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Caitlyn - ihr Weg.
#1
Prolog
Noch im Dienste der Dioner Garde


Nachdem sie sich mit einem ausführlichen Patroullieritt vergewissert hatte, dass in Dion und Floran keine Gefahr drohte, machte sie sich auf nach Rune. In der Handelsstadt Giran tauschte sie den altersschwachen Zausel gegen einen Reitwolf, eine Hündin mit hellgrauem Fell und Augen, die deutlich sprachen, dass hinter dem verlässlichen Charakter des Tieres noch etwas anderes lauerte - das Raubtier, das ein Wolf nun einmal war.

Der Ritt gen Rune verlief ruhig. Angekommen dort gab sie den Reitwolf im Stall ab, drückte dem Burschen dort ein paar Goldtaler in die Hand, so dass er sich gut um den Wolf kümmern mochte. Dann brach sie zufuß wieder auf, umlief die Stadt, auf der Suche nach jenen merkwürdigen Vorkommnissen. Doch der Himmel blieb trocken. Kein Blut regnete aus den rubinfarbenen Wolken und auch kein Nebel zeigte sich.

Der Zwischenfall ereignete sich, als sie die Stadt fast wieder erreicht hatte. Ein einer Furt machte sie Halt, um etwas Wasser zu trinken, als sie urplötzlich die lauernde Kälte einer Klinge am Hals fühlte. Caitlyn erstarrte, bis sich der Druck soweit lockerte, dass sie langsam aufstehen konnte. "Wen haben wir denn da?" Sie kannte diese Stimme und sie bedeutete nichts Gutes. Langsam löste sich das Metal von ihrer Halsschlagader und sie trat zwei hastige Schritte zurück, um den Gegenüber zu mustern. Die zweite Hand des -wohl bekannten- Fremden lag am Wurfdolch, so rührte Cait die Hellebarde am Rücken nicht an - so auch nicht die Zwillingsklingen, die etwas versteckt unter dem Mantel befestigt waren. Sie wusste, wie verdammt schnell der Assassine war.

Der Gegenüber musterte sie aus kalten, jedoch süffisant und.. gierig funkelnden Augen. Er hatte sich kaum verändert. Die breiten Schultern, welche so täuschend von behäbiger Kraft und nicht von Schnelligkeit deuteten, die breiten, markanten Wangenknochen unter dem langen, aschblonden Haar. Auch die harten schwarzen Augen waren die Selben, die in dem täuschend jugendlichem Gesicht funkelten - zuletzt die Narbe, die über dem rechten Auge begann, das Gesicht zweiteilte und links neben den schmalen Lippen endete ließ eine Verwechslung ausschließen. Cait kannte diese Narbe - stammte sie doch von einem ihrer Schwerter. Doch eigentlich hatte sie ihn bereits an der kühlen, schneidenden Stimme erkannt. Sie waren sich beide so ähnlich, dass sie sich lieben müssten - würden sie sich nicht bis aufs Blut hassen. "Kasham!"

"Man munkelt, das Kopfgeld auf dich wurde weiter erhöht?" Er steckte den Dolch langsam weg, blieb jedoch in jeder Faser seines Körpers weiterhin gespannt. Caitlyns Blick verfinsterte sich. "Mädel, der Galgen wartet. Du hast einen Mann der Garde getötet." Cait straffte sich kaum merklich. "Ich richtete den Schänder meiner Mutter." "...welche ohnehin für jeden im Dorf die Beine breit machte. Sei nicht albern. Einer mehr oder weniger, welche Rolle spielte das denn noch?" Eine Hand Caitlyns wanderte über ihren Rücken nach hinten, Richtung der Schwerter. Doch der Gegenüber sah dies, schürzte abfällig die Lippen. Natürlich wusste er, dass die Waffen dort versteckt waren. Er kannte sie. Vermutlich besser als jemand Anderes. Und er hätte sie längst töten können. So wie unzählige Male zuvor. Dieser Mann war mit dem Dolch in der Hand zur Welt gekommen. Wenige waren schneller, wendiger... gefährlicher - wie eine Klapperschlange sie sich vor ihrer Beute aufstellt, um blitzartig zuzuschlagen. Er würde zuschlagen. Und er würde treffen.

Dennoch... gab es etwas zwischen ihnen. Ein Geheimnis, das es verbot, die Vogelfreie einfach zu meucheln. Er würde sie besiegen. In einem fairen Kampf. Und er würde sie ausliefern. Oder sie würde siegen. Und wäre frei - bis er ihr abermals auflauerte. Ein Jahrelanges Hin- und Her. Konnte er sich nicht auf seine stärksten Waffen verlassen - dem Hinterhalt, der Tücke, der Überraschung - war sie ihm überlegen. Und genau das war es, was ihn reizte, diesen Jahrelangen Kampf weiter zu führen. Das unsichtbare Band, was sie verband... die Gewissheit von ausgerechnet IHR geschlagen zu werden... Er musste besser werden als sie. Erst dann würde sie sterben.

Langsam ging er in die Hocke, löste einen Wurfdolch nach dem Anderen aus den Stiefeln, eben jene von den Schultern - die beiden Hauptdolche vom Gürtel. Es gab kein Gleichgewicht in diesem Kampf, mit jenen Waffen. Caitlyn tat es ihm gleich, ohne ihn aus den Augen zu lassen. Die Hellebarde und die beiden Schwerter wanderten in den Sand zu seinen Dolchen. Dann trat sie gute sechs Schritte zurück. Er folgte ihr langsam, lauernd durch den tiefen, weißen Sand der Furt an den Rand des Waldes der lebenden Toten heran.

Sie sah den ersten Schlag nicht kommen. Beraubt seiner Waffen setzte nicht vorraus, dass jener Mann fair kämpfte. Sie wich aus, als sie die Faust schon direkt vor sich sah. Der Luftzug sirrte an ihrer Wange vorbei, ließ ihr jedoch nicht die Zeit für einen Gegenangriff. Der nächste Schlag folgte dem Ersten direkt und traf. Sie schmeckte Blut, setzte jedoch direkt zum Gegenschlag an. Er würde ihr keine Zeit zum Erholen geben. Auch ihr Schlag traf, dennoch musste sie sofort einer weiteren Faust ausweichen.

Der Kampf währte lange. Beide sahen alles Andere als gut aus - etliche Hämathome zierten die schmalen Wangenknochen Caitlyns, die Lippe war bereits so angeschwollen, dass ein Reden kaum möglich war und hinterließ eine hässliche Blutspur aus einem kleinen Schnitt von außen über Kinn und Hals. Die Wunden in ihrem Mund ließen sie zweifeln, je wieder etwas anderes zu schmecken als Blut.

Doch auch Kasham sah nicht besser aus. Das linke Auge schwoll bereits zu - seine Lippe bot ein ähnliches Bild wie die seiner Gegenüber und die alte Narbe war über dem rechten Auge wieder aufgeplatzt und hinterließ ein groteskes Blutmuster auf dem Gesicht des Mannes, welches sich mit dem Blut der scheinbar angeknacksten Nase vermischte.

Beide taumelten nur noch aufeinander zu vor Schwäche. Caitlyn sah beinahe durchgängig weiße Blitze auf dem einen Auge - Kasham sah auf dem rechten Auge kaum noch irgendetwas, da ständig während Blut hinein lief. Doch sie standen noch - und würden dies vermutlich solange tun, bis sie die Erschöpfung übermannte. Dennoch waren die Waffen im Sand unangerührt geblieben.

So bemerkte Caitlyn auch nicht, dass Kasham plötzlich erstarrte. Sein Blick war auf irgendetwas hinter ihr gerichtet. Als Cait jedoch die Bewegung schräg hinter sich im Augenwinkel sah, handelte sie instinktiv - mit einem Faustschlag in eben jene Richtung. Als sie sich in der Selben Bewegung umdrehte, spielte sich ein völlig unerwartetes Szenario vor ihren Augen ab, dem sie wie in Zeitlupe folgen konnte. Zuerst war da das Knacken, mit dem die Nase des jungen Kamael-Soldaten unter ihrer Faust brach, dann ein zweites kaum leiseres Knacken mit dem die Armbrust losging, die bis dahin auf die Stirn Kashams gerichtet war. Der Kamael sank bewusstlos zu Boden. Hinter ihr ertönte ein dumpfer Schlag und ein schmerzerfülltes Keuchen. Als Cait sich zu Kasham umdrehte, sah sie, dass der Bolzen in seiner Schulter steckte. Ihr Schlag hatte die Schussbahn abgefälscht - und dem eigenen Feind so das Leben gerettet.

Fluchend klaubte sie ihre Waffen zusammen, warf sich den bewusstlosen Kamael über die Schulter und wankte Richtung Rune. Als sie sich hundert Meter weiter umsah, war Kasham bereits verschwunden.
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Caitlyn - ihr Weg. - von Caitlyn - 29.02.2012, 00:17
[Kein Betreff] - von Caitlyn - 29.02.2012, 00:20
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