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Der Anfang vom Ende
#8
Einige Tage nach Taarnas Tod...

Zwei Tage nach dem Treffen der Gemeinschaft mit Taarnas Mörder Xissdrossg und dessen Entlastung durch Taarnas Bittschreiben an ihn, tritt eine junge Priesterin Shilens an die Tür der Halle der Gemeinschaft. Jamal spricht sie an:
„Seid gegrüßt, Priesterin. Darf ich erfahren, was euch in diesen traurigen Tagen herführt?“
„Meine Schwester hat nach mir geschickt. Sie meinte, ich können sie hier antreffen.“
„Und eure Schwester ist?“
„Xarona ist ihr Name.“
Erkenntnis erhellt Jamals Gesicht und er öffnet ihr die Tür.

Drinnen sitzt Xarona wie in letzter Zeit so oft in einem Sessel vor dem Kamin und starrt in die Flammen.
„Vendui,“ sagt ihre Schwester leise.
Xarona reißt den Kopf herum.
„Crumeranell! Danke, dass du kommen konntest. Ich hoffe, mein Brief war nicht zu schockierend? Setz dich erstmal zu mir, bitte. Flynn, bring bitte einen Kräuteraufguss für meine Schwester.“
Nachdem sie sich gesetzt hat, antwortet Crumeranell.
„Schockierend? Nur weil du von dringendem Bedarf an einer Priesterin schriebst? Ich hatte schon die Befürchtung, du wollest heiraten.“
„Das, liebe Schwester, ist ein anderes Thema. Nau, es geht um eine Bestattung. Eine der Gründerinnen dieser Gemeinschaft und sehr gute Freundin ist vor kurzem gestorben und wir wollen sie nicht ohne ein gebührendes Zeremoniell bestatten. Und da sie die einzige Priesterin dieser Gemeinschaft war, bleibst nur du als Priesterin, der ich vertrauen kann.“
Crumeranell nickt. „Bwael. Ich nehme an, es geht um die dort am anderen Ende des Raumes?“
„Xas. Taarna hieß sie. Wir würden sie gerne an einer ihrer Wirkungsstätten beisetzen. Im Tal der Heiligen bei den Gräbern unserer Gefallenen.“
„Und du möchtest, dass ich die Zeremonie leite?“
„Xas.“
„Du weißt, dass das mein erstes Beisetzungszeremoniell wird?“
„Warum nicht? Eine bessere Priesterin zu finden wird schwer werden.“
Crumeranell verzieht die Lippen zu einem matten Lächeln.
„Wenn es nicht unbedingt noch heute sein muss. Die Reise war lang und beschwerlich und ich würde gerne erst eine Nacht schlafen. Zumal ich auch die Grabrede und die Gebete vorbereiten muss.“
Flynn nutzt die entstehende Pause, um Crumeranell einen Becher dampfenden Tees zu reichen.
„Du sollst alle Zeit haben, die du brauchst. Doch lass dir bitte nicht zu lange Zeit. Die Zauber, die ihren Verfall aufhalten, sind nicht mehr die kräftigsten.“
„Ich werde nicht lange brauchen,“ versichert sie Xarona, „und wenn du mir eine Tunika leihen kannst und eine Möglichkeit hast, mich etwas zu erfrischen, kann ich direkt anfangen.“
Flynn räuspert sich leise: „Verzeiht, werte Damen, aber ich könnte eines der Gästezimmer vorbereiten. Dort seid ihr, Priesterin, recht ungestört vom gelegentlichen Trubel in diesem Haus.“
Xarona bedenkt ihn mit einem schiefen Blick.
„So turbulent ist es hier gewöhnlich nicht.“
Wie um sie Lügen zu strafen fliegt die Eingangstür auf und die Zwergin Peppina stapft in die Halle. Sie murmelt vor sich hin: „König... Emporkömmling... Putsch...“
„Mahal, Peppina. Schon wieder Ärger?“
„Oh, Mahal Xarona. Nein, nichts ernstes, wahrscheinlich nur wieder ein Bauer, dem die niedrigen Steuern immer noch zu hoch sind.“
„Bwael. Darf ich dir meine Schwester vorstellen? Yathrin Crumeranell. Sie wird die Zeremonie zu Taarnas Beisetzung durchführen.“
Peppina geht auf Crumeranell zu und mustert sie.
„Mahal. Sag mir bitte, dass du nicht genauso verwirrt bist, wie deine Schwester manches Mal.“
Dem verwirrten Gesichtsausdruck von Crumeranell folgt ein Grinsen.
„Wenn ihr meint, dass sie sich oft im gleichen Satz drei mal widerspricht, so kann ich euch versichern, dass ich nicht so bin.“
„Nicht? Sehr gut.“
„Nein, ich widerspreche mir vier mal und bestätige mich noch etwas öfter.“
Peppina schlägt die Hände auf dem Kopf zusammen.
„Bei Maphrs struppigem Damenbart, liegt das in der Familie oder ist das ganze Volk der Spitzohren so abgehoben?“
„Wir sind Geschwister, Peppina, was erwartet ihr da anderes?“ grinst Xarona schelmisch.
Kopfschüttelnd verläßt Flynn den Eingangsbereich, um sich dem Gästezimmer zu widmen. Peppina wendet sich der Treppe ins Obergeschoss zu und ist nach wenigen Augenblicken nicht mehr zu hören. Eine Weile plätschert das Gespräch der Schwestern noch vor sich hin, bis Flynn wieder erscheint und Crumeranell in das Zimmer geleitet, welches sie in den kommenden Tagen bewohnen soll.
Nach und nach kehren die Mitglieder der Gemeinschaft in die Halle zurück und werden von Xarona informiert, dass nach zwei Tagen die Beisetzung stattfinden soll.
„Gut, ich begleite euch, aber erwartet bitte nicht von mir, dass ich an der Zeremonie selbst teilnehme. Als Geleitschutz durch die Horden im Tal will ich wohl mitgehen, aber ich kannte die Priesterin kaum und habe bei einem Ritual deines Volkes so oder so nichts zu schaffen,“ erwidert Theobald, als sie ihn darauf anspricht.
Tylandor reagiert ähnlich, wenn auch weniger abweisend.
Peppina und der Schamane Jharanok wollen mit in das Tal der Heiligen, erbitten sich jedoch, nach der Zeremonie auf ihre eigene Art von Taarna Abschied nehmen zu dürfen.
Am späten Abend macht Xarona sich in Dion auf die Suche nach alten Freunden Taarnas und informiert auch sie über die Bestattung.

Der folgende Tag...
Xarona bricht früh auf zum Heimatdorf der Dunklen, um den Tempel Shilens aufzusuchen.
Doch sie wird bereits erwartet. Vor den Toren des Tempels begegnet ihr der Krieger Xissdrossg, dem sie wunschgemäß den Tag der Bestattung nennt.
„Ich werde euch im Tal treffen,“ antwortet er.
Xarona zieht einen Mundwinkel hoch und meint: „Tylandor wird das nicht unbedingt gefallen. Er ist trotz des Briefes nicht besonders gut auf euch zu sprechen.“
Xissdrossg zuckt nur die Schultern. „Und wenn schon, er muss mich nicht mögen. Ich möchte nur Taarna die letzte Ehre erweisen.“
„Und ich sage es euch nochmals, von meiner Seite steht dem nichts entgegen. Wir sehen uns dann in zwei Tagen zur Mittagsstunde im Tal der Heiligen.“
„Xas.“
Mit dem letzten Wort wenden sich beide um und gehen wieder ihrer Wege.

Wieder in Dion angekommen, betritt sie wieder die Versammlungshalle und sieht Tylandor an Taarnas Bahre stehen.
Ohne sich umzudrehen fragt er: „Wird ihr Mörder nun wirklich bei ihrer Bestattung dabei sein?“
„Er wird da sein, aber ob er am Zeremoniell teilnimmt vermag ich nicht zu sagen. Ich denke, das ist auch etwas, was wir ihm schulden, wo er Taarna doch den lang erhofften Frieden gebracht hat.“
„Darüber kann man streiten, aber nicht hier und nicht jetzt.“

Der Tag vor der Bestattung
Hinter dem Haus der Gemeinschaft steht ein Wagen, gerade groß genug für den Sarg darauf. Wagen und Sarg sind dezent in Weiß geschmückt zum Zeichen der Trauer. Gegen Abend betten Flynn, Jamal und einige Mitglieder der Gemeinschaft Taarna in den Sarg und stellen ihn einen letzten Abend in der Halle auf. Die Mitglieder, die nicht ständig in Dion leben finden sich langsam über den Tag verteilt im Haus ein.
Am Vormittag tritt Crumeranell zu ihrer Schwester.
„Willst du die Rede vorher lesen?“
„Nau, ich vertraue dir, dass du nichts unrechtes hinein gebracht hast.“
Die Stimmung ist den ganzen Tag über mehr als gedrückt und so gerät auch die Trauerfeier am Abend. Leise Gespräche erfüllen die Luft und von der Ausgelassenheit, die manch ein Volk bei einer solchen Gelegenheit an den Tag legt, ist nichts zu spüren.
Weit nach Einbruch der Dämmerung erscheint Thalom in der Halle. Nur ein leichtes Nicken Xaronas begrüßt ihn. Wortlos geht er an den geöffneten Sarg und legt eine versiegelte Pergamentrolle hinein.
Mit leisen Worten schließt er den Sargdeckel. „Verzeiht mir, Yathallar.“
Thalom setzt sich zu Xarona und starrt mit leerem Blick auf den Boden vor dem Kamin.
„Velg'larn, darf ich erfahren, was ihr in den Sarg gelegt habt?“
„Einen letzten Gruß von einem gemeinsamen Freund.“

Der erste Schritt...
Früh am Morgen des Tages der Bestattung ist die versammelte Gemeinschaft auf den Beinen und bettet den Sarg vorsichtig auf den Wagen. Über die Portpunkte der Ahnen nähert man sich dem Tal der Heiligen soweit wie nur möglich und setzt den Weg zu Fuß fort. Theobald kümmert sich um die Monstren, die der kleinen Gruppe den Weg versperren wollen, während der Wagen flankiert von Xarona und Tylandor sicher über das unwegsame Terrain rollt. Hintendrein gehen schweigend Crumeranell, Jharanok und Peppina, Thalom. Zwischen den Felsen huscht ein Schatten dahin, wie ein stiller Beobachter. An dem Gräberfeld, das von einer magischen Mauer umgeben ist, verharren Peppina, Jharanok und Theobald und nur die Dunklen treten durch die Mauer. Nach einigen Metern erreichen sie ein offenes Grab. Crumeranell stellt sich vor das Grab und beginnt zu sprechen.
„Shilen, Mutter der Dunkelheit, hör mich an. Eines deiner Kinder ist zu dir heimgekehrt. Wir bitten dich, lass sie an deiner Seite das Glück finden, welches ihr in dieser Welt nicht gegönnt war.
Sie hat vielen geholfen, die in Not waren und Führung brauchten, und doch überwog letztlich die Zahl derer, die Hass für sie empfanden. Letztlich verließen sie nach langen Jahren des Kampfes doch die Kräfte und sie wandte sich an dich, ihren Schmerz zu lindern und ihr endlich Friede vor der Verfolgung derer zu bringen, die so anders waren als sie, obwohl äußerlich doch so ähnlich.
Shilen, wir bitten dich, wache über ihr Grab, damit sie im Tode endlich dauernden Frieden finde.“
Wie durch Magie gleitet der Sarg vom Wagen in die Erde und der Boden schließt sich wieder.
Xarona nimmt Taarnas Schwert vom Wagen und rammt es am Kopf des Grabes in die Erde. Ein Glühen umgibt die Waffe, um sie vor Räubern zu schützen und sie als ewige Mahnung für die Grausamkeit des eigenen Volkes zu bewahren.
Leise knirschend setzt sich der Wagen wieder in Bewegung, als Crumeranell die Stätte verläßt. Xarona, Tylandor und Thalom verharren noch einen Augenblick an der Stelle, die nur geübte Augen als Grab erkennen würen. Als Xissrossg hinzutritt, erntet er von Tylandor einen bösen Seitenblick, doch fügt er sich in Taarnas Wunsch und läßt Xissdrossg einen Platz an ihrem Grab einnehmen. Einige Minuten verharren die vier Dunklen so, bevor sie einer nach dem anderen das Grab verlassen. Schließlich steht nur noch Xarona neben dem Schwert, als Peppina und Jharanok erscheinen. Einige Schritte hinter ihnen ist Theobald.
Peppina, wohl einem zwergischen Ritus folgend, legt drei Steine dort hin, wo Taarnas Kopf, Herz und Hand in der Erde ruhen, und wendet sich dann wieder wortlos ab.
Jharanok schaut kurz Xarona und Theobald an und läßt sich dann kniend am Fuß des Grabes nieder. Trotz dessen, dass er sie nie wirklich kennenlernte, murmelt Theobald ein kurzes Gebet an Taarnas Grab, bevor er die Stätte an Xaronas Seite verläßt.
Der Schamane kniet noch eine Weile stumm vor dem Grab, bis alle außer Hörweite sind. Dann zeichnet er einige Symbole in die lockere Erde und erhebt sich, um eine orkische Totenklage anzustimmen.
Ach ja...



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Nachrichten in diesem Thema
Der Anfang vom Ende - von Taarna - 21.11.2008, 13:33
[Kein Betreff] - von Xissdrossg - 22.11.2008, 15:00
[Kein Betreff] - von Taarna - 22.11.2008, 15:19
[Kein Betreff] - von Xissdrossg - 28.11.2008, 13:12
[Kein Betreff] - von Taarna - 01.12.2008, 20:21
[Kein Betreff] - von Aliana - 01.12.2008, 21:14
[Kein Betreff] - von Xissdrossg - 01.12.2008, 22:16
[Kein Betreff] - von Xarona - 22.01.2009, 19:32

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