13.12.2008, 14:57
Des Nachts
Sein Blick ist auf die fahle Mondsichel gerichtet, die sein Zimmer in ein dämmriges Licht taucht. Auch diese Nacht würde er keinen Schlaf finden.
Langsam erhebt er sich von seinem Bett, streift sich seine Stiefel über und schleicht sich die Treppe in den unteren Teil des Hauses hinab. Vorsichtig, darauf bedacht keinen Lärm zu machen, öffnet er die Tür um nach draußen in den Wald zu gelangen.
Wie so oft fragt er sich, ob seine Mutter wohl weiß, dass er sich des Nachts aus dem Haus schlich. Es wäre nach ihrer Art es still hinzunehmen und ihn gewähren zu lassen. Seine Schritte lenken ihn immer tiefer in den Wald hinein mit einer völligen Sicherheit, oft ist er diesen Weg schon gegangen.
Seine Gedanken gehen wie soft ihren eigenen Weg. Selten…nein eigentlich nie hatte seine Mutter versucht ihn einzusperren. Schon immer hatte sie ihm alle Freiheiten gestattet, aber auch zugleich so viel Verantwortung für sein Handeln übertragen. Es war befremdlich für ihn gewesen sich den Tradition und Gepflogenheiten der Morjes unterzuordnen. Dort hatte er einen Großteil seiner Kindheit verbracht.
Ein Lächeln huscht über seine Züge, die Zeit dort hatte ihm viele glückliche Moment beschert…Abrupt bleibt der junge Elf stehen, Zorn keimt in ihm auf. Sie hatten alle geschwiegen, sie hatten ihn in ihre Mitte genommen und doch hatte er sich selten einsamer gefühlt als dort. Oft hatte er versucht sich etwas aus den Gesprächsfetzen zusammen zu reimen, die er hier und da aufschnappte, aber er hatte nie wirklich etwas erfahren können.
Es war jener schicksalshafter Morgen gewesen…jener Morgen nachdem sich alles verändert hatte. Nur wenige Erinnerungen an seinen Vater waren ihm geblieben.
Er jetzt bemerkt er, dass er stehen geblieben ist. Die Geräusche der Nacht umgeben ihn, ein wenig Licht scheint durch das dunkle Blätterdach. Hier hatte er sich schon immer wohl gefühlt, fernab der Mauer des Schweigens. Hier kennt er die Gesetze, die das Leben bestimmten.
Langsam lässt er sich gegen einen Baum sinken und starrt in die Nacht hinein, die Arme um seine Beine geschlungen.
Das neue Haus, es gefällt ihm. Es ist schön, nun endlich einen Ort zu haben, der sich wie ein Zuhause anfühlt, aber gleichzeitig steigt die Angst. Die Angst auch diesen zu verlieren, wieder weggegeben zu werden. Er weiß, es war das Richtige, als seine Mutter ihn damals zu dem Morjes gab, sie hatte vieles was sie regeln musste, aber der unangenehme Beigeschmack allein gelassen geworden zu sein bleibt.
Familie? Er weiß das Wort mit Inhalt zu füllen, aber kaum mit Erinnerungen. Seine Mutter ist schon immer jemand gewesen, der ihm wenig in diese Welt zu passen scheint, aber umso mehr liebte er sie. Ihre Tagträume rein, die Melancholie und stete Wissen um etwas Verborgenes, hatten ihn immer fasziniert. Diese zarte Elfe, mit dem Nachtschwarzen Haar, die stets ein Gewand aus Traurigkeit trug und doch in alledem eine Kraft besaß, die ihn schon hatte erschauern lassen.
Warum fällt es ihm nur so schwer sie zu fragen, was damals geschehen ist, warum sein Vater ihm selbst kaum mehr als ein Geist ist? Aber nie ist ihm auch nur die kleinste Andeutung entwichen. Ist es Angst?
Er schließt die Augen, lässt den kühlen Nachtwind seine Wangen streicheln.
Das Gefühl ist für ihn schwer in zu fassen. Wenn es nun einen Grund gibt, all das in der Vergangenheit ruhen zu lassen, einen Grund, der ihm nicht gefallen würde? Warum sollte er die Entscheidung seiner Mutter in Frage stellen, darüber Stillschwiegen zu bewahren? Würde er sie verlieren?
Ja verlieren, so absurd es ihm auch erscheinen mag. Seine Mutter führte ihr Leben in einem fragilen Gleichgewicht zwischen dem hier und jetzt und ihren Träumereien, würde er es zerbrechen, wenn er sie zu sehr bedrängte? Sollte er ihr nicht ihren Frieden lassen? Die Vergangenheit ruhen lassen?
Er kann nicht. Seine Augen öffnen sich und blicken hinauf in das Blätterdach, das im Wind leise raschelt. Es würde für ihn keinen Frieden geben, wenn er es nicht herausfinden würde….
Leise hört sie wie die Haustür geschlossen wird. Sie dreht sich herum und blickt auf die Elfe die friedlich neben ihr schläft. Sollte es ihr Sorgen bereiten, dass ihr Sohn sich des Nachts aus dem Haus schleicht? Sie würde mit ihm reden müssen, aber je älter er wurde, je erwachsener, umso weniger fühlte sie sich in der Lage dazu.
Vorsichtig legt sie ihren Arm um die Priesterin und versucht wieder Schlaf zu finden, aber wie so oft kann sie diesen nicht finden. Schuldgefühle kommen in ihr auf und viele andere Dinge, die sie lieber begraben wüsste.
Lange liegt sie so dar und schwimmt mit ihren Gedanken bis sie hört wie sich leise wieder die Haustür öffnet. Ein beruhigtes Lächeln stiehlt sich über ihr Gesicht und langsam
An einem anderen Tag
Ein Tag wie jeder andere. Norelle sitzt vor ihrem Schreibtisch und sieht Dokumente und Briefe durch und zerbricht sich den Kopf, was zu tun sei. Die Aufgabe als Ratsmitglied ihres Volkes bestimmt in angenehmer Art und Weise ihren Alltag. Das Gefühl eine Aufgabe zu haben, trägt sie durch die Stunden und hält verborgen, was verborgen bleiben soll.
Schwungvoll kratzt ihre Feder über ein Pergament, dann und wann ruht sie nur um dann das Papier umso schneller mit der kunstvollen Schrift ihres Volkes zu bedecken.
Aber auch schließlich nimmt diese Arbeit ein Ende und seufzend sieht von ihren Papieren auf, hinaus in einen Regen verhangenen Himmel. So selten es auch ist, doch heute sind die Auen ganz ins Grau eines Regentages getaucht.
Die Elfte tritt an die großen Flügeltüren heran, öffnet sie und betritt die kleine Veranda. Die angenehm klare Luft nach einem Regenschauer umgibt sie, das Grass des Gartens ist noch in einen unwirklichen Nebelschleier getaucht.
Sie könnte noch einmal in die das Haus des Wissens gehen und in der großen Bibliothek nach einem passendem Zauber für die Beleuchtung der großen Halle suchen.
Schon sieht sie sich in einen schlichten dunklen Mantel gehüllt auf den Weg in die altehrwürdigen Hallen.
Auch sie umhüllen nun die zarten Nebelschleier und zaubern ein Muster aus kleinen Wassertropfen auf ihren Mantel. Ohne Eile führen ihre Schritte sie immer näher ihrem Ziel.
Noch immer ergreift sie ein Gefühl der Ehrfurcht wenn sie das Haus des Wissens betritt. Wenn auch keinem Gott geweiht, so ist dieser Ort doch ihrem Volk ebenso heilig wie ein Tempel. Hier kann man sie spüren, die großen Tage des Lichten Volkes, ihr Wissen, ihre Errungenschaften.
Ein kleines magisches Licht begleitet sie während sie durch die schier endlosen Regale der Bibliothek streift. Ihre Finger streichen über die alten Buchrücken, wie so oft überkommt sie ein Gefühl der Verbundenheit mit diesem Ort.
Ein paar Bücher im Arm begibt sich die Elfe zu einem der vielen Tischen, die man direkt unter den großen geschwungenen Fenstern platziert hat. Von hier aus hat sie einen wunderschönen Blick auf den Innenhof und das Wasserspiel, das nun von weißen Schleiern umgeben ist.
Sie schlägt eines der Bücher auf und beginnt ohne rechte Begeisterung zu lesen. Die Buchstaben scheinen keinen rechten Sinn ergeben zu wollen, sie tanzen über das Papier, die Augen der Elfe werden schwer. Ihr Kopf sinkt auf das Buch herab.
„Hannon le, es freut mich, dass ihr so schnell auf meine Anfrage geantwortet habt.“
Ein Elf in einer kostbaren blauen Robe steht vor einer Theke und unterhält sich freundlich mit eine Händlerin. Es herrscht ein reger Betreib und viele Elfen gehen ein und aus, doch das scheint wenig von Interesse zu sein. Man wendet sich ab und blickt durch die offenen Türen nach draußen, so dass sie den Ableger des Mutterbaums erkennen kann.
Barcaras…
Eine Gruppe Templer geht an ihr vorbei, vertieft in ein Gespräch. Sie kann nicht verstehen worüber sie reden aber sie kann deutlich die goldenen Augen dessen erkennen, der in der Mitte der Gruppe geht.
Elsyrion…überrascht versucht sie mehr erfahren, will hinter ihm her gehen, doch sie wendet sich ab.
„Mein Kind, komm …wir sind hier fertig…“ Eine knochige Hand schiebt sich untere ihren Arme und zieht sie mit sich. Ihre Augen fliegen über die Elfen, die geschäftig in Barcaras umhergehen.
Ihr Schrei verklingt stumm, ungehört.
Der Wind schlägt gegen das Fenster und trägt den Regen vor sich her. Der Sturm gewinnt an Kraft und das Prasseln des Wassers an den Glasscheiben verstärkt sich. Zerschlagen will sie ihren Kopf heben, doch er fühlt sich mit einmal so schwer an. Müde Augen sehen hinaus in das Unwetter, das Wasserspiel ist kaum noch zu erkennen.
Norelle richtet sich auf, das magische Licht ist erloschen und dunkle Schatten herrschen zwischen den Regalen. Sie will die Bücher nehmen und diese zurück bringen, als ihr ein dünnes Rinnsal Blut auf ihrer Hand auffällt. Ein weiterer Tropfen landet auf ihrer handoberfläche. Ihre Hand tastet über ihr Gesicht. Nasenbluten. Verstimmt beeilt sie sich die Bücher zurück zubringen und still die Blutung mit dem Ärmel ihrer Robe.
Ihre Schritte lenken sie zurück zu ihrem Platz, sie nimmt ihren Mantel, schlingt ihn um sich und zieht sich die Kapuze tief ins Gesicht. Sie tritt aus der Bibliothek heraus in das Unwetter. Der Wind reißt an ihr. Der Regen schlägt in ihr Gesicht.
Im Wald mischt sich das Tosen der Baumkronen in das Lied des Sturms. Gleich eines Schattens folgt sie ihrem Weg zwischen den Bäumen hindurch. Kälte umhüllt sie. Ihre Schritte kommen ins Stoppen und sie bleibt unvermittelt stehen.
Elsyrion…
Rinnen Tränen über ihr Gesicht? Es ist ganz nass vom Regen.
Ist Liebe denn nicht genug?
Ihr Gesicht nimmt bittere Züge an. Das was verborgen bleiben soll, will es eben nicht. Es treibt an die Oberfläche und fordert Genugtuung ein. Klarer als je zuvor sieht sie ein, dass es nichts gibt was sie dem Schmerz entgegensetzen könnte, er würde nie vergehen, nur auf sie lauern und sie mit sich ziehen, wenn er eine Gelegenheit dazu sieht.
Ohne es wirklich zu wollen, bewegen sich ihre Beine weiter und tragen sie durch den Wald, weiter an den Ort den sie nun Zuhause nennt. Einen Ort der nicht erfüllt sein soll von Erinnerungen, doch sie weiß sie schleppt sie mit sich, egal an welchen Ort sie geht.
Schon kann sie das kleine Haus am See erblicken, als sich abwendet und statt in das Haus zu gehen darum herum geht und sich auf die Stufen der Veranda niederlässt.
Der Himmel hängt grau und dunkel über den See und wühlt das sonst so stille Gewässer auf und peitscht Wellen hinüber.
Langsam wird der Wind ruhiger, der Regen vergeht in einen undurchsichtigen Nebelschleier und noch immer sitz die Elfe dort und sieht hinaus auf den See.
Schritte sind zu hören, die gläsernen Flügeltüren werden geöffnet und ein junger Elf tritt heraus. Seine dunkeln Locken umspielen sein Gesicht und seine goldenen Augen blicken besorgt.
„Du solltest hinein kommen…ich habe Wasser aufgesetzt…“
Kein Vorwurf, keine Fragen, nur eine sanfte Hand die sich auf die kalte Schulter legt und sich dann anbietet um Norelle aufzuhelfen.
Der Sturm hat sich gelegt, Artamir steht in seinem Zimmer und blickt aus dem Fenster, die ersten Sterne lassen sich am verhangenen Nachthimmel ausmachen. Die Arme sind vor der Brust verschränkt, seine Züge ernst.
Verschwommen kann man im Fenster eine weiter Gestallt neben ihm wahrnehmen. Sie ist schwer zu fassen, immer wenn sie konkreter zu werden scheint, löst sie sich wieder auf, nur um danach wieder zukehren.
„Auch ich fürchte um sie. Du musst ihn finden…du musst. Uns ist es nicht vergönnt sie glücklich zu sehen. Die Priesterin würde in den Tod für sie gehen, ihre Liebe ist so tief und rein und doch vermag sie es nur selten ihre Geliebte glücklich zu sehen. Ihr Sohn verehrt sie, schweigt über das, was sie so gerne vergessen will…ich schweige, bleibe ihr fern, bin ihr nah…Es macht keinen Unterschied, ich fühle ihren Schmerz…“
Dumpf erklingt die Stimme, beinahe als würde sie mit dem Wind daher kommen. Der junge Elf nickt. Er würde nach Heine gehen müssen, er würde Fragen stellen müssen, er würde…er würde die Wahrheit finden müssen!
Sein Körper wendet sich ab, er lässt sich in den großen Sessel fallen.
„Du weißt, ich werde gehen, wenn du es wünscht…“
Keine Antwort. Stille herrscht in dem Zimmer, nur der Wind ist von Zeit zu hören wie er um das Dach herum fegt.
Ein neuer Morgen
„Ich werde heute nach Heine reisen und den Tempel der Eva besuchen.“
Überrascht sieht Norelle auf als sie die Worte ihres Sohnes vernimmt, auch Aduial blickt neugierig.
Eine kurze Stille unterbricht das sonstige Klappern und Rascheln des Frühstücks.
„So? Was treibt dich dahin? Du bist längst zu alt, dass ich dir ernsthaft etwas verbieten könnte, sollte ich es denn wollen…“
„So wie auch du einst möchte ich meinen Weg finden, in die Welt hinaus gehen um zu finden was ich suche. Die Auen sind meine Heimat und ich möchte sie nicht verlassen, aber jeder sollte einmal die Wunder Heines gesehen haben…sagtest du das nicht einmal?“
Ein zögerliches Lächeln umhüllt seine Züge, fällt es ihm doch schwer, seine Mutter gewollt so im Unklaren zu lassen.
„Sei mir nicht böse, wenn ich dich frage ob ich dich begleiten darf. Ich selber habe ein paar Angelegenheiten zu erledigen, die mich nach Heine führen. Ich könnte dir die Stadt zeigen so du es denn magst…und du wirst genügend Zeit haben deine eigenen Erfahrungen zu machen“
„Hannon le…ich nehme das Angebot gerne an“ , schmunzelnd wendet er sich wieder seinem Frühstück zu.
Norelle nimmt ihr Gespräch mit Aduial wieder auf, doch viele Gedanken gehen ihr im Kopf herum. Heine, was würde sie dort erwarten? Hatte sie die Stadt, die einst ihr Zuhause gewesen war, absichtlich gemieden? Hatte sie sich hier in den Auen versteckt? Vor der Welt, vor den Erinnerungen, vor sich selbst? Sie kennt die Antwort, auch wenn sie ihr nicht gefällt.
„Dann werden wir nach dem Frühstück aufbrechen?“, hört sie sich sagen, die Stimme vergnügt, ein Lächeln auf den Zügen, doch innerlich gefangen in der Angst der Ungewissheit. Sie hat gewusst, dass dieser Tag einmal kommen würde, da ihr Sohn, die Welt würde sehen wollen, doch so bald?
Sie sieht den jungen Elf an, er hatte mit seinem Ausbildung begonnen und man kann deutlich sehen wie sich der schlanke muskulöse Körper gegen das leichte Hemd abzeichnet, das er trägt. Entschieden hatte er sich noch nicht für eine Profession, doch schien ihm die Magie von Anfang an weniger zu liegen.
Sein Schmunzeln überdeckt, was er wirklich fühlt. Freude, darüber, dass seine Mutter ihm so bereitwillig gehen lässt, ihm die Stadt zeigen will. Aber auch Bedenken und Vorwürfe mischen sich darunter. Ist es eine Lüge? Würde er etwas finden? Und wenn ja, was wenn sie es entdecken könnte und ihn zu Rede stellt.
„Nimm dir ruhig ein paar Sachen mit…vielleicht bleiben wir über Nacht, wir haben Ellen lange nicht besucht und du weißt sie schreibt nicht gerne Briefe. Sie würde sich sicher freuen wieder etwas von uns zu hören…“
Mit einem Nicken entfernt er sich und begibt sich auf sein Zimmer um seine Sachen zusammen zu suchen. Gedämpft vernimmt er noch die Stimmen der beiden Elfen im unteren Zimmer. Schnell sind die paar Dinge gepackt, die er mit zu nehmen gedenkt. Schon fast will er wieder hinunter gehen da bleibt sein Blick an dem Kästchen auf seinem Nachttisch hängen. Mit einem dumpfen Aufprall fällt seine Tasche auf den Boden, der Elf lässt sich schwer auf das Bett fallen.
Seine Hände umschließen das schlichte Kästchen aus Mithril. Er öffnet es und blickt auf einen zierlichen Ring. Wie einen Schatz hütet er diesen seit seine Mutter ihn das filigrane Kunstwerk vor vielen Jahren schenkte. Seine Finger streichen wie schon so oft über das helle Metal.
„Ich werde dich finden…“
Ein Klacken ist zu hören, das Kästchen wir in die Tasche gepackt und der Elf schreitet entschlossen die Stufen herunter. Er wendet sich der Wohnstube zu und will seiner Mutter bescheid sagen, dass sie aufbrechen können, doch er schweigt, wendet sich stattdessen ab und wartet vor der Tür.
„Ich werde bald wieder bei dir sein, meine Priesterin“, eng umschlingen ihre Arme den Körper der Elfe. Der dunkle Mantel den Norelle nun trägt verdeckt die beiden beinahe vollkommen.
Ein letzter Kuss, letzte Worte zum Abschied und die Elfe tritt durch die Tür. Ein Lächeln liegt noch für die Priesterin auf ihren Zügen, die nun am Hauseingang lehnt und den beiden zuwinkt.
„Ich habe gehört die Bibliothek in Heine soll sehr beeindruckend sein.“
„Mae…sie befindet sich über dem Tempel der Eva, jeder Elf sollte es einmal in seinem Leben gesehen haben. „
Seicht plätschert das Gespräch dahin, bis die Elfen Mirabel erreichen und durch das Tor in die Stadt am Meer treten.
Sein Blick ist auf die fahle Mondsichel gerichtet, die sein Zimmer in ein dämmriges Licht taucht. Auch diese Nacht würde er keinen Schlaf finden.
Langsam erhebt er sich von seinem Bett, streift sich seine Stiefel über und schleicht sich die Treppe in den unteren Teil des Hauses hinab. Vorsichtig, darauf bedacht keinen Lärm zu machen, öffnet er die Tür um nach draußen in den Wald zu gelangen.
Wie so oft fragt er sich, ob seine Mutter wohl weiß, dass er sich des Nachts aus dem Haus schlich. Es wäre nach ihrer Art es still hinzunehmen und ihn gewähren zu lassen. Seine Schritte lenken ihn immer tiefer in den Wald hinein mit einer völligen Sicherheit, oft ist er diesen Weg schon gegangen.
Seine Gedanken gehen wie soft ihren eigenen Weg. Selten…nein eigentlich nie hatte seine Mutter versucht ihn einzusperren. Schon immer hatte sie ihm alle Freiheiten gestattet, aber auch zugleich so viel Verantwortung für sein Handeln übertragen. Es war befremdlich für ihn gewesen sich den Tradition und Gepflogenheiten der Morjes unterzuordnen. Dort hatte er einen Großteil seiner Kindheit verbracht.
Ein Lächeln huscht über seine Züge, die Zeit dort hatte ihm viele glückliche Moment beschert…Abrupt bleibt der junge Elf stehen, Zorn keimt in ihm auf. Sie hatten alle geschwiegen, sie hatten ihn in ihre Mitte genommen und doch hatte er sich selten einsamer gefühlt als dort. Oft hatte er versucht sich etwas aus den Gesprächsfetzen zusammen zu reimen, die er hier und da aufschnappte, aber er hatte nie wirklich etwas erfahren können.
Es war jener schicksalshafter Morgen gewesen…jener Morgen nachdem sich alles verändert hatte. Nur wenige Erinnerungen an seinen Vater waren ihm geblieben.
Er jetzt bemerkt er, dass er stehen geblieben ist. Die Geräusche der Nacht umgeben ihn, ein wenig Licht scheint durch das dunkle Blätterdach. Hier hatte er sich schon immer wohl gefühlt, fernab der Mauer des Schweigens. Hier kennt er die Gesetze, die das Leben bestimmten.
Langsam lässt er sich gegen einen Baum sinken und starrt in die Nacht hinein, die Arme um seine Beine geschlungen.
Das neue Haus, es gefällt ihm. Es ist schön, nun endlich einen Ort zu haben, der sich wie ein Zuhause anfühlt, aber gleichzeitig steigt die Angst. Die Angst auch diesen zu verlieren, wieder weggegeben zu werden. Er weiß, es war das Richtige, als seine Mutter ihn damals zu dem Morjes gab, sie hatte vieles was sie regeln musste, aber der unangenehme Beigeschmack allein gelassen geworden zu sein bleibt.
Familie? Er weiß das Wort mit Inhalt zu füllen, aber kaum mit Erinnerungen. Seine Mutter ist schon immer jemand gewesen, der ihm wenig in diese Welt zu passen scheint, aber umso mehr liebte er sie. Ihre Tagträume rein, die Melancholie und stete Wissen um etwas Verborgenes, hatten ihn immer fasziniert. Diese zarte Elfe, mit dem Nachtschwarzen Haar, die stets ein Gewand aus Traurigkeit trug und doch in alledem eine Kraft besaß, die ihn schon hatte erschauern lassen.
Warum fällt es ihm nur so schwer sie zu fragen, was damals geschehen ist, warum sein Vater ihm selbst kaum mehr als ein Geist ist? Aber nie ist ihm auch nur die kleinste Andeutung entwichen. Ist es Angst?
Er schließt die Augen, lässt den kühlen Nachtwind seine Wangen streicheln.
Das Gefühl ist für ihn schwer in zu fassen. Wenn es nun einen Grund gibt, all das in der Vergangenheit ruhen zu lassen, einen Grund, der ihm nicht gefallen würde? Warum sollte er die Entscheidung seiner Mutter in Frage stellen, darüber Stillschwiegen zu bewahren? Würde er sie verlieren?
Ja verlieren, so absurd es ihm auch erscheinen mag. Seine Mutter führte ihr Leben in einem fragilen Gleichgewicht zwischen dem hier und jetzt und ihren Träumereien, würde er es zerbrechen, wenn er sie zu sehr bedrängte? Sollte er ihr nicht ihren Frieden lassen? Die Vergangenheit ruhen lassen?
Er kann nicht. Seine Augen öffnen sich und blicken hinauf in das Blätterdach, das im Wind leise raschelt. Es würde für ihn keinen Frieden geben, wenn er es nicht herausfinden würde….
Leise hört sie wie die Haustür geschlossen wird. Sie dreht sich herum und blickt auf die Elfe die friedlich neben ihr schläft. Sollte es ihr Sorgen bereiten, dass ihr Sohn sich des Nachts aus dem Haus schleicht? Sie würde mit ihm reden müssen, aber je älter er wurde, je erwachsener, umso weniger fühlte sie sich in der Lage dazu.
Vorsichtig legt sie ihren Arm um die Priesterin und versucht wieder Schlaf zu finden, aber wie so oft kann sie diesen nicht finden. Schuldgefühle kommen in ihr auf und viele andere Dinge, die sie lieber begraben wüsste.
Lange liegt sie so dar und schwimmt mit ihren Gedanken bis sie hört wie sich leise wieder die Haustür öffnet. Ein beruhigtes Lächeln stiehlt sich über ihr Gesicht und langsam
An einem anderen Tag
Ein Tag wie jeder andere. Norelle sitzt vor ihrem Schreibtisch und sieht Dokumente und Briefe durch und zerbricht sich den Kopf, was zu tun sei. Die Aufgabe als Ratsmitglied ihres Volkes bestimmt in angenehmer Art und Weise ihren Alltag. Das Gefühl eine Aufgabe zu haben, trägt sie durch die Stunden und hält verborgen, was verborgen bleiben soll.
Schwungvoll kratzt ihre Feder über ein Pergament, dann und wann ruht sie nur um dann das Papier umso schneller mit der kunstvollen Schrift ihres Volkes zu bedecken.
Aber auch schließlich nimmt diese Arbeit ein Ende und seufzend sieht von ihren Papieren auf, hinaus in einen Regen verhangenen Himmel. So selten es auch ist, doch heute sind die Auen ganz ins Grau eines Regentages getaucht.
Die Elfte tritt an die großen Flügeltüren heran, öffnet sie und betritt die kleine Veranda. Die angenehm klare Luft nach einem Regenschauer umgibt sie, das Grass des Gartens ist noch in einen unwirklichen Nebelschleier getaucht.
Sie könnte noch einmal in die das Haus des Wissens gehen und in der großen Bibliothek nach einem passendem Zauber für die Beleuchtung der großen Halle suchen.
Schon sieht sie sich in einen schlichten dunklen Mantel gehüllt auf den Weg in die altehrwürdigen Hallen.
Auch sie umhüllen nun die zarten Nebelschleier und zaubern ein Muster aus kleinen Wassertropfen auf ihren Mantel. Ohne Eile führen ihre Schritte sie immer näher ihrem Ziel.
Noch immer ergreift sie ein Gefühl der Ehrfurcht wenn sie das Haus des Wissens betritt. Wenn auch keinem Gott geweiht, so ist dieser Ort doch ihrem Volk ebenso heilig wie ein Tempel. Hier kann man sie spüren, die großen Tage des Lichten Volkes, ihr Wissen, ihre Errungenschaften.
Ein kleines magisches Licht begleitet sie während sie durch die schier endlosen Regale der Bibliothek streift. Ihre Finger streichen über die alten Buchrücken, wie so oft überkommt sie ein Gefühl der Verbundenheit mit diesem Ort.
Ein paar Bücher im Arm begibt sich die Elfe zu einem der vielen Tischen, die man direkt unter den großen geschwungenen Fenstern platziert hat. Von hier aus hat sie einen wunderschönen Blick auf den Innenhof und das Wasserspiel, das nun von weißen Schleiern umgeben ist.
Sie schlägt eines der Bücher auf und beginnt ohne rechte Begeisterung zu lesen. Die Buchstaben scheinen keinen rechten Sinn ergeben zu wollen, sie tanzen über das Papier, die Augen der Elfe werden schwer. Ihr Kopf sinkt auf das Buch herab.
„Hannon le, es freut mich, dass ihr so schnell auf meine Anfrage geantwortet habt.“
Ein Elf in einer kostbaren blauen Robe steht vor einer Theke und unterhält sich freundlich mit eine Händlerin. Es herrscht ein reger Betreib und viele Elfen gehen ein und aus, doch das scheint wenig von Interesse zu sein. Man wendet sich ab und blickt durch die offenen Türen nach draußen, so dass sie den Ableger des Mutterbaums erkennen kann.
Barcaras…
Eine Gruppe Templer geht an ihr vorbei, vertieft in ein Gespräch. Sie kann nicht verstehen worüber sie reden aber sie kann deutlich die goldenen Augen dessen erkennen, der in der Mitte der Gruppe geht.
Elsyrion…überrascht versucht sie mehr erfahren, will hinter ihm her gehen, doch sie wendet sich ab.
„Mein Kind, komm …wir sind hier fertig…“ Eine knochige Hand schiebt sich untere ihren Arme und zieht sie mit sich. Ihre Augen fliegen über die Elfen, die geschäftig in Barcaras umhergehen.
Ihr Schrei verklingt stumm, ungehört.
Der Wind schlägt gegen das Fenster und trägt den Regen vor sich her. Der Sturm gewinnt an Kraft und das Prasseln des Wassers an den Glasscheiben verstärkt sich. Zerschlagen will sie ihren Kopf heben, doch er fühlt sich mit einmal so schwer an. Müde Augen sehen hinaus in das Unwetter, das Wasserspiel ist kaum noch zu erkennen.
Norelle richtet sich auf, das magische Licht ist erloschen und dunkle Schatten herrschen zwischen den Regalen. Sie will die Bücher nehmen und diese zurück bringen, als ihr ein dünnes Rinnsal Blut auf ihrer Hand auffällt. Ein weiterer Tropfen landet auf ihrer handoberfläche. Ihre Hand tastet über ihr Gesicht. Nasenbluten. Verstimmt beeilt sie sich die Bücher zurück zubringen und still die Blutung mit dem Ärmel ihrer Robe.
Ihre Schritte lenken sie zurück zu ihrem Platz, sie nimmt ihren Mantel, schlingt ihn um sich und zieht sich die Kapuze tief ins Gesicht. Sie tritt aus der Bibliothek heraus in das Unwetter. Der Wind reißt an ihr. Der Regen schlägt in ihr Gesicht.
Im Wald mischt sich das Tosen der Baumkronen in das Lied des Sturms. Gleich eines Schattens folgt sie ihrem Weg zwischen den Bäumen hindurch. Kälte umhüllt sie. Ihre Schritte kommen ins Stoppen und sie bleibt unvermittelt stehen.
Elsyrion…
Rinnen Tränen über ihr Gesicht? Es ist ganz nass vom Regen.
Ist Liebe denn nicht genug?
Ihr Gesicht nimmt bittere Züge an. Das was verborgen bleiben soll, will es eben nicht. Es treibt an die Oberfläche und fordert Genugtuung ein. Klarer als je zuvor sieht sie ein, dass es nichts gibt was sie dem Schmerz entgegensetzen könnte, er würde nie vergehen, nur auf sie lauern und sie mit sich ziehen, wenn er eine Gelegenheit dazu sieht.
Ohne es wirklich zu wollen, bewegen sich ihre Beine weiter und tragen sie durch den Wald, weiter an den Ort den sie nun Zuhause nennt. Einen Ort der nicht erfüllt sein soll von Erinnerungen, doch sie weiß sie schleppt sie mit sich, egal an welchen Ort sie geht.
Schon kann sie das kleine Haus am See erblicken, als sich abwendet und statt in das Haus zu gehen darum herum geht und sich auf die Stufen der Veranda niederlässt.
Der Himmel hängt grau und dunkel über den See und wühlt das sonst so stille Gewässer auf und peitscht Wellen hinüber.
Langsam wird der Wind ruhiger, der Regen vergeht in einen undurchsichtigen Nebelschleier und noch immer sitz die Elfe dort und sieht hinaus auf den See.
Schritte sind zu hören, die gläsernen Flügeltüren werden geöffnet und ein junger Elf tritt heraus. Seine dunkeln Locken umspielen sein Gesicht und seine goldenen Augen blicken besorgt.
„Du solltest hinein kommen…ich habe Wasser aufgesetzt…“
Kein Vorwurf, keine Fragen, nur eine sanfte Hand die sich auf die kalte Schulter legt und sich dann anbietet um Norelle aufzuhelfen.
Der Sturm hat sich gelegt, Artamir steht in seinem Zimmer und blickt aus dem Fenster, die ersten Sterne lassen sich am verhangenen Nachthimmel ausmachen. Die Arme sind vor der Brust verschränkt, seine Züge ernst.
Verschwommen kann man im Fenster eine weiter Gestallt neben ihm wahrnehmen. Sie ist schwer zu fassen, immer wenn sie konkreter zu werden scheint, löst sie sich wieder auf, nur um danach wieder zukehren.
„Auch ich fürchte um sie. Du musst ihn finden…du musst. Uns ist es nicht vergönnt sie glücklich zu sehen. Die Priesterin würde in den Tod für sie gehen, ihre Liebe ist so tief und rein und doch vermag sie es nur selten ihre Geliebte glücklich zu sehen. Ihr Sohn verehrt sie, schweigt über das, was sie so gerne vergessen will…ich schweige, bleibe ihr fern, bin ihr nah…Es macht keinen Unterschied, ich fühle ihren Schmerz…“
Dumpf erklingt die Stimme, beinahe als würde sie mit dem Wind daher kommen. Der junge Elf nickt. Er würde nach Heine gehen müssen, er würde Fragen stellen müssen, er würde…er würde die Wahrheit finden müssen!
Sein Körper wendet sich ab, er lässt sich in den großen Sessel fallen.
„Du weißt, ich werde gehen, wenn du es wünscht…“
Keine Antwort. Stille herrscht in dem Zimmer, nur der Wind ist von Zeit zu hören wie er um das Dach herum fegt.
Ein neuer Morgen
„Ich werde heute nach Heine reisen und den Tempel der Eva besuchen.“
Überrascht sieht Norelle auf als sie die Worte ihres Sohnes vernimmt, auch Aduial blickt neugierig.
Eine kurze Stille unterbricht das sonstige Klappern und Rascheln des Frühstücks.
„So? Was treibt dich dahin? Du bist längst zu alt, dass ich dir ernsthaft etwas verbieten könnte, sollte ich es denn wollen…“
„So wie auch du einst möchte ich meinen Weg finden, in die Welt hinaus gehen um zu finden was ich suche. Die Auen sind meine Heimat und ich möchte sie nicht verlassen, aber jeder sollte einmal die Wunder Heines gesehen haben…sagtest du das nicht einmal?“
Ein zögerliches Lächeln umhüllt seine Züge, fällt es ihm doch schwer, seine Mutter gewollt so im Unklaren zu lassen.
„Sei mir nicht böse, wenn ich dich frage ob ich dich begleiten darf. Ich selber habe ein paar Angelegenheiten zu erledigen, die mich nach Heine führen. Ich könnte dir die Stadt zeigen so du es denn magst…und du wirst genügend Zeit haben deine eigenen Erfahrungen zu machen“
„Hannon le…ich nehme das Angebot gerne an“ , schmunzelnd wendet er sich wieder seinem Frühstück zu.
Norelle nimmt ihr Gespräch mit Aduial wieder auf, doch viele Gedanken gehen ihr im Kopf herum. Heine, was würde sie dort erwarten? Hatte sie die Stadt, die einst ihr Zuhause gewesen war, absichtlich gemieden? Hatte sie sich hier in den Auen versteckt? Vor der Welt, vor den Erinnerungen, vor sich selbst? Sie kennt die Antwort, auch wenn sie ihr nicht gefällt.
„Dann werden wir nach dem Frühstück aufbrechen?“, hört sie sich sagen, die Stimme vergnügt, ein Lächeln auf den Zügen, doch innerlich gefangen in der Angst der Ungewissheit. Sie hat gewusst, dass dieser Tag einmal kommen würde, da ihr Sohn, die Welt würde sehen wollen, doch so bald?
Sie sieht den jungen Elf an, er hatte mit seinem Ausbildung begonnen und man kann deutlich sehen wie sich der schlanke muskulöse Körper gegen das leichte Hemd abzeichnet, das er trägt. Entschieden hatte er sich noch nicht für eine Profession, doch schien ihm die Magie von Anfang an weniger zu liegen.
Sein Schmunzeln überdeckt, was er wirklich fühlt. Freude, darüber, dass seine Mutter ihm so bereitwillig gehen lässt, ihm die Stadt zeigen will. Aber auch Bedenken und Vorwürfe mischen sich darunter. Ist es eine Lüge? Würde er etwas finden? Und wenn ja, was wenn sie es entdecken könnte und ihn zu Rede stellt.
„Nimm dir ruhig ein paar Sachen mit…vielleicht bleiben wir über Nacht, wir haben Ellen lange nicht besucht und du weißt sie schreibt nicht gerne Briefe. Sie würde sich sicher freuen wieder etwas von uns zu hören…“
Mit einem Nicken entfernt er sich und begibt sich auf sein Zimmer um seine Sachen zusammen zu suchen. Gedämpft vernimmt er noch die Stimmen der beiden Elfen im unteren Zimmer. Schnell sind die paar Dinge gepackt, die er mit zu nehmen gedenkt. Schon fast will er wieder hinunter gehen da bleibt sein Blick an dem Kästchen auf seinem Nachttisch hängen. Mit einem dumpfen Aufprall fällt seine Tasche auf den Boden, der Elf lässt sich schwer auf das Bett fallen.
Seine Hände umschließen das schlichte Kästchen aus Mithril. Er öffnet es und blickt auf einen zierlichen Ring. Wie einen Schatz hütet er diesen seit seine Mutter ihn das filigrane Kunstwerk vor vielen Jahren schenkte. Seine Finger streichen wie schon so oft über das helle Metal.
„Ich werde dich finden…“
Ein Klacken ist zu hören, das Kästchen wir in die Tasche gepackt und der Elf schreitet entschlossen die Stufen herunter. Er wendet sich der Wohnstube zu und will seiner Mutter bescheid sagen, dass sie aufbrechen können, doch er schweigt, wendet sich stattdessen ab und wartet vor der Tür.
„Ich werde bald wieder bei dir sein, meine Priesterin“, eng umschlingen ihre Arme den Körper der Elfe. Der dunkle Mantel den Norelle nun trägt verdeckt die beiden beinahe vollkommen.
Ein letzter Kuss, letzte Worte zum Abschied und die Elfe tritt durch die Tür. Ein Lächeln liegt noch für die Priesterin auf ihren Zügen, die nun am Hauseingang lehnt und den beiden zuwinkt.
„Ich habe gehört die Bibliothek in Heine soll sehr beeindruckend sein.“
„Mae…sie befindet sich über dem Tempel der Eva, jeder Elf sollte es einmal in seinem Leben gesehen haben. „
Seicht plätschert das Gespräch dahin, bis die Elfen Mirabel erreichen und durch das Tor in die Stadt am Meer treten.