Kriegsrecht in Oren aufgehoben!

[Sturmsegel]

Eh die Dämmerung den Tag ankündigt, eh auch nur ein Funke von Licht die Landschaft bedeckt, eh ein Vogel singt, ein Bürger erwacht, treten 2 Schwarzflügler über die lange, weiße Brücke des Elfenbeinturms.
An ihrem Gurt hängen je ein Cranequin, eine gängige Armbrust kamaelischer Herkunft, dessen blutverschmierte Bolzen, jeder einzelne, der verschossen wurde, wieder eingesammelt ward, aufbewahrt in einem am Oberschenkel befestigen Köcher und ein Colichemarde, ein handelsübliches Rapier, dessen Klinge glänzt und blitzt, wohl vor einigen Minuten erst frisch gereinigt wurde. An den Fingerspitzen der Kamael befinden sich kurze, scharfe, verführerisch funkelnde Krallen, deren Befestigung über die Finger auf der Hand, als halber, metallischer Handschuh, zusammenläuft. Ihre Kleidung ist metallisch rot, mit Spuren von Schwarz und silber gehalten, mit einem Schulterpanzer versehen und mehreren kleinen Stacheln, die mehr Schein als Nutzen haben.
Das innere des Elfenbeinturms ist verwüstet. Wo einst noch unendlich, nicht absehbare Harmonie und Licht den Turm in Frieden tauchte, finden sich jetzt Chaos, Zerstörung, Tod. Das große, blaue Kugelbebilde, das einst in der Mitte des Turmes schwebte, ist seit heutiger Nacht nicht mehr aufzufinden. Die Torhüterin im Eingangsraum trägt ein Loch in der Stirn, ob es von einem Pfeil oder Bolzen stammt, ist kaum erkennbar, die Stelle, an der sie liegt, ist von einer großen Blutlache umgeben. Etage für Etage findet man, wo man hinsieht, ausschließlich Tote, keine einzige Seele scheint verschont. Der einzige Hinweis, der auf den Überfall hindeutet, ist ein toter Dunkelelf, assassinisch gekleidet, mit zwei blutigen Dolchen in den Händen, liegend neben einem Tisch, auf dem eine Szene dargestellt ist, die einem Ritualmord gleicht, Zeichen Shilens, Elfenopfer, Blut.

"Warum, denkst du, ordnet der Kerdhras so etwas an? Was ist der Grund dafür, die Neutralität zur Bergwacht zu riskieren?",
kommt es mit metallischer Stimme von einem derer, dessen Flügel kein prächtiges Weiß sondern gefärbt schwarze Federn tragen, dessen Augenlider verkleidet sind von schwarzer Farbe.
"Uns steht es nicht zu, zu fragen.",
spricht die monotone, kalte, fast ebenso metallisch klingende Stimme von seinem Partner, eh sie sich in die Wälder verziehen.
"Und wir riskieren nichts. Denn niemand wird auch nur ein Wort darüber verlieren können, dass Kámael ihre Finger im Spiel um den Tod des Elfenbeinturmes hatten."


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Einige Stunden davor saß Slazgar, in die gleiche Kleidung gehüllt, wie die Schwarzflügler, mit dem Unterschied, dass die Helligkeit seiner Federn nicht eingebüßt worden sind, auf dem Reitwolf, vom Krater des Elfenbeinturms wegreitend, nachdem er den Befehl eben verkündet hatte.
"24 Goldstücke ...",
Flüsterte er nuschelnd vor sich hin, selbst der Wind sorgte dafür, dass er seine eigenen Worte nicht mehr hören konnte.
"Kein großer Verlust ... Zu hoffen ist nur, diese närrische Zwergin, wie nannte sie sich? ... Fii, dass sie kein Wort darüber verliert, mich gesehen zu haben. Das würde die ganze Expedition in Gefahr bringen."
Er schüttelte seinen Kopf, der strähnige rote Scheitel fiel ihm aus dem Gesicht. Mehrere leise Worte folgten, bevor er ganz verstummte, auf den Weg durch den nachtigen Wald verschwand.
"Ich zeige dir, was ich kann... Wozu ich in der Lage bin ... Du wirst mir nie wieder sagen können, ich wäre nicht gut genug, Cara."