31.12.2008, 23:27
Ein seltsamer Gesang
Tief unter der Erde liegt eine Stadt, verborgen vom Antlitz der restlichen Welt. Eine Stadt gehüllt in Finsternis, so bedrückend und still als hätte Shilen höchst persönlich diese in ihr Totenreich geholt. Und im entfernten Sinne hat sie das auch, denn kein Ort ist Shilen so nahe wie dieser. Die Rede ist von der Dunkelelfenstadt, ein Ort der Intrigen, der Missgunst und des Meuchelmordes. Eine unwirkliche Metropole mit drahtigen, düsteren Gebäuden, welche zumeist in spitze Türme übergehen nur um sich dann in der Finsternis der gewaltigen Höhle zu verlieren. Man könnte fast glauben eine gewaltige Spinne wäre auf der Suche nach Beute aus der Unterwelt hinaufgestiegen und hätte ihre dürren, chitinartigen Beine durch das Fundament der Stadt gestossen. Wahrlich, sie schien einer blutrünstigen Bestie nicht gerade unähnlich, denn jeder der sich in ihr verlor bezahlte früher und später mit seinem Leben. Auch in dieser Nacht war die Stadt wieder auf der Lauer, suchte nach einem neuen Opfer und schien zu seinem Erstaunen fündig zu werden.
Wie stumme Wächter blickten ein paar Wasserspeier von einem hoch gelegenen Turm in die verwinkelten Strassen hinab, in denen eine gerade zu bedrückende Stille herrschte. Starr wie der Stein aus dem sie bestanden, ruhten sie unverändert an Ort und Stelle, hielten der Verwitterung mit eisernem Willen stand. Was diese grimmigen Gestalten, diese unfreiwillig ernannten Späher wohl schon alles miterlebt hatten? Doch diese Geheimnisse wurden von ihnen stets gehütet wie ein Grab. Der Blick ihrer leblosen Augen war unverändert auf die Hand Shilens gerichtet, welche auf der anderen Seite der Stadt aus dem Boden ragte. Es sollte das übliche Bild sein, welches sich ihnen an diesem Abend offenbaren sollte. Doch etwas schien dabei nicht zu stimmen. Etwas hatte sich verändert. Ein kleiner Fleck beschmutze den gewohnten Anblick. Bei genauerem Hinsehen konnte man eine zierliche Gestalt erkennen, welche gedankenverloren in die mahlenden Ströme der Magie blickte, welche von den Fingerspitzen der Statue ausgingen, sich wie eine Fontäne in die Höhe warfen und sich an ihrem höchsten Punkt in einer Kugel stauten, von wo aus sie sich wie schimmernde Lichtfunken über die ganze Höhle verteilten.
Die geheimnisvolle Gestalt schien nichts von den Gefahren zu ahnen welche sich in der Dunkelheit der Stadt verbargen. Unbeschwert verliessen liebliche Töne ihre Lippen, welche sich wie der Gesang einer Sirene in luftige Höhen emporschwangen. Es handelte sich dabei wohl um ein schlichtes Kinderlied, denn die Melodie war einfach und eingängig. Und dennoch schien sie sich in das Gedächtnis des Zuhörers einzubrennen wie ein Fluch.
Merkwürdigerweise schien niemandem das Lied aufzufallen, als wäre es zu leise oder gar nicht existent. Nur dort oben in diesem schwarzen Turm wo von je her zahlreiche Wasserspeier ihr Dasein fristeten, regte sich etwas. Ein schwarzer Schatten der vor einem Herzschlag noch dagestanden hatte, war auf einmal verschwunden! Stattdessen begann ein Schemen wie eine Spinne die Fassade des hohen Turmes hinabzukrabbeln.
Das reizende Lied der Sängerin schien wohl die Aufmerksamkeit dieses nächtlichen Wesens erregt zu haben. Lautlos kroch es den Turm herab und war dabei kaum von der dunklen Mauer zu unterscheiden, wären da nicht diese leuchtend violetten Augen, welche gierig in die Nacht hinaus starrten. In einer spiralförmigen Bewegung umkreiste es den Turm, wohl einerseits um Schutz vor neugierigen Blicken zu suchen und andererseits um sich zu vergewissern, dass ihm seine Beute nicht abhanden kam. Am Fusse des Turmes angekommen beschleunigte es seinen Schritt, als würde es befürchten die Stimme könnte jeden Moment verblassen und mit ihr die Gestalt, als hätte diese niemals existiert.
Wie eine schwarze Katze sprang es in grossen Sätzen über die Dächer und achtete dabei nicht auf die Ziegel die unter seinem Gewicht zerbarsten. Es jagte immer weiter seinem Ziel entgegen, wie eine Motte die vom Licht angezogen wurde. Jedes noch so kleine Geräusch verstummte auf einmal, nur noch dieser reizende Gesang schien in seinem Kopf widerzuhallen wie ein nicht enden wollendes Echo. Seine kleinen Augen glühten nun wie feurige Kohlen, von einem unbekannten Begehren entfacht. In relativ kurzer Zeit hatte es die Distanz zwischen sich und dem Gesang drastisch verkürzt. Nur noch wenige Meter trennten es von seiner Beute. Nachdem es an einer Dachrinne angelangt war, machte es abrupt halt und überblickte die Situation. Unter ihm befand sich eine kleine Gasse welche zur der Shilenhand hinausführte und einen guten Schutz vor fremden Blicken bot. Diese Gasse wäre ein guter Ausgangspunkt um seine Beute zu überraschen. Bloss gab es da ein kleines Problem. Wie sollte es hinunterkommen? Nirgends war eine Leiter zu sehen oder etwas Vergleichbares was zum Abstieg hätte dienen können. Seine Ohren lauschten weiterhin in die kalte Abendluft hinaus. Die wundervolle Stimme hatte bereits etwas an ihrer Intensität verloren, wie es Lieder zu tun pflegten, bevor sie zu einem Ende kamen. Doch es würde die unbekannte Sängern erreichen bevor das Lied vollkommen verstummen würde, das schwor es sich. Mit einem waghalsigen Satz warf es sich über den Rand des Daches, dem anderen Gebäude entgegen. Geschickt drehte es sich noch während des Fluges, so dass es mit den Füssen voran an der Hauswand aufkam, woraufhin es sich von dieser wieder abstiess um den Vorgang auf der anderen Seite sogleich zu wiederholen. Wie ein schwarzer, gezackter Blitz setzte es seinen Weg fort, bis es auf dem kalten Steinboden der Gasse angelangt war.
Von dort aus konnte es die Gestalt nun genauer betrachten, welche in einen schlichten Umhang gehüllt, noch immer wie gebannt vor den mahlenden Energieströmen der Shilenhand stand. Die Nüstern des Wesens blähten sich, versuchten ihren Geruch auszumachen. Ein seltsamer Duft stieg dem Wesen daraufhin in die Nase. Ein Geruch von Kräutern, gemischt mit dem Aroma von Morast und Moos. Ein Geruch den man in dieser Stadt eigentlich nicht hätte antreffen dürfen. Doch das schien ihm in diesem Augenblick egal zu sein. Es liess sich auf alle viere nieder, wie eine wilde Bestie. Die scharfen Klauen funkelten im fahlen Licht der Energieströme und seine violetten Augen blitzten bedrohlich aus der Dunkelheit.
Der ersehnte Augenblick war gekommen...
Tief unter der Erde liegt eine Stadt, verborgen vom Antlitz der restlichen Welt. Eine Stadt gehüllt in Finsternis, so bedrückend und still als hätte Shilen höchst persönlich diese in ihr Totenreich geholt. Und im entfernten Sinne hat sie das auch, denn kein Ort ist Shilen so nahe wie dieser. Die Rede ist von der Dunkelelfenstadt, ein Ort der Intrigen, der Missgunst und des Meuchelmordes. Eine unwirkliche Metropole mit drahtigen, düsteren Gebäuden, welche zumeist in spitze Türme übergehen nur um sich dann in der Finsternis der gewaltigen Höhle zu verlieren. Man könnte fast glauben eine gewaltige Spinne wäre auf der Suche nach Beute aus der Unterwelt hinaufgestiegen und hätte ihre dürren, chitinartigen Beine durch das Fundament der Stadt gestossen. Wahrlich, sie schien einer blutrünstigen Bestie nicht gerade unähnlich, denn jeder der sich in ihr verlor bezahlte früher und später mit seinem Leben. Auch in dieser Nacht war die Stadt wieder auf der Lauer, suchte nach einem neuen Opfer und schien zu seinem Erstaunen fündig zu werden.
Wie stumme Wächter blickten ein paar Wasserspeier von einem hoch gelegenen Turm in die verwinkelten Strassen hinab, in denen eine gerade zu bedrückende Stille herrschte. Starr wie der Stein aus dem sie bestanden, ruhten sie unverändert an Ort und Stelle, hielten der Verwitterung mit eisernem Willen stand. Was diese grimmigen Gestalten, diese unfreiwillig ernannten Späher wohl schon alles miterlebt hatten? Doch diese Geheimnisse wurden von ihnen stets gehütet wie ein Grab. Der Blick ihrer leblosen Augen war unverändert auf die Hand Shilens gerichtet, welche auf der anderen Seite der Stadt aus dem Boden ragte. Es sollte das übliche Bild sein, welches sich ihnen an diesem Abend offenbaren sollte. Doch etwas schien dabei nicht zu stimmen. Etwas hatte sich verändert. Ein kleiner Fleck beschmutze den gewohnten Anblick. Bei genauerem Hinsehen konnte man eine zierliche Gestalt erkennen, welche gedankenverloren in die mahlenden Ströme der Magie blickte, welche von den Fingerspitzen der Statue ausgingen, sich wie eine Fontäne in die Höhe warfen und sich an ihrem höchsten Punkt in einer Kugel stauten, von wo aus sie sich wie schimmernde Lichtfunken über die ganze Höhle verteilten.
Die geheimnisvolle Gestalt schien nichts von den Gefahren zu ahnen welche sich in der Dunkelheit der Stadt verbargen. Unbeschwert verliessen liebliche Töne ihre Lippen, welche sich wie der Gesang einer Sirene in luftige Höhen emporschwangen. Es handelte sich dabei wohl um ein schlichtes Kinderlied, denn die Melodie war einfach und eingängig. Und dennoch schien sie sich in das Gedächtnis des Zuhörers einzubrennen wie ein Fluch.
Merkwürdigerweise schien niemandem das Lied aufzufallen, als wäre es zu leise oder gar nicht existent. Nur dort oben in diesem schwarzen Turm wo von je her zahlreiche Wasserspeier ihr Dasein fristeten, regte sich etwas. Ein schwarzer Schatten der vor einem Herzschlag noch dagestanden hatte, war auf einmal verschwunden! Stattdessen begann ein Schemen wie eine Spinne die Fassade des hohen Turmes hinabzukrabbeln.
Das reizende Lied der Sängerin schien wohl die Aufmerksamkeit dieses nächtlichen Wesens erregt zu haben. Lautlos kroch es den Turm herab und war dabei kaum von der dunklen Mauer zu unterscheiden, wären da nicht diese leuchtend violetten Augen, welche gierig in die Nacht hinaus starrten. In einer spiralförmigen Bewegung umkreiste es den Turm, wohl einerseits um Schutz vor neugierigen Blicken zu suchen und andererseits um sich zu vergewissern, dass ihm seine Beute nicht abhanden kam. Am Fusse des Turmes angekommen beschleunigte es seinen Schritt, als würde es befürchten die Stimme könnte jeden Moment verblassen und mit ihr die Gestalt, als hätte diese niemals existiert.
Wie eine schwarze Katze sprang es in grossen Sätzen über die Dächer und achtete dabei nicht auf die Ziegel die unter seinem Gewicht zerbarsten. Es jagte immer weiter seinem Ziel entgegen, wie eine Motte die vom Licht angezogen wurde. Jedes noch so kleine Geräusch verstummte auf einmal, nur noch dieser reizende Gesang schien in seinem Kopf widerzuhallen wie ein nicht enden wollendes Echo. Seine kleinen Augen glühten nun wie feurige Kohlen, von einem unbekannten Begehren entfacht. In relativ kurzer Zeit hatte es die Distanz zwischen sich und dem Gesang drastisch verkürzt. Nur noch wenige Meter trennten es von seiner Beute. Nachdem es an einer Dachrinne angelangt war, machte es abrupt halt und überblickte die Situation. Unter ihm befand sich eine kleine Gasse welche zur der Shilenhand hinausführte und einen guten Schutz vor fremden Blicken bot. Diese Gasse wäre ein guter Ausgangspunkt um seine Beute zu überraschen. Bloss gab es da ein kleines Problem. Wie sollte es hinunterkommen? Nirgends war eine Leiter zu sehen oder etwas Vergleichbares was zum Abstieg hätte dienen können. Seine Ohren lauschten weiterhin in die kalte Abendluft hinaus. Die wundervolle Stimme hatte bereits etwas an ihrer Intensität verloren, wie es Lieder zu tun pflegten, bevor sie zu einem Ende kamen. Doch es würde die unbekannte Sängern erreichen bevor das Lied vollkommen verstummen würde, das schwor es sich. Mit einem waghalsigen Satz warf es sich über den Rand des Daches, dem anderen Gebäude entgegen. Geschickt drehte es sich noch während des Fluges, so dass es mit den Füssen voran an der Hauswand aufkam, woraufhin es sich von dieser wieder abstiess um den Vorgang auf der anderen Seite sogleich zu wiederholen. Wie ein schwarzer, gezackter Blitz setzte es seinen Weg fort, bis es auf dem kalten Steinboden der Gasse angelangt war.
Von dort aus konnte es die Gestalt nun genauer betrachten, welche in einen schlichten Umhang gehüllt, noch immer wie gebannt vor den mahlenden Energieströmen der Shilenhand stand. Die Nüstern des Wesens blähten sich, versuchten ihren Geruch auszumachen. Ein seltsamer Duft stieg dem Wesen daraufhin in die Nase. Ein Geruch von Kräutern, gemischt mit dem Aroma von Morast und Moos. Ein Geruch den man in dieser Stadt eigentlich nicht hätte antreffen dürfen. Doch das schien ihm in diesem Augenblick egal zu sein. Es liess sich auf alle viere nieder, wie eine wilde Bestie. Die scharfen Klauen funkelten im fahlen Licht der Energieströme und seine violetten Augen blitzten bedrohlich aus der Dunkelheit.
Der ersehnte Augenblick war gekommen...