Wie kommt es zu Sanktionen?

[Myrkjartan]

Hallo liebe Imo's,

die Schlagworte mit denen hier jongliert wird verursachen mir Bauchschmerzen, ebenso der Vergleich von Menschen mit Hunden und darum möcht ich, entgegen meinen sonstigen Gewohnheiten ein bis zwei Punkte anführen die, wie ich finde nur leider viel zu oft untergehn.

Zum einen ist das der Punkt der Anonymität, der gern als Ursache für schlechtes Benehmen zu Felde geführt wird. Aber ganz im Gegensatz zur landläufigen Meinung ist man im Internet so anonym ja gar nicht selbst wenn man sich so denken oder fühlen sollte. Wir sind nämlich alle Menschen und darum, man verzeihe mir diesen Ausdruck: sehr einfach gestrickt. Seien wir doch ehrlich und gestehen uns ein, dass wir inzwischen selbst mit Pseudonymen ein Bild verknüpfen, welches wir, fein säuberlich wie wir das gewohnt sind in Schubladen, ich nenne sie der Einfachheit halber mal Minus- und Plusschublade, sortieren und, was hier keinen Unterschied zum Umgang mit real lebenden Personen macht auch manifestieren. Wir haben alle ein Bild von unseren Mitspielern, keiner ist anonym.

Der einzige Weg im Internet in diese Schubladen zu gelangen ist nunmal über Kommunikation.
Hier widerum liegt allerdings die Tücke des Mediums. Es fehlen nämlich grausamerweise für so manche als Scherz gedachte Aussage nötige Mimik und Gestik.

So ist sicher nicht nur mir schon aufgefallen, dass zwei völlig identische Aussagen vollkommen unterschiedlich gewertet werden können - je nachdem in welcher Schublade sich der Aussagende bei denen wiederfinden kann, die aus der Wertung eben auch die Konsequenzen ziehen oder wenn man es negativ bestetzt eben Sanktionen aussprechen müssen.

Hier wären wir beim zweiten Punkt, der mir etwas Unbehagen bereitet: Sanktionen.
Sanktionen sind eine Form von Erziehung über die man sicherlich diskutieren und ein breites Spektrum von sinnvollen oder weniger sinnvollen Konsequenzen erörtern kann.
Dennoch sind sich sogar Sozialpädagogen darüber einig, dass ein Edukand ganz genau wissen muss wofür er bestraft wird.
Abgesehen davon, dass ich persönlich mich zu alt fühlen würde hier noch - erzogen - zu werden finde ich es wirklich viel verlangt und in manchen Fällen vielleicht sogar unverantwortlich von einem Spielleitungsteam als Hobbypsychologen oder Spozialpädagogen zu agieren.
Ein Sanktionspranger ist sicherlich eine nicht mehr ganz zeitgemäße erzieherische Maßnahme, öffentliche Demütigung eine zusätzliche Sanktion zu der eigentlichen Maßnahme.


Um allerdings nocheinmal auf die Frage nach dem: wie kommt es dazu einzugehen: Die Antwort darauf ist in meinen Augen einfach, auch wenn ich denke dass sich nur wenige betroffene Sanktionierte hierzu äußern werden.

Ich sehe die Ursache solcher Probleme in der Verschiebung der Realitäten (es mag Menschen geben die sich wundern würden wenn sie auf jemanden schießen und der steht nicht gleich wieder im Hauptquartier - überspitzt -) samt eingebauter Kommunikationsstörung (Wer sagt was, wann, wie, wo und zu wem?) garniert mit einer Prise Bandenkriegen (der Mensch ist ja bekanntlich ein Herdentier) und Hinterzimmerrevoluzionen (für den Rebell von morgen).

Was allerdings alles nichts dran ändert, dass man sich dort wo man zu Gast ist den Regeln des Gastgebers unterwerfen muss. Niemand käme doch auf die Idee den Nachbarn die einen zum Grillen eingeladen haben mitten in den Hof zu urinieren.

Eine Lösung für das Problem liefer ich gleich mit:
Bei verschobenem Realitätssinn hilft eigentlich bloß ein Entzug oder ein Gang zum Fachmann, der nicht weniger als ein ausgebildeter Therapeut oder Psychologe sein sollte.
Kommunikation lässt sich tatsächlich üben, sollte der Wille dazu fehlen hilft vielleicht die Aussage eines vor unzähligen Jahren lebenden Mannes:

Si tacuisses, philosophus mansisses.

Also wie der Volksmund schon seid Jahrhunderten predigt: Schweigen ist Gold...

Dann erübrigen sich die letzten beiden Punkte nämlich beinahe wie von selbst.

Schweigen werde ich nun auch wieder.

Bis online