28.05.2010, 14:55
[OOC: Auch von mir nochmal Danke für das schöne und stimmige Event. Da ich am zweiten Tag leider nicht da war, habe ich für diesen Tag einen kleinen Lückenfüller genutzt.]
Es war soweit. Schon vor einigen Stunden war die Sonne hinter dem Horizont verschwunden und die Nacht angebrochen. Gleichsam einem Mantel hatte sich die Dunkelheit über die vor dem Tempel Wartenden gelegt. In einiger Entfernung löste sich ein Schatten von einem anderen, wurde zu einem Schemen, bekam eine Gestalt. Zu ihm gesellten sich zwei weitere. Jemand schritt auf den Tempel zu. Noch konnte der volle Mond den Umrissen keine Körper schenken, noch hielten die umstehenden Säulen und Säulenreste die Körper der Ankömmlinge in ihren Schatten gefangen.
Doch alsbald erhielten die Schemen Konturen, Gesichtszüge, Kleidung und Dilquiri erkannte die Valsharess Tesnaria, ihren Waffenmeister und Mayasuna. Unruhig strich sie sich mit den Fingerspitzen der linken Hand über ihren rechten Handrücken, über die Zeichen, die ihre Haut schmücken. Es sollte also beginnen, es konnte endlich beginnen.
Eine tiefe Verbeugung gegenüber ihrer Valsharess, ein stummer Gruß, eine schweigende Ehrerbietung. Ein Senken des Blickes, so dass ihr wenige weitere Augenblicke gegönnt waren, um sich auf das, was im Tempel Shilens geschehen würde, vorzubereiten.
Dann war der Augenblick vorüber. Tesnaria betrat den Tempel und die anwesenden Priesterinnen folgten ihr. Ein Blick sandte sie noch ihrem Gemahl im Vorbeigehen zu, einen Blick schickte sie an die Mitglieder der Tempelwache. Danach folgte sie den anderen ins Innere des Tempels.
Der bodenlange Stoff ihres Mantels strich über die Stufen, die in den Bauch des Gebäudes hinab führten. Hätte sie es nicht besser gewusst, hätte sie behauptet, dass das durch den Stoff verursachte Geräusch immer und immer wieder von den Wänden des Tempels wiederhallte. Doch die Stille im Inneren des heiligen Gebäudes wurde von nichts unterbrochen.
Als die Dunkle die letzte Stufe hinter sich ließ, fühlte sie sich in eine andere Zeit versetzt, in einen anderen Tempel. Erinnerungen an unzählige Tage und Nächte im Tempel. Dann verblasste die Erinnerung und Dilquiri sah wie Tesnaria den heiligen Kreis betrat. Mit langsamen, ruhigen Schritten – um kein unnötiges Geräusch zu verursachen – trat sie an Mayasunas Seite und beobachte mit ihr und Auniira zusammen wie die Valsharess das Ritual beginnen lies. Jede Priesterin musste in den Kreis eintreten. Jede Priesterin würde diesem Kreis einen Teil ihrer Energie überlassen. So war es immer schon.
Dann war sie an der Reihe. Sie trat in das Konstrukt aus Macht, konnte die erst kürzlich hinterlassene Kraft von Tesnaria und Mayasuna spüren als würde sie ihr den Rücken hinauf wandern, durch ihr Haar gleiten wie die Hand eines Geliebten, mit einzelnen Strähnen spielen wie ein Kind, das von seiner Mutter im Arm gehalten wird. Der Wind nur im heiligen Kreis herrschende Wind, das Element der Dunklen, schmiegte sich eng an ihren Körper. Drückte sich danach gegen sie, schlang sich um ihren Körper als wolle er sie zerdrücken. Dilquiri streckte die Hände leicht von sich und begann, sich auf die Magie innerhalb und außerhalb ihres Körpers zu konzentrieren. Die Runenzeichen, die ihre Haut an verschiedenen Stellen ihres Körpers zieren, begannen leicht zu schimmern. Auch ging das typische Kribbeln von ihnen aus. Es schien ebenso, dass sie Wärme in ihre Gliedmaßen schickten. Ein angenehmes Gefühl, auch wenn Dilquiri mittlerweile gelernt hatte, dass dies nur eine Maske der Magie war. Ein Bild, das diese Macht einem zeigte, um zu verbergen, dass sie unter all der Wärme und dem Kribbeln, den Körper des Zaubernden nach und nach aufzehrte.
Der vom Wind ausgehende Druck ließ nach, hörte auf an dem Stoff ihrer Kleidung zu reißen und begann, sich stetig um sie herum zu drehen, einem Orkan gleich, der ihre Magie in sich aufsog. Dann war es vorbei, sie trat aus dem Kreis als wäre nichts geschehen. Doch nicht nur die Macht innerhalb des Kreises hatte sich verändert, sondern auch Dilquiris Wahrnehmung. Sie hatte sich auf das Ritual und jene Dinge, die damit einhergingen, eingelassen. Und wie jedes Mal nahm sie die Welt um sich herum nun wie durch einen Schleier aus schwerem Stoff wahr. Dinge, die nun geschahen, würden einfach zugelassen werden. Ihre eigenen Gedanken würden zähflüssiger wandern. Nicht so, dass sie keine klaren Gedanken mehr fassen könnte, doch träge genug, um die Zeit und die Welt außerhalb des Tempels nicht mehr wahrzunehmen. Und so fühlte sie das Zittern der Erde zunächst kaum, ließ sich davon nicht beunruhigen als es langsam aber stetig durch den Boden glitt und diesen mitsamt dem Tempel leicht schüttelte.
Mittlerweile hatten sich alle Priesterinnen in eine Reihe mit Tesnaria gestellt und gingen nun langsam auf die Statue Shilens zu. Der Boden wankte so sehr, dass sie gelegentlich schwankten, doch keine von ihnen ließ sich aufhalten oder beirren. Was zählte geschah innerhalb des Tempels und nicht vor seinen Toren. Alles was dort draußen war, konnte die Priesterinnen nicht aufhalten. Sie erreichten die Statue als die Erde noch einmal erbebte, einem Tier gleich, dass von seinem Jäger hart zu Boden geschleudert wurde. Dann war es vorbei.
Ein Dolch und ein Kelch wurden von Priesterin zu Priesterin gereicht, jede gab etwas Blut als Opfer. So auch Dilquiri. Der Schnitt, den sie sich selbst zufügte pochte leicht, doch war dies irrelevant. Wieder wurde Magie gesprochen, wieder war sie spürbar als das gesammelte Blut der sich windenden Skulptur der Göttin übergeben wurde und roter Nebel, einem Schleier aus Blut gleich, Tesnaria einhüllte. Diese benetzte jede der Priesterinnen mit diesem Dunst, der sich auf den Körpern der Dunklen niederließ. Eine Segnung und die Erlaubnis der ehrenvollen Valasharess in die Augen zu blicken.
Dilquiri bekam nur am Rande mit, dass Xissdrossg als Gesandter der Tempelwache den Tempel betreten hatte, um Bericht zu erstatten. Sie blickte nicht zu ihm, lauschte weder seinen Worten noch seiner Stimme. Während dem Ritual war sie nicht seine Gemahlin, sondern eine Priesterin Shilens. Der Entschluss, den Kometen, dessen Ankunft Himmel und Erde des Landes beeinträchtigt hat, in den Tempel zu bringen, wurde gefasst. Nach diesem Unterfangen endete die erste Nacht des Rituals.
Den nächsten Tag verbrachte Dilquiri mit einigen anderen Priesterinnen betend in einem Nebenraum des Tempels. Sie knieten vor einer Miniatur der großen Statue im Hauptteil des Tempels und richteten ihre stummen Worte an Shilen. Ihre Knie schmerzten trotz des samtenen Kissens, das die Härte des Bodens mindern sollte. Der Tag verstrich, einem Lidschlag gleich, als hätte es ihn nie gegeben.
Der Abschluss des Rituals – das eigentliche Ritual – begann am darauffolgenden Abend. Obwohl sie sich nun außerhalb des Tempels befand, hatte sie die Schwere ihrer Gedanken und die Distanz zu allem Weltlichen mit sich genommen an den Altar der Riten. Der Singsang, den die Priesterinnen von Anfang an bis zum Ende des Rituals sprachen, war in ihren Körper übergegangen. Sie wusste, wann sie dafür ihre Stimme erheben sollte, sie spürte, wann es Zeit war, mit den anderen die Worte zu singen. Der Gesang schwang in ihrem Körper mit, das Echo der Worte verebbte nie ganz und brachte sie immer wieder hervor. Blut sang zu Blut.
Sie folgte Tesnaria die Stufen des Altars hinauf und kniete sich nieder. Sie wartete bis sie an der Reihe war, einen Kelch und einen Dolch zu empfangen. Die Unruhe, die am Fuße der Altartreppe aufglomm, bekam sie nicht mit. Ihre Gedanken wateten weiterhin durch die einzelnen Elemente des Rituals. Doch tief in sich wusste sie, dass sich die Tempelwache um jegliche Störung kümmern würde.
Dilquiri trat an den Kometen heran, während Tesnaria eine seiner glühenden Adern auftrennte, so dass Blut aus diesem floss. Ehrfürchtig hob Dilquiri den Kelch, die Tropfen mit diesem auffangend und in seinen Bauch rinnen lassend. Danach trat sie nach vorn, einer Puppe gleich. Den Blick starr nach vorn an einen Punkt jenseits des Geschehens. Es war soweit. Jeder Anwesende sollte im Austausch für ein persönliches Opfer, eine Mitgift gesegnet werden. Ohne ihr Zutun richtete sich ihr Blick nun auf Xissdrossg. Einen Herzschlang lang verwirrte es Dilquiri, dass sie den zu der Bewegung gehörenden Gedanken nicht gedacht hat, doch war dies einerlei. Während des Rituals war er ein Krieger ihres Volkes und sie ein Priesterin. Der Akt der Segnung schien wie die aufeinander folgenden Schläge eines Herzens zu verstreichen.
Sie bat um sein Opfer und er gab sein Blut. Ein Geschenk, das persönlicher und stärker nicht hätte sein können.
Sie mischte mit dem zuvor erhaltenen Dolch sein Blut und das des Kometen im Kelch.
Die nun rot glühende Spitze führte sie an die Stirn des vor ihr knienden Dunklen, ihm das Zeichen Shilens in die Haut schneidend. Eine fließende Bewegung, ein einziger Schnitt, der sie an jedem anderen Tag Überwindung gekostet hätte. Doch nicht bei diesem Ritual.
Danach hob sie den Kelch über sein Haupt und kippte ihn leicht, so dass etwas von dem gemischten Blut über seine Stirn und die Wunde fließen konnte.
Sie sprach den Segen, Xissdrossg dabei in die Augen blickend und ihn dennoch nicht sehend. Nur ein Dunkler, der vor eine Priesterin getreten war.
Dann entfernte er sich von ihr und es war an der Zeit den nächsten Anwesenden zu segnen. Wieder glitt ihr Blick automatisch zu jemandem.
Es war Masafae, das neuste Mitglied der Gemeinschaft. Kurz fragte sich Dilquiri, ob ihre Wahl Zufall gewesen war oder nicht, dann trat die dunkle Magierin bereits vor sie und die Segnung erfolgte ein weiteres Mal.
Wieder ging es die Stufen zum Altar hinauf. Die restliche Flüssigkeit wurde aus den Kelchen auf den Kometen gegossen und dann geschah es. Eine Wolke entstand und Licht durchdrang ihre Form, zertrennte und verbannte sie. Die Stimme Shilen sprach zu ihnen, richtete sich an die Valsharess. Wieder sank Dilquiri auf die Knie, ehrfürchtig, huldigend. Gebannt starrte sie zu dem Licht, auch wenn es ihr vorkam als würden ihren Augen verglühen ob der Helligkeit. Mit jedem Satz, der gesprochen wurde, versank sie noch ehrfürchtiger in ihrer Huldigung. Dann war es vorbei und Tesnaria verkündete, dass eine neue Valsharess erwählt werden soll.
Mayasuna. Der Gedanke, einem gesprochenen Wort gleich, raste durch ihren Kopf, doch Dilquiri hatte diesen Gedanken nicht erschaffen. Jemand anderes war es gewesen. Doch sie sprach das Wort aus. Mayasuna. Stimmen folgten der ihre und jener vor ihr. Ein Augenblick, von dem sie hoffte, dass er sich in die Erinnerung der anderen Anwesenden einbrannte.
Das Ritual wurde mit kurzen Worten beendet und eine Tempeldienerin reichte Dilquiri ihren Mantel. Als sie sich diesen überstreifte, war es als würde sie das Gewandt der Priesterin wieder ablegen und in eine Ecke schieben, in der es auf das nächste Ritual wartete. Dann kehrte sie zurück in die Hallen der Gemeinschaft.
Es war soweit. Schon vor einigen Stunden war die Sonne hinter dem Horizont verschwunden und die Nacht angebrochen. Gleichsam einem Mantel hatte sich die Dunkelheit über die vor dem Tempel Wartenden gelegt. In einiger Entfernung löste sich ein Schatten von einem anderen, wurde zu einem Schemen, bekam eine Gestalt. Zu ihm gesellten sich zwei weitere. Jemand schritt auf den Tempel zu. Noch konnte der volle Mond den Umrissen keine Körper schenken, noch hielten die umstehenden Säulen und Säulenreste die Körper der Ankömmlinge in ihren Schatten gefangen.
Doch alsbald erhielten die Schemen Konturen, Gesichtszüge, Kleidung und Dilquiri erkannte die Valsharess Tesnaria, ihren Waffenmeister und Mayasuna. Unruhig strich sie sich mit den Fingerspitzen der linken Hand über ihren rechten Handrücken, über die Zeichen, die ihre Haut schmücken. Es sollte also beginnen, es konnte endlich beginnen.
Eine tiefe Verbeugung gegenüber ihrer Valsharess, ein stummer Gruß, eine schweigende Ehrerbietung. Ein Senken des Blickes, so dass ihr wenige weitere Augenblicke gegönnt waren, um sich auf das, was im Tempel Shilens geschehen würde, vorzubereiten.
Dann war der Augenblick vorüber. Tesnaria betrat den Tempel und die anwesenden Priesterinnen folgten ihr. Ein Blick sandte sie noch ihrem Gemahl im Vorbeigehen zu, einen Blick schickte sie an die Mitglieder der Tempelwache. Danach folgte sie den anderen ins Innere des Tempels.
Der bodenlange Stoff ihres Mantels strich über die Stufen, die in den Bauch des Gebäudes hinab führten. Hätte sie es nicht besser gewusst, hätte sie behauptet, dass das durch den Stoff verursachte Geräusch immer und immer wieder von den Wänden des Tempels wiederhallte. Doch die Stille im Inneren des heiligen Gebäudes wurde von nichts unterbrochen.
Als die Dunkle die letzte Stufe hinter sich ließ, fühlte sie sich in eine andere Zeit versetzt, in einen anderen Tempel. Erinnerungen an unzählige Tage und Nächte im Tempel. Dann verblasste die Erinnerung und Dilquiri sah wie Tesnaria den heiligen Kreis betrat. Mit langsamen, ruhigen Schritten – um kein unnötiges Geräusch zu verursachen – trat sie an Mayasunas Seite und beobachte mit ihr und Auniira zusammen wie die Valsharess das Ritual beginnen lies. Jede Priesterin musste in den Kreis eintreten. Jede Priesterin würde diesem Kreis einen Teil ihrer Energie überlassen. So war es immer schon.
Dann war sie an der Reihe. Sie trat in das Konstrukt aus Macht, konnte die erst kürzlich hinterlassene Kraft von Tesnaria und Mayasuna spüren als würde sie ihr den Rücken hinauf wandern, durch ihr Haar gleiten wie die Hand eines Geliebten, mit einzelnen Strähnen spielen wie ein Kind, das von seiner Mutter im Arm gehalten wird. Der Wind nur im heiligen Kreis herrschende Wind, das Element der Dunklen, schmiegte sich eng an ihren Körper. Drückte sich danach gegen sie, schlang sich um ihren Körper als wolle er sie zerdrücken. Dilquiri streckte die Hände leicht von sich und begann, sich auf die Magie innerhalb und außerhalb ihres Körpers zu konzentrieren. Die Runenzeichen, die ihre Haut an verschiedenen Stellen ihres Körpers zieren, begannen leicht zu schimmern. Auch ging das typische Kribbeln von ihnen aus. Es schien ebenso, dass sie Wärme in ihre Gliedmaßen schickten. Ein angenehmes Gefühl, auch wenn Dilquiri mittlerweile gelernt hatte, dass dies nur eine Maske der Magie war. Ein Bild, das diese Macht einem zeigte, um zu verbergen, dass sie unter all der Wärme und dem Kribbeln, den Körper des Zaubernden nach und nach aufzehrte.
Der vom Wind ausgehende Druck ließ nach, hörte auf an dem Stoff ihrer Kleidung zu reißen und begann, sich stetig um sie herum zu drehen, einem Orkan gleich, der ihre Magie in sich aufsog. Dann war es vorbei, sie trat aus dem Kreis als wäre nichts geschehen. Doch nicht nur die Macht innerhalb des Kreises hatte sich verändert, sondern auch Dilquiris Wahrnehmung. Sie hatte sich auf das Ritual und jene Dinge, die damit einhergingen, eingelassen. Und wie jedes Mal nahm sie die Welt um sich herum nun wie durch einen Schleier aus schwerem Stoff wahr. Dinge, die nun geschahen, würden einfach zugelassen werden. Ihre eigenen Gedanken würden zähflüssiger wandern. Nicht so, dass sie keine klaren Gedanken mehr fassen könnte, doch träge genug, um die Zeit und die Welt außerhalb des Tempels nicht mehr wahrzunehmen. Und so fühlte sie das Zittern der Erde zunächst kaum, ließ sich davon nicht beunruhigen als es langsam aber stetig durch den Boden glitt und diesen mitsamt dem Tempel leicht schüttelte.
Mittlerweile hatten sich alle Priesterinnen in eine Reihe mit Tesnaria gestellt und gingen nun langsam auf die Statue Shilens zu. Der Boden wankte so sehr, dass sie gelegentlich schwankten, doch keine von ihnen ließ sich aufhalten oder beirren. Was zählte geschah innerhalb des Tempels und nicht vor seinen Toren. Alles was dort draußen war, konnte die Priesterinnen nicht aufhalten. Sie erreichten die Statue als die Erde noch einmal erbebte, einem Tier gleich, dass von seinem Jäger hart zu Boden geschleudert wurde. Dann war es vorbei.
Ein Dolch und ein Kelch wurden von Priesterin zu Priesterin gereicht, jede gab etwas Blut als Opfer. So auch Dilquiri. Der Schnitt, den sie sich selbst zufügte pochte leicht, doch war dies irrelevant. Wieder wurde Magie gesprochen, wieder war sie spürbar als das gesammelte Blut der sich windenden Skulptur der Göttin übergeben wurde und roter Nebel, einem Schleier aus Blut gleich, Tesnaria einhüllte. Diese benetzte jede der Priesterinnen mit diesem Dunst, der sich auf den Körpern der Dunklen niederließ. Eine Segnung und die Erlaubnis der ehrenvollen Valasharess in die Augen zu blicken.
Dilquiri bekam nur am Rande mit, dass Xissdrossg als Gesandter der Tempelwache den Tempel betreten hatte, um Bericht zu erstatten. Sie blickte nicht zu ihm, lauschte weder seinen Worten noch seiner Stimme. Während dem Ritual war sie nicht seine Gemahlin, sondern eine Priesterin Shilens. Der Entschluss, den Kometen, dessen Ankunft Himmel und Erde des Landes beeinträchtigt hat, in den Tempel zu bringen, wurde gefasst. Nach diesem Unterfangen endete die erste Nacht des Rituals.
Den nächsten Tag verbrachte Dilquiri mit einigen anderen Priesterinnen betend in einem Nebenraum des Tempels. Sie knieten vor einer Miniatur der großen Statue im Hauptteil des Tempels und richteten ihre stummen Worte an Shilen. Ihre Knie schmerzten trotz des samtenen Kissens, das die Härte des Bodens mindern sollte. Der Tag verstrich, einem Lidschlag gleich, als hätte es ihn nie gegeben.
Der Abschluss des Rituals – das eigentliche Ritual – begann am darauffolgenden Abend. Obwohl sie sich nun außerhalb des Tempels befand, hatte sie die Schwere ihrer Gedanken und die Distanz zu allem Weltlichen mit sich genommen an den Altar der Riten. Der Singsang, den die Priesterinnen von Anfang an bis zum Ende des Rituals sprachen, war in ihren Körper übergegangen. Sie wusste, wann sie dafür ihre Stimme erheben sollte, sie spürte, wann es Zeit war, mit den anderen die Worte zu singen. Der Gesang schwang in ihrem Körper mit, das Echo der Worte verebbte nie ganz und brachte sie immer wieder hervor. Blut sang zu Blut.
Sie folgte Tesnaria die Stufen des Altars hinauf und kniete sich nieder. Sie wartete bis sie an der Reihe war, einen Kelch und einen Dolch zu empfangen. Die Unruhe, die am Fuße der Altartreppe aufglomm, bekam sie nicht mit. Ihre Gedanken wateten weiterhin durch die einzelnen Elemente des Rituals. Doch tief in sich wusste sie, dass sich die Tempelwache um jegliche Störung kümmern würde.
Dilquiri trat an den Kometen heran, während Tesnaria eine seiner glühenden Adern auftrennte, so dass Blut aus diesem floss. Ehrfürchtig hob Dilquiri den Kelch, die Tropfen mit diesem auffangend und in seinen Bauch rinnen lassend. Danach trat sie nach vorn, einer Puppe gleich. Den Blick starr nach vorn an einen Punkt jenseits des Geschehens. Es war soweit. Jeder Anwesende sollte im Austausch für ein persönliches Opfer, eine Mitgift gesegnet werden. Ohne ihr Zutun richtete sich ihr Blick nun auf Xissdrossg. Einen Herzschlang lang verwirrte es Dilquiri, dass sie den zu der Bewegung gehörenden Gedanken nicht gedacht hat, doch war dies einerlei. Während des Rituals war er ein Krieger ihres Volkes und sie ein Priesterin. Der Akt der Segnung schien wie die aufeinander folgenden Schläge eines Herzens zu verstreichen.
Sie bat um sein Opfer und er gab sein Blut. Ein Geschenk, das persönlicher und stärker nicht hätte sein können.
Sie mischte mit dem zuvor erhaltenen Dolch sein Blut und das des Kometen im Kelch.
Die nun rot glühende Spitze führte sie an die Stirn des vor ihr knienden Dunklen, ihm das Zeichen Shilens in die Haut schneidend. Eine fließende Bewegung, ein einziger Schnitt, der sie an jedem anderen Tag Überwindung gekostet hätte. Doch nicht bei diesem Ritual.
Danach hob sie den Kelch über sein Haupt und kippte ihn leicht, so dass etwas von dem gemischten Blut über seine Stirn und die Wunde fließen konnte.
Sie sprach den Segen, Xissdrossg dabei in die Augen blickend und ihn dennoch nicht sehend. Nur ein Dunkler, der vor eine Priesterin getreten war.
Dann entfernte er sich von ihr und es war an der Zeit den nächsten Anwesenden zu segnen. Wieder glitt ihr Blick automatisch zu jemandem.
Es war Masafae, das neuste Mitglied der Gemeinschaft. Kurz fragte sich Dilquiri, ob ihre Wahl Zufall gewesen war oder nicht, dann trat die dunkle Magierin bereits vor sie und die Segnung erfolgte ein weiteres Mal.
Wieder ging es die Stufen zum Altar hinauf. Die restliche Flüssigkeit wurde aus den Kelchen auf den Kometen gegossen und dann geschah es. Eine Wolke entstand und Licht durchdrang ihre Form, zertrennte und verbannte sie. Die Stimme Shilen sprach zu ihnen, richtete sich an die Valsharess. Wieder sank Dilquiri auf die Knie, ehrfürchtig, huldigend. Gebannt starrte sie zu dem Licht, auch wenn es ihr vorkam als würden ihren Augen verglühen ob der Helligkeit. Mit jedem Satz, der gesprochen wurde, versank sie noch ehrfürchtiger in ihrer Huldigung. Dann war es vorbei und Tesnaria verkündete, dass eine neue Valsharess erwählt werden soll.
Mayasuna. Der Gedanke, einem gesprochenen Wort gleich, raste durch ihren Kopf, doch Dilquiri hatte diesen Gedanken nicht erschaffen. Jemand anderes war es gewesen. Doch sie sprach das Wort aus. Mayasuna. Stimmen folgten der ihre und jener vor ihr. Ein Augenblick, von dem sie hoffte, dass er sich in die Erinnerung der anderen Anwesenden einbrannte.
Das Ritual wurde mit kurzen Worten beendet und eine Tempeldienerin reichte Dilquiri ihren Mantel. Als sie sich diesen überstreifte, war es als würde sie das Gewandt der Priesterin wieder ablegen und in eine Ecke schieben, in der es auf das nächste Ritual wartete. Dann kehrte sie zurück in die Hallen der Gemeinschaft.