05.03.2012, 18:35
(...)
Doch auch angesichts der frischen Frühlingsluft vor dem Tempel und dem Weg vor ihr, machte sich die Leichtigkeit, die Freude, die ihre Schritte sonst doch immer beflügelt hatten, eher rar. Leise seufzend wollte sie sich abwenden, als sie Schritte hinter sich vernahm. „Priesterin Yvaine?“ Sie wandte sich um, schenkte dem jungen Mann der Tempelgarde ein freundliches Lächeln. „Einhasad mit Euch. Was kann ich für Euch tun?“ Er hielt ihr ein kleines Päckchen entgegen. „Das hier wurde für Euch abgegeben.“ Yvaine nahm es entgegen. Es schien fast nichts zu wiegen. Ein dankendes Lächeln gen des Mannes.
(...)
... ehe sie das Päckchen öffnete. Es enthielt einen kleinen, gläsernen Flakon, dessen Krorken mit einem filigranen Kruzifix geschmückt war. Yvaine hielt ihn am Hals und besah sich seinen Inhalt: eine blaue, leuchtende Substanz. Vorsichtig umfasste sie den Bauch des Flakons und hätte ihn beinahe fallen gelassen. Er war… kalt. Aber es war nicht die Kühle, die Glas normalerweise ausstrahlte. Yvaine schloss die Hand um das Gefäß. Wie kleine Nadeln stach die Kälte in ihre Haut und sie musste sich beherrschen, die Hand nicht zu öffnen. Doch ihre Körperwärme vermochte nicht, das Glas zu erwärmen. Schließlich öffnete sie die Hand. Kleine rote Flecke blieben in der Handinnenfläche zurück und verschwanden erst nach ein paar Minuten wieder ganz.
Der Morgen brach über das Land und die ersten Sonnenstrahlen ließen die feine Linie des Horizontes leuchten. Yvaine betrachtete das Glasgefäß noch immer, drehte es unschlüssig in der Hand. Mehr als nur einmal war sie versucht gewesen, den Korken aus der Öffnung zu ziehen. Doch der Inhalt wirkte so flüchtig, so lebendig, dass sie sich nicht getraut hatte. Was auch immer es war – es durfte auf keinen Fall verloren gehen. Doch was immer es war, es hatte die flüsternden Stimmen vorerst zum Schweigen gebracht. Während sich das blaue Leuchten und Flackern in den Augen der Priesterin spiegelte, überlegte sie, wie sie dieses Rätsel lösen würde. Etwas derartiges war ihr noch nicht zu Gesicht gekommen.
(...)
(Auszug aus "Leise Stimmen" )
Doch auch angesichts der frischen Frühlingsluft vor dem Tempel und dem Weg vor ihr, machte sich die Leichtigkeit, die Freude, die ihre Schritte sonst doch immer beflügelt hatten, eher rar. Leise seufzend wollte sie sich abwenden, als sie Schritte hinter sich vernahm. „Priesterin Yvaine?“ Sie wandte sich um, schenkte dem jungen Mann der Tempelgarde ein freundliches Lächeln. „Einhasad mit Euch. Was kann ich für Euch tun?“ Er hielt ihr ein kleines Päckchen entgegen. „Das hier wurde für Euch abgegeben.“ Yvaine nahm es entgegen. Es schien fast nichts zu wiegen. Ein dankendes Lächeln gen des Mannes.
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... ehe sie das Päckchen öffnete. Es enthielt einen kleinen, gläsernen Flakon, dessen Krorken mit einem filigranen Kruzifix geschmückt war. Yvaine hielt ihn am Hals und besah sich seinen Inhalt: eine blaue, leuchtende Substanz. Vorsichtig umfasste sie den Bauch des Flakons und hätte ihn beinahe fallen gelassen. Er war… kalt. Aber es war nicht die Kühle, die Glas normalerweise ausstrahlte. Yvaine schloss die Hand um das Gefäß. Wie kleine Nadeln stach die Kälte in ihre Haut und sie musste sich beherrschen, die Hand nicht zu öffnen. Doch ihre Körperwärme vermochte nicht, das Glas zu erwärmen. Schließlich öffnete sie die Hand. Kleine rote Flecke blieben in der Handinnenfläche zurück und verschwanden erst nach ein paar Minuten wieder ganz.
Der Morgen brach über das Land und die ersten Sonnenstrahlen ließen die feine Linie des Horizontes leuchten. Yvaine betrachtete das Glasgefäß noch immer, drehte es unschlüssig in der Hand. Mehr als nur einmal war sie versucht gewesen, den Korken aus der Öffnung zu ziehen. Doch der Inhalt wirkte so flüchtig, so lebendig, dass sie sich nicht getraut hatte. Was auch immer es war – es durfte auf keinen Fall verloren gehen. Doch was immer es war, es hatte die flüsternden Stimmen vorerst zum Schweigen gebracht. Während sich das blaue Leuchten und Flackern in den Augen der Priesterin spiegelte, überlegte sie, wie sie dieses Rätsel lösen würde. Etwas derartiges war ihr noch nicht zu Gesicht gekommen.
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(Auszug aus "Leise Stimmen" )
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