Getrennte Wege

[Lelwani]

Es scheint fast so, als habe der junge Orok den Weg in das Gebirge gefunden, in dem sich die Höhle befinden soll, in der Thandorak sich aufhält. Aus den Aufzeichnungen hervorgehend, die er sich gemacht hat, müsste sich die Höhle nun bald in seiner Nähe befinden. Einige der zerklüfteten Felsen hat er schon bestiegen, einige von ihnen hat er bereits hinter sich gelassen.

Als er nun auf einem weiteren der sich hoch auftürmenden Berge steht, von dem aus man einen guten Überblick auf das Gebirge hat, ist es für ihn Zeit, so denkt er sich, einen weiteren Blick auf seine Karte zu werfen. Und mit Erstaunen stellt er fest, dass sich die eingezeichnete Höhle nun ganz in seiner Nähe befinden muss. Hat er es also doch geschafft, bis hierher vorzudringen! Nun scheint seine Suche beinahe komplett. Ein Blick auf den ihm gegenüberliegenden Berghang bestätigt es ihm: Hinter einem dieser Felsvorsprünge, vielleicht sogar in einer der von seiner Position aus sichtbaren Höhlen, muss sich Thandorak befinden, nach dem er all die Zeit gesucht hatte. Und nun, wenn er seiner Karte Glauben schenken kann, ist er fast am Ziel. Er würde den gegenüberliegenden Hang sorgfältig absuchen und, wenn die Karte ihn an den richtigen Ort gebracht hatte, ihn vorfinden.
Er nickt zufrieden und bereitet sich auf den Abstieg vor.

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"He," rief eine wohlbekannte Stimme hinter ihr, voller Ausgelassenheit, "hast du schon die Wolfswelpen dort hinten gesehen? Die sind ja total süß!"
Sie lachte und drehte sich um.
"Klar hab ich die schon gesehen, gestern schon!" Sie lief hinüber zu Kreeina, ihrer besten Freundin. Es machte einfach Spaß, mal wieder mit ihr in den Wald "auf Pirsch" zu gehen und dabei Dinge zu entdecken. Außerdem war es gut, endlich mal aus Tagadha-rak herauszukommen, wo in letzter Zeit einfach zu viele Oroka ihres Alters sich vorgenommen hatten, sie wieder einmal wegen der letzten Vorfälle um ihren Vater zu verprügeln. Sie war selbst nicht dabei gewesen, als, so wie ihr danach viele erzählten, ihr Vater mitten auf dem Platz von Tagadha-rak einen Orok getötet hatte, ohne ehrhaften Zweikampf. Seitdem hatte auch sie nichts mehr von ihm gehört, außer obskuren Gerüchten, er halte sich irgendwo im Gebirge der Neruga auf.
Sie machte sich nichts daraus, sie wusste, dass ihr Vater auch das überstehen würde. Er war schließlich der stärkste Ata im ganzen Orkgebiet - bestimmt auch überhaupt. Sie hatte ihn schon schlimmeres durchmachen sehen. Das alles würde er auch überleben. Klar hatte sie auch schon einige Oroka davon reden gehört, irgendeiner seltsamen Karte ins Neruga-Gebirge zu folgen, auf der angeblich eingezeichnet war, wo sich Ata aufhielt, und ihn wegen seiner Taten zu stellen. Aber das waren allesamt Spinner, nicht mal halb so stark wie Ata. Über solche Gegner würde der bestimmt nur lachen.

"Komm mal rüber, die Welpen sind grad aus ihrem Bau geklettert!" rief die Stimme Kreeinas von weiter hinten im Wald. Sie lachte und beeilte sich, Kreeina hinterherzulaufen. Die niedlichen Wolfswelpen hatte sie schon vor ein paar Tagen entdeckt und sie sofort ins Herz geschlossen. Sie hatten beinahe ohne Scheu genau vor ihren Augen gespielt, sie konnte es kaum erwarten ihnen noch einmal beim Spielen zuzusehen. Vielleicht erlaubte ihr Ata ja sogar einen von ihnen mitzunehmen und zu behalten - sie beschloss ihn gleich nach seiner Rückkehr danach zu fragen. Andererseits... warum sich nicht gleich einen von diesen kleinen Welpen holen und Ata nachher unschuldig irgend eine nette Lüge auftischen? Er konnte ihr sowieso nichts abschlagen und sie könnte den kleinen Welpen behal...

...Etwas Hartes traf sie auf den Hinterkopf, noch bevor sie zu Kreeina aufschließen konnte. Das letzte, was sie wahrnahm war, dass ihre Knie nachgaben und - Schwärze.