Eine Welt im Wandel

[Horizont]

Gewünscht hätte er sich, dass das Eis, das die Fenster des Dioner Kirchturms an die Grenze ihrer Belastbarkeit spannte, das einzige ist, das ihn diesen Winter überkommen würde. Mit der Entscheidungskälte der Regierungen hatte er sich beinahe abgefunden, doch versperrte die jüngste Nachricht aus Heimat Schuttgart gar sein Herz in frostige Kristalle.
Starrer, schwacher Hand fiel das Papier zu Boden, als er um Fassung betend dastand, nicht weiter rührend als jemand, der vor Frost erstarrte. Hätte Einhasads ewiges Licht als Kerze, die jedwedem Schneesturm trotzt, ihn nicht erleuchtet, hätte er sich vielleicht selbst fallen sehen.
Unter den sieben Geschwistern, die die Familie Liavern wusste, verlor Iaskell seine gerade jüngere Schwester. Voll Erbarmen und Einsatz der Nächstenliebe kam sie in den Frostschwaden Schuttgarts um, als sie unerbittlich und ohne Furcht vor der Abenddämmerung Mäntel und warme Kost an die Bedürftigen der Stadt verteilte.
In Zeiten der Not gibt es weder Gerechtigkeit noch Dankbarkeit.
Allein schon zur Bestattung würde er nach Schuttgart aufbrechen.