Rahmen der Türe, wie es ihn traf wie ein Schlag, dumpf und hart.
Er sank gegen den Rahmen und fasste sich an die Stirn. Er konnte ihr nicht länger ins Antlitz sehen, aus Angst, dass sie ihn erblicken würde, wie das Antlitz einer dämonischen Fratze. Doch was war mit ihm? Was wollte er? Er wollte sie ein letztes mal sehen, er wollte sich entschuldigen für das was er getan hatte, er wollte Ihr lebewohl sagen.
„Ghad, du bist so ein törichter Narr, sie wird ohnehin nur flüchten, wenn sie dich erblickt. Ja, ich sollte……NEIN, ich kann es so nicht stehen lassen, ich muss meine Fehler aus der Welt schaffen, nichts anderes könnte ich mir verzeihen! Doch wie kann ich sie erreichen, wie kann ich ihr sagen was ich denke..“ Ein Augenblick verging, bis er sich aufrichtete und auf einen der Tische begab, wo sonst die Abschriften von Büchern angefertigt würden.
„Ich werde ihr eine Botschaft zukommen lassen, ein Brief….ja, das wird das Beste sein.“. Schnell war eine Feder zur Hand und ein Pergament, mit Eifer im Geiste und in den Fingern begann er die Feder in das Tintenfaß zu tunken, tropfte es leicht am Rand des Gefäßes ab und setzte zu den ersten Worten an:
„Ehrenwerte Galenya,
ich…“
Es verging nahezu eine weitere Stunde, die Tinte war längst getrocknet, Siegelwachs auf das zusammengerollte Pergament geträufelt und versiegelt mit dem Symbol seiner Familie – dem Zwillingsschild. „Nun muss nurnoch ein Bote ihr die Nachricht überbringen.“ Ghad schob den alten Stuhl aus feinem Elfenfurt Holz nach hinten und erhob sich. Es musste schon ein recht amüsanter Anblick gewesen sein wie er erneut durch die Hallen des Tempels ging, die Rüstung nur spärlich gefestigt und schwer vor seiner Brust hängend, doch ging er stolzen Schrittes zu einem Priester, der gerade in der Haupthalle des Tempels seinen Dienst verrichtete.
„Induron zum Gruße ehrenwerter Priester. Ich benötige die Dienste des Tempels. Würdet ihr bitte einen Eurer Boten rufen, um diese Botschaft zu entsenden?“ (gesagt) Der Priester schüttelte sein Haupt. „Verzeiht Bruder, doch sind unsere Boten nicht abkömmlich gerade, aber ich kann Euch versichern, dass wenn einer jener zurückkehrt, diese Nachricht versandt wird. An wen…“ Ghad sah den Tempeldiener unsicher an, wollte er wirklich das was er nun hier tat? Er wollte lebwohlsagen, doch er wollte wissen wie sie auf seine Worte reagierte, die er ihr nicht ins Gesicht sagen konnte. Wo war sein Mut in diesem Augenblick? Diese Frage konnte er nichteinmal sich selbst stellen. „Galenya, Galenya Draug, Galenya von Drachenfels. Wer bist du bloß, der mich so verwundbar gemacht hat, dies in einem Augenschlag, in einem Atemzug. Ich brauche Gewissheit, ich werde...“
Ghad sah sich um, der Tempeldiener war verschwunden. Die Nachricht jedoch hielt er selbst noch in seiner Hand.
„...ich werde sie dir selbst bringen!“
Teil I:
Der scharlachrote Ritter trat auf den Markt Girans, wenn er sie nicht hier finden würde, dann nirgends. Schwer waren seine Schritte, dumpf drang der Klang der metallischen Stiefel auf der Straße Girans. Zwei prunkvolle Schwerter hingen in Schwertscheiden an seinen Seiten, elegant und anschmiegsam seinen Schritten folgend im Schwung. Sein Schildarm, wie konnte es anders sein, führte ein Großschild in dem selben scharlachfarbenen Rot. Sein Körper war gänzlich verdeckt, eine prächtige Rüstung und ein Vollhelm, der nur den Blick auf seine Augen frei gab bedeckten Ihn. Niemand würde Ihn erkennen, nichteinmal sie, die ihm just noch so nahe gewesen war.
Sein Blick glitt umher, gar glaubte er manchmal sie erkannt zu haben, stellte er nur fest, dass eine Dame ähnlicher Statur und Kleidungsgeschmacks hier vor ihm stand.
Furcht ergriff ihn, dass sie gegangen war, verschwunden für immer, doch da erkannte er, ruhend an einem der Bäume eine Gestalt, es war die Ihrige! Unter seinem Helm und vor seinem eigenen Blick verborgenen lächelte er unmerklich. Sie schien zu schlafen, doch seine Herantreten schien sie aus dem Schlaf gerissen zu haben. Sie blickte ihn an, er schluckte schwer in der Hoffnung, dass sie ihn nicht erkennen würde. „Ihr wünscht, Sire?“ (gesprochen)
„Ich habe eine Botschaft für Euch, von Sir von Buloth.“ Erstarrte sie in diesem Augenblick, er konnte den Blick kaum auf Ihr halten, doch der Helm, der seine Augen verdunkelte, half ihm dabei es unbemerkt zu halten.
Doch was nun geschah war, er verstand es nicht, sie streckte ihm die Hand entgegen, fordernd, bittend. „Bitte, gebt sie mir Sire!“ Er war wie in Starre, was geschah hier eben? Er händigte ihr die Papiere aus, sie brach das unbekannte Siegel und begann zu lesen.
„Ehrenwerte Galenya,
ich stehe in deiner Gnade. Verzeihe mir, denn ich habe etwas getan, was ich nicht verstehe und mich noch weniger daran erinnern kann, doch muss ich damit rechnen, dass du gegen mich grämst und dies tut mir leid. Du warst so schnell verschwunden, so schnell wie du mir erschienen warst. Dies lag nicht in meinem Wunsche, denn ich genoss jene Zeit sehr. Ich hoffe du kannst mir verzeihen, was ich getan habe. Ich danke dir für deine Worte, denn du hast mir gezeigt was mir solange verborgen blieb und was ich verga - was es bedeutet Mensch zu sein. Lebe wohl, mögen die Götter stets über dich wachen.
Ghad von Buloth“
Sie hatte den Brief kaum zu Ende gelesen da schien sie auch schon aufzuspringen und den Ritter groß mit ihren kastanienbraunen Augen ansah.
„Sagt, wo ist Sir von Buloth? Wisst Ihr wo er ist?“ Ghad schluckte schwer, sie suchte Ihn, aber warum? Sie war doch gegangen, ließ Ihn stehen, verwirrt und einsam.
Er konnte sich ihr nicht offenbaren, diese Scharade wäre ihm zu peinlich gewesen.
„Er…er ist gen Westen aufgebrochen, nach Dion. Schon vor geraumer Weile. Er dürfte sich derweil bei des Scharfrichters Ebene sein.“ Sie sah Ihn erschrocken an, keine 10 Pferde schienen sie halten zu können als sie aufbrechen wollte gen Stallungen.
„Haltet ein Mylady, ich werde Euch begleiten. Mein Kodex verbietet es mir Euch alleine einen solchen Ort zu bereisen.“ Er konnte es nicht zulassen, dass sie sich seinetwegen in Gefahr begab, zumal wieso wählte er diesen Ort, er wusste welche Schrecken dort lauerten. Aber es war der einzige Ort, wo ein Paladin wie er in solchen Zeiten gebraucht wäre. „Habt Ihr ein Reittier?“ „Durchaus, Mylady, es wartet am Nordausgang.“ (gesprochen) Galenya gab ihm ihre Zustimmung, er selbst atmete auf. „Ghad, du bringst sie noch in Gefahr, gebe dich doch einfach zu erkennen, sie sucht dich doch sogar…aber was wenn…“ (gedachtes) Er hielt sich leicht die Stirn, Galenya war schon verschwunden, er selbst sputete sich gen Nordausgang, wo sein Reitgefährt tatsächlich schon auf ihn wartete ohne seine Gedanken fassen zu können. Gerade wollte er schon auf den Rücken des Tieres steigen, da kam sie ihm auch schon auf einem eleganten Tier entgegen geritten. Sie ritten gemeinsam gen Süden, eine Reise auf der nicht viele Worte gewechselt wurden, lediglich belangloses, sie in Eile Ghad zu finden - Ghad, der in Verkleidung neben ihr ritt, schämte sich seiner selbst.
Teil II:
Sie ritten bis zum Rand des verfluchten Ortes, wo sie abstiegen und zu Fuß weitergingen. Erstaunt sah Ghad, wie sie ihre vorherige Worte bezüglich ihrer arkanen Künste deutlich unterstrich, als sie mit Leichtigkeit der Untoten gebrechlicher Leiber zerschmetterte. Ein kalter Zug striff durch ihre Gesichter, er trug den Geschmack von altem Eisen und den Geruch von Tot, Verwesung und Blut mit sich. Dumpf hörte man das Stöhnen aus allen Ecken dieses Orts, der Himmel verfinsterte sich über ihren Häuptern bis zu einer verschlingenden Dunkelheit, die von der nebligen Atmosphäre nur allzugern untermalt wurde.
Er versuchte sie hindurch zu führen, vorbei an den Zentren der unheiligen Magie, doch eine Meter tiefe Grube schien ihre Aufmerksamkeit zu erwecken. Sie schien so sehr besorgt, ob er nicht hinabgestiegen oder gefallen sei, dass sie nicht zögerte mit schnellen Schritten hinabzusteifen.
„Ich glaube kaum, dass er hier unten ist Mylady, wir sollten lieber weiter gehen.“ (gesprochen) Doch da war sie auch schon am Ende der Treppen, hatte ihn kaum gehört und stand vor dem Eingang einer der Höhlen, die tief unter die Erde führen, wo die Seelen begraben liegen und nicht frei kommen. Ghad, zückte die Klinge, welche in einem sachten Licht glomm. Er streckte sein Schwert in die Richtung des Höhleneingang und alles was er sah, war unergründliche schwarze Tiefe.
Er erhob sich schleppend, müde glomm das Dunkel in seinen Augen, angelockt von Stimmen, von der Präsenz, vom Geruch Lebender. Er verabscheute das Leben, nachdem er es genommen hatte von Ihm. Einsat war er ein großer Ritter, doch dann wurde er verraten, erschlagen, hingerichtet. Seine Nähe war wie der eisige Griff des Todes selbst, die Präsenz des Untodes. „Gebt Euch zu erkennen!“ rief eine helle Stimme vom Ende des Ganges, wo zudem noch etwas war, es glomm in einem Licht, welches Ihm zuwider war. Das Dunkel in seinen Augen wurde intensiver, es wurde rötlich, so rot wie der Zorn, der in Ihm brannte.
„Tretet zurück, Mylady!“, doch kaum waren diese Worte gefallen, da trat aus dem Dunkel heraus eine unbekannte Gestalt, ein verzerrtes Grinsen lag auf deren von Maden zerfressenen Lippen. Die Gestalt war so groß wie anderthalb Mann von Ghads Statur. Ein hohes Schwert thronte in dessen rechter Hand, vereinzelt hingen Platten von dem Leib.
„Sir….“
Galenya erschruck, als sie den Titel hörte, doch wurde bald klar, dass es sich nicht um Sir Ghad von Buloth handelte.
Monströs und düster trat die Gestalt aus dem Schatten, packte den unvorbereiteten Ghad an der Klinge und schleuderte diesen nach hinten hinfort.
Unsanft landete der Ritter auf den Füßen, die Klinge entfernt und die Frau, die wegen Ihm diesen Ort aufsuchte in Bedrängnis. Er eilte dazwischen, das Schild hoch erhoben, da erwischte Ihn der nächste Hieb und er wurde samt Schild zur Seite geschleudert.
Galenya rannte in den Gang hinein, sie wollte sich des scharlachroten Ritters Waffe nehmen und mit diesem hinfort eilen, aus der Reichweite des Untoten. Sie hörte das dumpfe Aufschlagen des Ritters auf dem Boden und sah wie dieser bedrängt wurde. Sie wob einen Zauber aus Eis und ließ das Wesen für einen Augenblick erstarren. Doch das Eis bröckelte rasch, das Rot leuchtete noch intensiver in dessen toten Augenhöhlen und es wandt sich Ihr zu.
Ghad schlug die Augen auf, sein Schädel schmerzte, seine Hand ging zur Seite, wo sich die Rüstung tief in seinen Leib gedrückt hatte. Er sah sich um, das Wesen was eben noch ihn angriff war in den Gang gewandt, doch wo war Galenya? „Galenya? Galenyaaa!“ Er rappelte sich auf, er zog die verbleibende Klinge, ein altes Familienstück, und rammte dieses aus dem Sturm heraus in das tote Fleisch des Hühnen. Durch die Rippen hindurch konnte Ghad sie sehen, sie wob einen zweiten Zauber. Er riss die Klinge heraus und da wurde der Untote auch schon aus dem Gang gefegt von einem zehrenden Zauber. Sie sank hinab und er eilte wortlos zu ihr. „Ghad, bist du es?“ Es schien ihm als hätte sie es geahnt, er klappte das Visier des Helmes hoch und gab sich zu erkennen. „Was, was sollte das…hier?“ „Ich erkläre es dir später Galenya, doch nun…lass uns sputen, bevor dies alte Abscheulichkeit zu neuem Leben erwacht. Ghad sammelte seine Schwerter ein und wandte sich Ihr wieder zu, doch sie schien distanzierter als zu jenem Zeitpunkt wo sie Ihn so wortlos in Giran verließ.
Epilog
Er war sich sicher, sie würde Ihn hassen, er selbst konnte sich kaum ertragen, wie würde sie es dann können?
„Oh großer Ghad, du hast es geschafft, deine Befürchtungen sind eingetreten, doch du hast es bewiesen, sie hasst dich nicht nur, nein sie wird dich verabscheuen.“
Er klappte das Visier herab.
Wortlos verließen sie die Grube, er sah sie unsicher aus dem Augenwinkel an, doch sie schien ihm kaum eines Blickes zu würdigen. Sie stiegen auf Ihre Tiere, welche am Ausgang noch auf sie warteten und ritten los. Er folgte Ihr bis zu einem kleinen Bach, sie sah ihn erwartungsvoll an und sie stiegen hinab. Die Tiere traten an den Bach heran, um sich an dem Wasser zu laben, Ghad löste seinen Schild und den Helm, um sein Spiegelbild im Wasser zu betrachten.
Erläuterung:
Tempeldiener 1 Gesprochenes
Tempeldiener 2 Gesprochenes
Galenya Gesprochenes
Ghad Gesprochenes
Ghad Gedachtes
Untoter Gekeuchtes