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Tadiira - Nichts ist jemals einfach
#1
Die langen, schwarzen Haare umspielten weich Gestalt und Körper der Dunkelelfe. Hohe Wangenknochen dominierten das Gesicht, dessen Züge eher gezwungen weich wirkten, als hätte die Dunkelelfe ihr bisheriges Leben stark darum gekämpft eben jene jugendlich-naiv weichen Gesichtszüge aufrecht zu erhalten. Ihre kalten, grauen Augen blickten auf den Weg, der zum Tempel führte. Ihr Körper war in ein dünnes, weißes Leinenkleid gehüllt. An der Taille trug sie einen hellbraunen Ledergürtel mit einer zierlichen, silbernen Schnalle, an dem ein Beutel aus dunklem Leder, in dem höchstwahrscheinlich ein paar Goldstücke waren, hing, ein weiterer Lederbeutel, nur in weiß, in dem sich ein paar persönlichere Dinge befanden und eine Scheide aus dunkelbraun bis rotem Leder, in dem ein Dolch steckte, in dessen verzierten Griff ein einziger Rubin gearbeitet war. Die junge Dunkelelfe blickte nicht nur aufmerksam auf den Weg vor sich, sie tastete sogar konzentriert die Umgebung mit all ihren Sinnen ab. Trotzdem bemerkte sie den Mann erst, als sich seine linke Hand von hinten her um ihren Bauch legte und er sie an sich drückte. Seine Hand war groß und stark und die Handfläche war durch schwarz gefärbtes Leder geschützt. An ihrem Rücken konnte sie das harte Leder fühlen, dass seine ansonsten aus festem Stoff bestehende Kleidung verstärkte, welche, wie sie wusste, ebenfalls größtenteils schwarz war. Er war leicht größter als sie und so konnte sie sein unrasiertes Kinn an ihrem Hinterkopf spüren. Noch ehe er den mund aufmachte, hatte sie ihn erkannt. Sie hatte ihn eigentlich schon erkannt, als er sie angefasst hatte. Sein Geruch war ihr vertraut, ebenso die geschmeidigen Muskeln an seinem Körper, an die er sie erinnerte, in dem er mehr Druck mit der linken Hand ausübte.
Schön, dass du gekommen bist, Tadiira.
Seine Worte waren voller Häme. Ihre hingegen ebenso kühl wie glatt. Ein Stück gefrorenes Eis, dessen Oberfläche geschmolzen war, um umso glatter wieder zu gefrieren.
Ich habe deine Nachricht erhalten. Was gibt es?
Seine Hand löste den Druck, doch noch immer stand sie eng an ihm, unfähig sich zu bewegen. Sie konnte seinen ruhigen Atem spüren, so unangenehm nah war er. Das Eis schmolz erneut.
Um deinen Auftrag, Yathrin.
Sie widerstand dem aufkommendem Gefühl zu versuchen sich von ihm loszureißen. Es hätte ohnehin nicht geklappt. Doch die Art, wie er ihren Titel aussprach missfiel ihr. Ebenso wie seine Nähe. Sie zwang sich zu Ruhe.
Was ist damit? Hast du ihn ausgeführt?
Das Eis war nicht wieder gefroren, es würde auch nicht mehr gefrieren. Seine Hand glitt ihren Bauch entlang zu ihrer Taille, dann ihre Seite hinauf. Nicht so, wie man seine Halbschwester anfassen sollte. Sie hielt den Atem an, wohlwissend dass ihm das eines seiner kranken Grinsen entlocken würde.
Es gibt Schwierigkeiten.
Sie zwang sich dazu wieder zu atmen und konnte den leisen, zischenden Ton des Amüsements seinerseits nicht überhören. Ihr Tonfall war gequält ruhig.
Ich kenne dich, es gibt keine Schwierigkeiten, die dich tatsächlich aufhalten können.
Zumindest keine, die bei der Beseitigung einer zu neugierigen Rothe auftreten sollten. Das wussten sie beide nur zu gut. Seine Hand wanderte wieder ihre Seite entlang und er legte sie ihr an die Hüfte. Alleine die Vorstellung, wie er sich dabei die Lippen leckte, was er sicherlich tat, ließ sie innerlich erschaudern. Doch nach außen blieb sie möglichst ruhig. Sie durfte ihm nicht zeigen, wie viel Macht er über sie hatte.
Sie ist fortgelaufen.
Wäre er eine Frau gewesen, sie hätte innerlich geseufzt und ihr einen kurzen Vortrag gehalten, dass dies von vornherein offensichtlich gewesen war. Doch er war keine Frau. Er war ein Mann und seine Hand fühlte sich unangenehm nah an. Sie biss sich sachte auf die Unterlippe, um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, doch das Eis wollte nicht zurück in ihre Stimme kehren. Er hatte sie kaum kontaktiert, um ihr das zu sagen.
Dann finde sie.
Wieder sein trockenes, krankes und kurzes Lachen. Sie wünschte, er würde aufhören sie anzufassen.
Natürlich. Aber das wird dich mehr kosten, Yathrin.
Seine Worte waren ein Versprechen, doch er ließ ihr keine Zeit zu antworten. Sie hätte noch nicht einmal den Mund geöffnet und ihr Wunsch hatte sich erfüllt. Er hatte aufgehört sie anzufassen und war in den Schatten verschwunden. Eine Weile noch stand sie da und sammelte sich, ehe sie ihre Schritte zum Tempel lenkte.
"Was sie davon haben, einen Baum zu verehren, verstehe ich nicht, er steht nur da und wächst."
-Richard Schwarz, Die Götterkriege I: Die Rose von Illian
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Tadiira - Nichts ist jemals einfach - von Schneewittchen - 19.11.2008, 20:04
[Kein Betreff] - von Schneewittchen - 11.01.2009, 02:08
[Kein Betreff] - von Benji - 07.03.2009, 20:57

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