25.08.2010, 19:16
Wind - Hätte sie vor einer handvoll Dekaden gewusst, wie dünn der Faden zwischen Feind- und Freundschaft ihres ewigen Begleiters gespannt ist, wäre dem Leichtsinn die Vorsicht noch zuvor gekommen, doch angestachelt von dem frischen, allgegenwärtigen Geschmack der Freiheit, die jede Pore kitzelte und jede Feder strich, gab es nur einen, dessen Respekt und dessen Vertrauen sie sich erarbeiten musste - Wind.
Wissend, nur ein Staubkorn in der Urgewalt des Himmels zu sein, trieb sie davon, entschlossen, eine neue Welt zu entdecken. Die Zeiten der Angst, die der Hoffnungslosigkeit und der Zukunftszweifel, die des Schmerzes über die Einsamkeit und Flucht vor dem Tode vergingen, je mehr sie sich der Luft um sie herum, den Wolken und Stürmen schenkte, je mehr sie lernte zu fliegen.
"Heut' ist ein schöner Tag",
fliegen die Gedanken durch die wettergegerbte Kamael, vergleichbar mit der Brise, die im selben Augenblick ihr Gesicht bettet. Ihr schulterblattlanges Haar, dessen Farben von rötlich ins silbrige variieren, tanzt zu den Akkorden des Windes, nur gehalten durch ein winziges Band, das sie zum Zopfe schnürt. Eine dicke, runde Schutzbrille aus Metall, Glas und Gummi, die einst verwendet ward, der Zwerge Augen vor Funken und gleißendem Feuer zu wahren, schützt nun ihre Augen vor allen Hindernissen, denen sie hin und wieder über den Weg gleitet, nur modifiziert durch klare, statt dimmende Brillengläser. Dünne, lange Finger, versteckt in braunen Lederhandschuhen, die ihren Weg bis zu ihren Ellenbogen führen, klammern sich ekstatisch um den Rand eines geflochtenen, breiten Korbes, in den gerade drei sitzende Passagiere passen würden. Ihren Körper umschlingen enge, von Wind und Wasser geformte Kleider, abdichtend mit den langen Lederstiefeln ihrer Füße. Ein Ruck an der wohl außergewöhnlichsten Konstruktion des Kastens, einem Apparat aus Glas und Metall, einer Urne ähnelnd, die mit Zahnrädern und Riemen versehen ward, lässt die Kamael nach einem Moment seltsamen Geruches, an den man sich doch gewöhnt, wenn man weiß, womit man es zu tun hat, noch weiter in die Höhe steigen, gezogen von einem jahrelang geflickten Ballon, der ihre Größe bei Weitem ein paar Mal übersteigt, gelenkt einzig und allein vom Wind. Glücklich über ihre Einsamkeit ist mit den Jahren auch ihr Gepäck geworden, dass gar mehr Platz verbraucht als die Pilotin selbst, ganz zu schweigen vom Gewicht, von dem die Federleichte nur widerwillig, in den größten Notfällen Abschied nimmt. In ihren Taschen und Koffern befinden sich Sammelsurien der ganzen Welt, jedenfalls daher, wo sie einen Fuß auf die Erde setzte, Proviant und Schmuck in der Einen, technische Unmöglichkeiten in der Anderen, Bücher, leichte Waffen, Raritäten in der nächsten. Einzig für Geld ist in den Augen der Kamael kein Platz, denn was ist das Geld dem Winde schon wert?
Vier Tage ist es her, dass sie das letzte Mal landen musste, doch jetzt sehnt sich ihr Magen nach einem Essen, das nicht konserviert und haltbar gemacht werden musste, sowie Muskeln und Knochen nach einer Nacht schreien, die nicht in der Hängematte verbracht werden sollte, die sie des Öfteren im Korb spannt. Ein Blick durch die teilweise trüben Gläser verspricht ihr, was ihr Körper fordert: Wo eben noch Meer lag, bedeckt nun Land die Fläche unter ihr und unzählige von ameisengroßen Individuen frönen ihr schnödes Landleben in der, aus ihrer Höhe gesehen, Spielzeugstadt. Ein Lächeln spannt sich durch das feine Gesicht und das Ziehen der Lüftungsschnüre ihres Ballons verhilft ihr, dem Ziel näher zu kommen, die Menschen vor ihren Augen wachsen, die Freiheit hinter sich und den Boden zu sich kommen zu lassen. Der Korb tippt leicht auf dem Lande auf, erhebt sich nur noch ein kleines Mal und schleift noch ein Stück, bevor er ganz zum Stehen kommt, sie sich über den Rand schwingen und die langsam einsackende Plane falten kann. Die, für sie zwar gewohnte, doch für die Wesen um sie herum immer wieder neue Situation der Ballonlandung verhilft ihr zu der Aufmerksamkeit, die sie braucht, zu tauschen, zu handeln und sich die Chance auf ein warmes Bett und einen vollen Magen zu sichern.
"Ahoihoi, Landvolk, Kommt heran, Tretet vor, Bestaunt die Wunder der Welt, denn es gibt soviel, von dem ihr nichts wisst!"
Mit einem silbrigen Grinsen, dem geschickten Schieben der dichten Brille auf die Stirn und einem einladenden Flügelwinken lockt sie diejenigen an, die nichts haben und etwas wollen, diejenigen, die nichts wollen und doch etwas nehmen, diejenigen, die alles haben und nur das brauchen, was sie hat, und die, die gar nichts wollen, aber doch haben, was sie für ihre Weltreisen begehrt.
"Scheut euch nicht, Auch ihr gehört zu denen, denen das Glück hold, die Gelegenheit günstig und die Schätze hörig sind! Willkommen im zauberhaften Sortiment... der Plastique!"
Wissend, nur ein Staubkorn in der Urgewalt des Himmels zu sein, trieb sie davon, entschlossen, eine neue Welt zu entdecken. Die Zeiten der Angst, die der Hoffnungslosigkeit und der Zukunftszweifel, die des Schmerzes über die Einsamkeit und Flucht vor dem Tode vergingen, je mehr sie sich der Luft um sie herum, den Wolken und Stürmen schenkte, je mehr sie lernte zu fliegen.
"Heut' ist ein schöner Tag",
fliegen die Gedanken durch die wettergegerbte Kamael, vergleichbar mit der Brise, die im selben Augenblick ihr Gesicht bettet. Ihr schulterblattlanges Haar, dessen Farben von rötlich ins silbrige variieren, tanzt zu den Akkorden des Windes, nur gehalten durch ein winziges Band, das sie zum Zopfe schnürt. Eine dicke, runde Schutzbrille aus Metall, Glas und Gummi, die einst verwendet ward, der Zwerge Augen vor Funken und gleißendem Feuer zu wahren, schützt nun ihre Augen vor allen Hindernissen, denen sie hin und wieder über den Weg gleitet, nur modifiziert durch klare, statt dimmende Brillengläser. Dünne, lange Finger, versteckt in braunen Lederhandschuhen, die ihren Weg bis zu ihren Ellenbogen führen, klammern sich ekstatisch um den Rand eines geflochtenen, breiten Korbes, in den gerade drei sitzende Passagiere passen würden. Ihren Körper umschlingen enge, von Wind und Wasser geformte Kleider, abdichtend mit den langen Lederstiefeln ihrer Füße. Ein Ruck an der wohl außergewöhnlichsten Konstruktion des Kastens, einem Apparat aus Glas und Metall, einer Urne ähnelnd, die mit Zahnrädern und Riemen versehen ward, lässt die Kamael nach einem Moment seltsamen Geruches, an den man sich doch gewöhnt, wenn man weiß, womit man es zu tun hat, noch weiter in die Höhe steigen, gezogen von einem jahrelang geflickten Ballon, der ihre Größe bei Weitem ein paar Mal übersteigt, gelenkt einzig und allein vom Wind. Glücklich über ihre Einsamkeit ist mit den Jahren auch ihr Gepäck geworden, dass gar mehr Platz verbraucht als die Pilotin selbst, ganz zu schweigen vom Gewicht, von dem die Federleichte nur widerwillig, in den größten Notfällen Abschied nimmt. In ihren Taschen und Koffern befinden sich Sammelsurien der ganzen Welt, jedenfalls daher, wo sie einen Fuß auf die Erde setzte, Proviant und Schmuck in der Einen, technische Unmöglichkeiten in der Anderen, Bücher, leichte Waffen, Raritäten in der nächsten. Einzig für Geld ist in den Augen der Kamael kein Platz, denn was ist das Geld dem Winde schon wert?
Vier Tage ist es her, dass sie das letzte Mal landen musste, doch jetzt sehnt sich ihr Magen nach einem Essen, das nicht konserviert und haltbar gemacht werden musste, sowie Muskeln und Knochen nach einer Nacht schreien, die nicht in der Hängematte verbracht werden sollte, die sie des Öfteren im Korb spannt. Ein Blick durch die teilweise trüben Gläser verspricht ihr, was ihr Körper fordert: Wo eben noch Meer lag, bedeckt nun Land die Fläche unter ihr und unzählige von ameisengroßen Individuen frönen ihr schnödes Landleben in der, aus ihrer Höhe gesehen, Spielzeugstadt. Ein Lächeln spannt sich durch das feine Gesicht und das Ziehen der Lüftungsschnüre ihres Ballons verhilft ihr, dem Ziel näher zu kommen, die Menschen vor ihren Augen wachsen, die Freiheit hinter sich und den Boden zu sich kommen zu lassen. Der Korb tippt leicht auf dem Lande auf, erhebt sich nur noch ein kleines Mal und schleift noch ein Stück, bevor er ganz zum Stehen kommt, sie sich über den Rand schwingen und die langsam einsackende Plane falten kann. Die, für sie zwar gewohnte, doch für die Wesen um sie herum immer wieder neue Situation der Ballonlandung verhilft ihr zu der Aufmerksamkeit, die sie braucht, zu tauschen, zu handeln und sich die Chance auf ein warmes Bett und einen vollen Magen zu sichern.
"Ahoihoi, Landvolk, Kommt heran, Tretet vor, Bestaunt die Wunder der Welt, denn es gibt soviel, von dem ihr nichts wisst!"
Mit einem silbrigen Grinsen, dem geschickten Schieben der dichten Brille auf die Stirn und einem einladenden Flügelwinken lockt sie diejenigen an, die nichts haben und etwas wollen, diejenigen, die nichts wollen und doch etwas nehmen, diejenigen, die alles haben und nur das brauchen, was sie hat, und die, die gar nichts wollen, aber doch haben, was sie für ihre Weltreisen begehrt.
"Scheut euch nicht, Auch ihr gehört zu denen, denen das Glück hold, die Gelegenheit günstig und die Schätze hörig sind! Willkommen im zauberhaften Sortiment... der Plastique!"
"Perfekte Männer gibt es an jeder Ecke", sagte Gott und formte die Welt mit mathematisch gesehen unendlich vielen Ecken.