Getrennte Wege

[Lelwani]

Der Orok, der nun vor Thandorak steht, und dessen Haar bis auf einen dunklen Zopf am Hinterkopf rasiert ist, ist vom Kampf gezeichnet. An seiner Schläfe rinnt Blut bis zum Kinn herunter, genauso wie über seine geschwollene Unterlippe; quer über seine ungerüstete Brust prangt ein ebenfalls blutiger Schnitt. Sein rechtes Bein ist vom Oberschenkel abwärts blutüberströmt und steht in etwas unnatürlichem Winkel von seinem Körper ab. Schweiß rinnt ihm über die Stirn, er atmet schwer und wird mehr vom Griff der Neruga-Soldaten aufrecht gehalten, als dass er selbst aufrecht steht.

Als er die Faust Thandoraks zu spüren bekommt, krümmt er sich ächzend, dann sackt sein Kopf auf seine Brust. Mehrere Augenblicke vergehen, in denen er in den Armen der Soldaten der Neruga hängt wie ein nasser Sack, ohne sich zu regen. Erst nach einer längeren Zeitspanne hebt er wieder den Kopf und öffnet mühsam die Augen, um Thandorak anzusehen. Schließlich grinst er müde und etwas schief. Dann will er zu sprechen ansetzen, doch kommt nur ein Krächzen aus seinem Mund, er muss husten und spuckt danach recht ungeniert neben den Neruga zu seiner Linken aus. Schließlich probiert er es von Neuem.

"Mein Name ist Thorrk", keucht er, "wessen Sohn, kann dir egal sein. Mein Stamm sind die unbesiegbaren khorka !"

An dieser Stelle muss er erneut husten und es gelingt ihm schwerer, wieder zu Atem zu kommen. Erst nach einer Weile hebt er an zu sprechen.

"Wer mich geschickt hat? Niemand hat mich geschickt! Ich folge niemandes Befehl! Nur meinem Herzen, wenn es nach Blut dürstet!"

Er muss innehalten, um röchelnd Luft zu holen, dann verengt er die Augen und fährt fort:
"Wer, bei Kasha, soll ein "Ogerbezwinger" sein? Und was weiß ich schon, wo deine Tochter ist! Ich jedenfalls werde bald meinen Platz an der Seite meiner Ahnen einnehmen! Glaubst du denn, dass deine Ahnen dich wollen, Orkmetzler?"

Das letzte Wort spuckt er beinahe ebenso aus, wie er vorhin das Blut auf den Boden gespuckt hat. Und damit hat er, so hat es den Anschein, fürs Erste genug gesprochen.

Diese letzten Worte jedoch scheinen den Neruga zu seiner Rechten ziemlich in Rage gebracht zu haben; seine Linke schließt sich fest wie Eisen um den Oberarm des Gefangenen, er bleckt seine spitzen Zähne, rollt wütend mit den Augen und hebt die rechte Faust, an der er den Schlagring trägt; noch kann Thandorak, wenn er es will, seinem Soldaten Einhalt gebieten - oder er kann ihn gewähren lassen.