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Die Jagd nach dem Tod
#2
Er hatte sich vor langer Zeit für genau dieses Leben entschieden - und er genoß es auch. Es war ebenso zum Ausdruck seines Volkes geworden, wie das eigentliche Bedürfnis des Sammelns, Anhäufens, Hortens und Verbergens, das dem identitätsstiftendem Drang des Schaffens und Konstruierens voranlief. Viele Jahrtausende lang waren sie so zunächst Minenarbeiter, Schmelzer, Veredler, Schmiede, Juwelschleifer und Konstrukteure geworden in einer Vielfalt unzähliger Spezialisierungen, die sie stets zu den Besten ihres Faches machten. Ihrer recht hohen Lebenserwartung wegen konnten sich viele auch weiteren Tätigkeiten verpflichtet fühlen und sich dennoch darin mit denen anderer Völker messen, zu denen allerdings äußerst selten mehr als ein notwendiger Kontakt bestand. Aufgrund ihrer Zähigkeit waren sie überdies auch nicht zu unterschätzen in ihrem Kriegshandwerk, das sie jedoch nicht gezielt sondern allenfalls zweckhaft auszuüben wußten. Durch den gedrungenen Körperbau waren sie zwar in Beweglichkeit und Schnelligkeit eingeschränkt, konnten diesen Nachteil allerdings durch Ausdauer, Geduld, Kraft und vor allem Unerbittlichkeit halbwegs ausgleichen. Außerdem hatten sie notfalls ja sogar die selbst erschaffenen, mechanischen Abbilder der elementaren Hüter auf ihrer Seite, zu denen nur die Weisesten und Ältesten unter ihnen Kontakt hatten und sich diesen nur selten zeigten. Aber es gab unter ihnen auch jene, die über die Abgeschlossenheit hinaussannen und ihr Glück nicht allein in der Gewinnung und Bearbeitung von Metallen und Edelsteinen aus dem Erdreich finden konnten, dem sie selbst allesamt entstammen sollen. So waren sie es bald, die dafür sorgten, den Arbeitern tief in den tiefsten Minen die damit einhergehenden Übel abzunehmen; für Schutz der Nahrung und der eigenen Leben zu sorgen, indem man sich der sich einnistenden oder aufgescheuchten Ungeziefer, Monster, sogar Geister oder sonstiger Schrecken zu entledigen wußte. Das Wohl des Volkes prosperierte nicht zuletzt auch durch eben diese Jäger, die damit allerdings auch eine etwas eigene und den alten Zwergen bisher unterschiedliche Lebenweise entwickelten und pflegten. Es gingen aber noch viele Jahrhunderte ins Land, bis der Forderung dieser mittlerweile auch oft in kleinen Gruppen in den Ländern weit jenseits der verschneiten Berge für lange Zeiten umherreisenden Zwerge nachgekommen wurde, für diese ebenfalls Stellvertreter im Rat der Ältesten aufzunehmen. Selbst in diesen Tagen noch begegnet man ihnen im eigenen Volk mit Mißmut und gewisser Geringschätzigkeit, hat man sich so doch eigentlich von den wahren Wurzeln des eigenen Wesens entfernt. Allerdings hatten sich die Verhältnisse in den letzten Jahrzehnten vielfach geändert, denn selbst die jungen Völker hatten längst Kontakt zu den Zwergen und so zogen auch viele von ihnen aus, um in der neuen Welt Fuß zu fassen, in der gerade die Jäger in der ersten Zeit als Vermittler, Übersetzer und Schutzwache Einsatz fanden. Jene Jäger also, in denen man sehr oft die eigentliche Ursache für den Verlust alter Werte und die Öffnung der Welt sah. So gab es Jäger, die fast schon Söldnern gleich ihre Arbeit in Ausblick auf den höchstmöglichen Betrag verrichteten - eine durchaus zwergische Eigenart, die tief verwurzelt in jedem der 'Neuzwerge' jedoch unterschiedlich ausgeprägt scheint und sich so manches Mal von den eigentlichen Grundwerten ablöste. Andere hielten an ihrem geodischen Urglauben fest und glichen eher Missionaren als hartnäckigen Verfolger vermeintlicher Beuten, stets dabei bestrebt, das vielzitierte Gleichgewicht im Einklang mit der Erde aufrechtzuerhalten. Balosh selbst... er war angefüllt mit Illusionen, sich fernab von Politik, Kultur und den Zwängen des Alltags der 'wahren Jagd' zuzuwenden, welche fast schon allein in den Herausforderungen der Verfolgung und des schließlichen Kampfes bestand, aber auch stets dem Zweck des Selbsterhaltes in all seinen Ausprägungen unterworfen war. Sicher war er auch Kopfgeldjäger, dabei aber ständig ein eigenes Verständnis von Gerechtigkeit im Kopf, welches er sich nicht zuletzt als Rechtfertigung zugelegt hatte. Nichtsdestotrotz hatte er eine recht rassistische Auffassung, was er selbst als zwergische Zugehörigkeit verstand und verabscheute somit auch jedwede Art von Magie, von der es einen Grund gab, daß sich Zwerge ihrer ursprünglich nicht bedienten - zumindest nicht öffentlich und nicht ferngelöst ihres Schaffens. Auch er sah den Verfall der alten Werte und betrauerte auf seine Art die Jahrtausende standgehaltene Identität seines Volkes, die sich nun zusehens verlor und in der Fremde geradezu verwässerte.
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Die Jagd nach dem Tod - von Balosh - 02.03.2012, 05:47
In Gedanken versunken... - von Balosh - 02.03.2012, 05:49
Erneuter Fokus - von Balosh - 02.03.2012, 05:50

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