24.05.2011, 19:20
Tag Vierundvierzig
Endlich war es soweit. Endlich waren die Maßnahmen und Vorbereitungen weit genug vorangeschritten, dass ihr offizieller Einzug in das Schloss stattfinden konnte. Seitdem der ehemalige Einhasad-Tempel Runes in einen Tempel Shilens geweiht wurde, waren ebenso einige Tage verstrichen, in denen die Gemeinschaft Olath Kyorlen nicht untätig geblieben ist. Im Gegenteil. Es gab schließlich genug vorzubereiten. Die Ereignisse, die offenbar einen Großteil der Bevölkerung des Landes unruhig machten, beeinflusste die unterschiedlichen Tätigkeiten der Dunklen nicht. Sie beschäftigten nur einige Alchimisten, hielten diese bei Laune.
Mittlerweile hatten sie die Mitglieder der Stadtwache an ihre neuen Kameraden gewöhnen können, so dass Dunkelelfen an ein fester Bestandteil der Patrouillen und Wachposten geworden waren. Auch der Weg zu der Tempelanlage war nun wieder für alle Bewohner und Besucher Runes freigegeben. Allerdings wurde der Eingang zum Shilentempel sowie dessen Innenraum akribisch und ständig überwacht. Shilenpriesterinnen wurden von dunkelelfischen Wachleuten von ihren Unterkünften bis in den Tempel und wieder zurück begleitet. Es war ein reges Treiben um und im Tempel entstanden, welches einzig dazu diente, der heiligen Mutter der Dunkelelfen treu zu dienen.
Im Umland Runes hielten sich Späher an wichtigen Wegpunkten, von denen man ebenso eine große Fläche der Umgebung überblicken konnte, Wache, harrten dort aus und erstatteten gegebenenfalls Bericht über nennenswerte Veränderungen. Die Waldläufer der Gemeinschaft Olath Kyorlen begaben sich in regelmäßigen Abständen in die Wälder und das Umland, verschiedene Routen sowie diverse Höhlen und Unterschlupfe untersuchend.
Der neue Rat von Rune war gebildet worden und somit in der Lage schon bald zu tagen, um diverse Dinge zu besprechen und zu beschließen. Entsprechende Briefe an die beiden nicht-dunkelelfischen Mitglieder hatten bereits das Verwaltungsgebäude der Enklave Rune verlassen, um persönlich an die beiden Mitglieder überreicht zu werden, zusammen mit einem entsprechend ausgestatteten kleinen Lederbeutel.
Die Baumeister der Dunkelelfen hatten das Schloss mittlerweile vollständig vermessen. Alte Baupläne waren mit den neuen Plänen verglichen worden, so dass Unstimmigkeiten überprüft werden konnten, sollten sie nicht bereits durch die Assassinen, die den Auftrag hatten, Geheimgänge und Fallen zu finden, entdeckt worden sein. Letztendlich waren sich die Baumeister sicher, dass alle geheimen Gänge und Verstecke gefunden worden waren. Diese wurden teilweise verschlossen.
Einige jedoch wurden mit diversen Fallen und Mechanismen ausgestattet. So konnten alle im Schloss sicher sein, dass niemand mit nun veraltetem Wissen über den Aufbau des Schlosses plötzlich im Thronsaal auftauchte, ohne durch das Hauptportal zu kommen. Allein die Vorstellung, auf was ungebetene Gäste treffen würden, zauberte so manchem neuen Bewohner des Schlosses ein Schmunzeln auf die Lippen.
Jetzt, wo alle Vorbereitungen abgeschlossen waren, war es an der Zeit, dass sowohl die Mitglieder der Gemeinschaft Olath Kyorlen als auch die Angehörigen der Enklave Rune, offiziell in das Schloss einzogen.
Natürlich müsste dies im Zuge eines Festes, welches der gesamten Bevölkerung Runes die Toleranz und den Großmut der Dunkelelfen offenbarte, geschehen. So ließ Dilquiri eine Einladung aufsetzen, die nicht nur bei den Händlern und im Warenhaus von Rune aufgehängt, sondern die ebenso durch die Stadtwache persönlich jedem Bewohner Runes überreicht wurde. Angehörige des Volkes der Lichtelfen erhielten, sofern sich diese Rasse überhaupt noch in Rune aufhielt, ein weiteres Schreiben, zusätzlich zu ihrer Einladung. Auch wurden die Händler und Warenhausmitarbeiter darauf hingewiesen, den hellen Elfen, die sich die ausgehangenen Einladungen durchlasen, mitzuteilen, dass sie ihr besonderes Schreiben bei Balaezth im Haupthaus der Stadtwache von Rune abholen konnte.
Ein Schmunzeln wanderte an diesem Abend über Dilquiris Lippen. Alles war soweit abgeschlossen, alles war in die Wege geleitet worden. Sie blickte aus dem Fenster ihres Arbeitszimmers, den Sonnenuntergang betrachtend, beobachtend, wie die Scheibe aus scheinbar flüssigem Gold hinter dem Horizont verschwand und dabei den Himmel mit blutroten Streifen übersäte, als hätten sich die Krallen eines Wildtiers auf der Haut seines Opfers ausgetobt. Ein beruhigender Anblick. Vielleicht hatte Dilquiri mit ihren Worten, die sie vor vielen Mondzyklen zu den Angehörigen der Enklave gesprochen hatte, Recht gehabt? Die Ereignisse, von denen beinahe täglich Berichte an sie heran getragen wurden, in Verbindung mit ihren Träumen sprachen eine eindeutige Sprache.
Shilens Schatten wird sich über Rune senken, wiederholte Dilquiri ihre Worte noch einmal in Gedanken.
Und über den Rest des Landes, fügt sie nun zufrieden hinzu und beobachtete weiter, wie die Nacht sich langsam den Tag einverleibte und das Land in ihren Schlund zog.
Torthus zhah ussta killian, eluith'orth usta kulggen.
Usstan z'hin l'menvis Shilen el'an pholor
uns'aa lu'sevir rathrea er'griff elge lu'streea.r.
Usstan z'hin l'menvis Shilen el'an pholor
uns'aa lu'sevir rathrea er'griff elge lu'streea.r.