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Bekanntgabe
#6
Lange blieb der Blick des alternden Zwerges auf dem nur mäßig befestigten Pergament haften, welches im zerrenden Spiel des leicht über den Platz gehenden Windes an einigen Stellen hektisch flatterte. Längst war es nicht mehr die Entzifferung der an einigen Stellen verschmierten Tinte oder gar der Inhalt, der in einer nicht allzu schwungvollen aber dennoch recht rasch und unsauber verfassten Schrift enthalten war, der Balosh beschäftigte. Die Nebensächlichkeiten waren schnell zusammengefasst: Qualität der Fasern, Güte der Tinte und auch Teile des Wortlautes ließen den Schluß auf Echtheit einer offiziellen Kundgebung zu - nebst der auffälligen Tatsache, daß jener Aushang häufiger und teils mit mehr als einem der dicken Hufnägel an Pfähle, Fensterläden und sogar Bäumen angeschlagen war. Die darin genannte Urheberin war ihm keine ganz Unbekannte - man kommt ja herum mit der Zeit. Doch die Nachricht als solches und der abschließende Aufruf schienen nicht ganz in das Bild zu passen.
Steckbriefe hatte er schon unzählige zu Gesicht bekommen; sie hatten ihn sein Leben lang begleitet - und ähnlich gezeichnet, wie sie selbst oft in erschütternd grausam einfachen Zügen eine Zeichnung seiner baldigen Beute abzubilden schienen. Wenn er auch weit über das Alter hinaus war, daß er ungestüm und voller Tatendrang, angefüllt mit Illusionen der Leichtigkeit des stets so scheinbar verheißungsvollen Verdienstes hinauszog um Verbrecher, Flüchtige, Bedrohungen oder andersartig stigmatisierte Seelen ihrer unter Belohnung ausgezeichneten Erlösung zuzuführen. Jahrhunderte der Hatz, des Versteckspielens, der unsteten Unterkünfte bei karger Verpflegung, nächtelanger Verfolgungen von Spuren sowie Hinweisen und eine schleichend heranwachsende Wildheit, die es schwieriger gestaltete, in den Städten anderer Völker nicht unliebsam aufzufallen...
Er ertappte sich dabei, wie er leicht zusammenzuckte, als er aus den Gedanken gerissen wurde. Immer wieder gingen einige Stadtbewohner über den großen Platz vor der Kirche, den er von hier aus gut einsehen konnte. Das Gefühl von Unbehagen wich nicht von seiner Seite, schließlich war es eine der vielen Städte der Menschen. Sein Blick ging zurück auf den Aushang und er nahm die vorigen Bedenken wieder auf. Bei den genannten Dunklen mußte es sich um Dunkelelfen gehandelt haben. Er kannte diese Sorte und er verband keine guten Erinnerungen damit. Daß einige von ihnen hingerichtet worden waren und sogar noch jemand auf der Flucht zu sein schien, war ebenso eine besorgniserregende Nachricht. Ein Spiel mit dem Feuer war nichts im Vergleich mit den Abgründen, denen man sich ausliefern konnte, wenn man sich mit einem falschen Dunkelelfen angelegt hatte. Von außen betrachtet gab es eine einfache Hierarchie und in der Fremde schienen sie sich untereinander kaum verpflichtet zu sein, sich sogar gegeneinander auszuspielen, aber er hatte am eigenen Leib zu spüren bekommen, wie fehl dieser Irrglaube doch war.
Auf der anderen Seite des über mehrere Stufen erhobenen Vorplatzes des Bankgebäudes war zwischenzeitlich ein wuchtiger Ork vor einem der weiteren Aushänge stehengeblieben. Die Zeiten hatten sich wahrlich geändert, da dieses Gezücht hier nicht in schweren Ketten gelegt und zudem völlig ohne Bewacher war. Überdies schien es auch noch lesen zu können, da keiner der Steckbriefe und Ankündigungen dieser Tage auch nur mit einer groben Zeichnung versehen war. 'Ja, die Zeiten hatten sich geändert.', nickte er eher beiläufig zu sich selbst und wandte sich schließlich ab. 10.000 Goldstücke mochten viel sein, aber sie galten nichts angesichts des hohen Risikos, das man weit über die Jagd hinaus zu tragen hatte. Noch Jahre später, genau dann, wenn man nicht mehr damit rechnen wollte, würde es zuschlagen - und es sollte nur selten bei einem selbst Halt machen. Er hatte das hinter sich und er hatte teuer dafür bezahlen müssen, obgleich er gimpflich davonkam und das nur, weil er einige ihrer Schwächen kannte.
Die Zeiten mußten sich wirklich geändert haben, denn fast war es nur noch ein Fetzen Erinnerung, daß er mal jedes Risiko zu tragen bereit gewesen war.
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Bekanntgabe - von Trixi - 18.03.2009, 23:11
[Kein Betreff] - von Wilothok - 18.03.2009, 23:31
[Kein Betreff] - von Behezyl - 19.03.2009, 10:12
[Kein Betreff] - von Thandorak - 19.03.2009, 12:27
[Kein Betreff] - von Arkanthos - 19.03.2009, 12:40
[Kein Betreff] - von Balosh - 19.03.2009, 16:33
[Kein Betreff] - von Schneewittchen - 19.03.2009, 21:26

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